Die sogenannten „Binationalen“, also Sportler mit doppelter Staatszugehörigkeit, spielen im internationalen Fußball eine immer größere Rolle, seitdem Migranten aus aller Welt nach Europa gekommen sind. Deren Kinder schließen sich in dem Land, das sie aufgenommen hat, einem Fußballclub an und kommen dann auch später eventuell für einen Platz in der belgischen Nationalmannschaft infrage.
Es sei denn, sie entscheiden sich für die Nationalmannschaft ihres Herkunftslandes bzw. des Herkunftlandes ihrer Eltern. Definitiv entscheiden für das eine oder andere Land müssen sie sich aber erst, wenn sie in der A-Auswahl eingesetzt werden sollen.
Die belgische Fußball-Nationalmannschaft hat schon viele „binationale“ Profis gekannt – von Enzo Scifo, der Belgien gegenüber Italien den Vorzug gab, Josip Weber (Belgien-Kroatien), Marouane Fellaini (Belgien-Marokko) oder auch Nacer Chadli (Belgien-Marokko), um nur einige zu nennen.
Die Naturalisierung des Spaniers Juan Lozano scheiterte 1982, weil sich der geniale Spieler von Beerschot und Anderlecht schon im Trikot der Roten Teufel hatte fotografieren lassen, noch bevor das belgische Parlament seiner Naturalisierung zugestimmt hatte. Das gefiel den Parlamentariern überhaupt nicht, weswegen sie sich weigerten, Lozano vor der WM in Spanien die belgische Staatszugehörigkeit zu gewähren.
Inzwischen erlebt man eine Änderung im Verhalten der „Binationalen“, die sich im Gegensatz zu früher nicht unbedingt der belgischen Fußball-Nationalmannschaft anschließen, sondern sich für die Auswahl ihres Herkunftsländer entscheiden, entweder aus familiären Gründen oder weil der Verband ihres Herkunftslandes schon sehr früh um sie „gebuhlt“ hat, auch wenn sie sämliche Jugend-Auswahlmannschaften Belgiens durchlaufen haben. Hinzu kommt, dass die Nationalmannschaft des jeweiligen Herkunftslandes im Vergleich zu Belgien deutlich aufgeholt hat. Marokko wurde bei der WM 2022 in Katar Vierter.
So kam es, dass sich der 17-jährige Konstantinos Karetsas vom KRC Genk nicht für Belgien, sondern für Griechenland entschied oder der 19-jährige Chemsdine Talbi vom FC Brügge für Marokko.
Eine der Aufgaben des neuen Technischen Direktors der Roten Teufel, Vincent Mannaert, ist es, „binationale“ Nachwuchstalente so früh wie möglich dazu zu überreden, sich an die belgische Nationalmannschaft zu binden.
Beim 20-jährigen Diego Moreira scheint dies dem ehemaligen Manager des FC Brügge gelungen zu sein. Der in Lüttich geborene Moreira von Racing Straßburg scheint Belgien und nicht Portugal den Vorzug geben zu wollen. Der neue Coach der Roten Teufel, Rudi Garcia, berief am Dienstag den jungen Moreira, Sohn von Ex-Standard-Lüttich-Spieler Almami Moreira, in den Kader der belgischen Nationalmannschaft für die beiden Qualifikationsspiele für die WM 2026 in Nordmazedonien und gegen Wales. Moreira ist ein sehr polyvalenter Spieler, der auf verschiedenen Positionen eingesetzt werden kann. Zuletzt kam er bei Straßburg als Linksverteidiger zum Zuge. (cre)
Das Aufgebot der Roten Teufel für die beiden Juni-Spiele
Das Aufgebot der Roten Teufel für die beiden Qualifikationsspiele in Nordmazedonien (in Skopje am 6. Juni) und gegen Wales (am 9. Juni in Brüssel):
Torhüter: Thibaut Courtois (Real Madrid), Senne Lammens (Antwerp), Matz Sels (Nottingham Forest), Maarten Vandevoordt (RB Leipzig).
Abwehr: Zeno Debast (Sporting Lissabon), Maxim De Cuyper (FC Brügge), Koni De Winter (CFC Genua), Wout Faes (Leicester), Brandon Mechele (FC Brügge), Thomas Meunier (OSC Lille), Diego Moreira (RC Straßburg), Arthur Theate (Frankfurt).
Mittelfeld: Kevin De Bruyne (Manchester City), Jorthy Mokio (Ajax Amsterdam), Amadou Onana (Aston Villa), Nicolas Raskin (Glasgow Rangers), Youri Tielemans (Aston Villa), Hans Vanaken (FC Brügge).
Angriff: Charles De Ketelaere (Atalanta), Jérémy Doku (Manchester City), Malick Fofana (Lyon), Romelu Lukaku (SSC Neapel), Dodi Lukebakio (FC Sevilla), Loïs Openda (RB Leipzig), Alexis Saelemaekers (AS Rom), Leandro Trossard (Arsenal).
Jut jemacht, Rudi Garzia