Politik

Internet erst ab 16 und keine gezielte Werbung an Minderjährige: EU fordert mehr Kinderschutz im Netz

Foto: Shutterstock

Das Europäische Parlament hat am Mittwoch einen Bericht zum Schutz von Kindern in sozialen Netzwerken mit großer Mehrheit (483 Ja-, 92 Nein-Stimmen und 86 Enthaltungen) angenommen. In dem Text fordert das Parlament neue, strenge europaweite Regeln für Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok & Co.

Die EU-Abgeordneten Pascal Arimont (CSP) und Yvan Verougstraete (Les Engagés) hatten bereits im Sommer an dem Bericht mitgewirkt und die Kommission zu konkreten Schritten aufgefordert. Nun erhöht das gesamte Parlament den Druck.

„Unsere Kinder verbringen mehr Zeit im Netz. Deshalb brauchen sie dort denselben Schutz wie auf dem Schulhof oder auf der Straße. Plattformen müssen endlich ihre Verantwortung wahrnehmen – die Rechte der Kinder müssen Vorrang vor den Geschäftsinteressen der Digitalkonzerne haben“, erklären Arimont und Verougstraete.

Die EU-Abgeordneten Pascal Arimont (l, CSP) und Yvan Verougstraete (r, Les Engagés). Fotos: Europäisches Parlament / CSP Ostbelgien

In dem Text werden u.a. eine Altersbeschränkung, ein Werbeverbot, Suchtmechanismen, Alterskontrollen und einen besseren Schutz vor Manipulation gefordert.

– Altersbeschränkung: Der Text fordert die Festlegung einer einheitlichen europäischen digitalen Altersbeschränkung von 16 Jahren, unterhalb derer der Zugang zu Online-Plattformen im Bereich der sozialen Medien nicht gestattet sein sollte, es sei denn, die Eltern haben zugestimmt. Für Kinder unter 13 Jahren sollen besonders strenge Vorgaben gelten.

– Werbeverbot: Gezielte Werbung an Minderjährige soll verboten werden – auch in sozialen Netzwerken.

– Suchtmechanismen: Die am stärksten suchterzeugenden Funktionen – etwa bestimmte Empfehlungssysteme und das automatische Endlos-Scrollen – sollen standardmäßig deaktiviert werden.

– Alterskontrollen: Plattformen sollen verlässliche datenschutzfreundliche Altersüberprüfungssysteme einführen.

Kind internet

Illustrationsfoto: dpa

– Schutz vor Manipulation: Manipulative Design-Tricks („Dark Patterns“) sollen verschwinden, gefährliche Inhalte schneller entfernt werden.

Die beiden EU-Abgeordneten hatten sich im Vorfeld durch Abänderungsvorschläge für strenge Regeln eingesetzt: „Ein Altersverbot bis zu einem bestimmten Alter ist nur dann sinnvoll, wenn es auch eine Altersüberprüfung gibt, die funktioniert. Plattformen wie Meta oder TikTok sträuben sich gegen solche Maßnahmen, weil Kinder und Jugendliche wichtige Kunden sind. Aus diesem Grunde wollten wir eine verpflichtende Altersüberprüfung für alle in Europa verkauften, mit dem Internet verbundenen Geräte und ein vollständiges Verbot zielgerichteter Werbung – auch in verdeckter Form über Influencer. Der nun angenommene Bericht ist ein Kompromiss. Er enthält jedoch viele unserer zentralen Forderungen und ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“.

„Der Schutz von Kindern im Internet darf nicht länger vom guten Willen der Plattformen abhängen. Mit diesem Bericht erhöhen wir den Druck – auch im Interesse der Familien“, fassen Arimont und Verougstraete zusammen. (cre)

30 Antworten auf “Internet erst ab 16 und keine gezielte Werbung an Minderjährige: EU fordert mehr Kinderschutz im Netz”

  1. Gärlinde

    Dass die „EU“ (EU-Parlament) fast nur aus inkompetenten bzw. abgehalfterten Politikern besteht, ist allgemein bekannt. Hier beweist sie es aufs neue, denn wer soll diese „Gesetze“ kontrollieren (ach ja, mein angeheirateter Cousin sucht ´nen Job in sitzender Position…).
    Dieses Parlament verursacht nur eines: Kosten. Also abschaffen und etwas „vernünftiges“ auf die Beine stellen.

    • Viele Eltern tun es aber nicht, und wenn das Internet das Verhalten des Sprösslings im real Live beeinflußt geht uns das alle etwas an.
      Und wie Dax schreibt: technisch absolut machbar.
      Ich finde es grob fahrlässig was heute Kindern zugänglich ist.

      • Macht die Anmerkung des Vorredners aber kein bisschen invalide!

