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Wie können Eltern verhindern, dass ihr Kind in Smartphone-Abhängigkeit verfällt?

Foto: Tobias Hase/dpa

„Aufwach(s)en im Umgang mit digitalen Medien“: Unter dieses Motto hat der Pädagoge und digitale Verbraucherschützer Peter Hensinger einen Vortrag gestellt, den er am Donnerstag, dem 26. Oktober, um 19.30 im Hotel Wisonbrona hält.

Auf Einladung von Vivant Ostbelgien spricht Peter Hensinger darüber, was Eltern wissen und unternehmen sollten, um zu verhindern, dass ihre Kinder in eine Smartphone-Abhängigkeit verfallen. Im Anschluss an den Vortrag gibt es eine Diskussion mit den Teilnehmern.

Das Smartphone und vor allem die über das allgegenwärtige Telefon abrufbaren Sozialen Medien haben ein neues Konsumverhalten geschaffen.

Die neuen Medien und das Internet haben das Freizeitverhalten unserer Kinder und Jugendlichen verändert. Sie lesen immer seltener Bücher. Foto: Shutterstock

Erwachsene wie Jugendliche, selbst Kinder verbringen täglich viele Stunden am Smartphone und in den Sozialen Medien. Sie merken nicht, wie sie die Kontrolle über ihr eigenes Konsumverhalten verlieren und immer mehr einer regelrechten Sucht verfallen. Doch dagegen können Eltern etwas tun.

– Sucht und Manipulation durch Soziale Medien können wirksam bekämpft werden: „Du gehörst uns“ lautet der provokative Titel eines Buches über die Nutzung des Smartphones des Ulmer Professors Christian Montag. In diesem Buch zeigt der in Ulm lehrende Psychologe auf, wie die Sozialen Medien die Kontrolle über uns, ihre Nutzer, übernehmen. Er spricht gar von „Überwachungskapitalismus“. Gerade Kinder und Heranwachsende sind von diesem Problem betroffen.

Auch Peter Hensinger geht auf dieses neuartige Phänomen ein und entlarvt in seinem Vortrag die Methoden, die die Betreiber von Sozialen Medien entwickelt haben, um ihre Nutzer mit einem gewissen Wohlgefühl, mit Belohnungen und selbst bestimmten Designelementen ihrer Plattformen an sich zu binden. Hensinger geht aber weiter als die Problemanalyse. Er zeigt Möglichkeiten auf, die Eltern haben, ihren Kindern die Risiken bewusst zu machen, sie darauf hinzuweisen, dass digitale Medien sie in ihrer Entwicklung beinträchtigen, ja, ihnen schaden können. Richtig ansetzende digitale Bildung kann helfen, es gibt durchaus pädagogische Ansätze, um das Problem einzudämmen und den Heranwachsenden Alternativen zum übermäßigen Medienkonsum aufzuzeigen.

08.09.2018, Hamburg: Ein Junge hält während eines Demonstrationszuges ein Plakat mit verschiedenen Logos von Social-Media-Firmen in den Händen, die mit einem roten Kreuz durchgestrichen sind. Foto: Axel Heimken/dpa

Denn Soziale Medien sind aus dem Alltag unzähliger Menschen nicht mehr wegzudenken – auch nicht in Ostbelgien. Wer auf den Plattformen großer Tech-Konzerne Google, Meta, usw. und auf deren Social Media-Anwendungen Unterhaltung sucht und soziale Beziehungen pflegt, sich informiert oder einkauft, freut sich möglicherweise, dass diese Nutzung kostenlos ist. In Wirklichkeit zahlt der Nutzer aber mit Unmengen an wertvollen digitalen Datenspuren. Meistens ohne es zu bemerken.

