Gesellschaft

Vieles ist neu zum Start ins neue Schuljahr

Diesem Schüler schien der Schulbeginn am Montag viel Spaß zu machen. Foto: Serge Heinen

Das neue Schuljahr hat begonnen. Und wie jedes Jahr gibt es auch diesmal wieder eine Vielzahl von Neuigkeiten. Die Palette der Änderungen reicht von der Schulinspektion über die Einstellung von Schulpsychologen, das Middle-Management und die Rahmenpläne bis hin zu den Bus-Vergünstigungen für Lehrlinge.

Nachstehend die wichtigsten Neuerungen, die nach Angaben des Kabinetts von Ubterrichtsminister Oliver Paasch (ProDG) mit Beginn bzw. im Laufe des Schuljahres 2013/14 im Unterrichts- und Ausbildungswesen wirksam werden.

1. Schulinspektion / Schulentwicklungsberatung

Am 1. September trat das entsprechende Dekret in Kraft, mit dem eine Schulnetz übergreifende Inspektion eingerichtet wurde. Zu ihren Befugnissen gehören unter anderem die Beurteilung von Lehrpersonen und der Umgang mit Beschwerden von Eltern. Hierfür wurde nun erstmals ein Verfahren festgelegt. Darüber hinaus werden nun Schulentwicklungsberater eingestellt, an die sich alle Schulen wenden können.

2. Umsetzung des Förderdekrets

Unterrichtsminister Oliver Paasch am Montag beim Besuch der Grundschule Eynatten. Foto: Serge Heinen

Unterrichtsminister Oliver Paasch am Montag beim Besuch der Grundschule Eynatten. Foto: Serge Heinen

Mit Beginn des Schuljahres steigen wir in eine Pilotphase ein, mit dem Ziel, den Schulen progressiv zusätzliches qualifiziertes Personal zur Verfügung zu stellen, damit Lernstärken und –schwächen der Schüler/innen früher identifiziert werden können.

3. Einstellung von Schulpsychologen

Das Amt des Schulpsychologen wurde kurz vor der Sommerpause durch das Parlament geschaffen. Infolgedessen werden in diesem Schuljahr an allen Sekundarschulen mit technisch-beruflichen Abteilungen Schulpsychologen eingestellt. Diese werden ab dem Schuljahr 2014/15 an den im Zuge der PMS-Reform entstehenden neuen Dienst angedockt werden.

4. Middle-Management

Die Ausstattung der Schulen mit Middle-Management-Strukturen geht in die nächste Phase. Zusätzliche Sekundarschulen erhalten Fachbereichsleiter, die die Schulleitungen entlasten. Die Fachbereichsleiter erhalten ein Statut und eine entsprechende Bezahlung.

5. Schulbauprogramm

Die neu entstehende Ameler Gemeindeschule auf Kahlert. Foto: Serge Heinen

Die neu entstehende Ameler Gemeindeschule auf Kahlert. Foto: Serge Heinen

Im Verlaufe dieses Schuljahres werden zahlreiche Projekte aus dem Schulbauprogramm der DG verwirklicht. So werden zum Beispiel in Eupen die neuen Gebäude auf dem Campus Vervierser Straße (RSI/ZAWM/BBZ), dem Campus Lascheterweg (Sporthalle und Sekundarschule Königliches Athenäum) sowie auf dem Campus Monschauer Straße (SGU/Französische Schule) ihrer Bestimmung übergeben werden. Die Arbeiten an der Pater-Damian-Schule werden voraussichtlich auch in diesem Schuljahr abgeschlossen werden können.

6. Rahmenpläne

In der 2. und 3. Stufe Sekundar wird mit der Umsetzung der kürzlich vom Parlament verabschiedeten Rahmenpläne in folgenden Fächern begonnen: Deutsch, Französisch, Englisch, Mathematik, Geografie, Geschichte, Sport.

