An dieser Stelle veröffentlicht „Ostbelgien Direkt“ den zweiten Teil der SERIE „30 Jahre Karl-Heinz Lambertz: Vom ‚Genossenkiller‘ zum Senator“. Nach der 1. Folge „Karl-Heinz Lambertz, der Extreme“ (siehe Bericht an anderer Stelle) folgt hiermit die 2. Folge unter dem Titel „Karl-Heinz Lambertz, der Allmächtige“.
Man kann nicht über Karl-Heinz Lambertz sprechen oder schreiben, ohne seinen Drang zur Macht, seine Machtausübung, ja sein Machtgehabe und bisweilen sogar seine Machtbesessenheit zu erwähnen.
Ein Politiker, der fast ein Vierteljahrhundert Minister war in einer mit immer mehr Befugnissen ausgestatteten Gemeinschaft, davon 15 Jahre sogar Ministerpräsident, ist schon von Amts wegen mächtig.
Was aber Lambertz von seinen Vorgängern Bruno Fagnoul (PFF) und Joseph Maraite (CSP) sowie von seinem Nachfolger Oliver Paasch (ProDG) deutlich unterschied, ist, dass er glaubte, jeden – und auch sich selbst – seine Macht ständig spüren lassen zu müssen.
Seine ellenlangen Reden, an deren Ende kaum noch jemand richtig zuhörte, wurden bereits in der ersten Folge dieser Serie thematisiert. Sie waren zumeist auch eine Demonstration von Macht.
Das Machtgehabe beschränkte sich aber nicht auf Reden, Ansprachen oder sonstige Wortmeldungen. In vielen anderen Situationen stellte Lambertz seine Macht gewissermaßen zur Schau.
Bei Pressekonferenzen zum Beispiel ließ er gerne die Journalisten lange warten – nicht ganz so lange wie Michel Daerden, übrigens auch ein Sozialist, aber immerhin so lange, dass dies auf die Dauer manchen Vertreter der Presse richtig nervte. Nicht nur als Ministerpräsident, sondern auch als Journalist hat man schließlich noch viele andere Dinge zu erledigen.
Einmal, als die Wartezeit viel länger dauerte als die geduldete Viertelstunde, auch „quart d’heure académique“ genannt, bin ich aufgestanden und gegangen. Ich wolle mir das ewige Warten nicht mehr länger antun. „Trop is te veel“, sagte ich mir und verschwand. Darüber war Lambertz, wie ich später von Kollegen erfuhr, „not amused“.
Und wenn wir schon beim Warten sind: Das Machtgehabe von Lambertz erreichte seinen Höhepunkt, als der Ministerpräsident die Abgeordnete Franziska Franzen fast zwei Jahre (!) „zappeln“ ließ, ehe er die Frage der Ecolo-Politikerin nach den Kosten der Außenbeziehungen beantwortete. Das war ohne jeden Zweifel ein Tiefpunkt in der Geschichte des Parlaments der DG. Es war vor allem eine Demonstration von Macht durch den Regierungschef, die weit über das Ziel hinausschoss. Es war Machtarroganz.
Was Lambertz wahrscheinlich damals nicht geahnt hat: Mit diesem Affront – nicht nur für die Abgeordnete Franzen, sondern für das ganze Parlament und die gesamte ostbelgische Öffentlichkeit – hatte er es zu weit getrieben. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Und der Fall kam für Lambertz bei den Wahlen von Mai 2014.
Als Lambertz die Auflistung der Kosten der Auslandsreisen immer wieder aufschob, also Ende 2012 und Anfang 2013, befand er sich auf dem Höhepunkt seiner Macht, was jemanden zu einer Fotomontage inspirierte, die damals von „Ostbelgien Direkt“ auch veröffentlicht wurde und viel Aufsehen erregte (siehe anbei).
Sie zeigte Ministerpräsident Lambertz, dem man vor allem in jener Zeit nachsagte, er sei in der DG allmächtig, in der Rolle des Hauptdarstellers im Film „Der Pate“ bzw. „The Godfather“ (Originaltitel des preisgekrönten Films von Francis Ford Coppola aus dem Jahre 1972).
