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Wenn ein Grenz-Echo-Redakteur verschwindet… – Warum musste Patrick Bildstein gehen?

Der damalige Grenz-Echo-Redakteur Patrick Bildstein (rechts) im Gespräch mit Ministerpräsident Oliver Paasch (links) und Pressereferent Serge Heinen bei einem Regierungsgespräch in Eupen Anfang April 2016. Foto: OD

Seit gut einem Monat ist sein Name aus dem täglich auf Seite 2 des Grenz-Echo veröffentlichten Impressums verschwunden – ohne jede Erklärung, einfach so, weg. Seit dem 19. Februar 2019 fragen sich nicht nur Journalisten-Kollegen: Was ist im Grenz-Echo passiert? Weshalb ist der Redakteur Patrick Bildstein plötzlich verschwunden?

Aus dem Redaktionsgebäude verlautet dazu nichts. In einer Notsituation sind die Mauern des Grenz-Echo-Verlags so dick und so dicht wie die des Vatikans oder des Kreml.

Seit den 1990er Jahren gehört Patrick Bildstein zur Grenz-Echo-Redaktion. Seit Jahren vertritt er die Redaktion beim belgischen Journalistenverband AGJPB. Als Gewerkschaftsdelegierter genießt er besonderen Schutz. Und trotzdem muss Anfang der Woche vom 18. bis 24. Februar 2019 etwas nicht Alltägliches passiert sein.

GE-Chefredakteur Oswald Schröder (links) und Grenz-Echo-Geschäftsführer Olivier Verdin. Foto: Grenz-Echo

Seitdem wird unter Kollegen zwar viel getuschelt und erzählt, aber es sind alles nur Gerüchte. Der geschasste Redakteur selbst antwortet auch nicht oder nur ausweichend, wenn er von Kollegen angeschrieben wird. Und die Grenz-Echo-Redakteure gehen bei Pressekonferenzen oder bei zufälligen Treffen mit Kollegen in der Stadt lästigen Fragen aus dem Weg.

Anfangs war davon die Rede, der Grenz-Echo-Verlag werde nach Karneval eine Erklärung abgeben. Die hat es aber bis heute nicht gegeben. Die Rede ist von einem Saufgelage, an dem auch andere Redakteure beteiligt gewesen sein sollen. Genaues ist aber nicht bekannt.

Das Schlimme bei Entlassungen, über die man kein Wort verliert, ist, dass mit der Zeit in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, die geschasste Person habe etwas ganz Schlimmes verbrochen, habe Geld unterschlagen oder sei einer Kollegin an die Wäsche gegangen. Insofern begeht bei einer öffentlichen Person, die ein Grenz-Echo-Redakteur nun mal ist, die Direktion Rufmord, wenn sie so lange schweigt.

Das Impressum des Grenz-Echo von Dienstag, dem 19. Februar 2019. Der Name von Redakteur Patrick Bildstein ist verschwunden. Am Vortag war er noch unter dem Ressort „Politik & Gesellschaft“ vorhanden. Seitdem ist er auch nicht mehr aufgetaucht.

Sicher ist, dass Patrick Bildstein ein unbequemer Journalist ist. Wegen seiner Art, heiße Themen ein bisschen reißerisch anzupacken, nannte ihn mal ein Kollege „Boulevard-Billi“, wobei dies keineswegs despektierlich gemeint war. Musik und Film sind seine bevorzugten Themenbereiche.

Bei der Rebellion gegen den früheren Chefredakteur Lutz Bernhardt, von dem sich das Grenz-Echo Ende Juni 2016 trennte, nachdem es zwischen Bernhardt, an dem die Direktion lange Zeit mit aller Macht festhielt, und Teilen der Redaktion zum Zerwürfnis gekommen war, soll Bildstein einer der Anführer gewesen sein. Auch in der langen Zeit danach, als die Redaktion ohne Chefredakteur arbeitete, gehörte er allein schon wegen seiner Funktion als Delegierter der Redaktion beim Journalisten-Verband zu den Führungskräften.

