Politik

Sitz der DG im Europaparlament „so gut wie sicher“

Das Gebäude des EU-Parlaments in Straßburg: Foto: Shutterstock

Behält die Deutschsprachige Gemeinschaft (DG) ihren Sitz im Europaparlament? Es sieht ganz danach aus. Jedenfalls ist der ostbelgische EU-Abgeordnete Mathieu Grosch (CSP-EVP) zuversichtlich, wie er in einem Interview mit dem BRF erklärte. Wegen des EU-Beitritts Kroatiens muss Belgien eines der bisher 22 Mandate in Straßburg abtreten.

„Nach den letzten Rechnungen, die wir erfahren haben, hätten die Flamen ohnehin, also auch ohne den EU-Beitritt Kroatiens, einen ihrer Sitze im Europaparlament an die Frankophonen abtreten müssen, weil die Zahl der Frankophonen in Brüssel zugenommen hat“, sagte Grosch im BRF-Interview: „Da Belgien jetzt sowieso ein Mandat verliert, könnte sich die Angelegenheit sozusagen von selbst klären: Flandern hätte statt 13 nur noch 12 Abgeordnete, die Wallonen würden bei 8 bleiben, und die DG würde ihren Platz im EU-Parlament behalten, was für uns Deutschsprachige das Wichtigste ist.“

Sitz in Straßburg ein ganz wichtiger

Mathieu Grosch gehört seit 1994 dem EU-Parlament als DG-Vertreter an. Foto: Gerd Comouth

Mathieu Grosch gehört seit 1994 dem EU-Parlament als DG-Vertreter an. Foto: Gerd Comouth

Indes räumte Grosch ein, dass es diesbezüglich noch keine definitive Entscheidung gibt: „Es ist immer besser, wenn es eine schriftliche Bestätigung gibt. Ich sehe keine Argumente, die dieses Szenario noch gefährden könnten. Es hat zwar einige Töne aus den Reihen der N-VA gegeben, die nicht einsahen, dass die Flamen eines ihrer Mandate abtreten müssen, nicht aber die Deutschsprachigen. Weil aber Flandern jetzt ohnehin einen Sitz verlieren würde, müsste die Diskussion damit abgeschlossen sein. Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass von frankophoner Seite gefordert werden könnte, die DG müsse ihr Mandat den Wallonen überlassen.

Erleichtert? „Ja, schon“, sagt Grosch: „Der Sitz im Europapalament ist für uns Deutschsprachige ein ganz wichtiger.“

Auf die Frage des BRF, weshalb denn dieser Sitz für die DG so wichtig sei und weshalb ein Abgeordneter aus der DG in Straßburg Positionen vertreten könne, die ein Flame oder ein Wallone nicht vertreten kann, sagte Grosch: „Einer unserer Vorteile ist die Mehrsprachigkeit. Ich selbst habe schon oft meine Kenntnisse in Deutsch, Französisch, Niederländisch und Englisch genutzt, um Brücken zu schlagen – nicht nur innerhalb von Belgien, sondern auch mit anderen Ländern.“

CSP entscheidet sofort nach der Sommerpause

Die bisherige Sitzverteilung im EU-Parlament. Belgien hat Anrecht auf 22 Mandate. Künftig werden es nur noch 21 sein. (Zum Vergrößern auf Grafik klicken). Grafik: dpa

Die bisherige Sitzverteilung im EU-Parlament. Belgien hat Anrecht auf 22 Mandate. Künftig werden es nur noch 21 sein. (Zum Vergrößern auf Grafik klicken). Grafik: dpa

Ein weiterer Trumpf von uns Deutschsprachigen sind unsere Erfahrungen als Grenzbewohner. Wenn ich von grenzüberschreitender Zusammenarbeit spreche, dann kann ich das sofort mit einer Vielzahl von konkreten Beispielen verbinden. Mal geht es um die Schwierigkeiten von Betrieben oder von Arbeitnehmern, die auf der einen Seite der Grenze leben und auf der anderen Seite arbeiten, mal um die Probleme von Pensionierten usw.“

Zurückhaltung übte der ehemalige Kelmiser Bürgermeister, was seine mögliche Kandidatur betrifft. Seit 1994 vertritt Grosch die DG im Europaparlament, in das er jedes Mal als Spitzenkandidat der CSP direkt gewählt wurde. „Wir haben in der CSP beschlossen, über die Kandidaten für PDG-, Regional-, Föderal- und Europawahl sofort nach der Sommerpause zu entscheiden.“ Er selbst müsse nicht nur die Interessen der eigenen Person, sondern auch die der Partei berücksichtigen, so Grosch. Was seine Person betreffe, so habe auch seine Familie ein wichtiges Wort mitzureden. (cre)

Siehe dazu auch Artikel „Die ’skandalösen‘ Gehälter und Entschädigungen der EU-Parlamentarier“

 

21 Antworten auf “Sitz der DG im Europaparlament „so gut wie sicher“”

  1. Aequitas&Veritas

    Das Schaubild verdeutlicht sehr gut die Hilfslosigkeit belgischer Gemeinschaftspolitik in Bezug auf das Gesamte.

