Allgemein

Auschwitz-Überlebende: „Russische Truppen, die uns hier befreit haben, führen jetzt Krieg in der Ukraine“

27.01.2023, Belgien, Brüssel: Ein Blumenstrauß liegt am internationalen Holocaust-Gedenktag neben sogenannten „Stolpersteinen“, die an Opfer des Holocaust erinnern sollen. Der international begangene Holocaust-Gedenktag am 27. Januar erinnert an die Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz 1945. Foto: Gabriel Mitran/BELGA/dpa

Bei der Gedenkfeier zum 78. Jahrestag der Befreiung des früheren deutschen KZ Auschwitz hat eine Überlebende ihr Entsetzen über Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine geschildert.

„Die russischen Truppen, die uns hier befreit haben, führen jetzt Krieg in der Ukraine. Warum? Warum gibt es so eine Politik?“, sagte die 89-jährige Zdzislawa Wlodarczyk am Freitag in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers.

Auch Gedenkstättendirektor Piotr Cywinski zog Parallelen zum Ukraine-Krieg. „Wieder werden in Europa massenhaft unschuldige Menschen getötet. Da Russland nicht in der Lage ist, die Ukraine zu erobern, hat es beschlossen, sie zu zerstören.“ Ähnlich wie in der Zeit des Nationalsozialismus seien die Ursachen auch jetzt kranker Größenwahn und Gier nach Macht, nur sei das Ganze „auf Russisch“ geschrieben. Gleichgültigkeit bedeute nichts anderes, als den Mördern eine Erlaubnis zu geben.

Nach der Ankunft in Auschwitz wurde unter den Deportierten eine Selektion vorgenommen: Wer nicht fähig war zu arbeiten, wurde direkt in die Gaskammer geschickt. Foto: Shutterstock

Die Gedenkfeier befasste sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit der einstigen architektonischen Planung, Umsetzung und Ausweitung des Systems für den Völkermord in dem Konzentrations- und Vernichtungslager.

„Das Lager wurde durchdacht, geplant, entworfen, skizziert, gezeichnet und erweitert. Daran arbeiteten Architekten, Planer, Designer und Vermessungsingenieure“, sagte Cywinski.

Während sich die Funktion von Auschwitz als Vernichtungslager bereits 1942 abzeichnete, nahm der Betrieb 1943 einen industriellen Maßstab an. Im Frühjahr desselben Jahres schlossen die Deutschen den Bau von vier Anlagen in Auschwitz-Birkenau ab, zu denen Gaskammern und Einrichtungen für die Einäscherung von Leichen gehörten.

Der Name Auschwitz hat sich als Synonym für den Holocaust und Inbegriff des Bösen weltweit ins Bewusstsein eingebrannt. Allein dort brachten die Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen um, zumeist Juden. In ganz Europa ermordeten sie während der Schoah etwa sechs Millionen Juden.

Grenzenloses Gedenken an Opfer des NS-Regimes in Trier

Erstmals hat der rheinland-pfälzische Landtag gemeinsam mit Parlamentariern aus der internationalen Großregion der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

In einer Sitzung in Trier erinnerte Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD) am Freitag daran, dass das NS-Regime nach Mai 1940 auch aus Luxemburg, Belgien und Frankreich Juden systematisch in Konzentrationslager deportieren ließ.

27.01.2023, Rheinland-Pfalz, Trier: Teilnehmer der Gedenkveranstaltung des Landtags Rheinland-Pfalz aus Anlass des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus verneigen sich. Foto: Harald Tittel/dpa

“Wie bereits im Osten, so bauten deutsche Truppen auch im Westen die verbrecherischen Strukturen eines totalitären Staates auf“, sagte er vor gut 300 Gästen in der Konstantinbasilika.

Hering mahnte, die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen auch künftig lebendig zu halten. So stünden acht Lagerbaracken des ehemaligen Konzentrationslagers Bruttig-Treis bei Cochem heute noch ohne Hinweis auf das einstige KZ-Außenlager mitten in Bruttig. Dies sei „ein gutes Beispiel dafür, dass Orte des Schreckens nach Kriegsende bewusst in Vergessenheit geraten sollten“, sagte er. Die Sichtbarmachung solcher Erinnerungsorte dürfe nicht weiter verzögert werden. Sichtbare Orte der Erinnerung brauche es auch in der Großregion.

