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Als erste überregionale Tageszeitung in Deutschland erscheint „taz“ am Freitag zum letzten Mal auf Papier

12.10.2025, Berlin: Zwei Ausgaben der taz vom 10.10.2025 stecken in Briefkästen. Als erste überregionale Tageszeitung erscheint die werktägliche "taz" an diesem Freitag zum letzten Mal auf Papier. Foto: Soeren Stache/dpa

Als erste überregionale Tageszeitung erscheint in Deutschland die werktägliche „taz“ an diesem Freitag zum letzten Mal auf Papier. Ab Montag, dem 20. Oktober, setzt die linke Tageszeitung unter der Woche auf digitale Formate wie E-Paper und Online-Berichterstattung. Die samstags erscheinende „wochentaz“ wird weiterhin gedruckt verfügbar sein.

Verlage und Redaktionen diskutieren seit Jahren, wie lange sich gedruckte Zeitungsausgaben lohnen und wie lange es Bedarf bei Lesern geben wird. Der Schritt der „Tag“ könnte ein Signal auch für andere Printmedien sein.

„Wir machen es aus einer Position der Stärke raus, wir stellen um, weil wir umstellen können und nicht, weil wir in einer Krise wären“, sagte Chefredakteurin Barbara Junge der Deutschen Presse-Agentur. „Qualitätsmedien sind in dieser kritischen gesellschaftlichen Situation unverzichtbar, sie sind Teil und Stütze der demokratischen, antifaschistischen Kultur.“

11.11.2022, Berlin: Die erste Ausgabe der Wochentaz liegt auf einem Tisch. Foto: Annette Riedl/dpa

Die Entscheidung markiert das Ende eines Kapitels in der Geschichte der Zeitung, die seit ihrer Gründung 1978 eine feste Größe im linken Medienspektrum ist. Nur wenige Zeitungsseiten im deutschen Journalismus haben so oft Reaktionen hervorgerufen wie die Titelseite der „taz“ – mal empört, mal begeistert, oft schmunzelnd. Über Jahrzehnte war sie Spielwiese und Sprachrohr zugleich, mit pointierten Schlagzeilen wie „Black Lives Matter“, „Deutschland wählt Opa gegen Links“ (nach der Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler) oder „Es ist ein Mädchen“ (nach Angela Merkels erstem Wahlsieg).

Bekannte Titelbilder sollen Markenzeichen bleiben. Viele Leser hätten die „taz“ zuerst wegen ihrer Seite 1 gefeiert, erklärt Junge. „Jetzt kommt auf uns die Herausforderung zu, diese Schärfe, diesen Witz auf taz.de zu übertragen.“

15.10.2025, Berlin: Eine Titelseite der Wochentaz aus dem Jahr 2025. Bemerkenswerte Titelbilder sollen Markenzeichen der „taz“ bleiben. Foto: -/taz/dpa

Verlage und Redaktionen diskutieren seit Jahren, wie lange sich gedruckte Zeitungsausgaben lohnen werden und wie lange es Bedarf bei Lesern geben wird. In den vergangenen Jahren haben Medienhäuser ihre digitalen Angebote ausgebaut.

Der Schritt der „taz“, hinter der eine Genossenschaft steht, zeichnete sich schon länger ab. Seit November 2022 gibt es eine samstags erscheinende Wochenzeitung. Diese wird weiterhin in gedruckter Form erscheinen. Sie liegt eine Woche lang zum Verkauf aus und hatte zugleich die Wochenendausgabe der Tageszeitung ersetzt.

Tagesaktuelle Inhalte verbreitet die Zeitung mit Hauptsitz in Berlin künftig vor allem über die Website. Dort setzt das Zeitungshaus anders als andere Verlage nicht auf eine Paywall. Die Inhalte sind kostenfrei. Parallel dazu gibt es ein Solidaritätsmodell, bei dem Nutzer entscheiden können, ob und wie viel sie für die Inhalte zahlen wollen.

