Die belgische Eisenbahngesellschaft SNCB/NMBS lässt derzeit einige große Bahnhöfe in Belgien nachts offen, damit obdachlose Menschen dort bei sehr kalten Temperaturen einen warmen, sicheren Ort finden können. Das ist eine außergewöhnliche Maßnahme. Grund ist die aktuell extreme Wetterlage in Belgien.
In Belgien sorgen die seit Weihnachten herrschenden eiskalten Temperaturen dafür, dass die Nachtwerte vielerorts deutlich unter den Gefrierpunkt fallen. Angesichts dieser extremen Kälte hat die SNCB beschlossen, vier große Bahnhöfe in Belgien ausnahmsweise nachts offen zu halten, damit Menschen ohne festen Wohnsitz dort Schutz vor der Kälte finden können.
Die betroffenen Bahnhöfe sind: Brüssel-Süd (Bruxelles-Midi / Brussel-Zuid), Antwerpen-Centraal, Gent-Sint-Pieters und Lüttich (Liège-Guillemins).
Normalerweise schließen die Bahnhofsgebäude nachts, aber in dieser extremen Wettersituation bleiben die Stationshallen beheizt geöffnet. Menschen ohne Unterkunft dürfen dort in den Aufenthaltsbereichen bleiben, Sitzgelegenheiten und sanitäre Anlagen nutzen und so der Kälte entkommen.
Die SNCB-Sicherheitsfirma Securail ist vor Ort, um die Sicherheit zu gewährleisten. Vorher wird, wo möglich, abgeklärt, ob freie Plätze in offiziellen Notunterkünften verfügbar sind, doch auch wenn diese nicht erreichbar oder voll sind, ist das Verweilen im Bahnhof erlaubt.

31.03.2025, Belgien, Antwerpen: Ein Mann sitzt auf einer Bank in einer Abfahrtshalle des Hauptbahnhofs von Antwerpen. Foto: Virginia Mayo/AP/dpa
Ziel dieser Maßnahme ist es, niemanden in den bitterkalten Nächten ungeschützt im Freien schlafen lassen zu müssen, da Temperaturen unter dem Gefrierpunkt für obdachlose Menschen lebensgefährlich sein können.
Auch in vielen anderen europäischen Ländern und Nordamerika gibt es ähnliche Reaktionen auf extreme Wetterlagen: Notunterkünfte werden im Winter verlängert geöffnet oder temporäre „Wärmestationen“ angeboten. Gemeinschaftsinitiativen und Hilfsorganisationen verstärken ihre Outreach-Arbeit während Kälteperioden. Einige Städte haben dauerhafte Programme für dringliche Unterbringung eingeführt, um Gesundheitsrisiken durch extreme Kälte für obdachlose Menschen zu reduzieren.
In Großbritannien gibt es neben staatlichen Maßnahmen auch starke zivilgesellschaftliche Projekte, bei denen unter anderem Prinz William aktiv ist. Prinz William hat mit seiner Royal Foundation das Programm “Homewards” gestartet — ein fünfjähriges Vorhaben, das in ausgewählten Regionen des Vereinigten Königreichs neue Wege im Kampf gegen Obdachlosigkeit erprobt. Dieses Projekt soll nicht nur kurzfristige Hilfe bieten, sondern dauerhafte Lösungen schaffen, z. B. durch den Bau von bezahlbarem Wohnraum, lokale Netzwerke und Programme zur Beschäftigungsförderung.

13.02.2019, Großbritannien, London: Der britische Prinz William (M) hilft in der Küche bei Vorbereitungen für das Mittagessen bei der Wohltätigkeitsorganisation für Obdachlose „The Passage“. Foto: Ian Vogler/Daily Mirror/PA Wire/dpa
Prinz William ist nicht nur ein Schirmherr im Hintergrund – er engagiert sich auch persönlich: Er hat in der Vergangenheit in der Kälte geschlafen, um das Problem selbst zu erleben und darauf aufmerksam zu machen.
In Berlin gibt es Kältebusse für obdachlose Menschen, ähnlich wie in anderen Städten in Deutschland. Diese Busse fahren in der Winterzeit (in der Regel von November bis Ende März) nachts durch die Stadt und bieten Menschen ohne festen Wohnsitz Hilfe an. Dazu gehören warme Getränke, Schlafsäcke, warme Kleidung und – wenn die Betroffenen es wünschen – ein Transport zu einer Notunterkunft.
Die Kältebusse werden u. a. von der Berliner Stadtmission betrieben. Es gibt außerdem einen Wärmebus vom Deutschen Roten Kreuz, der früher am Abend ähnliche Hilfe anbietet. Leider wurden in der Nacht zum Sonntag zwei Kältebusse der Berliner Stadtmission nach Dienstende offenbar mutwillig angezündet. Einer der Busse brannte komplett aus, der andere ist erst einmal nicht einsatzbereit. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. (cre/dpa)

