Tom Hanks spielte ihn in „Apollo 13“: Nun ist US-Astronaut Jim Lovell, Kommandant der legendären Mission, tot. Die Nasa würdigte ihn als „Symbol für Mut und Entschlossenheit“.
Der frühere US-Astronaut Jim Lovell, Kommandant der dramatischen Apollo-13-Mission, ist tot. Wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa mitteilte, starb Lovell bereits am Donnerstag im Alter von 97 Jahren in Lake Forest im US-Bundesstaat Illinois. Lovell war Kopf der Crew des Fluges von Apollo 13, der 1970 nach einem technischen Defekt beinahe in einer Katastrophe endete, aber durch das besonnene Handeln der Besatzung glimpflich verlief. In der Verfilmung des Weltraum-Dramas wurde er von Superstar Tom Hanks gespielt.
Der amtierende Nasa-Chef Sean Duffy erklärte: „Nasa sendet ihr Beileid an die Familie von Kapitän Jim Lovell, dessen Leben und Arbeit über Jahrzehnte hinweg Millionen Menschen inspiriert haben.“ Lovells Charakter und sein „unerschütterlicher Mut“ hätten dazu beigetragen, den Mond zu erreichen, und ein drohendes Unglück in einen Erfolg verwandelt, „aus dem wir enorm viel gelernt haben“.

26.07.1995, USA, Washington: Präsident Clinton (r) steht mit dem Schauspieler Tom Hanks (l) und dem ehemaligen Astronauten James „Jim“ Lovell (r) im Oval Office des Weißen Hauses, nachdem er Lovell die Ehrenmedaille des Kongresses für Raumfahrt verliehen hat. Hanks verkörperte Lovell in dem Film „Apollo 13“. Foto: Wilfredo Lee/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
– „Houston, wir haben ein Problem“: Lovell war auch Teil der ersten Mondumkreisung mit Apollo 8 im Jahr 1968. Dort wurde „Jim zusammen mit seinen Crewmitgliedern der erste Mensch, der mit einer Saturn-V-Rakete abhob und den Mond umkreiste“, hieß es in der Mitteilung. Lovell diente auch in der US-Marine, wo er als Testpilot geschätzt wurde. Unter Kollegen war er wegen seines Humors bekannt. „Jim Lovell verkörperte die Entschlossenheit und den Optimismus vergangener und künftiger Entdecker“, erklärte Duffy. „Wir werden ihn immer in Erinnerung behalten.“
Lovell, der während der Mercury-, Gemini- und Apollo-Programme insgesamt 715 Stunden im All verbrachte, war einer der erfahrensten Astronauten seiner Generation. Doch seine schwerste Mission folgte im April 1970, als er als Kommandant von Apollo 13 zusammen mit Fred Haise auf dem Mond landen sollte – doch dazu kam es nie.
Kurz nach dem Start ereignete sich in rund 320.000 Kilometern Entfernung zur Erde eine Explosion an Bord – ausgelöst durch beschädigte Kabel in einem der Sauerstofftanks. Der inzwischen legendäre Funkspruch „Houston, wir haben ein Problem“ stammt aus dem Hollywood-Blockbuster, dort gesprochen von Hanks als Lovell und angelehnt an einen ähnlichen Funkspruch der Crew. Der Film basierte unter anderem auf Lovells Buch „Lost Moon“.
– Gratwanderung im All: Statt auf dem Mond zu landen, wurde das intakte Mondlandemodul notgedrungen zur Rettungskapsel für alle drei Astronauten – obwohl es nur für zwei Menschen und maximal zwei Tage konzipiert war. Die Crew schaltete fast alle Systeme ab, um Energie zu sparen, kämpfte mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und konstruierte mit Bordmitteln und Klebeband eine Notlösung zur Luftfilterung. Eine direkte Rückkehr war zu gefährlich – also nutzten sie die Mondanziehungskraft für ein Schleuder-Manöver zurück zur Erde.

23.12.2013, USA, Chicago: Der ehemalige Austronaut James A. Lovell, Jr., nimmt an der Veranstaltung „Christmas Eve Broadcast to Earth“ zum 45. Jahrestag von Apollo 8 im Museum of Science and Industry in Chicago teil. Foto: Kamil Krzaczynski/FR136454 AP/AP/dpa
Am 17. April 1970 landete die Kapsel schließlich sicher im Pazifik – sechs Tage nach dem Start und mehr als drei Tage nach dem Ausfall der Stromversorgung. Die drei Astronauten wurden von der Crew des Flugzeugträgers Iwo Jima geborgen.
Obwohl Lovell nie den Mond betrat, wurde er durch diese dramatische Rettung zu einer Ikone der Raumfahrtgeschichte. Präsident Richard Nixon verlieh den Astronauten die Presidential Medal of Freedom.
„Es gibt Menschen, die etwas wagen, die träumen und die andere an Orte führen, an die wir alleine nicht gehen würden. Jim Lovell, der für eine lange Zeit weiter und länger im Weltraum war als jeder andere Mensch auf unserem Planeten, war so ein Typ“, schrieb Schauspieler Tom Hanks auf Instagram. „Seine vielen Reisen um die Erde und bis ganz in die Nähe des Mondes waren nicht für Reiche oder Promis gemacht, sondern weil solche Herausforderungen den Lauf des Lebens antreiben – und wer hätte diese Reisen besser unternehmen können als Jim Lovell.“
James „Jim“ Lovell wurde 1928 in Cleveland geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters zog er mit seiner Mutter nach Milwaukee. Schon als Teenager faszinierte ihn Raumfahrt. 1962 wurde er der „New York Times“ zufolge als Astronaut ausgewählt. Lovell nahm an vier Raumflügen teil, darunter auch Gemini 7 (1965) und Gemini 12 (1966) mit Buzz Aldrin.
1973 verließ er Nasa und Marine, arbeitete später in der Wirtschaft und betrieb ein Restaurant mit Raumfahrt-Andenken. Lovell hinterlässt vier Kinder sowie eine Reihe von Enkeln und Urenkeln. Seine Frau Marilyn starb 2023. (dpa)