Die „taz“ setzt auf ein genossenschaftliches Modell mit rund 23.000 Mitgliedern und freiwilligen Zahlungen der Leser statt auf klassische Erlöse durch Anzeigen. „Wir haben nie auf die Generierung von Inhalten für Suchmaschinen gesetzt, sondern auf gezielte Berichterstattung aus linker Perspektive. Diese ist online noch erfolgreicher als gedruckt“, sagt Gottschalk. Die Website erreicht inzwischen über 15 Millionen Besuche im Monat, die Zahl der Unterstützer über das Modell „taz zahl ich“ liegt bei mehr als 45.000.

Die Umstellung auf digitale Formate erfolgte bewusst und schrittweise. Laut Geschäftsführerin Aline Lüllmann haben bereits 59 Prozent der Print-Abonnentinnen den Wechsel zum E-Paper akzeptiert. „Wir merken deutlich, dass unsere jahrelange Kommunikation zu diesem Thema Früchte trägt“, sagt sie der dpa. Es gebe kaum noch Leser, die mit Empörung reagieren, dafür eher mit Enttäuschung und Abschiedsschmerz.

Ein Stapel mit verschiedenen Tageszeitungen liegt auf einem Tisch. Verlage und Redaktionen diskutieren seit Jahren, wie lange sich gedruckte Zeitungsausgaben lohnen und wie lange es Bedarf bei Lesern geben wird. Foto: Sven Hoppe/dpa

Veränderung ohne „Verlust der publizistischen Seele“: Die Redaktion will trotz des Endes der werktäglichen Printausgabe bestehen bleiben. Arbeitsabläufe sollen angepasst werden, gleichzeitig bleibt das Redaktionsteam unverändert. „Wir möchten vor allem zeigen, dass Veränderung in der aktuellen Medienlandschaft auch möglich ist, ohne die publizistische Seele zu verlieren“, so Lüllmann.

Die letzte Printausgabe soll zehn exklusive Beiträge enthalten – von Autorinnen wie T.C. Boyle, Francesca Melandri, Fatma Aydemir, Sibylle Berg und Feridun Zaimoglu. Kreativ gestaltet wird sie von dem Künstler Christian Jankowski, der die Redaktion, den Verlag und die Druckerei in Szene setzt. Für die erste digitale Ausgabe am 20. Oktober gestaltet die Künstlerin Kerstin Brätsch eine Arbeit in Digitalmalerei.

Der Schritt könnte ein Signal für die Branche sein. „Wir hören öfter den freundlichen Hinweis, dass wir so etwas wie der Beta-Test der Branche seien“, sagt Lüllmann. „Wir würden es begrüßen, wenn auch andere Medienhäuser eigene, tragfähige Lösungen finden. Eine vielfältige und ausdifferenzierte Medienlandschaft ist essenziell für eine lebendige Demokratie.“ (dpa/cre)

9 Antworten auf “Als erste überregionale Tageszeitung in Deutschland erscheint „taz“ am Freitag zum letzten Mal auf Papier”

    • Familienvater

      „Hätte das GE nicht die DG als Zahlmeister im Hintergrund, die letzte Ausgabe wäre schon lange gedruckt….“

      Wobei der“ Zahlmeister allerdings der Steuerzahler ist und die DG als Institution ja nichts erwirtschaftet, sondern das zwangsweise erhaltene Geld an Steuern beliebig ausgeben kann. Da kann man als fürsorgender Familienvater, der rechnen können muss, im Gegensatz zur Politik, nur resgnieren…

      • Zumal die Politiker der DG sich damit die Medien „gekauft“ haben. Weder GE noch BRF werden ihrer Rolle als „4. Macht im Staate“ auch nur annährend gerecht. Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe….