7. Stundenweise Wiedereingliederung in den Schulalltag

Langzeitig erkrankte Personalmitglieder im Unterrichtswesen können seit diesem 1. September eine stundenweise Wiedereingliederung in den Schulalltag in Anspruch nehmen. Das Verfahren sieht vor, dass die Schulen während der betroffenen Zeitspanne weder auf den Ersatzlehrer verzichten müssen, noch Stundenkapital einbüßen.

8. Musikakademie – Anerkennung von Dienstjahren

Seit dem 1. September werden bei der Berechnung des finanziellen Dienstalters von Personalmitgliedern der Musikakademie auch die außerhalb einer von der Deutschsprachigen Gemeinschaft organisierten oder subventionierten Kunstakademie erbrachten Dienste berücksichtigt. Dies macht die Musikakademie attraktiver für potenzielle Bewerber/innen und erleichtert es ihr, qualifiziertes Personal zu akquirieren.

9. Mittelständische Ausbildung

Minister Oliver Paasch bei einem seiner Schulbesuche am Montag (hier in Amel).  Foro: Serge Heinen

Minister Oliver Paasch bei einem seiner Schulbesuche am Montag (hier in Amel). Foro: Serge Heinen

a) Angewandte Betriebslehre

Ein neues Ausbildungsangebot für Abiturient/innen, die sich für eine Lehre entscheiden. Beide ZAWM bieten die Kurse in angewandter Betriebslehre an, die Abiturienten auf freiwilliger Basis bereits während der Lehre optimal auf die Meisterausbildung vorbereiten. Auf dem Lehrplan stehen neben der Betriebswirtschaft auch angewandte Informatik, Wirtschaftskommunikation und berufsbezogenes Französisch.

b) Starterkit für Lehreinsteiger – Differenzierter Unterricht an den ZAWM fest verankert

Lehreinsteiger mit Lernschwächen oder -rückstand können in der Lehre auf Unterstützung zählen: Der differenzierte modulare Unterricht an den ZAWM wurde nun rechtlich verankert. Die Regierung verabschiedete rechtzeitig vor der Sommerpause einen Erlass über die mittelständische Grundausbildung, der die differenzierten allgemeinbildenden Kurse an den ZAWM erstmals gesetzlich regelt.

Ab dem Ausbildungsjahr 2013/2014 sind zum Beispiel die Zulassungsbedingungen zum so genannten Modulunterricht, die sehr günstigen Klassennormen, klare Bestehenskriterien und der Zugang zum Gesellenbrief auf diesem pädagogisch anderen Weg geregelt. Ziel ist es, auch lernschwache Lehrlinge durch gezielte Förderung zum Gesellenabschluss und in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.

c) Duale Bachelor gehen in die nächste Runde – Neues Pilotprojekt der dualen Maschinenbauausbildung in Kooperation mit der FH Aachen

Werben für Karriere mit Lehre (v.l.n.r.): Patrick Bonni, Geschäftsführer IAWM, Minister Oliver Paasch und Erich Hilger, Direktor des ZAWM St. Vith. Foto: Serge Heinen

Werben für Karriere mit Lehre (v.l.n.r.): Patrick Bonni, Geschäftsführer IAWM, Minister Oliver Paasch und Erich Hilger, Direktor des ZAWM St. Vith. Foto: Serge Heinen

Die duale Ausbildung bietet heute betriebsnahe Studiengänge bis zum Bachelorabschluss, die die Praxis einer Meisterausbildung mit den umfassenden Fachkursen an einem ZAWM und an einer Hochschule miteinander verbinden.

Für Buchhalter/innen besteht dieses Angebot von ZAWM Eupen und Autonomer Hochschule in der DG bereits. Derzeit in Vorbereitung sind duale Bachelorausbildungen für Bank- und Versicherungskaufleute, die ab 2014/2015 starten sollen.

Neben Finanzdienstleistungsberufen, die in der DG dual ausgebildet werden, öffnen sich jetzt auch Technik- und Ingenieurberufe der dualen Ausbildung. Neu in 2013/2014 ist auch ein Pilotprojekt, das IAWM, FH Aachen und Handwerkskammer Aachen gemeinsam aufgestellt haben.

