Gesellschaft

Anti-Rassismus grotesk: Begriff „Schwarzfahren“ wird in einigen deutschen Städten nicht mehr verwendet

08.07.2021, Brandenburg, Borkwalde: In einem Duden ist der Schriftzug „Schwarzfahren“ markiert. Foto: picture alliance / dpa

In den deutschen Städten München, Nürnberg und Berlin wird im Öffentlichen Nahverkehr auf einen Begriff verzichtet, der bisher im Alltag geläufig war. Es geht um den Begriff „schwarzfahren“.

Dies sei bereits seit Jahren so, hieß es beispielsweise von den Verkehrsbetrieben der beiden größten bayerischen Städte. „Plakate mit dem Begriff ‚Schwarzfahren’ verwendet die MVG schon seit einigen Jahren nicht mehr“, hieß es aus München. In Nürnberg werde der Begriff „Fahren ohne gültigen Fahrausweis“ verwendet, sagte eine Sprecherin am Freitag.

Die „Bild“-Zeitung hatte darüber berichtet, dass mehrere deutsche Großstädte auf den Begriff verzichten, um möglichen Vorwürfen zu entgehen, es werde rassistische Sprache verwendet.

27.04.2018, Berlin: Ein Stadtbus an einer Haltestelle. Statt „Schwarzfahren“ heißt es jetzt „Fahren ohne gültigen Fahrausweis“. Foto: Shutterstock

Allerdings dürfte die Herkunft des Begriffes „Schwarzfahren“ nichts mit der Hautfarbe von Menschen zu tun haben.

Eine Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sagte, der Begriff werde – mit Ausnahme einer satirischen Werbekampagne vor einigen Jahren – auch in der Hauptstadt nicht verwendet. Auch hier heiße es stattdessen „Fahren ohne gültigen Fahrausweis“ oder eben, dass man einen gültigen Fahrausweis brauche.

Berlin hatte auch im September 2020 ein „Diversity-Landesprogramm“ vorgestellt, in dem die Verwaltung grundsätzlich aufgefordert wird, sensibel mit Sprache umzugehen. Darin sind laut Sprecher aber keine Vorgaben enthalten.

Zur Verbannung des Begriffs „Schwarzfahren“ schreibt die „Passauer Neue Presse“:

So, so, nun wird also auch noch in einigen Städten auf den Begriff „Schwarzfahren“ verzichtet. Mutmaßlich, weil das Wort als rassistische Herabwürdigung verstanden werden könnte. Wie verkorkst muss man sein, um sich eine solch unsinnige Unterstellung auszudenken. Mit der gleichen Sprachpolizei-Logik müsste man jede Wortverbindung mit der Farbe „schwarz“ verbieten. Keine „Schwarzarbeit“, kein „Schwarzsehen“, kein „schwarzer Kaffee“. Selbst die Träger des Namens „Schwarz“ wären nicht mehr davor gefeit, in die Fänge einer Umbenennungskommission zu geraten. Das Beispiel aus dem Öffentlichen Nahverkehr zeigt, welch absurde Formen das an sich ja löbliche Unterfangen annehmen kann, Menschen wegen ihrer Hautfarbe nicht zu beleidigen. Der beabsichtigte sensible Umgang mit der Sprache ist zu einem Wettbewerb um die beste Methode geworden, das Kind mit dem Bade auszuschütten. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

63 Antworten auf “Anti-Rassismus grotesk: Begriff „Schwarzfahren“ wird in einigen deutschen Städten nicht mehr verwendet”

  1. Ich sehe schwarz für das deutsche Volk.
    Deren Bewohner haben definitiv einen an der Schüssel. Oder haben nicht mehr alle Latten am Zaun. Oder kochen nicht mit allen Platten.
    😇🤣😂👍

      • q wie „queue“ vielleicht? Hmmm, und das Fragezeichen (es gibt wohl welche, die ganz einfach nicht wissen was sie sind), das Ausrufezeichen (für die, die ganz sicher sind, obwohl der Inhalt der Hose was anderes sagt), das * für die, die gerade dabei sind zu entscheiden was sie sind, das + für die, die besonders militieren, das usw. für alle möglichen Genders, die in den nächsten Jahren noch entdeckt werden. HAbe ich etwas vergessen?

  2. Koch Manu

    Richtig so, ich bin auch dafür folgende Wörter nicht mehr zu benutzten:
    Schwarzarbeit – Schwarzarbeit- Schwarzbrot – Schwarzgeld – Schwarzwald – Schwarzwild – schwarzweiß – Schwarzbär – Schwarzbrennerei – Schwarzes Meer- Schwarzbüschelaffe (extrem Fremdenfeindlich!) – Schwarzkappentinamu – Schwarzschwanzriesenratte .

  3. Schwarzfahren der Uhrsprung kommt aus dem Jiddischen Shvarts und heißt Armenfahrer, hatte noch nie was mit der Farbe schwarz zu tun. Verstehe nicht warum es einmal mit Farbe was zu tun hat Hätte man einfach in Zukunft gesagt fahren ohne Fahrschein hätte sich das Problem von alleine gelöst,

    • Ossenknecht

      @Filou:
      Seltsam, ich finde für jiddisch „shvarts“ nur wie im Deutschen die Bedeutung „schwarz“ und nichts, was mit Armut zu tun hat.
      https://en.wiktionary.org/wiki/שוואַרץ

      Im Niederländischen wird eindeutiger als im Deutschen auf die Farbe Bezug genommen, denn da gibt es neben „zwartrijden“ („schwarzfahren“) auch „grijsrijden“ („graufahren“), wofür mein Wörterbuch zwei Bedeutungen kennt, zwei Maschen, das fürs Fahren fällige Geld zu verkürzen: „op tram en bus te weinig strippen afstempelen; minder belasting betalen door de personenauto uiterlijk tot vrachtauto te bestempelen“.