Bekam Bildstein jetzt wegen eines Fehlers, den die Chefetage anderen noch verzeihen konnte, nicht aber ihm, die Quittung für seine rebellische Art im Umgang mit der Direktion? Hat diese nur auf einen Fehler gewartet, um einen Anlass zu haben, einen unbequemen Redakteur endlich loszuwerden, statt eine einvernehmliche Lösung des Problems zu suchen, mit der alle Beteiligten hätten leben können? Oder wollte man in erster Linie an der Redaktion sparen, indem man einen, der nach früheren Maßstäben entlohnt wurde, als es dem Zeitungshaus noch gut ging, fristlos entlässt? (cre)

61 Antworten auf “Wenn ein Grenz-Echo-Redakteur verschwindet… – Warum musste Patrick Bildstein gehen?”

  1. Pressefreiheit

    Wenn eine private Zeitung nur deswegen überlebt, weil sie Subsidien aus der DG Kasse kriegt, dann stellt das ein großes Problem dar. Wenn dann noch ein Journalist zu kritisch der aktuellen Regierung gegenüber ist, dann wird das Problem noch größer.
    Das man die einzige deutschsprachige Zeitung in der DG finanziell mit Steuergeldern unterstützt, damit sie überhaupt existieren kann, ist nicht unbedingt falsch. Das Problem ist nur, dass dabei die Pressefreiheit massiv beeinträchtigt wird, und das bereits seit vielen Jahren. Wenn du den aktuellen Machhabern nicht nach dem Mund redest, dann wird beim nächsten mal, wo man zusammen über die nächsten DG Finanzierung spricht, zweimal überleg, ob man noch bereit ist als Regierung ein solches Blatt zu unterstützen. Das ist eine pressefreiheitliche Katastrophe!

  2. Bäbi Maischberger

    Das ist beim Rausschmiss im Grenz-Echo die „politische Kultur“: Einstimmige Stille.
    Der unfähige Verleger schweigt. Der uns mit langen Lappen belehrende Chefredakteur schweigt. Die unkollegiale Redaktion schweigt. Die gerne von der Presse hofierte Regierung schweigt. Das langweilige Parlament schweigt ohnehin. Die den „Block“ fürchtende Opposition schweigt. Der von „Bürger-Dialog“ schwadronierende Senator-Präsident Lambertz schweigt. Die auf Pressefreiheit pochende Abgeordnete Jadin schweigt. Der seiner Wahl sichere EU-Parlamentarier Arimont schweigt. Alle bald die Wähler umgarnenden Kandidaten schweigen parteiübergreifend. Der BRF schweigt „öffentlich-rechtlich“.
    Schuldig ist allein der seine Berufspflicht Ernst nehmende Gerard Cremer.

    • Richtig! P. Bildstein ist ein mutiger und kreativer Journalist, der sich nicht zu schade war, sich einmal die Finger dreckig zu machen. Von welchem Journalisten kann man dies in der DG noch behaupten?
      Vielleicht kann man es so zusammen fassen:
      P. Bildstein wurde, falls die Gerüchte stimmen, wegen eines „Saufgelages“ gekündigt.
      A. Kelleter wurde trotz wiederholter Konflikte mit dem Betäubungsmittelgesetz und gesetzkräftiger diesbezüglicher Verurteilungen, zur Spitzenkandidatin der Ecolo-Partei gewählt.
      Was schließen wir daraus?
      Drogen bedeuten für den einen das Ende der journalistischen Karriere im GE.
      Drogen hindern die andere nicht am Start einer politischen Karriere bei Ecolo.
      Gibt es eine Moral von dieser Geschichte? Nein!
      Da der BRF keine Probleme mit Drogen hat und dort eine Stelle zu besetzen ist wäre es doch naheliegend wenn …
      Richtig!

  3. Der Hautmann von Köpenick

    Es ist wie in Udo Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“: Nach dem Saufgelage im GE säuft der Direktor Verdin heimlich auf dem Klo und denkt über die Freiheit von OD nach.

  4. Angela Macron

    Neben allem Versagen, das man dem Grenz-Echo-Direktor und der mitverantwortlichen Politik vorwerfen kann, stellt sich eine viel gravierendere Frage: Wieso verteidigt kein einziges Mitglied dieser Redaktion den langjährigen engen Kollegen Patrick Bildstein? Kinder und Jugendliche gehen gegen Klima-Schänder auf die Straße, doch die Journalisten des GE stehen nicht einmal zu ihrem Freund und Mitstreiter. Der ständig moralisierende Chefredakteur an der Spitze. Das ist der Gipfel ostbelgischer Duckmäuserei. Wo leben wir?

  5. Marcel scholzen Eimerscheid

    Das Grenz-Echo muss so schnell wie moeglich fuer Klarheit sorgen und der Oeffentlichkeit mitteilen, was genau geschehen ist. Also fuer Transparenz sorgen. Aus eigenem Interesse, um der Bildung von schaedlichen Geruechten und Legenden vorzubeugen.