Auf dem kleinen satirischen Kunstwerk wurden aber nicht nur Assoziationen mit dem Film „Der Pate“ (mit Marlon Brando in der Hauptrolle) geweckt. Der Begriff „Ostbelgistan“ erinnerte an eine der ehemaligen Sowjetrepubliken. Und dann war da auch noch der Spruch „…wünscht frohe Feiertage und absoluten Gehorsam“, der auf eine Form von Autoritarismus in der DG anspielte.
Das „Regime“ von Karl-Heinz Lambertz bzw. der „Lambertzismus“ ist de facto mit den Wahlen von 2014 zu Ende gegangen. Lambertz selbst sieht das anders, wie man einem Gespräch des Grenz-Echo-Kollegen Gerd Zeimers mit Lambertz kurz vor seiner Vereidigung als Gemeinschaftssenator am vergangenen Dienstag entnehmen konnte.
In dem Interview wertete Lambertz sogar seinen Wechsel in den Senat als „einen Höhepunkt in meiner politischen Karriere“. Wörtlich sagte er: „Ich muss all diejenigen enttäuschen, die glauben, dass mein Amt als Senator meinen Ausstieg aus der ostbelgischen Politik bedeutet. Im Gegenteil: Das ist ein richtiger Neueinstieg in die ostbelgische Politik, denn als Parlamentspräsident war ich in politischen Diskussionen zur Zurückhaltung verpflichtet. Das ist jetzt vorbei. Fortan kann ich endlich wieder stärker in die Ostbelgien-Politik miteinsteigen, und darauf freue ich mich ganz besonders.“
Ein Bereich, der Lambertz während seiner Zeit als Minister und Ministerpräsident immer sehr am Herzen lag und von Beginn an zu seinen „Machtbereichen“ gehörte, sind die Medien. Die Medien waren ihm immer ungemein wichtig.
Nicht von ungefähr gehörte die Medienpolitik im Jahre 1990, als er erstmals Minister wurde, zu seinen Zuständigkeiten. „Karl-Heinz Lambertz und die Medien“ lautet denn auch der Titel der 3. Folge unserer Serie, die demnächst erscheint. Auch da wird noch von Macht die Rede sein. (cre)
Bereits auf „Ostbelgien Direkt“ erschienen:
„SERIE – 1. FOLGE: Karl-Heinz Lambertz, der Extreme“
Die SERIE „30 Jahre Karl-Heinz Lambertz: Vom ‚Genossenkiller‘ zum Senator“ erscheint in loser Folge. Gerard Cremer, heute Herausgeber von „Ostbelgien Direkt“, hat die politische Laufbahn des langjährigen Ministerpräsidenten der DG als Journalist begleitet und beobachtet. In dieser SERIE lässt er drei Jahrzehnte „Lambertzismus“ in Ostbelgien in Form von Eindrücken und Episoden Revue passieren.
Kann er denn nicht das marode Grenz-Echo übernehmen?….dann wäre er auch wieder in Eupen….und könnte weiterhin mitmischen….
@ Alfred
Ist es wirklich nötig IHN auf dumme Ideen zu bringen? Wer weiß was er jetzt ausbrütet.
Hi KH,
Das wirkt sich sicher auch nochmal gut auf die Pension aus oder?
Lese absichtlich nicht die Artikel, die in OD betreff „Genossenkiller“ erscheinen, allerdings sehr wohl die entsprechenden Stellungnahmen. Um Gottes Willen, „das marode Grenzecho“ Das „OUT“ für Genossenkiller ist mein Bestreben, schleunigst!
Jetzt die Affäre Franzen für den Stimmenverlust 2014 verantwortlich zu machen ist viel zu kurz gegriffen. Gerade in der DG ( bleiben wir bei KHL ) haben Sachthemen noch nie einen Wahlausgang bestimmt. Die Winzigkeit unserer Gemeinschaft beschränkt wie bei der Komunalwahl die Stimmvergabe fast ausschließlich auf den humtata Bekanntheitsgrad einer sich zur Wahl stellenden Person.
In Sachen Humtata waren andere wesentlich besser aufgestellt, was nicht schwer fällt bei einem Spitzenkandidaten der sP, welcher fachlich zu den besten gehört, aber menschlich so seine Schwächen hat. Ein gesundes Maß an Narrität ist eben nicht jedem gegeben. Wobei wie wir heute erleben auch bessere Narren im politischen Alltag nicht immer den Beifall des Fußvolkes finden.
