Politik

Abkommen gegen Plastikmüll vorerst gescheitert

27.01.2025, Indonesien, Regentschaft Bandung: Beamte transportieren mit Holzbooten den im Fluss Citarum Lama angeschwemmten Müll in Cicukang, Margaasih, Regentschaft Bandung, West-Java. Foto: Dimas Rachmatsyah/ZUMA Press Wire/dpa

Über das Problem sind sich alle einig: Plastikabfall vermüllt die Welt und ist eine Gefahr für den Menschen. Bei den Lösungen scheiden sich allerdings die Geister. Die Einigung auf ein globales Abkommen gegen Plastikmüll ist vorerst gescheitert.

Rund 180 Länder konnten sich nach drei Jahren Verhandlungen in der Abschlusswoche in Genf nicht auf einen Vertragstext einigen, wie mehrere Delegationen nach nächtlichen Konsultationen bei der abschließenden Plenarsitzung am frühen Freitagmorgen sagten. Wie es weitergeht, blieb zunächst unklar.

Schon am Mittwoch war klar, dass die Positionen der Länder so weit auseinanderliegen wie eh und je. Ein Vertragsentwurf, aus dem praktisch alle bindenden Verpflichtungen gestrichen waren, wurde von Dutzenden Ländern zurückgewiesen. Auch ein neuer Entwurf vom Freitagmorgen fand keine einhellige Zustimmung, wie der Konferenzvorsitzende sagte.

11.08.2025, Nigeria, Lagos: Arbeiterinnen benutzen Rasierklingen, um Etiketten von verschiedenen Softdrink-Plastikflaschen in der Street Waste Company abzukratzen. Foto: Sunday Alamba/AP/dpa

„Kein Abkommen ist in diesem Fall besser als eines, das den Status quo auf UN-Ebene zementiert, anstatt eine echte Lösung für die Plastik-Krise zu sein“, sagte Florian Tize von der Umweltstiftung WWF.

– Die unversöhnlichen Positionen: Auf der einen Seite stehen mehr als 100 Länder mit besonders ehrgeizigen Zielen (High Ambition Coalition), die eine Beschränkung der Produktion auf ein nachhaltiges Niveau fordern. Dazu gehören die EU und Dutzende Länder in Südamerika, Afrika und Asien. Sie wollen auch Einwegplastik wie Becher oder Besteck aus dem Verkehr ziehen, Plastikprodukte zur Mehrfachverwendung und eine Kreislaufwirtschaft fördern, bei der die Rohstoffe eines Produkts aufbereitet und erneut verwendet werden.

Auf der anderen Seite stehen vor allem die Länder, die den Rohstoff für das Plastik haben: Öl. Darunter sind Saudi-Arabien, der Iran und Russland. Sie nennen sich Gruppe der Gleichgesinnten (Like-Minded Group). Diese Länder möchten sich weitgehend auf ein besseres Abfallmanagement beschränken.

07.08.2025, Schweiz, Genf: Aktivisten von Greenpeace protestieren vor dem Völkerbund Palast, in dem die UN über ein globales Plastikabkommen verhandelt, mit Bannern und einer Ölspur. Foto: Christiane Oelrich/dpa

Der Auftrag, den die UN-Länder sich selbst 2022 gegeben hatten, war eigentlich klar: Im Mandat heißt es, der rechtsverbindliche Vertrag soll den ganzen Lebenszyklus des Plastiks umfassen, von der Produktion über das Design bis zur Entsorgung.

in- Was Plastik mit Ökosystemen und Menschen macht: Plastik vermüllt Meere und Umwelt und vergiftet Ökosysteme, tötet Fische und andere Lebewesen und gefährdet die menschliche Gesundheit. Kleinste Partikel werden vermehrt in Organen und auch im Gehirn gefunden. Die Nano- und Mikroplastikpartikel beeinträchtigen nach Studien unter anderem das Immunsystem, können sich in Arterien absetzen und fördern Entzündungen.

Es gibt zahlreiche Zahlen zur Verschmutzung. Die folgenden stammen aus dem deutschen Umweltministerium: Die Kunststoffproduktion habe sich von den 1970er Jahren bis 2020 auf 367 Millionen Tonnen im Jahr versiebenfacht und könnte ohne Maßnahmen bis 2050 fast 600 Millionen Tonnen im Jahr erreichen.