  4. Fehlt noch, dass die Germanisten in den Eupener Ministerien ebenfalls schwarz sehen und uns diesen Blödsinn aufs Auge drücken.
    Übrigens: darf die Regierung der DG keine schwarzen Zahlen mehr anstreben?

  5. Banned from the pubs

    Da es ja meist die grün lackierten Roten sind, auf deren deren tiefbraunem Mist so ein Schwachsinn gedeiht, schlage ich vor, dass sich die Herr*innenschaften erst einmal um die Umbenennung von Katrin Göring-Eckardt bemühen, bevor sie ihren PC-Wahn dem Rest der Menschheit aufzwingen.

    • Ossenknecht

      @Guido Scholzen:
      Wenn sich das im Alltag durchsetzt, dann mit Sicherheit nicht bei allen. Vielleicht führen solche kulturellen Trennlinien zum Zerfall in zwei Ethnien, Deutsche und Putzer. Dann wird im öffentlichen Verkehr alles zweisprachig deutsch und geputzt beschriftet.

  6. der heilige josef

    Gut wenn denn auch das in Belgien so beliebte und weit verbreitete Schwarzgeld umbenannt wird. Nennen wir es doch einfach Steuervermeidungsgeld abgekürzt S V G. Niemand hat dann mehr ein schlechtes Gewissen vor allem aus dem Kreis der Selbstständigen, wenn er Steuerhinterziehung oder Geldwäsche betreibt.

  7. Dafür... aber konsequent bitte !

    Damit könnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Kein ‚Schwarzfahren‘.. bitte gerne aber dafür auch konsequent die ganzen Öffentlichen-Verkehrssystem (Busse, Bahn und Co) gratis ! Dann passt’s …wie Luxembourg es vor macht !

    • der heilige josef

      Auch in Luxemburg fährt keiner gratis mit dem öffentlichem Bus, jeder zahlt über seine Steuern ob er ihn nutzt oder nicht das ist egal. Etwas gratis zu bekommen das gibt es gar nicht, nirgendwo.

  8. Dieses Deutsche Gelaber geht mir seit Jahren auf den Keks. Ich hoffe seit langem dass nicht Deutschland irgendwann bestimmt was in Europa darf und nicht darf, dann wandere ich mit Sicherheit aus. Den Mist in deren Köpfen, da könnte man Weltweit die Psychiatrien füllen. Siehe „Mohrenkopfe, und diese neue Sprache.. Armes Volk was diesen Blödsinn mitmacht

    • Walter Keutgen

      Manni, es ist nicht nur Deutschland. „Tête de nègre“ ist in Frankreich verboten, siehe auch im satirischen Film https://fr.wikipedia.org/wiki/Qu%27est-ce_qu%27on_a_fait_au_Bon_Dieu_%3F, wo ein Schwarzafrikaner, der lange nicht mehr in Frankreich gewesen war, in einer Konditorei dieses Gebäck verlangt und dann verhaftet wird. Hier und in Deutschland habe ich schon lange keine Mohrenköpfe mehr gesehen. In Frankreich besteht das Gesetz schon mehr als vierzig Jahre, da hat die Kakaumarke Banania ihre Verpackungen und die Werbung ändern müssen. Davon abgesehen bestimmt jetzt schon in großem Maße Deutschland, was in Europa geschieht, denn es ist das größte Land in der EU. Vielleicht auch ein Grund für den Brexit. Jetzt schickt es noch nicht einmal mehr einen kleinen Statthalter auf das Kommissionspräsidentenamt. Die neuen Politiker und Zivilgesellschaft scheuen sich nicht, Moralapostel zu spielen, was Adenauer und Co aus guten Gründen vermieden. Auf den Reispackungen des US-amerikanischen Herstellers Uncle Ben’s ist nicht mehr der Kopf Uncle Bens und der Name ist jetzt Uncle Ben, auch hier; das hat der Hersteller aber auf Druck der US-amerikanischen Öffentlichkeit gemacht.

  9. Rote Karte

    Wenn ein „dunkelhäutiger“ Fusballspieler von einem „hellhäutigen“ gefault wurde gab es sehr oft gelbe Karten. Hätte der Schiedsrichter nicht die rote Karte ziehen müssen?
    Die Gesellschaft ist einfach pervers. Solange die „dunkelhäutigen Fussballspieler“ Tore geschossen haben wurden Sie von der Bevölkerung des Landes gehypt. Wenn Sie jedoch schlecht gespielt hatten wurden Sie als Sündenböcke verteufelt?

  10. Bitterböse

    Vielleicht wäre doch eine Islamisierung des Westens die einzige Lösung des Problems! Dann wäre garantiert Schluss mit all‘ diesem Irrsinn, inklusive Regenbogenaktionen und Vieles mehr. Wie gesagt, bitterböse…

    • Karli Dall

      Die Stadien bleiben dunkel, da ist nichts mit bunter Beleuchtung, wenn „keine Sau“ drinnen ist.
      Es wird Energie gespart.

      Die FFF-Leute sagen auch immer, der Kontinent brennt, deshalb sparen, sparen…….

  11. Deuxtrois

    „Fahren ohne gültigen Fahrausweis“ wird schon seit Jahrzehnten so verwendet. Grotesk an der Sache ist hier nur, dass man die Debatte in Ostbelgistan ein Jahrzehnt zu spät auftischt, Herr Cremer.

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