Gesellschaft

Prostitution statt echter Liebe – Warnung vor der „Loverboy“-Methode [Aufklärungsvideo]

20.06.2014, Nordrhein-Westfalen, ---: Ein junges Pärchen küsst sich im Licht des Sonnenuntergangs. Eltern, Betroffene und Sachverständige fordern bereits in Schulen die Aufklärung junger Mädchen über die sogenannte „Loverboy-Methode“. Foto: Alexander Körner/dpa

Sie schleichen sich an junge Mädchen ran und reden von Liebe. Doch „Loverboys“ haben nur ein Ziel: die Mädchen in die Prostitution zu treiben. Jetzt wird verstärkt Aufklärung über die heimtückische Masche gefordert.

Sandra Norak glaubte an die große Liebe, doch ihr „Loverboy“ machte sie zur Prostituierten. Sechs Jahre schaffte Norak für ihn an, dann konnte sie sich aus den heimtückischen Fängen des vermeintlichen Freundes befreien.

“Loverboys sind Menschenhändler. Sie sind keine Freunde, sie sind keine Lebensgefährten, sondern sie sind Täter …“,  warnt Norak in einem Bericht für den nordrhein-westfälischen Landtag, der für Freitag letzter Woche eine Expertenanhörung zu dem Thema angesetzt hatte. Norak wurde in ganz Deitschland bekannt für ihren Kampf gegen „Loverboys“ und Prostitution.

Eltern, Betroffene und Sachverständige fordern bereits in Schulen die Aufklärung junger Mädchen über die sogenannte „Loverboy“-Methode. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Meldungen von Opfern und Angehörigen gestiegen, heißt es in der Stellungnahme der Elterninitiative für „Loverboy“-Opfer. Betroffen seien junge Mädchen in Städten, aber auch Landkreisen.

„Loverboys sind Zuhälter, die minderjährige Mädchen bereits ab zwölf Jahren in die Prostitution zwingen.“ Foto: Shutterstock

Der Gutachter Jürgen Antoni empfiehlt ein breit angelegtes Aufklärungskonzept in den Schulen schon ab der siebten Klasse.
Bei der „Loverboy“-Masche spiegeln die Täter minderjährigen Mädchen eine Liebesbeziehung vor, treiben sie so in eine emotionale Abhängigkeit, um sie dann in die Prostitution zu führen. Oft entstehen diese vermeintlichen Liebesbeziehungen über soziale Netzwerke.

“Loverboys sind Zuhälter, die minderjährige Mädchen bereits ab zwölf Jahren in die Prostitution zwingen“, zitiert Gutachter Antoni aus einem Flyer der Elterninitiative. „Loverboys sprechen von der großen Liebe, machen großzügige Geschenke, schleichen sich in den Freundeskreis ein, suchen sich ihre Opfer vor Schulen, in der Nähe von Jugendtreffs oder im Web. Opfer sind Mädchen aus ganz normalen Familien.“

Die Täter sind laut Antoni junge Männer zwischen 18 und 28 Jahren, meist ausländischer Herkunft, die gezielt nach minderjährigen Mädchen suchen, um sich ihr Vertrauen zu erschleichen, um sie später in Form von Zwangsprostitution auszubeuten. „Die erste Kontaktaufnahme geschieht häufig auf dem Schulhof, vor Fastfood-Restaurants, in den meisten Fällen jedoch über soziale Netzwerke wie Facebook oder Badoo.“

Aus Angst und Scham keine Anzeige

Oft geben die vermeintlichen Freunde vor, sie seien existenzbedrohend verschuldet und brauchten die Hilfe der Mädchen. Und sie isolieren ihre Opfer von Familie und Freunden. Wenn es den Mädchen und jungen Frauen oft erst nach Monaten oder Jahren gelinge, sich aus den emotionalen Fängen des „Loverboys“ zu befreien, erstatteten sie oft aus Angst und Scham keine Anzeige, so Antoni. Dementsprechend gebe es auch wenige Prozesse in dem Bereich.

Bei der „Loverboy-Methode“ sei von einer „extrem hohen Dunkelziffer“ auszugehen, sagt Antoni. Das werde dadurch begünstigt, dass die Masche in keiner Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) gesondert aufgeführt werde.

