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Flugscham und Billigtickets: Luftverkehr reagiert auf Klima-Debatte – Künftig auf Flieger verzichten?

Ein Passagierflugzeug im Anflug auf den Flughafen Hannover fliegt über ein Rapsfeld hinweg. Noch ist „Flugscham“ lediglich ein vor allem in Skandinavien verbreitetes Schlagwort. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Der stark wachsende Flugverkehr gilt als Klimakiller. Mangels alternativer Antriebe werden die Jets noch viele Jahre lang fossiles Kerosin verbrennen und CO2 in die Atmosphäre blasen. Die Branche kämpft um ihr Image.


Noch ist „Flugscham“ lediglich ein vor allem in Skandinavien verbreitetes Schlagwort. Auf dem internationalen Luftverkehrsmarkt halten sich die Kunden beim Buchen von Flugreisen merklich zurück – der nach der schwedischen Aktivistin Thunberg benannte „Greta-Effekt“ lässt auf sich warten.

Nach Einschätzung des Airline-Verbandes IATA wird auch in diesem Jahr die globale Passagierzahl um 5 Prozent auf 4,6 Milliarden zulegen, die Industrie kann voraussichtlich das zehnte Jahr in Folge Nettogewinne einstreichen.

Doch das Image der Branche hat in den Zeiten des Klimawandels deutliche Kratzer erhalten. „Sie sind mitverantwortlich für den Sturzflug unserer Erde“, schleuderte beispielsweise der „Fridays for Future“-Aktivist Maximilian Reimers dem Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf der diesjährigen Hauptversammlung entgegen.

Ein Flieger wird aufgetankt. Flugzeugen steht mittelfristig keine technische Alternative zu den Verbrennungsmotoren zur Verfügung. Foto: Shutterstock

Zwar ist der Luftverkehr nur für knapp 3 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, doch fehlt es angesichts des stetigen globalen Wachstums an einer positiven Perpektive in diesem Sektor.

Anders als im landgebundenen Verkehr oder bei der Energiegewinnung stehen bei Flugzeugen mittelfristig keine technische Alternative zu den Verbrennungsmotoren zur Verfügung. Der enorme Energiebedarf von Flugzeugmotoren bringt batterie-elektrische Lösungen schnell an die Grenzen, Brennstoffzellenflugzeuge befinden sich bislang noch im Forschungsstadium. Mit ihnen wäre emissionsfreies Fliegen möglich.

Ein klimafreundlicher Zwischenschritt wäre wie bei Autos der Einsatz nachwachsender Brennstoffe. Seit 2008 wird Bio-Kerosin im zivilen Luftverkehr getestet, seit 2016 setzt es die US-Gesellschaft United im Regelverkehr ein. Auch die Lufthansa hat den Bio-Treibstoff ausführlich getestet, verweist aber auf geringe Verfügbarkeit und sehr hohe Preise.

Airlines wollen umweltschonender unterwegs sein

Auf absehbare Zeit bleibt die schnelle Flotten-Modernisierung der größte Hebel der Airlines, um umweltschonender unterwegs zu sein. Der irische Billigflieger Ryanair reklamiert für sich, mit 66 Gramm pro Personenkilometer die geringsten CO2-Emissionen in der europäischen Luftfahrtindustrie auszustoßen. Hilfreich sind dabei die hohe Auslastung der Jets (96 Prozent) und das geringe Durchschnittsalter der Flotte von gerade einmal sechs Jahren.

Passagiere steigen in einen Flieger der Billigairline Ryanair auf dem Flughafen Charleroi (Brussels South). Foto: Shutterstock

Ryanair profitiert vom schnellen Wachstum in den vergangenen Jahren auf nunmehr rund 475 Flugzeuge. Dass die Iren weitere 210 Jets bestellt haben und die Passagierzahl von zuletzt 153 Millionen auf mehr als 200 Millionen im Jahr 2024 steigern wollen, zeigt aber auch die Wachstumsproblematik.

Alle diese Flieger müssen erst einmal gefüllt werden: Ryanair verspricht als Anreiz weiterhin fallende Preise, was viele für den eigentlichen Grund des Dauerwachstums zumindest in Europa halten.

Politisch steht die weltweite Nicht-Besteuerung des Flugbenzins zur Debatte. Nationale Alleingänge bei einer Kerosinsteuer hätten den Nachteil, dass sie heimische Gesellschaften und Flughäfen einseitig belasten würden, argumentieren Experten. Umsteiger könnten wegen der geringeren Ticketpreise Drehkreuze im kerosinsteuerfreien Ausland wählen.

