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Eine Stunde weniger Schlaf – Die Sommerzeit beginnt

In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Zeiger um 2.00 Uhr morgens auf 3.00 Uhr vorgestellt. Foto: Pixabay

AKTUALISIERT – Eigentlich sollte sie längst abgeschafft sein, dennoch ist es am Wochenende mal wieder so weit: In der Nacht zu Sonntag rücken die Uhrzeiger eine Stunde nach vorne. Auch wenn die Zeitumstellung unbeliebt ist – sie hat dennoch Vorteile.

Weniger schlafen von Samstag auf Sonntag: Den Menschen steht in Belgien am Wochenende wegen der Zeitumstellung eine kürzere Nacht bevor. Pünktlich um 2.00 Uhr am frühen Sonntagmorgen wird der Zeiger auf 3.00 gerückt. Bis Ende Oktober gilt dann die Sommerzeit. Die Folge: Frühaufsteher müssen morgens länger auf die ersten Sonnenstrahlen warten, abends ist es dafür länger hell.

Auch in den meisten anderen europäischen Ländern wird am Wochenende an der Uhr gedreht. Island ist eine Ausnahme. In Belgien gibt es die Sommerzeit seit 1977, in Deutschland seit 1980.

Ein Techniker bewundert eine 500 kg schwere Uhr mit einem Durchmesser von mehr als 3,5 Metern. In der Nacht zum Sonntag werden die Uhrzeiger wieder auf Sommerzeit umgestellt. Foto: Elise Amendola/AP/dpa

In der EU sollte das halbjährliche Ritual jedoch schon länger Geschichte sein. Bereits 2018 hatte der damalige EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker verkündet: „Die Zeitumstellung gehört abgeschafft.“ Erst war davon die Rede, 2019 zum letzten Mal in der Zeit zu springen, dann hieß es 2021 soll Schluss sein mit dem Drehen an dem Zeiger.

Und jetzt liegt der Ball bei den 27 EU-Mitgliedstaaten. Sie müssen sich einigen, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit wollen. Aber bislang gibt es zu der Frage keine Fortschritte. Ob und wenn ja wann die Zeitumstellung abgeschafft wird, ist derzeit ungewiss.

Trotz aller Probleme könnte eine Abschaffung für viele Menschen in der Mitteleuropäischen Zeitzone auch Nachteile mit sich bringen: Käme die dauerhafte Sommerzeit, hieße das für Spanien im Winter Dunkelheit bis kurz vor 10.00 Uhr. Einigen sich alle auf Winterzeit, würde es in Warschau im Sommer schon um 3.00 Uhr hell. Die Zeitumstellung zweimal im Jahr dämpft diese Extreme. (dpa/cre)

Pascal Arimont im Interview: „EU wird leider allzuoft als Sündenbock missbraucht“

Noch vor dem Impfdesaster hatte sich die EU schon einmal blamiert, wenngleich die Folgen für Europa um ein Vielfaches weniger dramatisch waren als jetzt: Die Zeitumstellung hätte längst abgeschafft werden müssen, aber dazu war die EU nicht in der Lage.

Zum Thema Zeitumstellung befragte „Ostbelgien Direkt“ im folgenden Interview den Europaabgeordneten Pascal Arimont (CSP-EVP).

OD: Pascal Arimont, weshalb brauchen wir eine EU, wenn sie nicht einmal fähig ist, die Zeitumstellung abzuschaffen?

Pascal Arimont: Ihre Frage impliziert ja den Gedanken, dass wir diejenige EU nicht brauchen, die keine Abschaffung der Zeitumstellung schafft. Diesen Gedanken halte ich für falsch und auch für gefährlich.

Der ostbelgische EU-Abgeordnete Pascal Arimont. Foto: Gerd Comouth

OD: Wieso das?