Abiturienten erlernen einen handwerklich-technischen Beruf, hier den des Maschinenschlossers, in einem anerkannten Ausbildungsbetrieb in der DG von der Pike an und bereiten sich auf den Gesellenabschluss vor. Zugleich folgen sie Vorlesungen und überbetrieblichen Lehrgängen in Aachen und zielen – nach vier Ausbildungsjahren – auf den Bachelor in Maschinenbau der FH Aachen ab. Nach einer Pilotphase ist auch ein dualer Bachelorstudiengang in der Elektrotechnik geplant.

d) Zahlreiche Ausbildungsprogramme aktualisiert – Duale Ausbildung folgt der beruflichen Entwicklung

Ein Lehrling bei seiner beruflichen Ausbildung. Foto: Shutterstock

Ein Lehrling bei seiner beruflichen Ausbildung. Foto: Shutterstock

Berufsausbildung muss auf der Höhe der Technik, der Berufswelt und der betrieblichen Anforderungen stattfinden. Die Kompetenzen, die Lehrlinge oder angehende Meister erlernen, müssen deshalb stets hinterfragt und aktualisiert werden.

Eines der neuen Berufsbilder, die zum Beispiel 2013/2014 angeboten werden ist das des Holzbauers bzw. der Holzbauerin. Holzbau ist eine Zusatzlehre von einem Jahr, die auf einer abgeschlossenen Lehre als Schreiner/in oder einem entsprechenden Fachabitur aufbaut. Schwerpunkt sind Holzständerbau (Passivhausbau) und moderne energiesparende Bautechniken. In anderen Berufen starten 2013/2014 neue überbetriebliche Ausbildungen. Insbesondere in den Bauberufen sind jetzt Sicherheitsschulungen Pflicht. Dabei werden die neuen Inhalte stets mit den Anforderungen der Berufssektoren und Betriebe abgestimmt.

e) Bus-Vergünstigungen nun auch für Lehrlinge

Genau wie die Schüler, können nun auch Lehrlinge (bis zum Alter von 24 Jahren) von günstigen Bus-Abonnements profitieren. Der Erhalt eines Schülerabonnements ist nun nicht mehr an die Art der Ausbildung gebunden, sondern nur noch an das Alter der Jugendlichen.

10 Antworten auf “Vieles ist neu zum Start ins neue Schuljahr”

  1. Auf die Gefahr, mich bei dem einen oder anderen ProDG- oder Paasch-Fan unbeliebt zu machen: Mir scheint, dass das Unterrichtswesen in der DG in den letzten Jahren überreformiert worden ist. Anfangs gab es in der Tat Nachholbedarf, aber der ist längst aufgeholt. Jetzt wird viel reformiert, um zu reformieren. Einer von Vivant hat mal von einem „Bildungswahn“ gesprochen. Der Begriff war unglücklich gewählt, weil Bildung eben wichtig ist. Aber im Kern hatte der Mann nicht ganz Unrecht. Manchmal kann weniger auch mehr sein. Das gilt auch für die Lehrer, die inzwischen von Reformen überfrachtet werden.

    • Aristoteles

      Ok, Referee, auf was würdest du denn verzichten? Schulpsychologen, Anerkennung von Dienstjahren, Wiedereingliederung, …? Sind Lehrer tatsächlich durch z.B. Wiedereingliederung nach Langzeiterkrankung oder Anerkennung von Dienstjahren überfrachtet? Oft wird viel kritisiert, um zu kritisieren.

  2. Meine Aussage über Überreformierung bezog sich nicht unbedingt auf die Neuerungen ab diesem Jahr, von denen hier die Rede ist, sondern eher ganz allgemein. Ich frage mich sogar, ob sich die Regierung mit nur 3 Ministern nicht aufs Wesentliche beschränkt hätte, weil Paasch sich noch um ganz andere Aufgaben hätte kümmern müssen.