Einen großen Teil machen demnach Einwegprodukte aus, darunter Verpackungen. Insgesamt seien bislang 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert und davon 6,3 Milliarden Tonnen zu Abfall geworden, der großenteils auf Deponien landete. In Flüssen und Ozeanen haben sich nach Schätzungen weltweit 152 Millionen Tonnen Plastikabfälle angesammelt. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

28 Antworten auf “Abkommen gegen Plastikmüll vorerst gescheitert”

  1. Karli Dall

    Woher kommen diese Plastikbehältnisse? Aus Asien im Allgemeinen oder aus China, Thailand im Speziellen?
    Aus Belgien, Deutschland können sie nicht kommen, da in diesen Ländern sauber getrennt wird. Hier handelt es sich um „Wertstoffe“ und Wertstoffe behält man im eigenen Land, be- und verarbeitet sie und wirft sie nicht ins Meer oder in fremde Flüsse.

    Deshalb sind Meldungen wie
    „Plastikabfall vermüllt die Welt“ völlig irre.
    „Bei den Lösungen scheiden sich allerdings die Geister“ ebenso.

    Solche Treffen sind völliger Unsinn, unnötig, sollten verboten werden. Man sollte Donald Trump davon in Kenntnis setzen.
    Wenn man schon liest „180“ Länder sind dabei – die haben sie wohl nicht mehr alle, denen schlägt die Hitze auf/in den Kopf.

    • Wegebegleitgrün

      Sie haben sich wohl noch nie unsere Gräben an den Straßen angeschaut oder unser Wegbegleitgrün am Rand der Autobahnen und auch noch nicht untersuchen lassen wieviel Microplastik sich bereits in ihrem Körper befindet.

    • Der Plastikmüll kommt überwiegend aus diesen Ländern selbst, wo es weitestgehend keine geregelte Müllabfuhr gibt, das Zeug auf der Straße landet und in die Flüsse gespült wird.
      Aber es stimmt nicht, dass die entwickelteren Staaten unbeteiligt sind. Länder wie die USA, Australien, Deutschland, Kanada, Großbritannien und Japan (ob auch Belgien, müsste man näher recherchieren) haben einen großen Teil ihres Plastikmülls schon viele Jahre lang zunächst nach China geschickt. China hat das 2018 verboten. Seitdem geht das Zeug containerweise nach Indonesien, Malaysia oder die Philippinen, oft als Recycling-Maßname getarnt.

      • Hans Eichelberg

        So gelangt Plastikmüll in die Ozeane:
        „Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben in einer Studie die Verschmutzung von weltweit 1350 Flüssen untersucht. Dabei haben sie herausgefunden, dass nur zehn Flüsse ca. 88–95 % des Mülls über Flüsse in die Ozeane transportieren.
        In Summe haben die Wissenschaftler das Volumen auf ca. 4 Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt. Wobei die Datenlage leider nicht sehr verlässlich wäre und die Schätzung auch um den Faktor 10 geringer sein könnte. Ein anderes Forscherteam hat die Eintragsmenge über Flüsse auf 1,15 bis 2,41 Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt.

        • Zu den Top 10 Flüssen zählen 8 aus Asien und 2 aus Afrika. In diesen Ländern gibt es kein Recycling- bzw. Müllentsorgungssystem, das mit den Abfallmassen umgehen könnte.“
        (Mai 2025)

        • Was wollen Sie damit sagen? Dass wir mit unseren Karton-Trinkhalmen und den fest an den Plastikflaschen getackerten Plastikdeckeln nicht die Welt retten? Sie wählen bestimmt VIVANT oder die AfD… pfui….

  2. Nach dem Klima jetzt der Plastik …

    Nachdem der Klimawandel nicht mehr so richtig „zieht“, hat man ein neues Weltuntergangsthema gefunden! Man braucht sich nur mal anzusehen, wer in dem Boot auf den Foto sitzt, dann weiß man wo die Musik spielt und weshalb man „bei UNS“ die Plastiktüten abschafft!

    • Kacke dampft

      Die westliche Welt wird nicht durch den Klimawandel und den Müll zerstört, sondern durch die grünen Woke-Wahnsinnigen, zu denen selbstverständlich die korrupte inkompetente VDL nebst ihren Stiefelleckern und Wauwau_Hündchen à la Pascal Arimont zählen.

