Die kürzlich gestartete App „Trapspotter“ ermöglicht es, Polizeikontrollen dank künstlicher Intelligenz in Echtzeit zu kartografieren. Für ihren Gründer ist sie ein Mittel, um vom Fahren unter Alkoholeinfluss abzuschrecken, hingegen stellt sie für VIAS, das belgische Institut für Sicherheit im Straßenverkehr, eine Gefahr für die Verkehrssicherheit dar.
„Trapspotter“ ist eine relativ neue App- bzw. Web-Anwendung, die aktuell vor allem in Flandern für Diskussionsstoff sorgt. Sie wurde vom ostflämischen Unternehmer Vincent Parisis entwickelt und soll Nutzern helfen, Polizei- und Verkehrskontrollen in Echtzeit auf einer Karte anzuzeigen. Dabei geht es nicht nur um stationäre Radarfallen, sondern auch um mobile Kontrollpunkte und insbesondere Alkohol- oder Verkehrsprüfungen.
Die App sammelt Informationen aus verschiedenen Quellen, darunter Nutzer-Meldungen und Beiträge aus sozialen Netzwerken wie Facebook- oder WhatsApp-Gruppen. Diese Informationen werden mithilfe von künstlicher Intelligenz automatisiert ausgewertet und auf einer interaktiven Karte dargestellt, sodass Fahrer sehen können, wo aktuell mit Polizeikontrollen zu rechnen ist. Die App ist derzeit hauptsächlich als Web-App verfügbar, mit mobilen Versionen, die später folgen sollen.
App-Entwickler Parisis beschreibt „Trapspotter“ nicht primär als Werkzeug zur Umgehung von Kontrollen, sondern als Sensibilisierungs-Tool: Wer sieht, wo Kontrollen stattfinden, könnte daran erinnert werden, verantwortungsvoll zu fahren – zum Beispiel einen BOB zu bestimmen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen oder ein Taxi zu nehmen. Dieses Argument wird von den Initiatoren als positiver Beitrag zur Verkehrssicherheit dargestellt.
Parisis: „Ich bin überzeugt, dass es positiv für die Verkehrssicherheit ist, denn wir zeigen, dass es tatsächlich Polizeikontrollen gibt und dass das Risiko besteht, erwischt zu werden. Viele Menschen müssen daran erinnert werden.“
Die Nutzung der App ist nicht dauerhaft kostenlos: „Trapspotter“ kann zunächst zwei Wochen gratis getestet werden, danach ist sie als Abonnement für etwa 3,95 Euro pro Monat erhältlich.
Diese Kombination aus Nutzer-Input, KI-Auswertung und Kostenmodell sorgt derzeit für eine breite öffentliche Debatte darüber, wie solche Verkehrsinformationsdienste genutzt werden sollten und welchen Einfluss sie auf die Verkehrssicherheit haben können.
Besonders deutlich hat das belgische Institut für Straßenverkehrssicherheit VIAS auf die Einführung von „Trapspotter“ reagiert.
Das Institut weist die Argumentation von Entwickler Parisis entschieden zurück und betont, dass die App keinen positiven Beitrag zur Verkehrssicherheit leiste. Im Gegenteil: Indem Standorte von Kontrollen vorhersehbar gemacht würden, könne ihre abschreckende Wirkung erheblich geschwächt werden.
VIAS warnt davor, dass Fahrer dadurch versucht sein könnten, alternative Routen zu wählen, statt auf Alkohol am Steuer zu verzichten oder das Auto stehen zu lassen. Zudem kritisiert das Institut das kommerzielle Geschäftsmodell der App, bei dem mit der Umgehung von Polizeikontrollen Geld verdient werde. Aus Sicht von VIAS vermittelt „Trapspotter“ damit ein falsches gesellschaftliches Signal und läuft den Bemühungen um mehr Verkehrssicherheit zuwider. Das Institut fordert eine gründliche rechtliche Prüfung sowie eine politische Debatte darüber, ob und wie solche Anwendungen künftig reguliert oder eingeschränkt werden sollten. (cre)