    Bei 22 Abgeordneten kann man die sozialistische Ausrichtung der Wallonie tatsächlich mit „feuchten Winden“ vergleichen.

    Bei weiterer Kompentenzübertragung erübrigen sich hiesige Parlamente.

  2. gerhards

    Die Wallonen fordern das wie unseren Sitz abgeben! Ja klar die Wallonen fordern auch das wir ausschließlich französisch sprechen und unsere Autonomie vergessen sollen. Fordert was ihr wollt, entweder autonom und 4. Region oder Adieu Belgique!

    • Es reicht!

      Ich bedanke mich sehr für ihren Link. Ich muss mir eingestehen dass ich durch Unwissenheit nicht wusste das Herr GROSCH doch aktiver war als ich gedacht hatte (da ich weiss dass auch das Bürgermeisteramt sowie ein Familienvater zu sein viel Zeit in Anspruch nehmen).
      Ich muss jedoch dann auch anmerken dass unser Bevölkerung viel zu wenig über die Arbeit unseres Abgeordneten informiert wird. Anstatt die Dauerberieselung der Bevölkerung durch dass DG Palaver im Parlament zu übertragen wäre es meines Erachtens unverzichtbar hier regelmässig durch unsere Medien (BRF, Grenz-Echo, BRF Internet oder bei OD) informiert zu werden. Hier sind auch unsere Medien gefordert dafür Sorge zu tragen dass die Bevölkerung besser über die Arbeit unseres EU-Abgeordneten informiert wird.

      • Ohne Polemik

        Aber hallo !

        Alle ein bis zwei Wochen einen kurzen Kommentar mitzuteilen und nur eine bis zwei persönliche Interventionen pro Jahr einzuleiten, kann doch wohl nicht als eine Arbeitsleistung dargestellt werden, die solch ein Gehalt auch nur im geringsten rechtfertigt.
        Einige Schreiber im OB Forum sind da nebenberuflich aktiver.

  3. R.A. Punzel

    „Mathieu Grosch gehört seit 1994 dem EU-Parlament als DG-Vertreter an“

    Na toll; hat er, außer der Stempeluhr,(Anwesenheitentschädigung) irgendetwas anderes in Bewegung gebracht?

        • Marc Van Houtte

          Sie wissen was ich meine.
          Die in Eupen im Augenblick am Ruder sind stören mich mehr als die in der EU.
          Die verdienen zwar viel leiden aber nicht an Größenwahn. Und die Größte Politische Parteifamilie ist sogar gut vertreten wegen den Direktwahlen. Die haben keinen Roten mit den so gepriesenen Draht nach Namur der dafür sorgte das die Größte Partei ausgeschlossen bleibt.
          Waren Sie mal im EU Parlament und haben sie Herrn Grosch dort erlebt beim Stempelen und der schnellen Flucht danach?
          Quod erat demonstrandum.

          Aber vielleicht irren sie sich ja nur?

          • So is et

            Marc, absolut deiner Meinung. Jeder der hier über die Politiker schimpft, sie würden nichts tun, zu viel verdienen, und und und hat das Recht es besser zu machen. Stellt euch auf eine Liste für die kommenden Wahlen oder gründet selber eine und engagiert euch! Die Energie würdet ihr besser investieren als andauernd schlechte Stimmung zu verbreiten. Aber den Mut sich den aktuellen Politikern zu stellen, ihnen in die Augen zu schauen hat hier jawohl kaum jmd.

  4. Ändert das eigentlich etwas? Alle großen Parteien wählen im EU-Parlament sowieso 95% der Texte zusammen. Nur wenn’s um Neuwahlen geht, wird so getan, als sei man mit den anderen nicht einverstanden.

  5. Ändert das eigentlich etwas? Alle großen Parteien stimmen doch im EU-Parlament sowieso für 95% der Texte gleich. Nur wenn’s um Neuwahlen geht, wird so getan, als sei man mit den anderen nicht einverstanden.

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