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Neue Rechtschreibregeln beschlossen: Das „ß“ gibt es als Großbuchstaben

Das Foto zeigt links den kleingeschriebenen Buchstaben "Eszett" (oder "scharfes S") und rechts die Variante in Großschreibung. Foto: dpa

Rat für deutsche Rechtschreibung hat einige Änderungen beschlossen. Die wichtigste von ihnen betrifft das „ß“ (oder „Eszett“), das es nunmehr als Großbuchstaben gibt.

21 Jahre nach der umstrittenen Reform der deutschen Rechtschreibung ist das amtliche Regelwerk erneut an einigen Stellen geändert worden – aber in viel kleinerem Ausmaß.

Nun gibt es das „Eszett“, das „scharfe S“, auch offiziell als Großbuchstaben. Es sieht aus wie ein Mittelding zwischen dem bisherigen, klein geschriebenen „ß“ und einem groß geschriebenen B.

Der „Duden“ muss wieder ein bisschen angepasst werden. Foto: dpa

Vor allem für die korrekte Schreibung von Eigennamen in Pässen und Ausweisen sei dies wichtig, teilte der Rat für deutsche Rechtschreibung in Mannheim mit.

Bisher hatten zum Beispiel einer wie der Eupener Philologe und Bibliograf Werner Mießen ein kleines Problem: Wenn sein Name in Großbuchstaben geschrieben wurde, musste man anstelle des „ß“ ein Doppel-„S“ schreiben. Somit blieb jedoch unklar, ob er „Mießen“ oder „Miessen“ heißt.

Großschreibung des Adjektivs

Amtlich zulässig ist jetzt auch die Großschreibung des Adjektivs in Fällen wie „Goldene Hochzeit“ und „Neues Jahr“. Darüber hinaus passte der Rechtschreibrat einzelne Wortschreibungen an den weit überwiegenden Schreibgebrauch an. Er strich zum Beispiel die eingedeutschte Schreibweise „Ketschup“, die kaum verwendet wurde – zulässig ist jetzt nur noch „Ketchup“.

Auch andere ungebräuchliche Varianten fallen weg, müssen also zum Beispiel bei Schuldiktaten als Fehler angestrichen werden. Zum Beispiel „Grislibär“ (amtlich erlaubt ist nur noch Grizzlybär), „Joga“ (nur noch: Yoga), „Komplice“ (Komplize), „Roulett“ (Roulette), „Varietee“ (Varieté), „Wandalismus“ (Vandalismus).

Der Eupener Philologe und Bibliograf Werner Mießen (hier bei der Verleihung des Hecking-Schilds im St. Vither Rathaus im April 2016) kann seinen Nachnamen in Großbuchstaben jetzt mit einem großen „Eszett“ schreiben statt mit einem „Doppel-S“. Foto: OD

Die Rechtschreibreform von 1996 hatte zu leidenschaftlichen Debatten geführt. Jahrelang tobte ein Streit um die richtige Schreibweise von Delfin oder Delphin, Fuss oder Fuß, Schifffahrt oder Schiffahrt. Der daraufhin eingesetzte Rechtschreibrat suchte nach Kompromisslösungen und sollte dafür sorgen, dass der „Sprachfrieden“ wiederhergestellt wurde.

Seit 2004 ist der Rat die maßgebliche Instanz in Fragen der Orthografie. Er hat Mitglieder aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein, der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.

Die deutsche Kultusministerkonferenz und die staatlichen Stellen der anderen Länder bestätigten die neuen Änderungen, die der Rat beschlossen hat, und machten sie damit wirksam. (dpa/cre)

10 Antworten auf “Neue Rechtschreibregeln beschlossen: Das „ß“ gibt es als Großbuchstaben”

      • P.S.
        Ich fände es interessant, Herrn Bouillon zu einem Interview zu gewinnen, in dem u.a. die folgenden Themen angesprochen werden:

