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Abgeordneter Patrick Spies kritisiert Verbot der privaten Hausschlachtung in der Wallonie

Foto: Shutterstock

In einer Sitzung des Wallonischen Parlaments hat der ostbelgischen Regionalabgeordnete Patrick Spies (PS/SP) Ministerpräsident Adrien Dolimont (MR), zuständig für das Tierwohl, zu zwei zentralen Themen im Bereich der Schlachtung befragt: dem Pilotprojekt für Hofschlachtungen und der geplanten Verbotsregelung der privaten Hausschlachtung.

„Ich halte es für wichtig, klar zwischen Hofschlachtung und Hausschlachtung zu unterscheiden“, betont Spies. „Während das Pilotprojekt zur Hofschlachtung darauf abzielt, Schlachtungen direkt am landwirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen, geht es bei der Hausschlachtung um das private Schlachten von Tieren durch Kleintierhalter. Diese beiden Dinge dürfen nicht vermischt werden.“

In seiner ersten Frage erkundigte sich der Abgeordnete nach dem Stand des Pilotprojekts der Universität Lüttich, das den praktischen Rahmen für mobile Schlachteinheiten schaffen soll. Ministerpräsident Dolimont bestätigte, dass eine entsprechende Konvention mit der Universität Lüttich bereits im Juli unterzeichnet wurde.

Der Regionalabgeordnete Patrick Spies (PS/SP). Foto: privat

Das Projekt soll ab Juli 2025 bis Juni 2027 laufen, mit einer mobilen Schlachteinheit, die wissenschaftlich begleitet wird. Seit Mai 2021 flossen insgesamt bereits rund 365.000 Euro öffentliche Mittel in Studien und Vorarbeiten zur praktischen Umsetzung der Hofschlachtung. Ziel sei es, „den Stress der Tiere beim Transport zu vermeiden und das Tierwohl durch kürzere Wege und vertraute Umgebungen zu verbessern“, so Dolimont.

Spies begrüßt diesen Ansatz ausdrücklich: „Ich spreche mich klar für dieses Pilotprojekt aus. Hofschlachtungen sind ein innovativer, tierfreundlicher und praxisnaher Ansatz, der die bestehenden Strukturen sinnvoll ergänzen kann. Es wäre unrealistisch zu erwarten, dass Hofschlachtungen die Schlachthöfe ersetzen – doch sie können eine wertvolle Ergänzung sein, gerade für kleinere Betriebe.”

– Hausschlachtungsverbot trifft die Realität im ländlichen Raum nicht: Deutlich kritischer zeigt sich Spies hingegen beim zweiten Thema, der geplanten vollständigen Untersagung der privaten Hausschlachtung von Schweinen, Schafen, Ziegen und Zuchtwild. Das private Schlachten von Kaninchen und Geflügel soll laut Dolimont zwar weiterhin erlaubt bleiben, „doch wie lange noch?“, fragt Spies.

„Gerade in unseren ländlichen Gebieten gibt es viele Menschen, die ein paar Schafe oder Ziegen halten – nicht gewerblich, sondern für den Eigenbedarf. Diese künftig zu zwingen, für jedes Tier den weiten Weg in einen Schlachthof auf sich zu nehmen, ist schlicht realitätsfremd“, erklärt Spies.
„Natürlich muss jede Schlachtung fachgerecht und tierschutzgerecht erfolgen – aber ein generelles Verbot ist keine Lösung. Es ist ein pauschales Misstrauensvotum gegenüber all denjenigen, die verantwortungsvoll mit ihren Tieren umgehen.“

Spies kritisiert die geplante vollständige Untersagung der privaten Hausschlachtung von Schweinen, Schafen, Ziegen und Zuchtwild. Foto: Shutterstock

In der Parlamentsdebatte hatte Spies den Widerspruch in der Haltung der Regierung direkt angesprochen: „Ich finde Ihre Position etwas widersprüchlich. Einerseits wollen Sie Hofschlachtungen erlauben, um die Transportwege zu verkürzen und das Tierwohl zu verbessern – andererseits verbieten Sie die Hausschlachtung komplett. Das passt nicht zusammen.“

Der Minister begründete das Verbot damit, dass „die ordnungsgemäße Betäubung der Tiere durch Privatpersonen kaum gewährleistet werden könne“ und Kontrollen bei privaten Haltern „praktisch unmöglich“ seien.

