Prost! Cheers! Cin cin! Im Sommer drehen sich viele Gedanken um erfrischende Kaltgetränke. Was sind eigentlich die Drink-Trends 2023?
Biergärten und Café-Terrassen gelten als Sommerorte schlechthin. Sommer, das ist für viele draußen was trinken gehen – zum Beispiel Apfelschorle, Rhabarberschorle, kaltes Bier oder eine Bier-Limonade-Mischung, die – je nach Region – mal Radler, mal Altster heißt. Viele wählen auch, wenn es denn kein Gin Tonic, kein Cocktail, kein Wein und keine Weinschorle sein soll, alkoholfreies Bier. „Weil das bei der Hitze weniger belastet“, hört man dann oft.
Angesagt ist alle Jahre wieder auch das Nachdenken über den neuen angesagten Aperitivo, einen zu entdeckenden Sommer-Drink, das hippe Trendgetränk schlechthin.
Da Aperol als Spritz so beliebt geworden ist (also der italienische Bitterorange-Rhabarber-Kräuterlikör mit Prosecco und Mineralwasser), werden gern mal seine angeblichen Nachfolger ausgerufen.
„Bye, Aperol und Hugo: Sarti Spritz ist der neue Trend-Drink für die heiße Jahreszeit“, schrieb zum Beispiel die „Bunte“ über den Sarti, einen Blutorange-Mango-Passionsfrucht-Likör. Die „Freundin“ empfahl derweil, sich einen alkoholfreien Aperol-Spritz-Ersatz zu mixen (aus Ginger Ale, San Bitter und Orangensaft). Und die „Elle“ setzte, weil der Aperol angeblich out sei, auf Zitronen-Ingwer-Spritz.
„Harper’s Bazaar“ sagte unter anderem dem Crystal Razz den Durchbruch voraus (Himbeer-Rosmarin-Likör mit Zitronenlimo). Die „New York Times“ empfahl kürzlich den in Spanien üblichen Sommer-Rotwein (Tinto de Verano; Wein mit Zitronenlimo), ohne den es kein echter Sommer sei. Manche Läden und Lokale bewerben auch den Green Spritz, dessen Grundlage der knallgrüne, süßwürzige Kräuterlikör P31 aus Padua ist.
Jede Zeit scheint also ihren Trend-Drink zu haben – oder: haben zu wollen. Zuletzt gab es auch Hypes um Espresso Martini und Lillet Wild Berry. Einige Getränke bekommen dann sogar Songs gewidmet. Man denke beispielsweise an „Wildberry Lillet“ von Nina Chuba (2022) oder „Piña Colada“ von der Schlager-Band Wind (1989).
„Für diese Terrassen-Saison haben manche den Limoncello Spritz als großen Trend vorhergesagt“, sagt Nils Wrage, Chefredakteur des Barkulturmagazins „Mixology“. „Wenn ich aber in den letzten Wochen so in die Außenbereiche der Bars und Cafés schaue, ist davon wenig zu sehen.“ Stattdessen bleibe wohl global Aperol Spritz sehr angesagt.
„Er bietet vieles, was den Massengeschmack bedient, und das meine ich gar nicht wertend“, sagt Wrage. „Er ist spritzig, anregend bitter, bringt genug Süße mit und ist einfach ein klassischer Sommer-Erfrischer.“ In den USA starte Aperol gerade erst so richtig durch. Zwar werde Aperol Spritz meist als leichter Drink wahrgenommen, spiele aber beim Gehalt an Reinalkohol ungefähr in der Liga eines Gin & Tonic oder Moscow Mule. Außerdem sei er manchmal „Opfer des Caipirinha-Syndroms“. Sprich: „Ein prinzipiell schöner Drink wird schlecht und mit minderwertigen Zutaten gemixt.“
In Biernationen wie Belgien oder Deutschland gibt es daneben gerade in der heißen Jahreszeit den Trend zum alkoholfreien Bier. „Wir rechnen damit, dass schon bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird“, sagt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. Dieser Markt hat ihm zufolge eine Menge Potenzial.
Früher wurde beim alkoholfreien Bier meist nach einer gewissen Zeit die Gärung gestoppt, was im Bier recht viel Restsüße ließ. Heute schmecken Alkoholfreie echter, wenn man so will, denn man lässt das Bier fertig gären und entzieht ihm anschließend den Alkohol mit teureren Verfahren wie Umkehrosmose, Dialyse oder Vakuumverdampfung.