  3. Es wird zu viel von oben reglementiert. Schlüsselkompetenzen, Rahmenpläne… Wenn die nicht eingehalten werden, muss der Lehrer zum Schulpsychologen… (letzteres ein kleiner Scherz, alles andere ist ernstgemeint)!

  4. Aristoteles

    Nun, Regeln wie Schlüsselkompetenzen und Rahmenpläne haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Damit wird gewährleistet, dass (1.) Abschlüsse an verschiedenen Schulen vergleichbar sind, und (2.) Abschlüsse das entsprechende Bildungsniveau wiederspiegeln.

    Und ganz nebenbei bemerkt, mein Job wäre auch lustiger, wenn uns unsere Geschäftsleitung nicht dauernd Vorgaben machen würde.

    • Wie dem auch sei, über diese Reformwut wird man in 10-20 Jahren vielleicht ganz anders denken. Dann wird man sagen, es müsste weniger Vorgaben geben und man soll wieder mehr die Eigeninitiative fördern. Zum Beispiel die Eigeninitiative der Lehrer. Hinter Rahmenplänen kann man sich auch verstecken. Dann ist das eben Dienst nach Vorschrift. „Rahmenpläne“ hört sich nur besser an.

  5. Baudimont

    „Mein Lehrer heißt Mama“
    Der Heimunterricht Kann die Schule ersetzen !!!
    In Belgien besteht die Pflicht, dass Kinder ab sechs Jahren geschult (unterrichtet) werden. Dies kann entweder in der Schule, oder zu Hause geschehen. Homeschooling ist gesetzlich erlaubt, die Eltern haben lediglich das Bildungsdepartement darüber zu informieren. Weitere Einschränkungen bestehen nicht.

    • Reiner Mattar

      Vielleicht gibt es in der Schweiz ein Bildungsdepartement, in der DG muss man sich meines Wissens beim Ministerium melden.
      Und auch die Schüler, die zu Hause unterrichtet werden, müssen gemäß den gesetzlichen Vorgaben, sprich den Rahmenplänen, unterrichtet werden. Dies wird auch von Mitarbeiter(-inne)n der Abteilung Unterricht überprüft.
      Also so ganz stimmt das mit den „weitere Einschränkungen gibt es nicht“ wohl nicht…

  6. wahlen 2014

    Also: ich begrenze mal meine Kommentare auf die inhaltlichen Veränderungen und stimme Reiner Mattar zu. Das ganze witd durch das Ministerium und nicht durch den Ministergesteuert. ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Minister nicht über ausreichende Kenntnisse verfügt, zu wissen, dass es vor rund 20 Jahren schon mal eine Reform im offiziell-subventionierten Unterricht (OSU) gegeben hat. Da wurden Grundschulen renoviert, umgebaut oder gar neu gebaut auf Basisi der Reformpädagogik (sprich: vom Kinde ausgehend). Unzählige Grundschullehrer haben an Weiterbildungen teilgenommen, Fortbildungskurse besucht und Hospitationen an diversen Schulen im Ausland teilgenommen. In den beiden anderen Schulnetzen gab es vergleichbare Entwicklungen. So wurde der Unterricht in offenen Klassen erteilt, nach Wochenplänen gearbeitet und die freie Arbeit gefördert. Dies ist jetzt nicht mehr topaktuell. War es ein kindzentrierte Pädagogik so ist sie jetzt nichts anderes als ministeriumgesteuert. Die damaligen Lehrer stehen auf verlorenem Posten oder kann die PI Beispiele nennen, wo sie noch Hilfestellungen im Bereich der Reformpädgogik gegeben haben. Meines Wissens nicht. Fragen Sie doch einfach mal die Lehrer? Also Geld verpulvert und herausgeworfen. Jetzt kommt das Ministerium, wo ein Großteil der Inspektoren mindestens eine Lizenz haben. Früher kamen sie von der Basis – heute zählt der Grad und das Diplom.Alle Neuerungen machen sich ja gut vor den Wahlen – aber versucht auch jeder, mal dahinter zu schauen. Armes Schulland DG.

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