Nachrichten

Merkel bei Trump: Wangenküsse, aber keine inhaltliche Annäherung

27.04.2018, Washington: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird von US-Präsident Donald Trump am Weißen Haus mit einem Kuss empfangen. Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

Viel warme Worte, wenig erkennbare Bewegung: Der Kurzbesuch von Kanzlerin Angela Merkel bei US-Präsident Donald Trump in Washington hat keine sichtbare Annäherung in den zahlreichen Streitpunkten zwischen beiden Ländern gebracht.

Weder im Handelsstreit um US-Importe von Stahl und Aluminium aus Europa noch beim Atomabkommen mit dem Iran oder den Nato-Verteidigungsausgaben hatten die beiden nach ihrem zweistündigen Gespräch zählbare Ergebnisse zu verkünden. Atmosphärisch verlief der Besuch allerdings besser als der erste von Merkel im Weißen Haus.

27.04.2018, Washington: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird von US-Präsident Donald Trump im Oval Office im Weißen Haus empfangen. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Zu der für die deutsche Wirtschaft so wichtigen Frage der für den 1. Mai im Raum stehenden Strafzölle auf Aluminium und Stahl sagte Merkel nach dem Gespräch: „Wir haben uns ausgetauscht über den Stand der Verhandlungen. Die Entscheidungen liegen beim Präsidenten.“ Trump beklagte sich erneut über das Handelsdefizit der USA, ließ aber keine Tendenz für seine Entscheidung durchblicken.

Er hatte im März Strafzölle auf Stahl und Aluminium verhängt. Produkte aus der EU sind davon bislang ausgenommen. Die Befreiung läuft aber nur bis zum kommenden Dienstag.

Bei den Verteidigungsausgaben der Nato pochte Trump bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Merkel darauf, das Deutschland und andere Länder bis 2024 mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts dafür ausgeben sollten. Jeder müsse «seinen fairen Anteil bezahlen».

Deutschland ist mit 1,24 Prozent weit von der Marke entfernt, interpretiert das Nato-Ziel aber auch so, dass sich die Mitgliedstaaten diesem nur annähern müssten. Die mittelfristige Finanzplanung gibt für die nächsten Jahre allenfalls eine minimale Steigerung her. Trump bekräftigte seine Darstellung, dass die USA von den anderen Bündnispartnern ausgenutzt würden. „Die Nato ist wunderbar, aber sie hilft Europa mehr als uns“, erklärte er.

27.04.2018, Washington: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) überreicht US-Präsident Donald Trump einen altkolorierten Kupferstich von 1705 als Gastgeschenk. Darauf ist eine Karte der Rheinpfalz zu sehen. Unter anderem ist auf ihr auch der Heimatort von Trumps deutschen Vorfahren zu finden, Kallstadt. Foto: Steffen Kugler/Bundesregierung/dpa

Beim Thema Iran blieb weiter offen, wie die USA und Europa ihren Streit über das Atomabkommen überwinden wollen. Merkel verteidigte die Vereinbarung, die von Trump in Frage gestellt wird. Es sei „ein erster Schritt“, der dazu beigetragen habe, die Nuklear-Aktivitäten des Iran zu verlangsamen und auch besser zu überwachen, sagte sie. Dies reiche aber nicht aus, eine Rolle des Iran zu erreichen, die auf Verlässlichkeit gründe. „Deshalb muss mehr dazukommen.“

Kurz zuvor hatte der neue US-Außenminister Mike Pompeo die Sorgen der internationalen Gemeinschaft um das Atomabkommen befeuert. Falls die Mängel des Abkommens nicht behoben würden, sei es unwahrscheinlich, dass Trump über den Monat Mai hinaus im Deal bleibe, sagte er nach einer Sitzung der Nato-Außenminister in Brüssel.

Trump muss bis zum 12. Mai entscheiden, ob von den USA ausgesetzte Sanktionen gegen den Iran außer Kraft bleiben. Dies wird de facto auch als Entscheidung über den Verbleib der USA in dem Abkommen angesehen.

Trump brandmarkte den Iran bei der Pressekonferenz als „mörderisches Regime“. Teheran schüre „Gewalt, Blutvergießen und Chaos“ im gesamten Nahen Osten. „Wir müssen sicherstellen, dass dieses mörderische Regime nicht einmal in die Nähe einer Atomwaffe kommt.“

Zufrieden zeigte sich Merkel (CDU) über die Zusammenarbeit mit den USA im Umgang mit Russland. Es gebe ein „hohes Maß an Übereinstimmung“ im Blick auf die Konflikte mit Russland und Moskaus Rolle in Syrien, sagte sie. Zum Streit über die US-Sanktionen gegen Russland, von denen sich auch deutsche Firmen bedroht fühlen, sagte Merkel lediglich, sie seien im Kongress der USA verabschiedet worden. Auf harsche Kritik daran verzichtete sie.