„Jetzt die Affäre Franzen für den Stimmenverlust 2014 verantwortlich zu machen ist viel zu kurz gegriffen.“: Da bin ich Ihrer Meinung! Lambertz hat mehr als einmal den Bogen überspannt! Lambertz hatte, was sein Glück war, meist nur mit Hasenfüßen und Duckmäusen zu tun, die er niederbrüllen konnte! ABER, das konnte er auch nur weil ER seine Dossiers in und auswendig kannte und sich, wenn nötig, so auch immer gut raus winden konnte.
Sehr gut geschrieben, OD! Auch dass Lambertz viele Sympathien durch sein plumpes Auftreten verspielte. Als erfolgreicher Politiker muss man schon ein bisschen machtbesessen sein, aber bitte nicht übertreiben. Lambertz hat immer zu dick aufgetragen.
Der Lambertz lebte auf Wolke 7. Er meinte immer das er Gott weiss welcher King war, und doch vertrat er nur 75000 Leute! Da haben sich wohl viele gedacht: muss das alles so aufgebauscht sein für solch ein kleines Völkchen? Die haben wahrscheinlich gelacht danach?
Nicht zu vergessen: „Belgien zu Viert!“ oder im Falle eines Auseinanderbrechens Belgiens sein Traum von einem ostbelgischen ‚Monaco‘ oder ‚Liechtenstein‘ fuer die DG.
Der Karl macht es genau so wie alle, die meisten der Eliten! Die sind nach so vielen Jahren der massen Machtbesessen und gierig, dass die das Volk total übersehen. Siehe voriges Jahr noch der Louis. Aber nicht nur die von der Partei, die anderen sind nicht besser. Wenn nun jeder Mann dasselbe machen würde!? Dann käme so schnell kein Nachwuchs in die Gänge! Wenn die Leute nur etwas an Feinfühligkeit und Ehrlichkeit hätten, dann würden sie dafür sorgen das vieles besser verteilt wäre. Ganz sicher die überdimmensionalen Diäten, Prämien, Pensionen etc. Auch das Rentenalter sollte bei den „Vorbildern“ all dessen angepasst werden, welches jetzt schon seit Jahrzehnten der Fall bei ihren Wählern und Geldgebern ist!
Warum nehmen diese Leute sich diese Freiheit alleine!?
Unverschämte Vorbilder!
Bravo Réalité, besser kann man es nicht ausdrücken.
hoffe nur, dass KHL die Über- und Auslastung und die Erfordernisse des Senatorenjobs frühgenug zu bremsen vermag, damit ein „burnout“ vermieden werden kann.
Naja , das hier auch ein guter Haufen Neid zum Vorschein kommt dürfte wohl nicht zu übersehen sein . Er mag zwar in seinem Charakter und der Ausübung seines Politischen handels einige aufgeregt haben , doch zu verdanken haben wir ihm doch einiges , aber das wird wie es doch immer so ist bei solchen Klatschblättern / Seiten ist nicht erwähnt .
Ich selbst habe ihn nie gewählt , doch den Respekt immer behalten .
Oder hat jemals die Bild ein gutes Wort über Merkel gelassen , es war ja aber auch nicht alles Scheisse . ;)
Man muss nicht 100%iger Fan von KHL (gewesen) sein, aber alles falsch hat er auch nicht gemacht. Da wo Wallonen und Flamen sich gestritten haben hat er dafuer gesorgt, dass die DG in vielen Bereichen der lachende Dritte war. So weit so gut. Aber wie viele erfolgreiche Politiker (Kohl ist nur ein gutes Beispiel) stimmt auch fuer ihn dass es irgendwann ‚zu Kopfe‘ steigt sowohl mit persoenlichem Machtanspruch als auch mit politischen Bestrebungen (z.B. DG als vierte Region, Sanatorium als Regierungssitz fuer die kl. DG usw.) Ich wuenschte mir, auch in Europa haette man mehr die Bestimmungen in den USA fuer Praesidenten, Gouvenuere: 2 Perioden, also 1 Wiederwahl moeglich, danach ist Schluss.Haelt den Apparat frisch, verringert Korruption und laesst junge Talente nicht so lange am langen Arm verhungern.
