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Stardesigner Luigi Colani mit 91 Jahren gestorben – Meister des Stromliniendesigns

02.12.2006, Sachsen-Anhalt, Halle (Saale): Luigi Colani, deutscher Designer, steht mit seinem neuentwickelten Stadtauto (r), einem Ferrari Testarossa (M), mit dem er einen Weltrekord von 387 km/h gefahren hat, und einem Speedster auf Basis eines VW-Käfers von 1968/69 (l) in einem Autohaus. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Luigi Colani war über Jahrzehnte für sein abgerundetes Design auf ganzen Welt unterwegs. In den letzten Jahren wurde es still um den streitbaren Künstler. Jetzt ist er in Karlsruhe gestorben.

Er hat nachfolgende Designergenerationen ebenso inspiriert wie polarisiert: Luigi Colani starb in der Nacht im Alter von 91 Jahren in einem Karlsruher Krankenhaus, wie dessen Anwalt Klaus Schroth am Montag sagte. Der gebürtige Berliner lebte in den vergangenen Jahren zurückgezogen in Karlsruhe. Es sei ihm zuletzt gesundheitlich schlecht gegangen, sagte Schroth.

Colanis Markenzeichen war die Stromlinienform, der runde Schwung. Der Universaldesigner entwarf unter anderem Autos und Rennwagen, aber auch Möbel, Geschirr, Brillen, Kameras, Fernseher und Kleidung. „Meine Welt ist rund“, sagte er vor seinem 90. Geburtstag im vergangenen Jahr in Karlsruhe, wo er sich zur Ruhe setzte. Er galt als sehr streitbar.

28.10.1996, Nordrhein-Westfalen, Essen: Der Designer Luigi Colani während eines Fototermins zur „Essen-Motor-Show International“ mit seinem „Horch-Colani“ vor dem Messegelände. Foto: Uta Rademacher/dpa

Der Professor für Produktdesign an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und Ausstellungskurator, Volker Albus, sagte, Colanis Bedeutung könne man nicht überschätzen. „Er gehört zu den ganz Großen des zeitgenössischen Designs.“ Colani sei einer der ersten gewesen, der das Thema Streamlining so außergewöhnlich in das Design eingeführt habe. „Es ist vielleicht auch in bisschen das Problem, dass er diese Formensprache auf alle Gattungen übertragen hatte.“ Colani habe auch nicht vor Biergläsern und Klavieren, also ausgesprochen statischen Produkten, halt gemacht. „Das war vielleicht ein bisschen zu viel“, sagte Albus.

Jungen Designern rät der Professor zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Colanis Werk. Es sei problematisch, ein bestimmtes Formenvokabular auf alles zu übertragen. „Das ist ein Lehrbeispiel, was funktioniert, wie es funktioniert und wie weit es geht – aber wo es dann auch seine Grenzen hat.“

Im Laufe seines Lebens arbeitete Colani außer in Deutschland, Italien, Mexiko, den USA oder Russland auch in Japan oder China. Er feierte riesige Erfolge etwa mit der legendären Canon T90, die das Design der Marke entscheidend prägte. Er verdiente in den 1970er und 1980er Jahren viel Geld und war einer der ersten Designer, der seine Produkte unter seinem Namen vermarktete mit dem so unverwechselbar wellenförmig geschwungenen Schriftzug „Colani“.

Für namhafte Möbelhersteller entwarf er Stühle und Tische. Viele seiner eigenen Entwürfe blieben aber als Skizze in der Schublade, wurden nie mehr als ein Prototyp. Insgesamt beziffert er seine zu Papier gebrachten Ideen auf rund 4.000. (dpa)

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