Ist die Liebe auch echt oder wird sie nur vom „Loverboy“ vorgetäuscht? Foto: Shutterstock

Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts (LKA) wurden 2016 und 2017 nur je zwei Fälle von Menschenhandel mit der „Loverboy“-Methode erfasst, 2018 waren es drei Fälle. Das Bundeskriminalamt (BKA) geht in seiner Auswertung 2017 davon aus, dass bundesweit die «Loverboy»-Masche bei mehr als einem Viertel der Opfer von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung angewendet wurde.

Norak kritisiert, dass die Opfer häufig stigmatisiert würden mit Anmerkungen wie „Du warst doch naiv“. Damit würde dem Opfer „mehr oder weniger die Verantwortung an der an ihm begangenen Straftat zugeschoben“. Ein Kernproblem sei auch das bei vielen Betroffenen fehlende Opferbewusstsein. Sie betrachteten die Prostitution häufig als Freiwilligkeit. Das führe dazu, dass die Mädchen ihre Ausbeuter sogar schützten.

“Eine Opferaussage zu bekommen ist hier nahezu unmöglich“, sagt Norak. Wenn dann noch Drohungen und Gewalt durch den „Loverboy“ und seine möglichen Gehilfen ins Spiel kämen, werde es noch schwieriger, eine Aussage zu bekommen. Das fehlende Opferbewusstsein mischt sich dann mit Gefühlen wie Angst.

So ging es auch Norak: „Ich wurde nach einem Hinweis, dass jemand mich zur Prostitution gebracht hat, damals selbst von der Polizei aufgesucht und habe keine Aussage gemacht.“

Das bestätigt auch der Bielefelder Verein „Mädchenhaus“: Es sei fast unmöglich, einem Opfer zu helfen, wenn es nicht selbst die Initiative zum Ausstieg ergreife. Und wenn die Betroffene schon volljährig sei, werde es besonders schwierig, sie zum Ausstieg zu bewegen. (dpa)

Nachfolgend ein Aufklärungsvideo des nordrhein-westfälischen Gleichstellungsministeriums über die „Loverboy-Masche“:

18 Antworten auf “Prostitution statt echter Liebe – Warnung vor der „Loverboy“-Methode [Aufklärungsvideo]”

  1. „Die Täter sind laut Antoni junge Männer zwischen 18 und 28 Jahren, meist ausländischer Herkunft, die gezielt nach minderjährigen Mädchen suchen, um sich ihr Vertrauen zu erschleichen, um sie später in Form von Zwangsprostitution auszubeuten. „Die erste Kontaktaufnahme geschieht häufig auf dem Schulhof, vor Fastfood-Restaurants, in den meisten Fällen jedoch über soziale Netzwerke wie Facebook oder Badoo.“
    Soviel zum Intellekt unserer Jugend! Noch Fragen?

  2. Polarlicht

    @Frage
    Was soll das für eine Frage sein??? Da spielen irgendwelche kriminellen Subjekte mit den Gefühlen von Mädchen, um sie dann zur Zwangsprostitution zu zwingen. Was bitte hat das mit dem Intelligenz der Mädchen zu tun??

    • DenAhlen

      „Frage“ hat es schlecht formuliert, aber unsere Jugend fällt doch tatsächlich auf solche Machenschaften rein! Wo ist der gesunde Menschenverstand geblieben? Wie kann man jemandem vertrauen, den man kaum kennt? Das ist nicht gerade klug! Es gibt einen Unterschied zwischen Eigenverantwortung und Schuld! Wenn ich diese Unvernunft anprangere gebe ich nicht den Opfern die Schuld!

  3. Polarlicht

    @ den Ahlen
    Sie waren doch sicher auch schon Mal verliebt, in Ihrer Jugend?! Das sind unbedarfte Mädchen, die sehen in diesem Moment keine Vernunft oder Gefahr, sondern schweben einfach nur auf Wolke 7 , und sehen allesamt rosa.
    Genau wegen solchen Aussagen, dass zB am Intellekt gezweifelt wird ,oder wie unvernünftig diese Mädchen sind, schämen sie sich in Grund und Boden, und gehen nicht zur Polizei,oder vertrauen sich jemanden an.