Beim Betrachten des Fotos fällt auf, daß etliche Stühle im Senat leer sind und das bei nur 8 Sitzungen pro Jahr und dann wird auch noch hervorgehoben (à la Lambertz und à la Miesen), wie wichtig der Senat ist. Einfach lächerlich ! Vielleicht war aber auch die Eidesleistung eines Herrn Lambertz uninteressant und die Senatoren hatten sich kurzum zum Genuss von irgendem etwas verabschiedet, natürlich auf unsere Kosten…
Und das lustige Lächeln rundum den Lambertz spricht auch Bände. Was für ein Kommödien Theater?
Wann kommt denn die Folge „die Parallelwelt des Herrn Lambertz“? Anscheinend glaubt er wirklich dass er den Senat rocken wird und sich, wie Herr Miesen „voll reinhängen“ kann. Man sollte den Top-Juristen Lambertz mal über die traurige Wiklichkeit in punkto Rolle des Senats in Belgien informieren. Er erinnert mich an einen Opa ,den man ins Altenheim abschiebt, diesem jedoch erzählt er wäre in Urlaub in einem Hotel all inclusive.
@gruene, lassen Sie den einsamen Mann doch, gruene. Es soll ja auch gruene geben, die mehr scheinen als sein!
Der Lambertz kennt doch jeder. Seine Lieblingswörter: Menge, spannend, viel zu viel Selbstlob, keine Demut, viele viele Zahlen und Strunz über die Beschäftigten in der DG, wobei er wohl fest glaubte die Leute nähmen ihm das ab?!
Er war vielleicht ein Arbeitstier, wobei solche „Tiere“ eher mit schmalen und dünnen Rippen daher kommen, und nicht mit dem anderen da. Er duldete keinen vor noch neben sich, ein Machtmensch wie er im Buche steht.
Und jetzt immer noch nicht satt. Obschon er in die Jahre kam; Sollte schon vor einigen Jahren jungen Leute Platz gemacht haben, so wie es doch üblich ist. Aber er meint noch immer, ohne mich geht es nicht? Als wenn der Senat und die DG auf ihn gewartet hätten?
Hatte man schon des Öfteren, danach war es dann zu spät gewesen.
Die Serie über KH Lambertz ist bisher ganz hervorragend. Herr Cremer schildert sehr gut die verschiedenen Facetten der Persönlichkeit von KH Lambertz. Das mag ihm selbst und seinen Anhängern nicht gefallen, aber hier wird Lambertz so dargestellt, wie er ist. Und das ist auch gut so. Ich kann mich nicht erinnern, dass in der ostbelgischen Presse eine so kritische Serie über einen führenden und noch aktiven Politiker erschienen ist. Das ist meiner Ansicht nach ein Novum. Kompliment! Ich warte schon mit Spannung auf die nächsten Folgen.
Gut, man hört immer, der Herr Lambertz war oder ist ein „Arbeitstier“. Kann mir bitte mal einer seiner Anhänger oder so, deren es hoffentlich hier welche gibt, mal in kurzen Schlagwörtern einige seiner Taten und Verdienste für die DG aufzählen; aber nicht das, was wir dank Staatsreform usw sowieso erhalten hätten. Bin wirklich auf ernste Zuschriften gespannt, denn mir selbst fällt einfach nichts ein….
Ich bin kein Freund (mehr) von Lambertz, aber ich würde so antworten:
Frag nicht nach Kalles großen Projekten, denn mit denen hat er sich seine ganzes Image versaut! Was KHL in den 80 -90 Jahren ausmachte war seine Beharrlichkeit. Egal was war, er hat das Problem gelöst durch seinen unermüdlichen Einsatz und seine Kontakte! Genau weil er DAS gemacht hat, die Probleme jedes einzelnen Bürgers zu lösen, liefen ihm die Massen nach. Was nach 1999 kam kannst du vergessen! Seit er zum GRÖMAZ gewählt wurde hat er einfach vergessen wo er her kam und fühlte sich zu höherem berufen!
Das war seine politische Karriere in 5 Sätzen.
http://www.grenzecho.net/region/inland/lambertz-mein-neueinstieg-in-die-ostbelgische-politik#comment-1550
Besser kann man es nicht beschreiben. Und jetzt Herr Lambertz?