Arimont: Die Frage der Zeitumstellung ist im heutigen Kontext völlig unwichtig. Die Mitgliedstaaten sind sich über diese Frage uneins und haben zur Zeit auch wirklich andere Sorgen. Die Mitgliedstaaten müssten sich auf ein Modell einigen, das dann in ganz Europa gleich wäre. Solange dies nicht der Fall ist, bleibt das alte Modell in Kraft. Grundsätzlich sollte man die EU in den wichtigen Fragen daran messen, ob sie in den Bereichen, in denen sie zuständig ist, auch konkrete Resultate erzielt. Da kann man einiges auch zur Zeit bemängeln, anderes durchaus als sehr positiv bewerten. Die EU wird leider allzuoft als Sündenbock missbraucht, obwohl sie für negative Entwicklungen nicht wirklich was kann. Denn die EU ist immer nur so gut, wie man sie auch sein lässt.

OD: Wo liegt der Grund des Übels?

Arimont: Wenn über die EU momentan geschimpft wird, dann liegt das vor allem daran, dass sie im Gesundheitsbereich jetzt Handlungskraft ausstrahlen soll, die ihr die Mitgliedsstaaten in diesem Bereich aber verweigern. Wenn Mitgliedsstaaten monatelang über Preise der Impfstoffe feilschen und vergessen, Produktionskapazitäten aufzubauen, ist das denn die Schuld „der EU“ oder vielmehr der Staaten, die sich in diesem Bereich nicht „reinreden“ lassen wollen? Die EU soll da kritisiert werde, wo sie Fehler macht. Ich bin der Erste, der dies tut. Aber ich lehne es strikt ab, pauschal zu behaupten, dass wir die EU abschaffen sollten.

OD: Man könnte die EU aber besser machen, oder nicht?

Arimont: Die Vorteile dieser friedlichen Zusammenarbeit von 27 Staaten überwiegen sehr deutlich die Nachteile. Da kann man gerne auch anderer Meinung sein, die Entwicklungen in den letzten 70 Jahren sprechen jedoch eine andere Sprache. Wenn wir möchten, dass die EU besser wird, schlagkräftiger in Krisenzeiten, effizienter bei der Lösung globaler Probleme, dann müssen wir dies auch zulassen und nicht einem Rettungshund vorwerfen, dass er einen Ertrinkenden nicht rettet, wenn man ihn nicht von der Leine lässt. (cre)

35 Antworten auf “Eine Stunde weniger Schlaf – Die Sommerzeit beginnt”

  1. schlechtmensch

    Der EU-Wasserkopf ist gut um sich um Glühbirnen und Staubsaugerbeutel zu kümmern. Von den Lebenswichtigen Sachen sollen die besser die Finger lassen. Das sollen die Staaten selber machen. Die EU-Beamten können das nicht.

  2. Politikmülk

    Ist doch perfekt so, im Winter eine Stunde eher hell (sonst wär es fast 9), und Im Sommer ne Stunde länger hell ( bis nach 22h00 anstatt Kann und soll auch so bleiben, da stirbt keiner dran, auch der Hund nicht !

  3. Stimmt! Im momentanen Kontext ist das unwichtig aber es zeigt deutlich auf wie in Brüssel gearbeitet wird. Seit Jahren ist das Thema auf dem Tableau und was geschieht?? Passt zum Wasserkopf Brüssel. Die Wähler werden sich aber diesmal daran erinnern.

    • Walter Keutgen

      Törö, die Zeit Umstellung war auch damals nicht wichtig. Hat da jemand, vom Recht auf Internetumfragen in der EU gebraucht gemacht? Juncker hätte trotzdem ablehnen müssen, „nicht unsere Kompetenz“, auch dem Parlament gegenüber. Wie die Umfrage gezeigt hat, will eine Mehrheit der Deutschen das und die anderen Nationen haben das als so unwichtig eingestuft, sich nicht darum zu kümmern. Oder war es, weil keine Werbung um diese Umfrage gemacht worden ist? Da das eine Mitgliedstaatenkompetenz ist, soll halt Deutschland seine Normalzeit ändern und gut ist es.