Der „Missbrauch“ der Nutzer geht aber weiter, sie werden von den Entwicklern von Facebook oder Tiktok, Snapchat, dem Nachrichtendienst X oder Instagram regelrecht süchtig gemacht. Und manipuliert. Die genannten Plattformen machen sich menschliche Verhaltensweisen zunutze, um ihre Nutzer an sich binden, damit sie auf ihren Seiten verweilen, ihre Timeline pflegen, Beiträge liken, teilen oder Kommentare posten. Sie nutzen dabei, wie Prof. Montag in seiner Forschungsarbeit nachgewiesen hat, tief im Menschsein verankerte Bedürfnisse – nach Anerkennung, Bestätigung, Zugehörigkeit – und instrumentalisieren diese für ihre Zwecke.

– Zusammenhang nachgewiesen zwischen Social Media und nachlassenden Grundkenntnissen bei Kindern und Jugendlichen: In Ostbelgien hat die Debatte um die in den Sozialen Medien vorhandene Suchtgefahr richtig Fahrt aufgenommen, seit die DG-Regierung Sekundarschüler und Auszubildende mit Laptops ausgestattet hat. Sie helfen beim Lernen, ist nicht nur Unterrichtsministerin Lydia Klinkenberg überzeugt. Die jüngsten Leitlinien zur Mediennutzung deutscher Fachverbände und der neue UNESCO-Bildungsbericht hinterfragen und widersprechen dieser Auffassung: Es gilt zu differenzieren und zu gewichten.

Eine Zeichnung mit einem durchgestrichenen Smartphone weist eine Smartphone- oder Handyfreie Zone aus. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Die Vivant-Fraktion hat zuletzt im DG-Parlament die Frage aufgeworfen, ob es nicht einen Zusammenhang gibt zwischen den nachlassenden Grundfertigkeiten der ostbelgischen Schüler beim Rechnen, Lesen, Schreiben und 1. Fremdsprache und der übermäßigen Nutzung digitaler Medien.

Peter Hensinger macht in seinem Vortrag nicht nur auf die Risiken aufmerksam. Er zeigt auch auf, dass Eltern gegensteuern und wie sie verhindern können, dass ihre Kinder in die digitale Abhängigkeit abgleiten. Was können Eltern und Erzieher tun, damit ihre Kinder gesund aufwachsen, gut lernen und statt des Smartphones ihre Eltern, die Natur und kreative Hobbies lieben? Und wie können Kinder und Jugendliche gut auf den Umgang mit den digitalen Endgeräten, den sozialen Medien, ja der digitalen Welt insgesamt vorbereitet werden? Welche Rolle sollte dabei die Schule spielen?

All das erfahren Sie am kommenden Donnerstag, dem 26. Oktober, um 19 Uhr im Hotel Wisonbrona beim Vortrag mit anschließender Diskussion von Peter Hensinger. Der Eintritt ist frei.

7 Antworten auf “Wie können Eltern verhindern, dass ihr Kind in Smartphone-Abhängigkeit verfällt?”

  1. Robin Wood

    „Die Vivant-Fraktion hat zuletzt im DG-Parlament die Frage aufgeworfen, ob es nicht einen Zusammenhang gibt zwischen den nachlassenden Grundfertigkeiten der ostbelgischen Schüler beim Rechnen, Lesen, Schreiben und 1. Fremdsprache und der übermäßigen Nutzung digitaler Medien.“

    Sehe ich genau so.
    Die Kinder/Jugendlichen werden von den sozialen Medien abgelenkt. Sie konzentrieren sich auf viele Dinge und Personen/Chatgruppen gleichzeitig, was sie überfordert. Selbst in der Schule denken sie an das was sie nach dem Unterricht anderen digital mitteilen wollen und folgen so nur oberflächlich dem Unterricht.
    Ich kann mir auch vorstellen, dass das permanente Starren auf Handy oder Tablet die Augen der Kinder schädigt.
    Die Eltern sollten hier Vorbildfunktion haben. Oft beobachte ich im Restaurant, dass Eltern mit einem bzw. zwei Kindern kommen. Bevor noch die Bestellung raus ist, hat jeder der drei oder vier sein Handy gezückt und starrt und tippt darauf. Da bleibe ich doch lieber zuhause, wenn man eh nur auf das Handy starrt. Kommunikation und Interaktion mit realen Personen wird immer weniger.