Spies sieht darin eine unverhältnismäßige Maßnahme. „Statt grundsätzlich alle privaten Schlachtungen zu verbieten, sollte man gezielt Aufklärung, Ausbildung und Kontrolle fördern. Einzelne Missstände dürfen nicht dazu führen, dass alle Tierhalter unter Generalverdacht gestellt werden“, so der

– Kleiner Hoffnungsschimmer: Positiv wertet Spies immerhin, dass es laut der Antwort des Ministers für professionelle Tierhalter eine Ausnahme vom Verbot geben soll. So sollen Tierhalter, die bei der ARSIA (dem wallonischen Tierregister) offiziell als landwirtschaftliche Betriebe registriert sind auch künftig eigene Tiere schlachten dürfen. Allerdings nur, wenn das Fleisch ausschließlich für den Eigenverbrauch des eigenen Haushalts bestimmt ist.

Fazit: Laut Spies trifft das geplante Verbot demnach vor allem Hobbytierhalter und Kleinstbetriebe – also genau jene, die meist nur wenige Tiere halten und traditionell für den Eigenbedarf schlachten.
Spies fordert die wallonische Regierung auf, „mit mehr Augenmaß“ vorzugehen:
„Das Tierwohl darf nicht als Vorwand dienen, um traditionelle und verantwortungsvolle Formen der Tierhaltung im ländlichen Raum zu unterbinden. Wer die Realität vor Ort kennt, weiß, dass Tierwohl und Sachverstand Hand in Hand gehen können.“

Zugleich betont er die Bedeutung einer sachlichen und differenzierten Diskussion:
„Wir müssen Hofschlachtung und Hausschlachtung getrennt betrachten. Während ich das Projekt der Hofschlachtung voll unterstütze, kann ich das geplante Verbot der privaten Hausschlachtung nicht begrüßen. Ich befürchte, dass die Regierung hier an der Lebensrealität vieler Menschen im ländlichen Raum vorbeipolitisiert.“

13 Antworten auf “Abgeordneter Patrick Spies kritisiert Verbot der privaten Hausschlachtung in der Wallonie”

  1. Baudimont

    Die Grausamkeit der Schlachthöfe und der Transporthölle – Ein Plädoyer für mobile Schlachtungen
    Jedes Jahr werden Millionen von Tieren unter unvorstellbaren Bedingungen in industrielle Schlachthöfe transportiert. Der Weg dorthin ist für viele von ihnen bereits die Hölle: stundenlange Transporte, oft ohne Wasser, ohne Ruhe, eingepfercht in enge Laster. Viele Tiere verletzen sich, brechen sich Knochen oder sterben schon unterwegs vor Erschöpfung und Angst.
    Und selbst wenn sie das Ziel erreichen, wartet dort kein würdiges Ende. Die Atmosphäre in den Schlachthöfen ist geprägt von Stress, Lärm, Blut und Panik. Tiere spüren den Tod ihrer Artgenossen, riechen das Blut, hören die Schreie. Maschinen ersetzen Mitgefühl, Effizienz ersetzt Achtung vor dem Leben. Was hier geschieht, ist keine Notwendigkeit – es ist ein moralisches Versagen.
    Doch es gibt Alternativen. Immer mehr Menschen erkennen, dass mobile Schlachtungen eine humane und respektvolle Lösung darstellen. Diese mobilen Schlachteinheiten ermöglichen es, dass Tiere direkt auf dem Hof, in ihrer vertrauten Umgebung, ohne qualvolle Transporte getötet werden. Kein stundenlanger Stress, keine Angst vor fremden Geräuschen oder Gerüchen – nur ein schneller, ruhiger Tod in vertrauter Umgebung.
    Die Hausschlachtung durch mobile Schlachthöfe respektiert das Tier bis zum letzten Atemzug. Sie ermöglicht Landwirten, Verantwortung für das Leben zu übernehmen, das sie aufgezogen haben. Diese Form des Tötens steht für Würde, Bewusstsein und einen echten Respekt vor der Kreatur.
    Industrielle Schlachthöfe sollten der Vergangenheit angehören. Eine zivilisierte Gesellschaft darf ihre Mitgeschöpfe nicht länger systematisch quälen. Es ist Zeit für einen Wandel – hin zu Transparenz, Regionalität und Mitgefühl. Mobile Schlachtungen zeigen, dass es anders geht: ohne Leid, ohne Angst, mit Achtung vor dem Leben.

