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Tabubruch nach 40 Jahren: Im Iran wohnen erstmals Frauen einem Fußball-Länderspiel bei

16.10.2018, Iran, Teheran: Iranische Frauen jubeln auf der Tribüne bei einem Länderspiel des Irans gegen Bolivien. Damals durften 100 ausgewählte Frauen das Fußballspiel besuchen - Tickets gab es aber nicht zu kaufen. Das ist an diesem Donnerstag anders. Foto: Saeid Zareian/dpa

Nicht Belgiens ehemaliger Fußball-Nationaltrainer Marc Wilmots, inzwischen Coach der Auswahl des Irans, und auch nicht der Spieler der AS Eupen, Omid Ebrahimi, sind am heutigen Donnerstag im Asadi Stadion von Teheran die Attraktion, wenn der Iran in der Qualifikation für die WM 2022 in Katar auf Kambodscha trifft. Die Attraktion werden diesmal die vielen Frauen sein, die der Begegnung beiwohnen.

Nach fast 40 Jahren dürfen zum ersten Mal Frauen mit einem frei zu kaufenden Ticket ins Asadi Stadion, um sich ein Länderspiel ihrer Nationalmannschaft anzuschauen.

Zwar hatten schon vor einem Jahr Frauen im Stadion von Teheran dem Länderspiel zwischen dem Iran und Bolivien beigewohnt, aber damals durften nur etwa 100 ausgewählte Frauen das Fußballspiel besuchen. Diesmal konnte zumindest rein theoretisch jede Frau eine Eintrittskarte erwerben.

Die Nationalelf des Irans (vorne in der Mitte mit der Nummer 9 AS-Eupen-Spieler Omid Ebrahimi) wird erstmals ein Heimspiel vor mehreren Tausend Frauen bestreiten. Foto: Shutterstock

Was für den Rest der Welt eine Selbstverständlichkeit ist, war für die Frauen in der islamischen Republik ein langer und harter Kampf gegen die streng-islamischen Vorschriften des ultrakonservativen Klerus – und gegen ihre Diskriminierung.

“Am Donnerstag wird im Asadi Stadion iranische Geschichte geschrieben“, feiern zahlreiche Frauen diesen großen Erfolg in den sozialen Medien. Zu diesem Erfolg trug auch die FIFA bei. Der Weltfußballverband hatte mit einem Ausschluss des Irans von der WM 2022 im Nachbarland Katar gedroht, falls Frauen der Eintritt weiterhin verboten wird.

„Was sogar (Präsident Hassan) Ruhani und seine Minister nicht schafften, machten die Frauen möglich“, sagte ein Politologe in Teheran. Sie setzten sich gegen den erzkonservativen Klerus und die seit vier Jahrzehnten unantastbaren islamischen Vorschriften durch. „Die Frauen verbuchen mit dem Stadionbesuch einen ersten Erfolg ihres Widerstands gegen Diskriminierung“, twitterte die Politikerin Schahbanu Amani.

Der Belgier Marc Wilmots ist heute Trainer der iranischen Fußball-Nationalelf. Foto: Vassil Donev/EPA/dpa

Die Euphorie der Frauen über ihren ersten Stadionzugang täuscht aber nicht darüber hinweg, dass dies nur ein Etappensieg war. Besonders ihr Ticketanteil ist noch sehr begrenzt. 100.000 Zuschauer passen ins Asadi Stadion im Westen Teherans, wo auch alle WM-Qualifikationsspiele ausgetragen werden. Für die Frauen sind aber nur höchstens 5.000 Sitze und damit nur fünf Prozent der Kapazität vorgesehen.

Für das Spiel gegen Kambodscha standen den Frauen online zwischen 3500 und 4000 Karten auf vier Sondertribünen zur Verfügung, die in wenigen Minuten vergriffen waren. Laut Tageszeitung Etemad sollten zumindest zwei weitere Tribünen den Frauen zur Verfügung gestellt werden.

Außerdem gilt die Aufhebung des Stadionverbots nur für WM-Qualifikationsspiele – nicht aber, wie von der FIFA gefordert, auch für die Spiele der iranischen Meisterschaft und der asiatischen Champions League.

Besonders für die Teheraner Derbys zwischen Esteghlal und Persepolis, die das absolute Fußball-Highlight im Land sind, dürfen die Frauen weiterhin nicht ins Stadion. „Wir sollten Schritt für Schritt denken und vorgehen … der erste Schritt ist getan und andere werden folgen“, sagt Vizepräsidentin und Frauenbeauftragte Massumeh Ebtekar. (dpa/cre)

8 Antworten auf “Tabubruch nach 40 Jahren: Im Iran wohnen erstmals Frauen einem Fußball-Länderspiel bei”

  1. besserwisser

    Vielen Dank an Trainer Wilmots, da sieht man doch das Fussball Gleichberechtigung fördert. Die herrvorragende belgische Nationalmannschaft hat doch Weltweit für Kameradschafts und zusammenleben eine Auszeichnung verdient, Warum nicht den Weltfussballpreis???
    Das fördert den Frieden, gleichberechtigung

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