  2. Joseph Meyer

    Ein großes Lob an OD weil dieses sehr wichtige Thema hier aufgegriffen wird!
    Es wird sehr interessant sein zu hören was der Redner am Donnerstadabend als Lösungsmöglichkeiten vorschlagen wird.
    Dass digitale Geräte beim Lernen helfen, so wie Frau Klinkenberg es sagt, kann m.E. nur stimmen, wenn man von der Idealsituation ausgeht, d.h. wenn neben den digitalen Geräten auch alle traditionellen Lernmethoden voll und ganz zu ihrem Recht kommen! Für mich würde das bedeuten, dass die Schüler nach wie vor sehr viel eigenhändig aufschreiben! Wenn man sich den komplizierten Vorgang des Schreibens mit der Hand vorstellt, und den mit dem Tippen auf die Buchstaben eines Tabletts oder PCs vergleicht, dann weiß man, wieviel einem Schüler verloren geht, wenn er nur noch mit dem Handy oder mit einem Tablett schreiben kann! Und ein Fremdwort, das man z.B. im Französischunterricht schon einmal handschriftlich geschrieben hat, das hat sich im Gehirn schon etwas festgesetzt …
    Ich frage mich auch wie denn die Labtops beim Lernen groß helfen sollen? Von den vielen Vorträgen die ich in meinem Leben angehört habe sind mir vor allem die in Erinnerung geblieben, bei denen die Technik versagt hat und der Redner dann gezwungen war die wesentlichen Stichworte seines Vortrags eigenhändig auf eine Tafel oder auf Papier zu schreiben. Ja Labtops mögen es den Lehrkräften bei der Vorbereitung und der Ausführung des Unterrichts leichter machen, aber ob sie den Schülern beim Lernen und Behalten helfen?
    Von 2014 bis 2021 habe ich 7 Jahre Notenlehre an der Musikakademie absolviert, und dabei meine Studientechnik angewendet, d.h. immer alles aufzuschreiben was der Lehrer, die Lehrerin gesagt hat, und dann am Abend das Geschriebene noch einmal kurz durch zu lesen, Einiges zu unterstreichen, … und schon war damit die bestandene Prüfung praktisch garantiert! Ob das mit der Nutzung von Labtops auch so funktioniert hätte bezweifele ich.
    OK, ich bin kein Pädagoge und lasse mich gerne von gegenteiligen Argumenten überzeugen!
    Gegen die Gefahr der digitalen Spielsucht bei Kindern und Jugendlichen hilft auf jeden Fall, das konnte ich sehen, die gemeinsame Aktivität unter Gleichaltrigen, hier das Musizieren, und bei gemeinsamen Sportaktivitäten ist es sicher genau so!
    Ich bin auf jeden Fall gespannt auf den Vortrag.

    • Voll und ganz Ihrer Meinung, Herr Meyer! Ich bin gespannt, ob Frau Ministerin und FrauHerrSchulschöffe und viele SchulleiterInnen sich einfinden. Obwohl das ja (fast) alles KEINE KlassenleiterInnen sind!

  3. Besorgter Vater

    Ein Minister odeer Gesetz kann wohl kaum verhindern dass die Kids den ganzen Tag am Smartphone hängen !

    Wer denkt, man könnte mit einem Gesetz die Kids dazu bewegen, sich zu bewegen und das Handy auf Seite zu legen, der braucht einen guten Paychiater und kein Gesetz.

    Hier sind ei Eltern gefragt !

    Ups, die Eltern finden zum großteil selbst die Schule nicht ohne Navi !!

    Wir brauchen kein Führerschein für Tierhalter !
    Wir brauchen einen Führerschein für Eltern ! ( eine MPU für Eltern )

    • Gastleser

      Ich denke man kann gerne alle einbeziehen.
      Nicht wenige fahren immer mit Navi, auch zur Oma 30 km weiter.
      Darüber hinaus wird einem das Ding ständig aufgedrängt, zur Zeiterfassung auf der Arbeit, zum Bezahlen, als Kundenkarte, als digital Postfach.

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