Die gemeinsame Gedenkveranstaltung mit Luxemburg, Belgien, Frankreich und dem Saarland markiert auch den Beginn der rheinland-pfälzischen Präsidentschaft im Interregionalen Parlamentarierrat der Großregion. Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hielt eine Ansprache. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

7 Antworten auf “Auschwitz-Überlebende: „Russische Truppen, die uns hier befreit haben, führen jetzt Krieg in der Ukraine“”

  1. Auch hier muss man die Geschichte ehrlich betrachten, die Befreiung der Deutschen Vernichtungslager im Osten durch die rote Armee hat sich so ergeben, das war nie ein Kriegsziel von Stalin. Das KZ Buchenwald wurde von Stalin weiter betrieben, nur die Insassen wechselten, das System blieb.
    https://www.buchenwald.de/1427/
    /////
    Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Rückzug der amerikanischen Truppen gehört Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone. Auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) entstanden insgesamt zehn Speziallager – das Speziallager Nr. 2 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Die Internierten – Gefangene ohne Gerichtsurteil – waren insbesondere tatsächliche oder vermeintliche NS-Aktivisten und Menschen, die aus Sicht der sowjetischen Geheimpolizei ein Sicherheitsrisiko darstellten. Für eine mehrjährige Inhaftierung reichte bereits der Verdacht. Zwischen August 1945 und Februar 1950 wurden mehr als 28.000 Menschen inhaftiert, über 7.000 starben.
    /////

    • @Dax
      Und richtig war es. In diesem Lager nach dem Krieg wurden SS-Männer und NS-Männer inhaftiert. Kriegsverbrecher, Mörder usw sollten selbst in dieselben Barracke sein. Das war prinzipiell. Damals war es nicht wie heute. Keiner wollte den Kriegsverbrechern Kuchen überreichen.

  2. 9102Anoroc

    Haben wir es wirklich mit einem Krieg zu tun, so wie er uns dargestellt wird ?

    Dass jemand einen Krieg begonnen hat um ein Stückchen Land für sich zu gewinnen dass er nicht nötig hat , daran habe ich keine Zweifel.
    Dass jemand den Übeltäter von diesem Gedanken abbringen konnte , wäre doch auch schon nach den ersten paar tausend toten soldaten ein Leichtes gewesen , man hätte es jedenfalls rechtfertigen können.

    Was im Moment praktiziert wird, sieht doch eher nach einer absichtlichen Verlängerung aus , um noch schnell die Aufrüstung der beteiligten Länder ohne Kritik durchführen zu können.
    Milliarden verschwinden ins Nirgendwo , und Menschen kleben sich mit dem Popo auf dem Asphalt fest um unbewusst dabei zu helfen von kritischen Themen abzulenken.
    Wo kämen wir hin wenn die gleichen Menschen sich auf den Asphalt festkleben und gegen die Waffenlobby demonstrieren würden ?
    nein nein nein, das darf nicht sein.

    Man demonstriert lieber gegen Klimaveränderungen die dadurch entstehen dass die Rotation des Erdkerns anderes ist als üblich.
    Eine indirekte ,unbewusste, sinnlose politische Unterstützung der klimaaktivisten also ,von der die Politik sich auch in Wirklichkeit wenig empört zeigt und die Leute raffinierter Weise kleben lässt.
    Nach diesem Krieg wird man uns dann mitteilen dass man das Geld leider verpulvert hat und wir jetzt unseren Gürtel enger schnallen müssen.
    Es wäre interessant zu erfahren, weshalb man auf diese Art und Weise eine geldabschöpfung vornimmt ?
    Nur leider werden wir es nicht erfahren.
    Es wird für Geld über Leichen getrampelt und möchte es anscheinend auch nicht verhindern.

  3. Anonymos

    Tatsache ist, dass A. Merkel bereits 2018 öfentich gesagt hat, „Deutschalnd wird nie einen Friedenvertrag unterzeichnen“ bzw. sieht Deutschland sich nicht an diie Menschenrechte gebunden.

    ( Ja es gibt verschiedene Übereinkommen und Abkommen, aber keinen Friedensvertrag, ergo ist immer noch der zweite Weltkkrieg zu gange, wenn auch als kalter Krieg )

    Tatsache ist, Putin hat ofentlich klargestellt, sobald Deutschland / die EU, die Sanktionen gegen Russland unterlässt ist der Krieg beendet.

    Ebenso hat Putin klargestellt, jedes Land welches schwere Kriegsmaterial an die Ukraine liefert, beteiligt sich an diesem Krieg aktiv und wird als Kriegspartei angesehen.

  4. Peer van Daalen

    Also lustig ist das hier an dieser Stelle und heutigen Tag nicht wirklich, aber es sollte auch nicht unter den Teppich gekehrt werden…

    Leider eine makabre Satire auch wenn es nur ein dummer Versprecher gewesen ist.

    https://www.berliner-zeitung.de/news/riesen-aufregung-nach-versprecher-welt-moderatorin-beklagt-sexismus-li.312043

    Zitat Moderatorin Franca Lehfeldt von Die WELT: „Heute vor 78 Jahren befreite die Rote Armee Fraktion ***(auch bekannt als Baader-Meinhof-Bande)*** die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz.“

    https://www.youtube.com/watch?v=bssp1ds7BqE

    Mon Dieu !

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern