Politik

SERIE – 3. Folge: Lambertz und die Medien – Die „Affäre Horn“

Stephan Pesch (im Vordergrund) beim Interview mit Karl-Heinz Lambertz, als dieser noch Ministerpräsident der DG war. Foto: Christian Willems

„Ostbelgien Direkt“ veröffentlicht an dieser Stelle den 3. Teil der Serie „30 Jahre Lambertz: Vom ‚Genossenkiller‘ zum Senator“. Nach „Karl-Heinz Lambertz, der Extreme“ und „Karl-Heinz Lambertz, der Allmächtige“ lautet der Titel der 3. Folge „Lambertz und die Medien – Die Affäre Horn“.

Wenn Karl-Heinz Lambertz für einen Bereich zuständig war, dann war dieser immer der wichtigste überhaupt, er war „von fundamentaler Bedeutung“, wie er es formulierte.

Als der junge Lambertz Präsident des Jugendrates war, war für ihn nichts wichtiger als der RdJ. Als er in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident Vorsitzender der Euregio wurde, dann war plötzlich der Euregiorat, für den sich bis dahin niemand interessierte, außerordentlich wichtig.

Als er für die Außenbeziehungen der DG verantwortlich wurde, reihte sich eine Auslandsreise an die andere. Da hing aus seiner Sicht plötzlich das Überleben der DG von den guten Beziehungen zu anderen Staaten oder Teilstaaten in Europa ab.

Und auch jetzt wieder, wo er als Senator vereidigt wurde, ist für Lambertz selbst der unwichtig gewordene Senat wieder ungemein wichtig.

Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz bei einer Pressekonferenz zum Thema Außenbeziehungen im März 2013. Foto: Christian Willems

Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz bei einer Pressekonferenz zum Thema Außenbeziehungen im März 2013. Foto: Christian Willems

Nur ein Bereich war für den SP-Politiker immer wichtig: die Medien. Sie wurden für ihn eine Art Obsession. Wenn die Presse etwas schrieb, was ihm nicht gefiel, konnte Lambertz richtig aus der Haut fahren. Dann wurde sein Gesicht dunkelrot vor Wut – und nicht selten folgte eine der für ihn typischen Drohungen.

Kein Zweifel, im Kreis der Journalisten wurde Lambertz mehr gefürchtet als wirklich respektiert. Nicht wenige Kollegen hatten Angst  vor ihm und fügten sich in eine Art vorauseilenden Gehorsam. Das war für sie die beste Methode, erst gar keinen Ärger zu bekommen mit dem Mann, den seine Kritiker hämisch „Grömaz“ nannten (Größter Ministerpräsident aller Zeiten).

Selbst kritische Fragen mochte Lambertz nie. Als er nach den Wahlen von Mai 2014 den Posten des Ministerpräsidenten Oliver Paasch (ProDG) überlassen musste, um für zwei Jahre Parlamentspräsident zu werden, und ich ihn bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Koalitionsabkommens fragte, ob er glaube, dass es ihm gelingen werde, überparteilich zu sein, so wie man dies vom Vorsitzenden des Parlaments erwarte, antwortete Lambertz erst gar nicht auf die Frage, sondern stand auf und sagte zornig: „Ich bin nicht nach hier gekommen, um mich von Herrn Cremer beleidigen zu lassen.“

So oder ähnlich hatte ich ihn auch vorher schon des Öfteren erlebt. Lambertz war immer darauf bedacht, jegliche Kritik an ihm oder an seiner Arbeit zu ersticken.

Bei einem ihm nicht genehmen Zeitungsjournalisten meldete er sich mehrfach beim Verleger, um die Entlassung des Journalisten zu fordern (auch wenn dies nachher von ihm bestritten wurde), und bei einem BRF-Redakteur, dessen Berichterstattung ihm missfiel, drohte er mit Konsequenzen, so wie er dies nach der sogenannten „Affäre Horn“ mit BRF-Chefredakteur Rudi Schroeder tat, den er öffentlich den „bald ehemaligen BRF-Chefredakteur“ nannte. Mehr Drohung geht nicht.