  4. Warte jetzt schon auf die dummen Gesichter, derjenigen die nur Sommerzeit wollen,wenn die im Winter um 9h30 vor die Tür gehen und es noch immer dunkel ist.
    Ich höre sie schon von weitem,Ohh nö wann wird es wieder hell um 6h00.
    Mehr Unfälle, mehr Depressionen.
    Geht doch seit 40 Jahren.

  5. Pensionierter Bauer

    Also ich bin glücklich darüber, dass es die Sommer- und Winterzeit in der heutigen Form gibt. Ist es denn nicht wunderbar, dass es schon ab kommender Woche bis deutlich nach acht wieder hell sein wird und dies im Hochsommer sogar bis etwa 22:30 Uhr.
    So können wir das Tageslicht sowohl im Winter als auch im Sommer viel mehr genießen.
    Das ewige Gelabere bzgl. des Stresses für die Tiere, kann ich nicht mehr hören, denn diese gewöhnen sich rasend schnell an den neuen Rhythmus und als Bauer hat man auch die Möglichkeit die Melkzeiten gleich zu halten.

  6. Meine Meinung:
    Ich finde die Zeitumstellung prima: angemessene Nutzung des Tageslichts. Gesundheitsbeschwerden hatte ich nie.
    Tipps:
    Für Eltern: 6-12 Tage vorher den Tagesablauf in Hinblick auf die Umstellung anpassen.
    Für Tierhalter und Landwirte: siehe Eltern.
    DPA:
    3 Millionen (65%) der Teilnehmer an der Konsultation (4,6 Millionen) kamen aus Deutschland.
    “Der Ball liege bei den 27 Mitgliedstaaten, heißt es von der Europäischen Kommission.” Es heißt nicht nur so, sondern es ist auch so. Möchte DPA uns vermitteln (sofern von Cre korrekt zitiert), dass die Kommission lügt?
    Cre:
    „OD: Pascal Arimont, weshalb brauchen wir eine EU, wenn sie nicht einmal fähig ist, die Zeitumstellung abzuschaffen?“ Ist Cre EU-Bashing und Click-Bait so wichtig, dass er sich alle halben Jahre bemüßigt fühlt der EU die Zuständigkeit für die Abschaffung der Zeitumstellung anzudichten?

  7. Zeitumstellung ist super, nicht auch noch daran wurschteln.
    So im Sommer abends schön lange hell und nicht schon nachts um 4, aber dafür im Winter morgens früher hell und nicht erst vormittags um 9….

    Lasst die Finger davon!!

    • Besorgte Mutter

      Genau, den Abend auf der Terrasse mit Freunden und anderen Menschen schön lange bei leichtem Tageslicht genießen können, dass ist doch das Schönste was es gibt.
      Hoffentlich kehrt bald die Vernunft in der Politik zurück und einem schönen, warmen Sommer steht nichts mehr im Wege.

  8. Christophe Nix

    Schön wenn Sie erst um 9h30 raus müssen, ich denke die Meisten sind da längst an ihrem Arbeitsplatz. Da war es dann eh dunkel beim Verlassen und dann auch beim zurückkommen. Soviel zum Thema mehr Unfälle mehr Depression.

  9. Man sollte es abschaffen und wenn nichts geht in die EU, jeder vor sich und auseinander gehen. Die EU hat nur fortgebracht,. Bin es satt die Uhr jedenmals zu verschieben, es sollten nun mal stop gesetzt werden.