    • Ordnung muss sein

      Mich auch.
      Wenn man eine zwölfjährige Tochter hat und nicht merkt, dass die von einem „18 bis 28 Jahre“ alten Mann angemacht wird, dann kann man sich diese Frage stellen.
      Man kann sich durchaus auch die Frage stellen, wie die Intelligenz dieser Mädchen funktioniert oder besser nicht funktioniert und warum das so ist. Vielleicht weil es keinerlei moralische Schranken mehr gibt?
      Das Heilmittel? Natürlich „ein breit angelegtes Aufklärungskonzept in den Schulen schon ab der siebten Klasse.“ Aha, nun soll die Schule es also wieder richten…

  4. Die Problematik als solche ist nicht neu.
    Das „Schema Liebesbeziehung – momentane Notlage – du musst mir helfen“ brachte auch vor 40 Jahren junge Frauen in die Prostitution. As Verstärker dienten und dienen Drogen und Gewalt.
    Mit dem Internet ändert sich lediglich, dass die Täter mit geringerem Aufwand den „Markt“ bearbeiten können.

    Im Artikel zitiert Gutachter Antoni aus einem Faltblatt einer Elternvereinigungen zum Täterprofil – „18-28“ „meist ausländischer Herkunft“. Letzteres geht natürlich einigen wie Butter runter. Ich konnte das in anderen Artikeln zum Thema so nicht finden (nun ja, hab auch nicht Stunden gesucht). Wohlgemerkt der Gutachter zitiert (!).
    Bis auf weiteres behält lediglich folgendes Gültigkeit: Selbstmordattentäter in Europa haben in der Regel einen Migrationshintergrund.

    Die Aussteigerin Norak erklärt in ihrem Falle, dass der „Loverboy“ 20 Jahre älter als sie (11.-12. Klasse, sie somit ca. 17-18) war; von Ausländer sagte sie in den von mir gefundenen Artikeln nichts. Norak spricht auch sehr viel von den ausländischen Opfern (die Prostituierten).

    @OD gibt es da andere Hintergrundartikel? Es würde der Problematik nicht gerecht, wenn diese auf eine erneute Debatte zu Migration reduziert wird. Unerklärt bliebe auch, wo denn die Prostituierten vor 40 Jahren herkamen und von wem diese „rekrutiert“ wurden.

  5. Polarlicht

    Zuerst möchte ich noch einmal betonen, dass ich es als unverschämt empfinde, diesen Mädchen einen verminderten IQ anzudichten!

    @Dax
    Vor kurzem lief eine Dokumentation eben zu diesem Thema im deutschen TV. Norak hat ihre Geschichte dort erzählt. Sie ist aus diesem Milieu heraus gekommen, hat ihr Abi zu Ende gemacht, und studiert Jura. ( Das dann zum Intellekt). Nebenbei schreibt sie ein Buch über speziell ihre Geschichte.
    Die Mädchen, von denen dort gesprochen wurde, sind meist aus Rumänien und Bulgarien.
    Denen wird wer weiß was versprochen, dass sie in Deutschland gutes Geld verdienen würden, damit sie ihre Familien zu Hause unterstützen können. Sind sie hier, bekommen sie die Pässe abgenommen, und müssen anschaffen. Immer mit dem Hintergrund der Gewalt.

  6. Ordnunng muss sein

    „Zuerst möchte ich noch einmal betonen, dass ich es als unverschämt empfinde, diesen Mädchen einen verminderten IQ anzudichten!“

    Das hat mit dem IQ an sich überhaupt nichts zu tun.
    Auch überintelligente Menschen, egal, ob alt oder jung, männlich oder weiblich, können in Alltagsfragen schrecklich naiv sein.
    Das hat eher mit „gesundem Menschenverstand“ zu tun, dass man etwas überlegt, mit wem man da anbandelt und sich nicht dermaßen von seinen Gefühlen überwältigen lässt.
    Allerdings kann ich mich nicht in die Gefühlswelt einer Zwölfjährigen hineinversetzen. Vielleicht findet sie es „supergeil“, vor ihren Freundinnen mit ihrem achtundzwanzigjährigen Lover und seinem Porsche angeben zu können…

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