Die „Affäre Horn“ endete 2002 für Lambertz mit einem Debakel, was größtenteils seinen Groll über den BRF erklärt, der damals durch eine sehr kritische Berichterstattung dafür gesorgt hatte, dass Lambertz vielleicht zum einzigen Mal in seiner gesamten politischen Laufbahn auf Druck der Medien und der Öffentlichkeit einen Rückzieher machen musste.

Die Medien waren für Karl-Heinz Lambertz immer besonders wichtig. Foto: Christian Willems

Die Medien waren für Karl-Heinz Lambertz immer besonders wichtig. Foto: Christian Willems

Lambertz hatte den deutschen Staatsbürger Jörg Horn im Februar 2002 engagiert und ihn mit der Aufgabe betraut, in Brüssel eine ständige Vertretung der DG bei der Europäischen Union aufzubauen. Horn sollte also für die DG als Lobbyist arbeiten.

Lambertz war vom 26-jährigen Horn total begeistert. Er hatte sich von dessen Diskurs über die Gestaltung der Außenbeziehungen der DG regelrecht anstecken lassen.

Als dann aber der BRF über die zwielichtigen Verbindungen Horns zu rechtsextremen und deutschnationalen Kreisen berichtete, geriet Lambertz schwer unter Druck. Er war außer sich vor Wut. Der BRF verbreite „Lügen“,  seine Berichterstattung sei „manipuliert“, schimpfte der Ministerpräsident. Außerdem betreibe der Sender „antideutsche“ Hetze.

Ganz besonders hatte es Lambertz auf BRF-Chefredakteur Rudi Schroeder abgesehen. Einen „Rachefeldzug“ aus persönlichen Motiven habe der Journalist gegen ihn unternommen, seine „ungeheuerlichen Vorwürfe“ entbehrten „jeglicher Grundlage“. Vermutlich habe der Mann vom BRF „im Auftrag“ gehandelt.

Erst nachdem der Verband der belgischen Berufsjournalisten den Regierungschef der DG an die Grundsätze der Pressefreiheit erinnert hatte, stellte Lambertz seine Attacken gegen den BRF ein – und kapitulierte: Jörg Horn wurde Anfang Oktober 2002 von der Regierung der DG entlassen.

Noch prekärer als das Verhältnis von Lambertz zum BRF waren dessen Beziehungen zum Grenz-Echo-Verlag am Eupener Marktplatz. Dazu mehr in einer der nächsten Folgen unserer Serie. (cre)

Bereits auf „Ostbelgien Direkt“ erschienen:

SERIE – 1. FOLGE: Karl-Heinz Lambertz, der Extreme

SERIE – 2. FOLGE: Karl-Heinz Lambertz, der Allmächtige

12 Antworten auf “SERIE – 3. Folge: Lambertz und die Medien – Die „Affäre Horn“”

  1. Die Affäre Horn ist typisch für Lambertz. Er lässt sich gerne von einem „Großmaul“ aus unserem Nachbarland hinters Licht führen. Beim Frühlingsfest in Berlin oder beim Sommerfest in Brüssel sind auch viele Horns anwesend.

  2. Reuter N

    „Karl-Heinz Lambertz, der Extreme“ und „Karl-Heinz Lambertz, der Allmächtige“ , der sich auf einem Schlag sein Gehalt um 25% rauf setzte . Da kann man von „Extrem und Allmächtig “ sprechen .
    Unser einer muss die Machenschaften solcher Politiker finanzieren ohne das diese “ rot “ werden .

    • Ostbelgien Direkt

      @Hans van Straaz: Da brauche ich nicht zu googeln, der Begriff „Diskurs“ (vom Französischen „Discours“) steht im Duden (der Bibel der deutschen Sprache) und bedeutet „Erörterung“ oder „Abhandlung“. Gruß

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