        — Wieso wurde die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung 2004 aufgelöst und durch den Rechtschreibrat ersetzt?
        — Auftrag, Zusammensetzung und Arbeitsweise des Rechtschreibrats (Mitgliedernominierung und -aufnahme; Vorschlags-, Diskussions- und Abstimmungsverfahren; genutzte Datenbanken tatsächlich benutzter Schreibungen usw.)
        — Verhältnis der Rats und der Gesellschaft zu den großen Wörterbuchverlagen (Duden, Wahrig usw.)
        — Rolle und Macht der einzelnen Mitglieder und insbesondere des DG-Vertreters; Lobbyarbeit und Grüppchenbildung im Rat
        — Wert und Vermittlung einer einheitlichen Rechtschreibung in unserer modernen internetdominierten Welt, in der viele öffentlich schreiben, sich aber nur wenige um Orthographie scheren (hierzu auch das Verhältnis von Schrift zu Emojis/Emoticons)

  1. Vor 30 Jahren musste bei vollständiger Großschreibung eines Wortes (nur Großbuchstaben) ein Eszett noch als SZ geschrieben werden, wenn keine andere Möglichkeit bestand, wie auf fremdsprachigen Schreibmaschinen, die naturgemäß keines haben. Beispiel: Maße – MASZE

    Warum lässt man dieses Relikt aus dem Mittelalter nicht einfach fallen und ersetzt es durch ’ss‘, so wie in der Schweiz und Liechtenstein? Da in Ostbelgien ähnliche sprachbabylonischen Gesetzmäßigkeiten bestehen wie in der Schweiz, wäre dies doch eher angebracht.

    • Halten Sie sich doch einfach an die Rechtschreibregel 25 E2 im Kapitel 2.3 „Besonderheiten bei [s]“:

      Steht der Buchstabe ß nicht zur Verfügung, so schreibt man ss. In der Schweiz kann man immer ss schreiben. Beispiel: Straße – Strasse

      Wer kann denn überprüfen, was Ihnen gerade zur Verfügung gestanden hat und was nicht?

      Gleich im Anschluss finden Sie auch die neue Regel 25 E3 über den Umgang mit dem Buchstaben ß als Majuskel:

      Bei Schreibung mit Großbuchstaben schreibt man SS. Daneben ist auch die Verwendung des Großbuchstabens möglich. Beispiel: Straße – STRASSE – STRAẞE.

      Fettschrift von mir.
      Quelle: http://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_Regeln_2017.pdf auf Seite 29 (PDF-Seite 27).

      • Duden, 1973,
        Um die Wörter „Maße“ und „Masse“ bei Großschreibung zu unterscheiden, wird die Schreibung „MASZE“ und „MASSE“ empfohlen.
        Entschuldigung, ich hatte eine Ausnahmeregelung verallgemeinert. Eine Folge des hohen Alters.

  2. Alemannia4ever

    Gut, dass son Quatsch mit Soße wie „Majonäse“ nun offiziell gestrichen wurde. Setzt sich also doch die Kenntnis durch, dass man Sprache nicht verordnen kann, sie sich natürlich entwickelt.
    Die Reform vor 21 Jahren war eh nur finanziellen Interessen von Verlagen geschuldet.

  3. Was mich auch noch interessieren würde: wer ist der oberste Hüter der deutschen (Deutschen) Sprache in der DG, bzw. in Ostbelgien? Ist es der Unterrichtsminister? Ist es ein Verwaltungsmensch aus dem Ministerium? Ist es ein Oberlehrer der Autonomen Hochschule? Nach den mehrmaligen Abänderungen der deutschen Rechtschreibung in den letzten Jahren, wissen die Lehrer eigentlich, wie man korrekt schreibt? Beherrschen sie die DG-Orthographie? Oder gibt es die gar nicht (garnicht). Die Lehrerinnen und Lehrer sind es, die die Diktate und Aufsätze der Schüler korrigieren müssen. Wissen da eigentlich alle Bescheid (oder bescheid), wie man fehlerlos schreibt?
    Muss (muß) ich jetzt befürchten, dass (daß) die Lehrer nun loslegen (los legen), um auf den Pianisten zu schiessen (schießen)?

  4. Mischutka

    Sehr interessanter Artikel. Es stimmt schon daß man, je nachdem welchen Namen man trägt, immer Schwierigkeiten mit der Schreibweise hat. Ist schon lästig für manche Menschen. Würde ich z.B. „Maßen“ bzw. „Massen“ heißen, dann würde ich mal kurzen Prozess machen und mich einfach … „Alaaf“ (o.s.ä.) nennen. Wie z.B. Jupp, Klös, Hein oder Pitt „Alaaf“. (☺).
    MfG.

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