  3. Wenn man sich das Photo v. 27.01.2025 anschaut, könnte man meinen, die indonesischen Beamten wollen eine Plastikflaschen-Zählung durchführen.
    Mit diesen keinen Ruderbooten kann man nicht viel transportieren, aber vielleicht den Arbeitsplatz sichern?

  4. Zuhörer

    Ist das nicht komisch? Gegen Umweltverschmutzung, die jeder sehen kann, wo keine Wissenschaftler für gebraucht werden, kann man sich nicht einig werden. Nur unsichtbare Umweltprobleme werden aufgebauscht und uns auf der Tasche liegen. Da sind sich Politiker alle einig.
    Aber es werden bestimmt noch Steuern erfunden. Die Probleme werden damit wiederum nicht gelöst, aber Hauptsache ist, wir kleinen Leute werden zum x-ten Male blechen müssen.

  5. Ich weiss auch wer schuld ist, diverse Eisdielen hier in der Gegend, die servieren mir noch immer Eiscafe mit einem Plastiktrinkhalm. Erst gestern wieder so geschehen. Den nehme ich dann und schmeisse ihn in den Pazifischen Ozean…😎 Die wohlstandsverwahrlose westliche Kultur ist inzwischen unerträglich in ihrem Sündenstolz….🤦

  6. Der Alte

    Otto Normal ORR Konsumenten muss sich der Tatsache bewusst werden, dass es mehr Partikularinteressen gibt als der Globus Länder zählt. Da kann bei solchen Veranstaltungen nichts gescheites herauskommen. Das Einzige was möglich wäre wäre ein Ablass der sich schuldig fühlenden, die den anderen Geldgeschenke anbieten.
    Sobald aber das Wohlstandswachstum von Staaten außerhalb der Einflusssphäre von Davos betroffen ist, lassen diese die Gutmenschen gegen die Wand laufen.


    • Sobald aber das Wohlstandswachstum von Staaten außerhalb der Einflusssphäre von Davos betroffen ist, lassen diese die Gutmenschen gegen die Wand laufen.
      ////
      Gegen diese Wand rennen unsere Gutmenschen täglich an, schütteln sich, nehmen Anlauf, um dann erneut dagegen zu rennen. 😂 oder 🥺, man weiß es nicht…

      • Hugo Egon Bernhard von Sinnen

        Plastik ist eigentlich nichts anderes als Öl.
        Es fehlt also eine umweltfreundlichere und günstigere Technik um aus dem Plastik wieder Granulat zu machen. Die bisherige Technik ist also anscheinend auch zu kostspielig.
        Der Mensch ist erfinderisch und wenn es soweit ist, wird man sich um den Plastikmüll noch streiten, um ihn zu bekommen.
        Bin da relativ zuversichtlich, dass uns der Chinese in Zukunft, ein günstiges und umweltfreundliches Verfahren, des Plastik Recyclings präsentieren wird. (:-(

        • Einfach in der Müllverbrennungsanlage verbrennen, thermische Verwertung, wie Sie sagen, es ist am Ende nur Kohlenwasserstoff und der brennt recht gut. Aus der Verbrennung kann man noch Fernwärme oder Strom gewinnen, das ist die beste, billigste und sinnvollste Resteverwertung vom „Plastik“.

          • Bei der Verbrennung von Kunststoff werden giftige Chemikalien wie Kohlenmonoxid, Formaldehyd und Benzol freigesetzt, die bekanntermaßen zu Atemproblemen führen und sogar das Krebsrisiko erhöhen.

                • 5/11, in der Müllverbrennungsanlage, die für den Restmüll, muss man peinlich auf die Temperatur achten, sonst bläst sie Schadstoffe in die Luft. Der erste Unterschied, wenn man den Plastik darin verbrennen würde, wäre eine Ersparnis an Öl. Als die Diskussion um den Plastikkreislauf aufkam, wollten die deutschen Bergwerksingenieure, die durch den Kohleabbau geschaffenen Freiräume mit alten Joghurtbechern füllen. Sofort widersprachen die deutschen Grünen, Plastik solle zu 100% wiederverwendet werden. Das kostet natürlich keine Energie, wa.

        • Hugo Egon Bernhard von Sinnen, das Problem sind die verschiedenen Plastikarten, die man nicht mischen kann, solange der Handel zurecht oder nicht eine bestimmte Qualität fordert. Ja, er fordert manchmal bestimmte Zusatzstoffe.

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