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Kritik in an Störung von ARD-Interview mit AfD-Chefin Weidel

20.07.2025, Berlin: Alice Weidel (AfD), Parteivorsitzende, kommt zum ARD-Sommerinterview "Bericht aus Berlin" gegenüber vom Reichstagsgebäude. Foto: Joerg Carstensen/dpa

Trillerpfeifen, Hupen und laute Musik: Beim ARD-Sommerinterview mit AfD-Chefin Alice Weidel war kaum etwas zu verstehen. Die lautstarke Störung stößt auf heftige Kritik.

Solcher Protest mache die AfD nur stark, sagte der Generalsekretär der christdemokratischen CDU, Carsten Linnemann, bei RTL/ntv. Der AfD-Politiker Markus Frohnmaier forderte eine Wiederholung des ARD-Sommerinterviews mit Weidel. Darauf besteht sie selbst nach Angaben ihres Sprechers Daniel Tapp aber nicht – zumal sie das Fernsehgespräch trotz des Lärms hatte fortsetzen wollen.

Die ARD kündigte an, man wolle auch künftig «Gespräche mit Spitzenpolitikern im Herzen der Hauptstadt auch im Freien und direkt vor dem Bundestag führen». Man werde mit der Polizei des Bundestages und der Berliner Polizei sprechen, ob und welche zusätzlichen Vorkehrungen für die nächsten geplanten Sommerinterviews sinnvoll seien, erklärte eine Sprecherin. Sicherheitskonzepte für Livesendungen würden überprüft und angepasst.

20.07.2025, Berlin: Alice Weidel (AfD), Parteivorsitzende, und Moderator Markus Preiß kommen zum ARD-Sommerinterview „Bericht aus Berlin“ gegenüber vom Reichstagsgebäude. Foto: Joerg Carstensen/dpa

– Spontandemo und Kunstaktion: Das am Sonntagnachmittag live im Internet übertragene Interview wurde im Berliner Regierungsviertel an der Spree unter freiem Himmel geführt. Eine Demonstration am anderen Ufer des Flusses Spree mit Trillerpfeifen, Hupen und lauter Musik mit Anti-AfD-Slogans war in der Übertragung laut zu hören. Weidel beklagte sich bei Interviewer Markus Preiß, dass seine Fragen nicht zu verstehen seien.

Hinter den aus einem Bus übertragenen Anti-AfD-Gesängen steckt nach eigenen Angaben die Gruppe Zentrum für Politische Schönheit. In der Nähe hatten sich nach Angaben der Berliner Polizei zudem etwa 40 Personen zu einer „Spontankundgebung“ unter Leitung einer 64-jährigen Frau eingefunden. Einige von ihnen trugen Westen mit der Aufschrift „Omas gegen Rechts“. Der Verein „Omas gegen rechts Deutschland“ erklärte aber auf Anfrage, dies sei nicht seine Aktion gewesen, man kenne die Beteiligten nicht.

– „Sehr schlechter Stil“: Weidel kritisiert die Störaktion, wie ihr Sprecher Tapp mitteilte: „Es zeugt von sehr schlechtem Stil, ein Interview zu stören.“ Das schade der Debattenkultur. Eine juristische Auseinandersetzung sei aber nicht geplant, erklärte Tapp.

Auf Nachfrage bestätigte der Sprecher, dass Preiß und Weidel sich während einer kurzen Pause für einen Einspielfilm verständigt hätten, das Interview fortzusetzen. „Im Hinblick darauf, dass das Interview live gestreamt wurde, hätte ein Abbruch auch als Kapitulation vor den Störern gewirkt“, erklärte Tapp.

07.07.2025, Berlin: Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär, spricht bei der Pressekonferenz nach der Sitzung des CDU Bundesvorstands im Konrad-Adenauer Haus. Foto: Michael Kappeler/dpa

– DJV gegen Wiederholung: AfD-Fraktionsvize Frohnmaier meinte dennoch im Gespräch mit dem Portal „Politico“: „In einer solchen Situation hätte die ARD für ein faires, ungestörtes Interview ins Studio ausweichen müssen.“ Und er forderte: „Ich erwarte, dass das Gespräch unter fairen Bedingungen wiederholt wird.“

Dem widersprach der Deutsche Journalistenverband. „Eine Wiederholung des Interviews unter Studiobedingungen käme einer Überhöhung der AfD-Vorsitzenden gleich, für die es keinen Anlass gibt“, erklärte DJV-Chef Mika Beuster auf Anfrage. Allerdings sei der Erkenntnisgewinn des Publikums wegen der Störungen wohl nicht allzu groß.

Nach Angaben des Westdeutschen Rundfunks (WDR) sahen 1,56 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die Sendung – eine halbe Million mehr als in der vergangenen Woche das Sommerinterview mit dem deutschen Kanzler Friedrich Merz. Der Marktanteil erreichte diesmal demnach 12,1 Prozent.

– Linnemann gegen „kaputtschreien“: CDU-Generalsekretär Linnemann übte grundsätzlichere Kritik. „Wenn man die AfD stark machen will, soll man ruhig solche Interviews stören“, sagte er in der RTL/ntv-Sendung „Frühstart“. Man könne den Wähler nicht ignorieren und „kaputtschreien“, sondern müsse die AfD inhaltlich bekämpfen. (dpa)

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