  10. Zeitumstellung

    Als die Zeit umgestellt wurde, damals, 1980, wurde das beschliossen und ratzfatz umgesetzt.
    Heute müssen sich alle Mitgliedsländer erst „verständigen“, ob der Normalzustand wieder hergestellt werden soll?? Unglaublich Herr Arimont. Dass die Zeitumstellung gerade nicht die höchste Priorität der Staatschefs genießt ist natürlich vollkommen nachvollziehbar. Fakt ist aber, dass es keine klare Ansage seitens der EU gibt. Für die Gurken Normen aber schon…

    • Eastwind

      @Zeitumstellung: Nur zur Erinnerung: In Belgien wurde die Zeit 1977 umgestellt, in Deutschland erst 1980. Das bedeutete, dass die Menschen im Dreiländereck während drei Jahren im Sommer unterschiedliche Zeiten hatten. Ab der Grenze galt nicht nur eine andere Währung, sondern auch eine andere Zeit. Berufspendler aus Ostbelgien, die in Deutschland arbeiteten, kamen eine Stunde später nach Hause zurück. Es war schlimm. Soll niemand behaupten, dass das damals toll war.

  11. Mich würde mal interessieren ob im allgemeinem Kontext die EU ausgrund totaler ineffizienz nicht Grundlegend Reformiert werden sollte. 1. Weniger Abgeordnete, da diese zu viel kosten und desto mehr dort sitzen steigt die ineffizienz! 2. Das einstimmige Abschaffen eine 2/3 Mehrheit sollte genügen. Und 3. Zu diskutieren wäere doch einmal, ob wirklich jeder Staat die gleiche Stimmberechtigung erhalten Sollte. Wäre es nicht besser aus Belgien in der EU Benelux zu machen ‚(also Länder nicht auflösen) also mit anderen Worten Bündnisse innerhalb der EU, das am Ende Maximal 7 Parteien etwas ausdiskutieren?

    • Walter Keutgen

      ma, zu 2. und 3. Einstimmigkeit gibt es schon lange nicht mehr, jedenfalls nicht für alle Kompetenzen. https://www.consilium.europa.eu/de/council-eu/voting-system/qualified-majority/. Es gilt also eine doppelte Mehrheit, der Staaten und der ihnen zugehörigen Bevölkerung, mit höheren Hürden als 50% je nach Kompetenz. Früher hatte jeder Staat sein eigenes Gewicht, das bei den jeweiligen Vertragsabschlüssen festgelegt wurde. Ich habe das mal durchgerechnet: Es war etwa die Quadratwurzel der Bevölkerung, was gerecht ist. Aber es gab immer in paar Ausnahmen, wodurch benachteiligte Staaten sich beklagten und beim nächsten Vertragsabschluss gab es Kompensation. Die Abschaffung der Einstimmigkeit ist einer der Gründe für den Brexit. Es gibt tatsächlich ein veröffentlichtes Dokument, in dem die britischen EU-Gegner alle Entscheidungen, etwa 75, aufgezählt haben, wo die EU gegen den Willen der britischen Regierung beschlossen hat.

  12. Wieviel haben die Diskussionen um die Zeitumstellung die Bürger bisher gekostet? Auch tranzparenz zu Kosten auf einzelne Themen und zwar Gesamtkosten mit Berater Reisen usw. sollten mal veröffentlicht werden!

  13. Halbe Stunde

    Dabei wäre es im Grunde einfach, eine neue Normalzeit genau zwischen Sommer-und Winterzeit. Diese Option müsste viel besser hervorgehoben worden, die Geister scheiden sich heute am entweder/oder mit all seinen Vor- und Nachteilen. In Australien gibt es sogar halbstündige Zeitzonen.

  14. Der Eynattener

    Komisch. Ich bitte um Aufklärung.

    Die EU kann nicht über die Zeitumstellung entscheiden??

    Die Mitgliedsstaaten müssen zuerst eine Einigung finden. Also entscheidet die EU: dann bleibt es vorerst so.

    Darf, kann die EU nun entscheiden oder nicht?????

  15. Leute, Leute schon mal einer dran gedacht dass auch ein bestimmtes Virus nu eine Stunde weniger hat um uns heimzusuchen? Aktuell ist es doch wurscht ob man eine Stunde mehr oder weniger hat bei all den Einschränkungen.

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