        Die Eltern MÜSSEN in erster Linie in Verantwortung genommen werden – immerhin sind es IHRE Kinder, die konsumieren. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Sohn oder Tochter unbeaufsichtigt allen möglichen Mist im Internet aufrufen würde, wird mir schlecht. Noch besser wäre es, mal mit den Kindern zu REDEN! Aufklären, was es da draußen alles gibt und warum es teilweise verboten ist.

        Ein Verbot führ immer dazu, dass die Neugierde irgendwann überwiegt. Wenn man dann nicht auf seine Eltern zählen kann, da diese keine Zeit oder Lust für die Erziehung ihrer Kinder haben, dann kann man beim besten Willen nicht die Plattformen dafür ankreiden, im Gegenteil!

        Wäre gut, wenn unsere Gesellschaft mal wegkommen würde von Karrieregeilheit, Emanzipation und geistiger Kälte und wieder hin zu harmonischem Miteinander. Ja, der Spruch „Früher war alles besser“ klingt abgedroschen, aber was in unserer aktuellen Gesellschaft abgeht ist stellenweise einfach nur noch geisteskrank!

        Aber nein, wie immer wird die Nanny-EU wie in jeder Lebenslage wieder alles besser wissen und die Menschen noch mehr maßregeln als ohnehin schon. Dass sie immer mehr Kredibilität dadurch verlieren, ist denen glaube ich zwar mehr als bewusst, aber sie begreifen einfach partout nicht warum!

        Spoiler: lasst die Leute einfach in Ruhe und hört auf uns wie unmündige Kinder zu behandeln!

        • beschwipster Vater

          Ja und Alkohol auch wieder ohne Altersbeschränkung. Zigaretten auch frei.
          Übernehme alle Argumente meines cleveren Vorredners.

          Sonst auch weg mit allem Vorschriften.
          Anschnallen im.Auto…quatsch. Weg damit.
          Drogen alle frei verkaufen
          Sex mit allen
          ..
          .

        • Besorgte Mutter

          @Peter G, „hört auf uns wie Kinder zu behandeln“, genau, dies ist ein ganz wichtiger Satz!
          Hätte ich heute noch Kinder unter 16, dann würde ein solches Gesetz mich dreimal gar nichts interessieren. Hier würde ich es genau wie mit dem Alkohol halten, die Kinder früh- und rechtzeitig an das heranführen wo sie früher oder später so oder so mit konfrontiert werden, und da ist es immer besser, dass die Eltern dies tun als irgendwelche Windhunde auf der Strasse oder vor den Schulen oder gar in irgendwelchen komischen WGs oder wer weiß wo. In den Schulen wird die Digitalisierung auf Teufel komm raus und ohne Rücksicht auf Verluste nach vorne getrieben und Zuhause will diese Politkaste uns vorschreiben was wir tun dürfen.
          Die Verantwortung liegt bei den Erziehungsberechtigten, und damit basta!
          @Der Alte hat vollkommen recht, „die Freiheit stirbt Stück per Stück“
          Meine inzwischen erwachsenen und in festen Partnerschaften lebenden Kinder haben mir eben noch versichert, dass sie unser erfolgreiches Erziehungsmodell auch bei ihren inzwischen vier Kindern anwenden.

    • Der Alte

      Die Freiheit stirbt Stück per Stück. Immer schön unter dem Vorwand schützen oder helfen zu wollen Erst 16, dann 18, und schließlich nur noch betreutes Denken durch sogenannte Trusted News eingeimpft bekommen.

    • Peter S.

      In der Tat. Wie schön wäre doch ein Internet ohne diese Schwurbler. Es würde ausreichen, wenn diese Leute einmal im Monat telefonieren dürfen, natürlich nur wenn ihr Betreuer dabei ist.

      Ob diese Maßnahmen zum Jugendschutz greifen oder umgangen werden, weiß ich nicht, aber es ist schön, wenn den einschlägigen Plattformen das Leben schwer gemacht wird.

  2. Es gibt sie noch

    Ja es gibt sie noch , glücklicherweise gibt es auch noch Personen die absolut nichts von dem Internet wissen wollen .
    Eines steht fest , diese kommen genau so weit und sparen sich so manchen Frust und Ärger.

  3. Blä Un Gen (Cheinis Verblödungsmisterium)

    Facebook, Instagram, TikTok & Co. sind ja zum Glück nicht das Internet, solange die Kleinen in Ruhe auf XHamster Videos schauen können ist der Nachmittag gerettet.

    • Hugo Egon Bernhard von Sinnen

      #Herzergreifer/ Ihren Vorschlag finde ich Gut. Sollte es aber ausschließlich um die Verschonung von Kriegspropaganda gehen, dann wäre mein Vorschlag, noch 83 Jahre draufzulegen.
      Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand im Alter von über 100 Jahren die Kriegspropaganda noch ernst nehmen würde.

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