27.04.2018, Washington: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und US-Präsident Donald Trump geben eine gemeinsame Pressekonferenz nach ihren Gesprächen im Weißen Haus. Foto: Susan Walsh/AP/dpa

Merkel und Trump begrüßten die politische Annäherung zwischen Nord- und Südkorea als Erfolg der US-Politik. „Die Kampagne des maximalen Drucks hat uns geholfen, diesen Schritt zu erreichen“, sagte Trump. Merkel sagte, die Stärke, mit der Trump darauf gesetzt habe, dass die Sanktionen gegen Nordkorea eingehalten würden, zeige Erfolge. „Wir Deutschen können fühlen, was es bedeutet, wenn nach Jahren der Teilung wieder Kontakte entstehen“, fügte die Kanzlerin hinzu. Beide betonten, dass der Druck aufrecht erhalten werden müsse, um eine vollständige nukleare Abrüstung zu erreichen.

Atmosphärisch machten Merkel und Trump im Vergleich zu ihrem ersten Treffen im März 2017 Fortschritte. Damals schien Trump Merkel den Handschlag zu verweigern. Diesmal nahm er ihre Hand und es gab Wangenküsschen zur Begrüßung.

Nur wenige Tage vor Merkel war mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron ein weiterer hochrangiger Politiker aus Europa bei Trump zu Gast. Macron hielt sich drei Tage lang zu einem formellen Staatsbesuch in Washington auf. Merkels Besuch dauerte nicht einmal drei Stunden. (dpa)

8 Antworten auf “Merkel bei Trump: Wangenküsse, aber keine inhaltliche Annäherung”

    • Hop Sing

      Zwei Welten prallen aufeinander. Die besonders von der deutschen Presse auf den Schild gehobene „mächtigste Frau der Welt“ wird zur Lachnummer. Ihr relativierendes auf „Dialog“ ausgerichtetes Geschwätz hat die Effizienz einer Knallerbse. Ihre Zeit ist vorbei (war vielleicht nie da). Europa braucht zur Lösung der anstehenden Probleme andere Kaliber und Charaktere. Trump leidet wahrscheinlich an einer von Fachleuten zu diagnostizierenden Geisteskrankheit. Scheinbar verzeiht Amerika ihm allerdings fast jede Dummheit, wenn „America first“ praktiziert wird. Die westeuropäischen „Gutmenschen-Zwerge“ und politischen Pygmäen, die sich als Weltpolitiker berufen fühlen (Merkel, Juncker, Macron etc) sind chancenlos.

    • Werner Radermacher

      Frau Merkel ist ein Profi und sie ist sachlich aufgetreten – und das war gut so. Der Auftritt von Trump und Macron war schon fast peinlich.
      In der Sache hat Trump recht, denn die USA importieren mehr aus Deutschland und versteuert einige Produkte aus USA sehr hoch.

      • @ Werner Radermacher

        Wenn die USA aus Europa ( Deutschland ist nur die Zielscheibe, aber es soll die ganze EU treffen) mehr Waren importiert als umgekehrt könnte das an der Qualität der Waren liegen.
        Wer kauft in Europa ein amerikanisches Auto mit dem Wissen das es drei mal soviel verbraucht wie ein Europäisches. Anders herum, seit den 70er Jahren werden europäische Autos in den USA produziert. Mittlerweile sind 3/4 aller europäischen Autos in den USA „Made in US“.
        Daneben stehen zwei grundsätzlich verschiedene Rechtsprinzipien. In Europa dürfen Produkte erst auf den Markt wenn deren Unbedenklichkeit nachgewiesen ist. In den USA werden Produkte auf den Markt geworfen und die Konsumenten sind die Versuchskaninchen. Das ist auch der Grund für die teilweise obszön hohen Schadensersatzklagen. Das ist aber auch der Grund für die Ablehnung von Einfuhren aus den USA.
        Dazu kommt das die großen US Konzerne in Europa kaum Steuern zahlen. Der Versuch einiger EU Staaten die Konzerne da zur Kasse zu bitten wo die Gewinne erwirtschaftet werden scheitert am Widerstand europäischer Steueroasen.
        Steuern auf Waren und Dienstleistungen, und seien sie noch so hoch, zahlt am Ende der Verbraucher. Die hinterzogenen (oder vermiedenen ) Steuern von Apple, Amazon & Co zahlen wir alle.

          • @ WPolarlicht

            Wo haben Sie denn das her? Deutschland profitiert nicht von Steuerschlupflöchern wie Luxembourg, Malta oder Irland. Das Problem ist nur das eine einheitliche Besteuerung der Konzerne am Veto dieser Steueroasen scheitert.
            Auch der deutsche Finanzminister hat kein Problem mit Mehreinnahmen.

    • Alfons Van Compernolle

      A.M. hat es gemerkt , da sei mal sicher! Und ob Trump unsere Merkel hat Auflaufen lassen, bezweifel ich ganz stark. Diesen Kampf den Trump da angezettelt hat und so gerne Gewinnen moechte, wird er
      krachend verlieren !!!! Deutschland ist die Zielscheibe fuer Europa , dass kann wohl sein, aber die USA
      unter Trump werden die „Konsequenzentraeger“ sein !!! Wartet es ab , die USA gegen den Rest der Welt, dass geht nicht gut. Daran sind auch schon frueher Andere gescheitert. Napoloeon / Hitler / Stalin etc.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern