Gesellschaft

Phänomen Deepnudes wird zum Problem – Hype um gefälschte Nacktbilder mithilfe Künstlicher Intelligenz

Illustration: Shutterstock

Kennen Sie Deepnudes? Es sind gefälschte Nacktbilder oder Videos, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt worden sind. Ein Phänomen, das auch in Belgien immer mehr zum Problem wird.

Das Phänomen der Deepnudes ist bei Jugendlichen auf dem Vormarsch und hat verheerende Auswirkungen. Obwohl es illegal ist und unter Strafe steht, haben mehr als 7 Prozent der Jugendlichen schon einmal versucht, Deepnudes zu realisieren.

Dies geht aus einer Studie der Universität Antwerpen hervor, für die im Auftrag des Instituts für die Gleichstellung von Frauen und Männern (IEFH) und des Staatssekretariats für Chancengleichheit mehr als 2.800 junge Belgier im Alter von 15 bis 25 Jahren befragt wurden.

Das Phänomen Deepnudes ist bei Jugendlichen auf dem Vormarsch und hat verheerende Auswirkungen. Foto: Shutterstock

Unter den belgischen Jugendlichen haben sogar 41,9 Prozent schon einmal davon gehört. 13,8 Prozent haben schon einmal ein Deepnude erhalten.

Aber was hat es damit auf sich? Es handelt sich um manipulierte Bilder oder Videos, die eine nackte Person durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zeigen. Um diese zu erzeugen, werden Tools verwendet, die 12,8 Prozent der jungen Belgier kennen.

Deepnudes haben oft schwerwiegende Folgen für die Opfer. Die Studie der Uni Antwerpen zeigt, dass die Auswirkungen der Weitergabe von Deepnudes vergleichbar sind mit der Verbreitung von echten Nacktbildern ohne Zustimmung der Betroffenen. Die Folgen können laut Studie eine posttraumatische Belastungsstörung, Angststörungen, Depressionen, Verlust des Selbstvertrauens und sogar Selbstmordgedanken sein.

98 Prozent der Deepnudes, die im Internet kursieren, stellen Frauen dar, meistens werden sie von Männern erstellt. Unter den jungen Menschen sind mehr Männer als Frauen mit dem Phänomen vertraut, besitzen Deepnudes oder haben versucht, welche zu erstellen.

11.01.2020, Belgien, De Panne: Miss Belgium 2020, Céline Van Ouytsel, gehört zu den prominenten Opfern des Deepnudes-Phänomen in Belgien. Foto: James Arthur Gekiere/BELGA/dpa

Child Focus erhält über die Hotline 116 000 immer mehr Meldungen von Minderjährigen, die Opfer von Deepnudes geworden sind. Die ehemalige Miss Belgien, Céline Van Ouytsel, wurde Opfer dieser illegalen Praxis und fand sich im Internet virtuell nackt wieder.

„Ich bin wirklich angewidert“, sagte sie der VRT. „Ich war zutiefst schockiert, als ich die Bilder entdeckte. Ich wusste, dass so etwas manchmal mit sehr berühmten Hollywood-Stars gemacht wird, aber ich hätte nie gedacht, dass mir das eines Tages passieren könnte. Da sieht man mal wieder, dass es jedem passieren kann…“.

„Ich weiß, wie die Originalbilder aussehen, also habe ich sofort gesehen, dass sie gefälscht waren. Dennoch sahen die Bilder sehr realistisch aus. Ich weiß, dass manche Leute bei all dem nicht zwischen echt und falsch unterscheiden können“, erklärte Van Ouytsel.

Die Miss Belgien 2020 will es nicht dabei belassen. „Ich habe mit meinem Anwalt Kontakt aufgenommen“, sagte sie und fügte hinzu: „Es handelt sich um schwere Straftaten. Die Leute denken nicht darüber nach, welche Auswirkungen das haben kann, erst recht auf minderjährige Mädchen, die Opfer dieser Art von Mobbing werden.“

Die Motive sind laut der Studie unterschiedlich: der Wunsch, das Opfer zu demütigen, Rache, Neugier oder der Wunsch, sich beliebt zu machen.

Häufig sind es die sozialen Netzwerke, in denen die Jugendlichen diese Bilder oder Videos finden. Die betroffenen Apps sind Snapchat (32,9 Prozent), X (25,7 Prozent), Instagram (25,5 Prozent), TikTok (20,2 Prozent) und Telegram (18,9 Prozent). Die meisten dieser Anwendungen bieten keine Tools zur Bekämpfung von Deepnudes an.

Das Instituts für die Gleichstellung von Frauen und Männern (IEFH) fordert eine wirksamere Bekämpfung des Phänomens Deepnudes, zumal mit der Zeit immer mehr gefälschte Nacktbilder erstellt und Anwendungen noch einfacher entwickelt werden können. (cre)

12 Antworten auf “Phänomen Deepnudes wird zum Problem – Hype um gefälschte Nacktbilder mithilfe Künstlicher Intelligenz”

  1. Walter Keutgen

    Schon in den neunziger Jahren gab es Sites, die jeweils Bush und Clinton verunglimpfen sollten. Es ging nicht nur um Nacktfotomontagen, sondern um handfeste Pornofotos. Dazu brauchte es nur eines der gängigen Bildbearbeitungsprogramme und eines bisschen handwerklichen Geschicks.

    Gestern habe ich in Nieuwsuur von nos-ntr auf npo2 erfahren, dass es schon Programme gibt, die eine Geschichte lesen und daraus einen Film machen können. Sie sahen ziemlich echt aus. Man braucht nur auf Verbesserungen dieser Software, die noch am Anfang steht, zu wachten.

    Fazit, nicht immer glauben, was man im Internet findet.

    • @ – Walter Keutgen 16:41
      Unbegründet waren die Proteste und Streiks der Schauspieler in den USA wohl nicht.
      Auch wenn man diesen Schauspielern das Blaue vom Himmel versprochen hat , damit Serien und Filme weiter gedreht werden konnten .
      Es ist aber nur eine Frage der Zeit , bis der blaue Himmel sich wieder , hinter grauen Wolken versteckt .

      • Die Antiquiertheit des Menschen

        Die Antiquiertheit des Menschen, wie Günther Anders vor 50 Jahren schrieb…
        Das ist deren Plan: Die Wirklichkeit, die wir wahrnehmen 180° verdrehen, sodaß wir das, was wir erleben, nicht mehr eigenständig beurteilen, sondern durch ihre kranke Medialität.
        Krank, krank,m krank. Aber 99% machen mit…

  2. der heilige josef

    Wenn man so einfach alles und jedes manipulieren kann in Bild und Ton, durch den technologischen Fortschritt, dann haben wir bald die gefährlichste Zeit in der Geschichte der Menschheit.

    • Willi M.

      @ der hl. Joseph
      Sie dramatisieren. Ein paar gefakte Bildchen sind nicht der Untergang der Menschheit. Mir machen Diktatoren mit Atombomben und Gottesstaaten, die gerne solche Bomben hätten mehr Angst.

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