Die gerade noch amtierende EU-Kommission hat die Auswirkungen einer europaweiten Kerosinsteuer untersuchen lassen, eine politische Mehrheit gibt es dafür aber nicht. Laut dem vom Verband Transport & Environment geleakten Bericht könnte der CO2-Ausstoß durch die rund 10 Prozent teureren Tickets um elf Prozent gedrückt werden. Europas Luftverkehr nimmt zudem bei Kontinentalflügen bereits am Emissionshandel für Industrie und Energiewirtschaft teil.

Zumindest am Boden eine weiße Weste bekommen

Bei aller klimaschädlichen Fliegerei will die Branche zumindest am Boden eine weiße Weste bekommen. Wärme, Strom und der Verkehr auf dem Vorfeld sind Ansatzpunkte für die Mitglieder des Flughafenverbandes ADV, die ihre CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 mindestens halbieren wollen. Die Lufthansa zum Beispiel setzt am Boden auf Ökostrom sowie E-Autos und will dort bis 2030 klimaneutral werden.

Ein Flugzeug beim Landeanflug auf den Flughafen von Brüssel-Zaventem. Foto: Shutterstock

In der Luft hilft hingegen zunächst nur Kompensation – Freikaufen oder Ablasshandel nennen das die Umweltaktivisten. Auf freiwillige Abgaben der Passagiere durfte man dabei bislang nicht hoffen. Ungeachtet wohlfeiler Äußerungen in Umfragen ist nur ein Bruchteil der Fluggäste bereit, über Anbieter wie Atmosfair oder Myclimate für Klimaschutzprojekte zu spenden.

Auf Industrieseite setzt der Airline-Verband IATA auf das zunächst freiwillige Kompensationsprogramm „Corsia“, dem sich bislang vor allem westliche Staaten angeschlossen haben. Oberhalb des Schadstoff-Niveaus von 2020 muss jedes zusätzliche Gramm Co2 mit entsprechenden Zertifikaten kompensiert werden.

Die Organisation rechnet bis 2035 mit einem Aufkommen von 2,5 Milliarden Tonnen mit einem Kompensationswert von annähernd 40 Milliarden Dollar, die an Klimaprojekte fließen sollen. Diese Emissionen würden nicht vermieden, sondern lediglich über Klima-Projekte kompensiert. Langfristig soll dann im Jahr 2050 ein Schadstoff-Niveau erreicht werden, das der Hälfte von 2005 entspricht. (dpa)

32 Antworten auf “Flugscham und Billigtickets: Luftverkehr reagiert auf Klima-Debatte – Künftig auf Flieger verzichten?”

  1. Baudimont

    ES ist zu viel KLIMA FANATISMUS
    Warum soll jede Wetterlage eine Folge unserer Klimasünden?
    Klima Fanatismus sollten wir nicht dulden.
    „Wie wird man sie nur los, die Fanatiker und Fanatikerinnen dieser Welt? Schwierig. Das Problem ist, sie hören einem gar nicht zu. Wieso auch? Die Fanatischen wissen sowieso alles besser“.
    Weiter lesen
    „http://www.klauspetrus.ch/fanatismus/

  2. Pensionierter Bauer

    Genau so ist es, mit den Klimafanatikern kann man überhaupt nicht mehr diskutieren, alles was gegen den Klimawandel spricht sind in deren Augen nur die Argumente der Energiekonzerne. Es ist einfach nur noch erschreckend mit anzusehen, wie die durch die Mainstreammedien verursachte Indoktrination inzwischen Wirkung zeigt, der Sohn eines Freundes von mir, duscht mittlerweile nur noch kalt. Nichts von dem was wir an Wohlstand haben werden die Klimawahnsinnigen in Ruhe lassen, so haben vor einigen Tagen sgn. Klimaaktivisten in Kiel ein Kreuzfahrtschiff am Auslaufen gehindert.
    Diese Typen werden auf kurz oder lang wohl schaffen, dass Flugreisen, Kreuzfahrten uva. Dinge sich nur noch die ganz Reichen leisten können. Die Sozialisten in den westlichen Ländern sollen sich bitte ganz genau überlegen auf welcher Seite sie in Zukunft stehen wollen, denn der größte Feind der Grünen ist der Wohlstand des kleinen Mannes. Die Grünen wollen Flugreisen verteuern, Kreuzfahrten stark einschränken, den motorisierten Individualverkehr eindämmen, Einfamilienhäuser verbieten, usw., also all jenes was der kleine Mann nötig hat um sich auch ein angenehmes Leben machen zu können.