    Das Grenz-Echo ist ein Stueck ostbelgische Tradition und genau wie die DG ein Produkt der Geschichte. Vor dem Internet-Zeitalter war es notwendig in der politischen Landschaft. Diente der Meinungsbildung und war Informationsquelle Nummer Einz in Ostbelgien. Nur haben sich die Zeiten gewandelt und das Internet bietet unzaehlige Informationsmoeglichkeiten. Und so ein Abonnement ist auch teuer. Fuer weniger Geld kriege ich andere Zeitschriften wie zum Beispiel das englischsprachigeTime Magazin. Ich habe die Feststellung gemacht, das es auch ohne Grenz-Echo geht. Eine kleine Gegend wie die DG braucht keine Tageszeitung. Das ist purer Luxus.

    • „Das Grenz-Echo ist ein Stueck ostbelgische Tradition und genau wie die DG ein Produkt der Geschichte“

      Ein Produkt der Geschichte?
      Richtig und in 10-15 Jahren IST das Grenz-Echo selbst Geschichte und landet dort, wie es „So wird es kommen“ in seinem Post von gestern 11.45 Uhr ausgedrückt hat, nämlich in der Gosperstraße 52 in Eupen

    • Herr Scholzen, teuer ist das GE nicht. Online kostet es 40 Cent pro Ausgabe. Das ist kein Geld um jeden Tag umfassend über das Regionalgeschehen und darüber hinaus informiert zu werden.

    • Zustimmung!

      Zustimmung Herr Scholzen! Wir brauche so wenig dieses G E wie all unsere Minister hier in OB! Wir arme kleinen Leute müssen das alles durch hohe Steuern und Abgaben mit finanzieren. Anstatt zu sparen so wie wir, geben die das Geld mit der Schubkarre heraus. Zwei Werbeblätter genügte vollaus, das G E muss diese jedoch noch kopieren für rund zu kommen! Die Regierung ist der grösste Sponsor von dem Luxus! Wir steuern schon genug zum BRF bei, der ja auch gross von unsern Steuern abhängig ist! Die grossen Prahlhänse genbrauchen dann die Medien um sich selber in Position zu bringen!
      Ein grösseres Medium ist genug! Alles andere ist vill ze dür!

  6. Deuxtrois

    Wo bleiben knallharte Fakten statt diesem Waschweibergeschwätz? Investigativer Journalismus sieht anders aus. Nur Vermutungen für den Stammtisch. Vielleicht ist die Ursache ja viel banaler. Aber eine große Story im Spiegelformat passt bekanntlich besser.

  7. Fünfzig Posts zum Thema und kein bisschen weiter. Wenn ich jemand fristlos feuere, muss ich schon einen triftigen Grund haben, sonst wird es teuer für mich. Wenn kein Kollege sich für ihn einsetzt, stimmt das auch nachdenklich. Den vorigen Chefredakteur haben doch die Kollegen gemeinsam in die Wüste geschickt, meine ich gehört zu haben.

  8. Dieter Müller

    Ganz ehrlich …wer all die Jahre nur austeilt und privat mit beruflich nicht vereinbaren kann….auf sowas können wir alle verzichten . Dass gerade der endlich weg ist , bedeutet ein Rückschlag für alle Zecken in der Redaktion.

  9. Am Montagabend stellte Bürgermeister Luc Frank (CSP) den neuen Kommunikationsbeauftragten der Gemeinde Kelmis vor. Der langjährige GrenzEcho-Redakteur Patrick Bildstein wird diese Aufgabe künftig übernehmen.

    • Gute Wahl !

      Die Gemeindeverwaltung Kelmis stellt einen Kommunikationsbeauftragten (m/w) in einer Halbzeitbeschäftigung (19 Stunden/Woche) mittels Arbeitsvertrag ein. Aufgaben:
      Leitung des Amtes für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, welches für die Informations- und Medienarbeit der Gemeinde Kelmis verantwortlich ist.
      Entwicklung eines ganzheitlichen Kommunikationskonzeptes (Internetauftritt, Pressemitteilungen, Social Media, Podcast, …) und Steuerung der internen Kommunikation zu den Mitarbeitern.
      Betreuung der Kommunikation mit Politik, Verbänden, Vereinigungen und anderen Vertretern des öffentlichen Lebens. Allgemeine Zulassungsbedingungen: Die Kandidaten müssen:
      Belgier oder Bürger der Europäischen Union sein; – im Besitz der bürgerlichen und politischen Rechte sein; – ein Master bzw. eine Lizenz im Fachbereich Journalismus, Information und Kommunikation besitzen.

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