  1. Guido Scholzen

    Die linke grüne woke TAZ hatte stets eigene Rubriken speziell für Klimawandel, also purer Klimaquatsch.
    Da jetzt kein Holz mehr verschwendet wird für diesen Mist, kann daraus grüner Strom gemacht werden im nächsten Biomassekraftwerk.
    Jetzt müssen wir nur noch warten, bis auch die linke Redaktion durch Künstliche Intelligenz ersetzt wird.
    Vielleicht steigt die Auflage dann wieder.😁

  2. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Das Grenz-Echo war gegründet worden als probelgisches Propaganda-Organ. Dieses Ziel ist längst erreicht. Darum wäre eine Änderung an der Zeit. Zur Zeit gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Rundfunk und Zeitung. Deswegen könnte man Grenz-Echo und Brf zusammen legen zu einer Organisation. Das bisherige Grenz-Echo würde sich dem geschriebene Wort im Internet beschäftigen und der bisherige brf mit dem gesprochenen Wort im Radio. So gäbe es wieder einen Unterschied zwischen Wort und Schrift.

  3. Dieses oder ähnliche Modelle, online- und u. U. eine Papier-Wochenend-Ausgabe, wird leider in einigen Jahren die Regel sein. So wie viele junge Leute nicht mehr im Laden einkaufen, beziehen sie keine Papier-Zeitungen mehr. Einer in Kerkrade wohnenden Kollegin hat neulich die AZ das Abo gekündigt, weil sich der Zustelldienst nicht mehr lohne. Die Kosten für Druck und Zustellung rechnen sich auf längere Sicht nicht nur für die AZ nicht mehr.
    Die taz steht übrigens wirtschaftlich ziemlich gut da, wird von einer Genossenschaft von über 25.000 Mitgliedern getragen und verfügt über einen soliden Stamm von online-Abonnenten, so dass sie es sich leisten kann, anders als fast alle überregionalen Zeitungen ohne Bezahlschranke im Internet aufzutreten. Und die Redaktion ist weder von einem schwerreichen Verleger-Herrscher noch von Inserenten erpressbar. Wenn ich Zeitungsmacher wäre, wäre ich neidisch.

  4. Greta vom Venn

    Ja Herr Scholzen, das wäre ein erster Schritt. Aber mittlerweile sprechen wir hier von einem pro-ostbelgischen, am Tropf der DG hängenden Propagandablättchen, dass ausschließlich der Vermarktung schlechtgemachter ostbelgischer Scheinpolitik für die ständig sinkende Leserschaft dient.

    Aber ok…, das sind in einem Kleingliedstaat viele Wählerstimmen, die nach der Auszählung schließlich kein Geklüngel-Geschmäckle mehr haben.

    Die seit Jahren steigenden Subventionen in dem Bereich haben schon lang nichts mehr mit der Realität oder mit proportional vergleichbaren Summen in anderen Landesteilen zu tun!
    Streng nach dem Motto… „Wat nich jeht, manchen mer per Dekret!“

    Ob dann die Zusammenlegung mit dem BRF die Lösung ist, weiß ich nicht. Zu Zeiten des Hochwassers haben sie, statt ihren Informationsauftrag zu erfüllen, auch nur die ganze Nacht Musik von Vorgestern und das besten von Gestern gedudelt. Waren halt alle in Urlaub oder bereits im wohlverdienten Feierabend!

    Naja, nicht so schlimm, als man am Tag danach lustige Hubschrauberrundlüge für Politiker angeboten hat, waren sie alle wieder zur Stelle um lustige Gruppenfotos vor privat organisierten Getränkestellen zu machen! Die Anwohner und Firmeninhaber durften nicht in ihre Räume, wohl aber die Pressefotografen von GE und BRF!

    Der DE-Ableger 100,5 (Besitzer u.A. regiomedien-ag.com -> Proma AG) macht das besser, der spart jetzt zumindest bei den Fahrzeugsteuern und das kann ich sehr sehr gut verstehen. Die melden jetzt die Kisten in AC an!

    Aber all das ist nur die Spitze eines riesigen Eisbergs der stätig vor sich hin schmilzt!
    Man bekämpft deshalb mit mächtigen Steuereinnahmen den Klimawandel, so das die Spitze weiter wächst (wuchert), nicht schmilzt. Aber am Grund, am dicken Ende des Eisbergs, steigt die Temperatur bereits unaufhaltsam an! ;-)

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