    • Ekel Alfred

      @ PB, die Grünen sind wie ein Mode-Trend….es wiederholt sich alle 20 Jahre….warfen die ehemaligen Sandaletten-Läufer noch mit Steinen um sich….versuchen sie es nunmehr mit hohlen Phrasen wie Klimaschutz, Naturschutz und Umweltschutz….aber keiner dieser Träumer möchte auf etwas verzichten….

  3. Wahl, Joachim

    „Flugscham“??? Wie wäre es denn mal mit „Blödheitsscham“? Übrigens, verehrter Pensionierter Bauer, Ihre Wortkreation „Klimawahnsinnige“ ist absolut zutreffend. Das Mittelalter mit Hexenprozessen und -verbrennungen gerät da schon schwer ins Hintertreffen. Schon „programatisch“, dass dieser hier verbreitete Schwachsinn durch „dpa“ initiiert wird.

  4. Man soll das Auto aufgeben, das Fliegen, und was denn noch ? Es muss doch alles schnell gehen in der heutigen Welt, time is money… am Ende kriegt man noch vorgeschrieben, wo man Urlaub machen muss von der Greta Grünberg… ich liebe das Fliegen und werde niemals drauf verzichten ! Der Ökowahnsinn wird immer absurder.

  5. Das kommt den Airlines doch wie gerufen. Das „schlechte Gewissen“ kann man zu Geld machen, funktioniert im Christentum seit 2000 Jahren, auch die Klimakirche wird das zu nutzen wissen. Einen „CO2 Aufschlag“, um damit das Gewissen zu beruhigen, zahlt doch jeder gerne – die Airlines müssen es nur marketingmäßig glaubhaft herüber bringen. Dann noch so paar Gags wie PV-Zellen auf den Tragflächen um damit das Smartphone zu laden oder die Bordbeleuchtung zu betreiben und schon sitzen alle „gefühlt“ (nur das zählt…) im „Öko-Flieger“ nach Malle. Wir schaffen das….

  6. Passend dazu:
    https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/olaf-opitz-klare-kante/die-gruene-welt-ist-eine-scheibe-oder-etwa-nicht/
    ….
    Kaum ein Mensch fragt sich noch, woher kamen sie, was dachten und was wollten sie? Was stellen sie mit uns an? Deutschland geht’s doch gut, glauben viele bürgerliche Wähler. Also leisten wir uns eine ökologische Ablasspartei fürs schlechte SUV-Gewissen. Dabei ist die Menschwerdung der grünen Waldschrate in der Politik ein Sammelsurium der Lebenslügen und Technikfeindlichkeit.
    …..

  7. schlechtmensch

    Ich bin zutiefst beschämt. Ich komme aus dem Schämen garnicht mehr raus. Ich bin heterosexuell, verheiratet, katholisch, esse Fleisch, fahre mit dem Auto zur Arbeit und fliege mit dem Flugzeug in Urlaub. Ich habe noch nie die Grünen gewählt und gucke vereinzelt Privatfernsehen. Ich mache meinem Pseudonym wahrlich alle Ehre. Irgendwann kommen mich die grünen Sittenwächter abholen.

    • Grüner Wahnsinn!

      “ fahre mit dem Auto zur Arbeit“

      Bitte noch präzisieren, Herr „schlechtmensch“ ob Sie einen SUV oder zumindest einen Van benutzen;
      Das ist wichtig um zu definieren, welches Strafmaß Sie ereilen wird, zuzüglich all‘ Ihrer anderen Unsäglichkeiten, wenn Sie von der „Grünen Sharia“ -Polizei abgeholt werden!

    • Hallo Herr schlechtmensch,
      Wir Grünen sind moderner als sie denken. Unsere von Grüner Energie angetriebenen Hochleistungscomputer laufen auf Hochtouren, denn gerade ist eines Unser IT-Teams von der Soko-Internetfahndung auf der Suche nach Ihnen. Es wird nur noch wenige Minuten bis wir ihre IP-Adresse zurückverfolgt haben. Kontrolieren sie bitte morgen früh ihren Auspuff bevor sie zur Arbeit fahren und fliehen sie mit Flugzeug. Es könnte eine grüne Kartoffel den Auspuff verstopfen und zu einer Explosion des Auspuffs führen. Jenach Möglichkeit könnte es auch sein, dass ein Bambusrohr installiert wird und so die Abgase zurück in den Innenraum leitet. Klima Geil! Ihre GG Wissen Sie eigentlich interessiert es kein Schwein (außer das, das für sie geschlachtet wird) was sie den lieben langen Tag machen, wo und wie sie in Urlaub oder zur Arbeit fahren. Natürlich können manche Grüne es auch übertreiben, wie mit allem im Leben. Aber ein paar gute Vorsetze dürfen sich die Leute ja woll noch nehmen um etwas für die Umwelt zu tun (beispeil Müll regelgerecht sortieren und loswerden). Bin auch kein Klimafanatiker, aber einmal die Woche mehr auf Fleisch zu verzwichten bringt mich auch nicht um und wenn das alle Belgier, Europäer, oder was weiß machen würden kämen da jährlich so einige Kilo fleisch beisammen ;) (Das mit dem Fleisch ist nur ein beispiel, schließlich bin ich zugegebenermaßen auch kein Umweltexperte und kenne die Treibstoffbilanzen von Lebensmitteln nicht auswending, jedoch liegt mir auch etwas an Tierschutz, bzw Artgerechte haltung, deshalb ein Beispiel, was mit beiden Themen zu tun hat.)

