Analyse der Studie „Quel système électrique pour atteindre zéro émisson nette“. Ersteller: Bureau fédéral du Plan – Article n°22 – énergie et climat.
1) Grundsätzlich
Wie im Vorwort des Artikels erwähnt, handelt es sich um „Szenarien“, welche auf „Hypothesen“ basieren. Das ist sozusagen der doppelte Konjunktiv. Es ist die hypothetische Annahme von Ereignissen auf Basie hypothetischer Grundlagen. Das ist nahe an der Phantasie und weit weg von dem, was Medien und Politiker darin sehen, nämlich gangbare Wege, um ein realistisches Ziel zu erreichen.
Zudem beschäftigt sich das Planungsbüro schwerpunktmäßig mit den (hypothetischen) finanziellen Aspekten der „Szenarien“ und dem angenommenen Energieverbrauch (TWh) in 2050. Das Thema der gesicherten Leistungsbereitstellung wird weitgehend ausgeklammert, obwohl genau das der alles entscheidende Faktor ist.
In Nebensätzen wird darauf hingewiesen, dass der Energiebedarf (TWh) sich mit dem Faktor 2.3 multipliziert und dies zu möglichen (Euphemismus!) Dilemmas führen kann, denen sich die politischen Entscheidungsträger ausgesetzt sehen.
2) Szenarien
3 Szenarien werden „durchgespielt“ (Tableau 1)
OPT = „billigste“ Lösung mit 50% Kernkraft (8 GW) und 50% offshore Wind (8 GW) und Vernetzung offshore (11,4 GW)
RES = Atomausstieg mit max. Ausbau von offshore Wind (8 GW) und Vernetzung offshore (17,4 GW)
REG = Atomausstieg mit limitiertem Ausbau offshore Wind (5,7 GW) und limitierter Vernetzung offshore (11,4 GW)
Alle 3 Szenarien zeigen schon ein „Dilemma“, keines kommt ohne die „nouvelles interconnexions offshore“ aus. Keines der Szenarien geht davon aus, dass Belgien seinen Strombedarf aus eigenen Mitteln sichern kann. Die famose „interconnexion“ ist aber eine Fata Morgana, da alle Anrainerstaaten der Nordsee damit rechnen und diese
a) nur einmal zur Verfügung stehen kann, und
b) bei Flaute über der Nordsee für niemanden verfügbar ist!
Prinzip Hoffnung ohne belastbare Basis! Das ist so wie die Hausfrau, die beginnt, einen Kuchen zu backen, ohne sich vergewissert zu haben, ob alle Zutaten im Haus sind; der Nachbar wird schon den Zucker verleihen, den man selbst nicht hat….
Die Autoren der Studie müssen zugeben, dass die von den grünen Medien und Politikern favorisieren Szenarien RES und REG auch die unsichersten sind, welche zur Ganze von den imaginären „Stromimporten“ abhängen, die zwar in den bunten Bildchen auftauchen, aber von denn keiner weiß, wo sie in der Realität herkommen sollen.
3) (In)dépendance énergetique (Energieunabhängigkeit)
Bei dem Thema schlägt die grüne Ideologie voll durch. Man kommt nicht umhin, dem OPT Modell die grösste Versorgungssicherheit zu attestieren, relativiert das dann aber durch ein Narrativ der „Abhängigkeit von Kernbrennstoffen“. Jeder der sich mit der Materie auskennt, insbesondere mit der Entwicklung der Reaktoren der nächsten Generation, weiß, dass das grüner Unsinn ist. Man argumentiert mit der Aussage, dass es sicherer sei, Windstrom aus Dänemark zu importieren als Uran, wobei die Autoren nicht erklären können, wie denn z.B. DK die Anrainerstaaten mit Windstrom versorgen soll. Zudem erwägt ausgerechnet DK die Rückkehr zur Kernkraft, weil sich auch dort die Gesetze der Physik nicht politisch überlisten lassen.
4) Manko der Studie – Fazit
Ein Aspekt, der wichtigste, wird in der Studie gar nicht thematisiert: die Leistungsbereitstellung! Windstrom ist höchst volatil und bei immer wiederkehrenden, auch länger anhaltenden Flauten über der Nordsee sind die tragenden Säulen der Studie nach „Tableau 1“, „Offshore ZEE“ und „Interconnexions offshore“ völlig wertlos!
Die Studie sagt nichts über den technisch unverzichtbaren Kapazitätsmarkt an regelbaren Kraftwerken! Weder über seine Größenordnung noch über die Kosten. Man ignoriert dessen Notwendigkeit, weil Kohle und Gas in der Phantasiewelt von „Fit for 55“ nicht mehr vorkommt. Dummerweise wird sich die Physik bis dahin nicht ändern, sodass die Szenarien reine Phantasieprodukte einer grün ideologisierten Gesellschaft sind, die jede Bodenhaftung verloren hat.
Wer an diese Szenarien glaubt, glaubt auch an die Auferstehung der Toten….
Epilog: In dem Artikel der RTBF zu diesem Thema kommt Francesco Contino zu Wort, meiner Erinnerung nach derselbe Experte, der auch auf der Veranstaltung des H. Arimont im Eupen Plaza auf der Bühne stand. Er wiederholt seine Aussage, dass die „Transformation“ technisch eigentlich unmöglich ist und das Problem nur durch Verzicht „sobriété“ zu lösen sei. Es handele sich eher um ein Problem gesellschaftlicher Akzeptanz als um ein technisch lösbares Problem. Im Klartext, wir müssen eine Verarmung akzeptieren, um das „Klima zu retten“.
https://www.plan.be/sites/default/files/documents/ART_022_13202_FR.pdf
https://www.rtbf.be/article/nucleaire-eolien-offshore-ou-energie-solaire-les-trois-scenarios-qui-permettraient-a-la-belgique-d-atteindre-la-neutralite-climatique-d-ici-2050-11605020
Für Gegenpol-Ostbelgien
24.09.2025 Gerald Pesch, Raeren