Erinnern wir uns nur kurz an die Anfänge des Aufstiegs der N-VA in Flandern: Was ist damals nicht alles über die „Nieuw-Vlaamse Alliantie“ (N-VA) gesagt und geschrieben worden! Ihr Frontmann Bart De Wever war der Spalter Belgiens. Ich höre noch den damaligen Ministerpräsidenten Karl-Heinz Lambertz (SP) im Parlament der DG orakeln, was sich da in Flandern mit den Nationalisten der N-VA an Schrecken zusammenbrauen würde. Und heute ist De Wever Premierminister. Ein Zwischenruf.
Von den damaligen Untergangsszenarien ist heute nur noch wenig zu hören. Schon bei der ersten Regierungsbeteiligung der Partei von De Wever unter Premierminister Charles Michel (MR) von 2014 bis 2018 hatte man sich davon überzeugen können, dass in den Reihen der N-VA die Pragmatiker eindeutig das Sagen haben und nichts so heiß ist, wie es gekocht wird.
Dass die N-VA Ende 2018 die Regierung Michel I. verließ, hatte sich der damalige liberale Premierminister Michel selbst eingebrockt. Weil er sich unbedingt bei der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel einschleimen wollte, um mit deren Zustimmung später Ratspräsident der EU zu werden, reiste Michel gegen den Willen der N-VA nach Marrakesch in Marokko, um einen UN-Migrationspakt zu unterschreiben, der nicht viel mehr wert war als das Papier, auf dem er geschrieben stand.
Für die N-VA aber war Marrakesch eine Provokation, was Michel auch wusste. Wäre dem Liberalen damals am Fortbestand seiner Regierung mehr gelegen gewesen als an seiner persönlichen Karriere, wären De Wever & Co. bis zu den Wahlen von Mai 2019 in der Regierungsmehrheit geblieben.
Bart De Wever wirkt nach außen immer etwas knurrig. Der 54-jährige Bürgermeister von Antwerpen ist eben kein Smalltalker, der in die Kameras lächelt, nur um zu gefallen.
De Wever ist ein Mann der Tat. Das hat er auch in den extrem schwierigen Verhandlungen zur Bildung der „Arizona“-Koalition bewiesen. Kein Wunder, dass auch in der DG etliche Wähler gerne für De Wevers N-VA stimmen würden, wenn sie denn könnten.
Béatrice Delvaux, Chef-Leitartiklerin der Brüsseler Tageszeitung „Le Soir“, malt schon seit Jahren in ihren Kommentaren den Teufel an die Wand, wenn von der N-VA die Rede ist. Dabei müsste doch eine intelligente Frau wie sie wissen, dass heute der rechtsextreme Vlaams Belang die eigentliche Gefahr darstellt, nicht die N-VA.
Was De Wever will, ist die Umwandlung des belgischen Staates in eine Konföderation nach Schweizer Vorbild. Leider haben die Wallonen immer noch nicht verstanden, dass eine Konföderation für Belgien genau die richtige Staatsform ist, die auf Dauer den Gemeinschaftsfrieden gerantiert.
Auch in der Slowakei hatten nach der Spaltung der Tschechoslowakei viele Menschen geglaubt, das Ende der Welt sei nahe. Heute ist die damalige Trennung von der Tschechischen Republik längst Normalität. Auch Bart De Wever wird schon bald in Belgien die Normalität sein. Denn er ist genau der Richtige. (cre)
Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:
Er war und ist der kompetenteste belgische Politiker und das er mit Flandern die PS Politik nicht mittragen konnte und kann ist nur recht und billig. Es waren und sind zum Teil die wallonisches PS Medien die den Teufel an die Wand gemalt haben.
@ Joseph, RICHTIG!!! Aber wir können ihn nicht wählen!!! Auch das sollte er dringend ändern!!!
Wer heute das GE und hier auf OD den Zwischenruf von Gerard Cremer gelesen hat, darf ohne jede regionale Eitelkeit feststellen, dass bei uns ein Journalismus praktiziert wird, der auch in Krisenzeiten gutinformiert, moderat und fair berichtet und in der frankophonen Presse erst noch geübt werden muss.
Ich errinnere mich dass in den ostbelgischen Medien alles andere als gut informiert, moderat und fair über De Wever und die NVA berichtet wurde.
Die Schweiz bezeichnet sich zwar immer noch als Konföderation, was sie aber schon lange nicht mehr ist. Seit 1848 ist die Schweiz eine Föderation.
Lambertz hatte schon immer den richtigen Riecher: er dachte eben, dass die NVA, wenn sie an die Macht kommt, das Tor zur Hölle öffnen würde. Genauso wie er verhindern musste, dass in der DG die CSP nochmal zu den Fleischtöpfen findet, weil er dachte die Welt geht dann unter.
Er war halt ein großer „Denker“.