Die föderale Abgeordnete Kattrin Jadin (PFF-MR) befürchtet, dass im Jahr 2020 die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt in Belgien zugenommen hat.
„Aufgrund der Tatsache, dass die Familien wegen der Einschränkung ihrer Freiheit im Rahmen der Eindämmung des Coronavirus viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen mussten, ist davon auszugehen, dass die physischen Auseinandersetzungen auch zugenommen haben“, erklärte die ostbelgische Parlamentarierin in einer Pressemitteilung.
Jadin hat eine schriftliche Frage an Innenministerin Annliese Verlinden (CD&V) gerichtet, die jetzt beantwortet wurde. Die jüngst veröffentlichten Zahlen der nationalen Datenbank zeigen, dass das Problem der häuslichen Gewalt nur allzu schwer in den Griff zu bekommen sei.
Ein Abwärtstrend sei nicht festzustellen, so Jadin. Schlimmer noch, die Zahl der versuchten Totschläge habe im Jahr 2019 deutlich höher gelegen als in den Jahren zuvor. „88 Fälle wurden 2019 registriert, dabei handelte es sich um 78 Versuche und um 10 tatsächliche Vollstreckungen. Die Anzahl der jährlich gemeldeten Fälle der häuslichen Gewalt liegen seit einigen Jahren bei rund 38.000.“
Innenministerin Verlinden erinnert in ihrer schriftlichen Antwort auf die Frage der ostbelgischen Abgeordneten daran, dass Belgien am 14. März 2016 das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, auch bekannt als Istanbul-Konvention, unterschrieben habe und somit verpflichtet sei, effektiv gegen die häusliche Gewalt in all ihren Formen vorzugehen.
Die unabhängige Expertengruppe für die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (GREVIO) hat im September 2020 ihren ersten Bericht über die belgische Politik veröffentlicht und ist zu der Erkenntnis gekommen, dass es aufgrund der geschlechtsneutralen Politik in Belgien derzeit nicht möglich sei, in den Statistiken einen Geschlechtsunterschied bei den Gewaltopfern zu machen.
In ihrer Antwort betonte Verlinden, dass die föderale Polizei zurzeit daran arbeite, in naher Zukunft spezifischere Angaben zum Geschlecht der Opfer zu machen.
Des Weiteren hat die Generaldirektion „Sicherheit und Vorbeugung“ eine Studie der Katholischen Universität Löwen (KUL) zu den Ursachen, die einem Täter zur häuslichen Gewalt verleiten, finanziert. Diese Studie dient als Grundlage, um dem Parlament neue politische Empfehlungen vorzuschlagen. Außerdem hat die Generaldirektion im Rahmen des strategischen Sicherheits- und Präventionsplan Subsidien an insgesamt 109 Gemeinden erteilt, um Vorbeugungsprojekte gegen verschiedene Probleme zu initiieren.
Rund 30 Gemeinden räumen dem Thema häusliche Gewalt Priorität ein und haben entsprechende Präventionsprojekte entwickelt. Über die Webseite www.besafe.be können die verschiedenen Projekte eingesehen werden und weitere Infos zu verschiedenen Problematiken eingeholt werden. (cre)
1. Sowohl die flämische als auch die französische Gemeinschaft sind aufgelistet. Die DG nicht. Heißt das, dass es für die DG keinen Aktionsplan gibt?
2. Die meiste Gewalt geht vom übermäßigen Konsum von Alkohol aus. Durch Corona verlagert sich das Saufen von den Kneipen in die Privatwohnung. Frage: dürfen die AA-Gruppen in Corona-Zeiten weiterhin funktionieren? Oder wie werden die Alkis, die trockenwerden wollen, aufgefangen?
3. Die gleiche Frage gilt für die Angehörigen von Alkoholkranken, die sich als AlAnon wöchentlich treffen. Wo finden sie ihre Gruppenhilfe, wenn Corona die Treffen verhindert?
Häusliche Gewalt ist ein Riesenthema, war es immer schon und jetzt in Coronazeiten noch schlimmer. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe ersten Ranges alles zu tun, um dieser Gewalt vorzubeugen und die Folgen abzumildern. Räumliche Enge, Alkohol oder Ängste vor dem Virus oder Ängste zur eigenen wirtschaftlichen Existenz sind erhebliche Treiber. Dieser Bericht greift die Gewalt gegen Frauen auf. Mir fehlen aber Konzepte zu Gewalt gegen Kinder, Gewalt gegen Männer und auch Gewalt gegen Tiere. Wir unterschätzen zu leicht, was Kinder gerade erfahren. Und Gewalt gegen Männer? Kommt in der öffentlichen Diskussion kaum vor, die Dunkelziffer ist jedoch sehr hoch.
Alkohol ist ein Thema, das kein Politiker anpacken will, es sei denn zum Trinken. Der Staat verdient Millionen am Alkoholverkauf durch die Akzisensteuer. Alkohol gibt es überall und zu jeder Gelegenheit. Selbst die Werbung für Alkohol (im Vergleich zur Zigarettenwerbung) ist erlaubt. Dabei weiß man, dass Alkohol das Bewusstsein verändert und schuld an vielen familiären Dramen ist. Die Politik freut sich über den Alkoholverkauf, weil er das Staatssäckel füllt. Aber wenn einer zum Alkoholiker wird, zieht der Staat sich zurück. Dann wird auf private Anlaufstellen verwiesen.
Gibt es die Webseite besafe.be auch in deutscher Sprache?
Das Thema „häusliche Gewalt“ scheint bei den Nutzern von OD nicht zu existieren. So wenig Kommentare! Dabei weiß man, dass in jeder 4. Familie häusliche Gewalt vorkommt. Also auch bei jedem 4. OD-Schreiber. Und trotzdem: großes Schweigen.
@Sonderbar: Das ist Statistik. Jeder vierte Mensch auf der Welt ist ein Chinese. Haben Sie heute schon einen gesehen?
Also stimmt es bei der überwältigenden Mehrheit, 75% gegen 25%!
Nächstes Thema, bitte!
Oder wollen Sie weiterhin die Gesellschaft kaputt machen?
@Logisch und @Kulturmarxismus.
Augen zu und durch.
Gehören Sie beide zu den 25%?
@Sonderbar: Im Gegenteil, weder in meiner sehr großen Familie noch in meinem Umfeld habe ich jemals von häuslicher Gewalt gehört. Aber das es sie gibt, ist klar. Aber dass es in jedem vierten Haushalt Gewalt geben soll, finde ich übertrieben. Oder zählt auch schon ein kleiner Ehekrach dazu? Egal wie die Wirklichkeit aussieht: Jeder hat seine Finger bei sich zu halten.
In meiner Laufbahn hatte ich regelmäßig mit Männern zu tun, die ihre Fäuste nicht in der Tasche lassen konnten. Dementsprechend sahen ihre Frauen aus. Und einmal hatte ich, so weit ich mich erinnere, einen Mann vor mir, der von seiner Frau geschlagen wurde. Meine ganze Laufbahn habe ich in Ostbelgien verbracht. Und glauben sie mir, da könnte ich Geschichten erzählen.