Der französische Verlag Saint-Léger Editions in Le Coudray (Département Maine-et-Loire) hat in diesen Tagen den Erstlingsroman „Der Mittagsdämon“ des ostbelgischen Schriftstellers Freddy Derwahl in einer französischen Version herausgegeben.
Ursprünglich erschien das rund 200-seitige Buch 1987 im österreichischen Styria Verlag (Graz, Wien) und wurde auf der Internationalen Buchmesse in Frankfurt vorgestellt. Maßgeblichen Anteil daran hatte der spätere Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll (Köln), der das Manuskript las und als einen ihm „bisher unbekannt gebliebenen fast etwas mystischen Inhalt“ empfahl.
Der in Deutschland geschätzte Literaturkritiker der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur, Paul Konrad Kurz, schrieb, der ostbelgische Schriftsteller habe „einen großen katholischen Roman geschrieben, wenn auch in einigen Passagen noch etwas zu journalistisch“. Derwahl war damals, nach einer Mitarbeit bei Heinrich Toussaint im Grenz-Echo ein in der Aachener Volkszeitung (AVZ) ausgebildeter Journalist, Mitarbeiter des Grenzland-Report und zuletzt Kulturredakteur im BRF.
Der französische Verlag empfand die Worte Bölls und dessen Vergleich mit dem in der französischen Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts einflussreichen „Renouveau catholique“ auch nach fast 40 Jahren als noch immer aktuell. Er berühre das Spannungsfeld von Begierde und Spiritualität; dies passe in die von weltweiten Skandalen erschütterte Kirche.
Im Vorwort bestätigte der Bestsellerautor Anselm Grün diese Sicht der Franzosen und erklärte unter dem Titel „Der geistige Kampf“ den „Mittagsdämon“ als „nicht nur eine Mönchskrankheit, sondern als ein alle Menschen treffendes Phänomen der Versuchung“. Der etwas mysteriöse Begriff stamme aus der antiken Literatur sowie vor allem aus den Schriften christlicher Mönche und Einsiedler aus der inneren Wüste Ägyptens im 3. und 4. Jahrhundert.
Die französiche Fassung „Le Démon de midi“ des in Lüttich und den USA spielenden Romans stammt von der in Köln und Straßburg diplomierten literarischen Übersetzerin Dominique Venard (Brissac-Carcassonne). Das Abschlusslektorat erfolgte durch Harald Filbrich (Eupen) und den „Krautgarten“-Herausgeber Bruno Kartheuser (St. Vith-Neundorf).