„Neben Sorten wie Pils, Weizenbier oder Radler werden immer mehr regionale Spezialitäten wie Kölsch und Alt oder Biersorten wie India Pale Ale als alkoholfreie Varianten gebraut“, sagt Eichele. Das seien inzwischen Lifestylegetränke. „Bier ohne Alkohol wird heute nicht mehr als Ersatz wahrgenommen, sondern als erfrischende Alternative. Viele alkoholfreie Biere sind mineralisch und isotonisch, sodass der Körper die Inhaltsstoffe besonders leicht verarbeiten und nutzen kann – ein Vorteil, den gerade Sportler schätzen.“
Diese Vermarktung findet „Mixology“-Chefredakteur Nils Wrage manchmal etwas zu bemüht, fast absurd. „Die eventuell guten Inhaltsstoffe in allen Ehren, aber auch alkoholfreies Bier sollte als Genussmittel wahrgenommen werden – nicht als Gatorade-Ersatz.“
Dennoch findet es der Cocktail-Experte Wrage „schön“, dass auch viele kleine, junge Brauereien eben Biersorten wie Pale Ale alkfrei anbieten. „Alkoholfreies Bier wird immer mehr von der Notlösung zu einem eigenständigen Segment, das dem Genießer viel Freiheit lässt.“ Ein weiterer Trend seien außerdem „Session“-Biere. «Der englische Begriff meint hier, dass es sich um Biere handelt, die mit weniger Alkohol, aber dennoch aromatisch dicht und komplex gebraut werden. Eben für längere Sessions, bei denen man gern ein paar Gläser mehr trinken will, ohne den vollen alkoholischen Impact zu spüren.»
Trendgetränke im Laufe der Zeit
1970er: Das war oft noch die Zeit von Bowle und Kalter Ente, Eierlikör, Bier und Korn. Gehobene Cocktail-Kultur war vielen Menschen damals hierzulande noch fremd.
1980er: Grelles Jahrzehnt, bunte Drinks wie Grüne Witwe (O-Saft/Blue Curacao) oder sahnige wie Piña Colada und Baileys waren angesagt. Manche Schickis tranken auch schon den Champagner-Cocktail Kir Royal, nach dem auch Helmut Dietl seine Persiflage-Serie über die Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft benannte.
1990er: Das Cocktail-Trinken kam erst richtig auf – zunächst vor allem tropisch anmutende Kreationen wie Caipirinha, Mai Tai, Mojito.
Um 2000: Im Rave-Zeitalter wurden Energy-Drinks gepusht, vor allem Red Bull (etwa mit Wodka). Ende der 1990er sprach alle Welt plötzlich über die süßen Alkopops (Spirituosen-Mischgetränke). In Clubs wurde gezielt der frühere Altherren-Drink Jägermeister beworben und cool.
Nach 2000: In die Nullerjahre schwappte wegen der erfolgreichen Serie „Sex and the City“ der Cranberry-Wodka-Cocktail Cosmopolitan hinüber. Moscow Mule mit Ginger Beer (Ingwerlimo), gern aus der Kupfertasse, und der Whisky-Wermut-Drink Manhattan waren plötzlich in vieler Munde.
Ab 2005: Hugo (Prosecco, Holunderblütensirup, Minze, Mineralwasser) und Aperol Spritz (3 Teile Prosecco, 2 Teile Aperol und 1 Teil Sodawasser) wurden in Mitteleuropa zum Massenphänomen. Feuilletonisten sprechen zudem angesichts einer Limonadenmarke und des großstädtischen Öko-Bürgertums vom „Bionade-Biedermeier“.
Ab 2010: Im vergangenen Jahrzehnt erlebte Gin Tonic eine Renaissance, inklusive Gin-Boom. Der Hype um Tequila blieb im Vergleich kleiner. Auf dem Biermarkt wurden Natur-Radler hip. Pfeffi (knallgrüner Pfefferminzlikör) erlebte außerdem einen Boom in der Party-Szene.
Seit 2020: Mit den Corona-Jahren kommt auch der Espresso Martini wieder größer raus (Wodka, Zucker, Kaffeelikör, Schuss Espresso). Mit seiner Kombination aus Alkohol und Koffein verschmelzen bei ihm Rausch-Lust und Fitness-Druck zu einem Zeitgeist-Drink. (dpa)
Il n’y a rien de plus sain que du vrai champagne.
Das Getränk ist inzwischen zweitrangig.
Hauptsache man trägt weisse Sneaker.
Ich weiß nur, dass ein Aperol Spritz hier so 7,- bis 8,- € kostet und an der belgischen Küste auch gerne mal 10,- €. Das Getränk für die Schönen und Reichen…
Wir sind wieder im medialen Sommerloch wie mir scheint. „Der Mann trägt wieder Slip“. „Ganz unerwarteter Stau auf der Autobahn zu Ferienbeginn“. Was sollen wir im Sommer trinken“… Haltet durch, der September kommt bestimmt.
@ – Haha 13:11
Bei diesem ihrem gut kreierten Kommentar ;
möchte ich gerne zu einem Radler Alkoholfrei greifen , weil es im Sommer doppelt so gut schmeckt und mit ihnen anstoßen 🍻 .-)
Sie haben übrigens noch das Thema Fußball vergessen 😉
Ich empfehle mal einen Cappuccino Ginseng, sehr gut.