    • Nur so als Gedanke, vielleicht will die Politik mit diesem Verbot der Hausschlachtungen eine bestimmte
      Gruppe Menschen treffen, welche gemäss ihrer Kultur oder Glaubens oder meinetwegen sonstigen Gründen, das in ihren Herkunftsländern ( letzteres bzw. auch in Bezug auf ihre Vorfahren), als Tradition gewohnt sind? Anscheinend soll es vorkommen dass Hausschlachtungen in diesen Kulturkreise bei uns sogar in Etagen- Wohnungen von Städten stattfinden. Also nicht, wie mancher annehmen könnte, auf Bauernhöfen. Meine Eltern betrieben übrigens früher selber eine Landwirtschaft und als Kind erinnere ich mich gut daran,, dass da jedes Jahr Hausschlachtungen (meistens von Schweinen) stattfanden.Das Fleisch schmeckte nebenbei bemerkt hervorragend, die Tiere hatten idT keinen Stress ( meistens waren es nur 1-2 Schweine die fürs Schlachten auf dem Hof vorgesehen waren ) , die hatten jede Menge Platz und wir Kinder gaben den Tieren sogar einen Namen. Nun, das waren eben andere Zeiten

      • Damals, in Eupen hatte die Stadt das Monopol der Schlachtung. Da durch ganz Preußen ähnliche Schlachthöfe errichtet wurden, denke ich, es war ein preußisches Gesetz. Die Metzger durften im Schlachthof schlachten, aber es gab spezialisierte Schlächter im Schlachthof. Der Transport war nicht sehr weit und wurde vielleicht auch zu Fuß vollbracht.

  2. "Zivilisierte Gesellschaft..."

    Sich einzureden wir würden in einer zivilisierten Gesellschaft leben, ist Augenwischerei. Es geht im Grunde nur um’s Geldmachen, bzw Abzocken wo und mit was auch immer, skrupellos… denn wenn die Leute selbst ihr Vieh schlachten dürfen, dann verdienen all unsere möchtegerne Commandeure nichts… Da liegt das Problem, im System !

  3. Hausproteinkraftwerk

    Vielleicht löst man das Problem auch in dem man Hausschlachtung einfach umbennt.
    Man könnte doch eine Kommision gründen und neue Worte ersinnen lassen. Dann könnte man die Hausschlachtung verbieten und unter den neuen Wort weitermachen.
    Bin offen für Wortvorschläge!

  4. Wichtigtuer

    Es ist ein Unding, dass Tierhalter ihre eigenen Tiere nicht schlachten dürfen. Warum konnte es soweit kommen? Der Transport zum Schlachthof ist natürlich tierfreundlich. In welcher Realität leben diese Berufspolitiker?

  5. Peter Müller

    Ihr könnt doch garnicht soviel Tiere Hausschlachten, wie konsumiert wird, Wie ist es denn mit der Küklung, Entsorgung und Hygiene gestellt , und und und. Wollt ihr zurück ins Mittelalter ?.

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