      • „Wir Grünen“
        Na so richtig „grün“ klingt das bei Ihnen aber noch nicht
        Müll trennen ist ja gut, leider werden aber nur 16% in BRD wirklich recycelt, wiederverwertet. Der Rest bleibt leider Müll, wobei er auf seinem Weg dann schon einiges an Energie gefressen hat um trotzdem nur Müll zu sein.
        Das 1x verzichten auf Fleisch bringt Sie nicht um, und wenn alle Belgier dies tun, ist das zwar gut und schön, bringt in diesem Sinne aber nur was wenn das konsumierte Produkt über die Weltmeere hergeschleppt worden ist. Bei regionaler Herkunft juckt’s weder Klima noch sonst was.
        Wobei zu erwähnen bleibt das die Grünen zwar viel Geschrei machen, auf Wählerfang gehen, aber man herzlich wenig bis nichts von Ihnen hört wenn es um die anstehenden Freihandelsabkommen geht! Wenn die Grünen nicht so heuchlerisch wären (ist nicht für Sie) würden sie doch mal da ansetzen,

  8. Jockel F.

    Man darf den massiven Gruppenzwang, dem unheimlich viele jungen Menschen ausgesetzt sind, nicht unterschätzen. Wenn mehr als die halbe Klasse inklusive Lehrer und Direktion die politisch und massenmedial aufgeblasene Doktrin des sogenannten Klimaschutzes (und andere politisch korrekte Thesen) unterstützen, welche Wahl bleibt dann den Abweichlern und sogar deren Eltern? In Zeiten, in denen Begriffe wie Klimaleugner in klarer Analogie zum Holocaustleugner von den Priestern der Klimakirche sogar gestandenen Physikern um die Ohren gehauen werden, da bedarf es schon großen Mutes, aus der Herde auszuscheren. Besonders dann, wenn einem der Quatsch täglich unter die Hirnrinde geprügelt wird.

  9. Franz-Josef Heinen

    Hier steht ja ganz schön wirres Zeug in einigen Posts. Aufgepasst also! Sonst kommen bald die Männer in den weißen Kitteln vorbei. Und die bringen Hemde mit, die nur hinten zugeknöpft werden und Lederschnallen haben. ?

  10. Ekel Alfred

    Klein GRETA ruft: „RETTET DIE WELT“….die Jugend ihr daraufhin zu Füssen fällt….mit grünen Fahnen und viel Geschrei….rühren sie weiterhin im Brei…. für Putin, King Young und Trump ist dies doch allerlei….die denken nur an Waffen….die GRÜNEN sind für sie nur Affen….

  11. Luc Saffre

    Die meisten der ca 31 Kommentare ärgern sich über Klima-Aktivismus. Ja, schwarz und weiß, die alte Frage. Sind Klima-Aktivisten eher Fanatiker oder eher geistige Pioniere? Beide Begriffe beschreiben das gleiche Phänomen, lediglich die Ansicht des Beobachters ändert. Ein Fanatiker begeistert sich für eine *falsche* Idee, ein Pionier für eine *richtige* Idee. So einfach ist das. Genauer gesagt, so einfach *wäre* das, wenn wir wüssten, was richtig und was falsch ist.

    Eben weil wir das nicht wissen, finde ich den Artikel aus journalistischer Sicht lobenswert. Er ist eine verständliche Einführung in das kontroverse Thema und erklärt die Positionen beider Seiten. Er erwähnt nennenswerte Fakten, die zumindest ich noch nicht wusste. Mein Lob dem Autor.

    Dass sich die Gegner des Klima-Aktivismus über einen Artikel ärgern, der die Idee ans Licht hält, bekräftigt meine Vermutung, dass die Idee stimmen könnte.

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