Politik

Weynand, Gehlen, Betsch, Ortmann, Evers…: Miesen tritt in große Fußstapfen

Das ehemalige Parlamentsgebäude am Eupener Kaperberg. Foto: DG-Parlament

Mit 29 Jahren ist Alexander Miesen der 10. und zudem jüngste Parlamentspräsident in der Geschichte der DG. Der Büllinger tritt in große Fußstapfen, denn zu seinen Vorgängern gehören Persönlichkeiten wie Johann Weynand, Albert Gehlen, Manfred Betsch, Kurt Ortmann und Fred Evers. Der Journalist und Autor Freddy Derwahl wirft für „Ostbelgien Direkt“ einen Blick auf die Ahnengalerie von RdK, RDG und PDG.

Bisher war Albert Gehlen der jüngste Präsident. Er folgte am 14. Januar 1977 Johann Weynand im Alter von 36 Jahren.

Derwahl Freddy

Der Autor und Schriftsteller Freddy Derwahl.

Der älteste Präsident war bisher Fred Evers, der am 6. Juli 1999 als 64-Jähriger ins Präsidentenzimmer am Eupener Kaperberg einzog. Evers war auch der erste Präsident, der nicht der CSP angehörte.

Freddy Derwahl hat in seiner journalistischen Laufbahn alle Parlamentspräsidenten gekannt. Auf Anfrage liefert er „Ostbelgien Direkt“ zu allen neun Vorsitzenden, die es bisher gab, eine persönliche Einschätzung.

Johann Weynand (Präsident 23. Oktober 1973 – 31. Dezember 1976): „Nach vielen politischen Demütigungen lebte er auf in diesem Amt. Endlich aus dem Schatten von Willy Schyns, betrat er das Neuland als Vaterfigur. Hatte er Sorgen, hatte er auch Likör. Ein jovialer, lebensfroher Mensch.“

Die Einsetzung des Rates der deutschen Kulturgemeinschaft (RdK) im Oktober 1973 mit dem ersten Präsidenten Johann Weynand (links) und dem damaligen Staatssekretär Willy Schyns.

Die Einsetzung des Rates der deutschen Kulturgemeinschaft (RdK) im Oktober 1973 mit dem ersten Präsidenten Johann Weynand (links) und dem damaligen Staatssekretär Willy Schyns.

Albert Gehlen (Präsident 14. Januar 1977 – 8. November 1981): „Der korrekte, etwas schulmeisterliche Präsident. Das Amt war ihm Sprungbrett für eine Karriere in Brüssel. An seiner Autonomie-Gläubigkeit bestand kein Zweifel. Nicht unbedingt zur Freude nördlicher CSP-‚Freunde‘.“

Manfred Betsch (Präsident 1. Dezember 1981 – 27. Januar 1985): „Ein Präsident wie der Fisch im Wasser. Er hat dieses Amt tagtäglich genossen und peilte unbekümmert den Posten des Eupener Bürgermeisters an. Nach seinem Tod erwies ihm König Baudouin die letzte Ehre.“

Kurt Ortmann (Präsident 11. Februar 1985 – 28. Oktober 1990): „Es fiel ihm schwer, sich gegenüber dem Erzfeind PDB als ‚Präsident aller‘ vorzustellen. Papst Johannes Paul II. schüttelte ihm lange die Hand. Jeden Tag war er im schwarzen Anzug unterwegs. Seinen Rücktritt hat keiner gefordert, er hielt es für sportliche Fairness.“

Mathieu Grosch (Präsident 13. November 1990 – 1. August 1994): „Er wurde der überraschende Ortmann-Erbe. Eher eine Verlegenheits-Lösung der CSP. Für einen Ratspräsidenten an sich zu jung und bei den anstehenden Europa-Wahlen schon auf der Flucht nach vorn.“

Kurt Ortmann als Ratspräsident in der zweiten Hälfte der 80er Jahre.

Kurt Ortmann als Ratspräsident in der zweiten Hälfte der 80er Jahre.

Manfred Schunck (Präsident 20. September 1994 – 13. Juni 1999): „Der Präsident als grüner Seelsorger. Der Apotheker hatte am Kaperberg stets ein Bedürfnis, Wunden zu heilen und Rezepte zu verschreiben.“

Fred Evers (Präsident 6. Juli 1999 – 13. Juni 2004): „Ein Präsident für das Brüsseler Staatsparkett. Zusammen mit seiner Frau fielen die beiden Großen bei jedem Empfang auf. Dem kleinen Ostbelgien hat es nicht geschadet. Unübersehbar, ein Mann für alle Ämter.“

Louis Siquet (Präsident 6. Juli 2004 – 1. Februar 2010): „Ein Freund von Wein, Weib und Gesang. Doch auch ein seriöser Sozialarbeiter, der mehr im persönlichen Einsatz glänzte als auf offener Bühne.“

Ferdel Schröder (Präsident 1. Februar 2010 – 4. Januar 2013): „Zugleich dem DG-Parlament und der MR-Führung in Brüssel verpflichtet. Das Rampenlicht hat er nicht gesucht, jedoch die Autonomie verinnerlicht. Sein früher Tod ist ein Zeichen der Vergeblichkeit politischer Eitelkeiten.“

10 Antworten auf “Weynand, Gehlen, Betsch, Ortmann, Evers…: Miesen tritt in große Fußstapfen”

  1. Kommentator

    Manfred Betsch hat dem Amt Glanz verliehen. Deshalb nannte man ihn auch den „König vom Kaperberg“. Leider ist der Posten mit der Zeit zum Spielball der Parteien geworden. Dadurch hat das Amt an Glanz eingebüßt. Wer nicht zum Minister taugte, aber trotzdem „bedient“ werden musste, wurde Ratspräsident.

  2. Man bemerke die Art und Weise, mit der Derwahl seine Kommentare abgibt. Nicht mit sehr viel Anstand, zum Teil verstorbene Leute sozusagen als Alkohliker oder ähnliches darzustellen.
    Man bemerke des weiteren, dass Freddy Derwahl sein Leben lang ein Profiteur der Menschen waren, die gerade an der Macht waren, ihnen sehr viel zu verdanken hat und diese bei der erstbesten Gelegenheit nicht nur fallen lässt, sondern auch in den Rücken fällt.

    • Ihrem Kommentar möchte ich da nur beipflichten.
      Seine (Zu)Kurzbiographien betr. die ehemaligen Präsidenten, immerhin die höchsten Repräsentanten unserer Gemeinschaft,
      hätten so nicht besser in der BILD veröffentlicht werden können…

  3. denkemal

    – Hatte er Sorgen, hatte er auch Likör
    – etwas schulmeisterliche Präsident
    – Ein Präsident wie der Fisch im Wasser
    – Papst Johannes Paul II. schüttelte ihm lange die Hand
    – auf der Flucht nach vorn
    – ein Bedürfnis, Wunden zu heilen und Rezepte zu verschreiben
    – Zusammen mit seiner Frau fielen die beiden Großen bei jedem Empfang auf
    – Ein Freund von Wein, Weib und Gesang
    – jedoch die Autonomie verinnerlicht

    herrlich…ob der Miesen dieses jedesmal toppen kann? Zum Glück ist er noch so jung

  4. hauseterjong

    Leider ist es die Wahrheit ohne unsere zahlreichen Arbeitsplätze in Deutschland, wie bei mir, könnten wir uns in die Schlange der Arbeitslosen im Rest von Belgien einreihen. Daher ist es nicht schlecht auch hier von unserer Kanzlerin zu sprechen, leider.

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