Politik

Wenn die deutschsprachige Abgeordnete Kattrin Jadin (PFF) eine frankophone Partei (MR) bei einem flämischen Hörfunksender (Radio 1) vertritt… [AUDIO]

Die ostbelgische Kammerabgeordnete Kattrin Jadin (PFF-MR) befragte den föderalen Mobilitätsminister Georges Gilkinet (Ecolo) zu einer möglichen Wiederaktivierung der Bahntrasse zwischen Eupen und Stolberg. Foto: Belga

Die ostbelgische föderale Abgeordnete Kattrin Jadin (PFF-MR) war am Dienstag Gast der Hörfunksendung „De ochtend“ des VRT-Senders Radio 1. Nicht Ostbelgien war das Thema des Gesprächs, sondern die beginnenden Verhandlungen über die Bildung einer neuen föderalen Regierung.

In dem Studiogespräch, das in niederländischer Sprache geführt wurde und man sich über den Link am Ende dieses Artikels anhören kann, wurde Kattrin Jadin als Vertreterin der frankophonen Liberalen (MR) befragt.

Nach mehr als 500 Tagen sei es höchste Zeit, dass eine neue Regierung gebildet werde, sagte Jadin. Natürlich habe jede der sieben Parteien der jetzt angestrebten „Vivaldi“-Koalition (Open VLD, MR, PS, SP.A, Groen, Ecolo und CD&V) ihre Prioritäten. So sei zum Beispiel das noch nicht verabschiedete neue Abtreibungsgesetz für die CD&V ein Schwerpunkt. Darüber müsse natürlich gesprochen werden.

19.07.2020, Belgien, Brüssel: Sophie Wilmès, Premierministerin von Belgien. Foto: John Thys/AFP Pool/AP/dpa

Für die MR sei ein Schwerpunkt, dass Belgien nach der Corona-Krise, die noch nicht beendet sei, auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet wieder auf die Beine kommen müsse. Die Überwindung der wirtschaftlichen Folgen der Krise sei für die kommende Regierung wohl die größte Herausforderung, sagte die ostbelgische Abgeordnete.

Wie bei vielen Journalisten üblich, kam der Interviewer von Radio 1 sogleich auf die Person des künftigen Premierministers zu sprechen. So habe sich dazu der Vorsitzende der MR, Georges-Louis Bouchez, bereits geäußert. Bouchez sei sich zu 70 Prozent sicher, dass die amtierende Premierministerin Sophie Wilmès (MR) auch die kommende Regierung leiten werde.

Jadin betonte, wichtiger als die Person des künftigen Regierungschefs sei es, ein gutes Koalitionsabkommen zu erreichen. Was die Person des künftigen Premierministers betreffe, so habe Sophie Wilmès in den letzten Monaten Führungsqualitäten bewiesen und gezeigt, dass sie in der Lage ist, sich großen Herausforderungen zu stellen und das Schiff in unruhigen Gewässern zu steuern, sagte Jadin.

Die ostbelgische Abgeordnete deutete indes Verständnis dafür an, dass in Flandern gefordert werde, dass die künftige Regierung, wenn sie schon im Norden des Landes keine Mehrheit der Wählerstimmen habe, von einem Flamen geführt werde. (cre)

Das Gespräch von „De ochtend“ des VRT-Programms Radio 1 mit Kattrin Jadin hören Sie unter folgendem Link (ab 2:30 Minuten):

K. JADIN ZU GAST BEI DE OCHTEND

 

30 Antworten auf “Wenn die deutschsprachige Abgeordnete Kattrin Jadin (PFF) eine frankophone Partei (MR) bei einem flämischen Hörfunksender (Radio 1) vertritt… [AUDIO]”

  1. Wenn von den frankophonen Liberalen die meisten nicht richtig Niederländisch sprechen können, muss eben eine deutschsprachige Liberale ran! Man muss aber auch sagen, dass viele Ostbelgier längst nicht so gut Niederländisch sprechen wie Kattrin Jadin. Niederländisch wird in den Schulen der DG total vernachlässigt.

    • besserwisser

      Niederländisch wird bald nirgengs gesprochen , das ist eine form von Dialekt wie Plattdeutsch. sollte auuch ncist gefördert werden es gibt in Flandern viele Extremisten….. usw das bringt nichts……

      • Alfons van Compernolle

        Ein dummer Kommentar, Herr Besserwisser ! Worin Sie Recht haben, het Nederlands hat viel gemeinsam mit dem Plattdeutsch, dass zur Zeit der Hanse beinahe überall gesprochen wurde und Amtssprache war! Was die Verbreitung der nederlandse taal anbelangt, habe ich der eine Studie der Universitäten Brüssel und Gent in Erinnerung , wo ca. 30 Millionen Menschen auf diesem Globus mit unterschiedlichem Dialekt Nederlands beherrschen und täglich gebrauchen. Das ist erheblich mehr als ein NICHTS, Herr Besserwisser !

      • Alfons van Compernolle

        So als beinahe in jedem Land , gibt es auch in Vlaanderen linke & rechte gefährliche Schwachköpfe, deshalb aber die jeweilige Sprachförderung einzustellen ist einer der dümmsten Ideen, welche ich bisher gelesen habe!

  2. Bei den Flamen hätte Sie auch locker deutsch reden können, denn das versteht man dort größtenteils auch. Aber beides ist für einen Wallonen halt fast unmöglich. Deshalb versucht man in unseren Schulen immer französisch durchzudrücken. Darum bleibt niederländisch und leider auch englisch auf der Strecke.

  3. Witzeerzähler

    Es gibt ja in Ostbelgien schon lange folgenden Wallonen-Witz:
    – FRAGE 1: Wie sagt man „dreisprachig“ auf Französisch? – ANTWORT: Trilingue.
    – FRAGE 2: Wie sagt man „zweisprachig“ auf Französisch? – ANTWORT: Bilingue.
    – FRAGE 3: Wie sagt man „einsprachig“ auf Französisch? – ANTWORT: Wallon.🤣🤣🤣🤣

      • Walter Keutgen

        Besserwisser, nein, Flämisch gibt es nicht mehr als gesonderte Schriftsprache, seit etwa 1950. Die theoretische Aussprache ist die gleiche für das ganze niederländische Sprachgebiet. Der Akzent ist aber verschieden, was übrigens auch für niederländische Limburger und Holländer wahr ist. Manchmal werden verschiedene Wörter für denselben Begriff verwendet. Das gibt es auch im deutschen Sprachgeiet.

        • Marcel Scholzen eimerscheid

          Stimmt.

          Standard Niederländisch ist die Amtssprache in Flandern. Nur gibt es in Flandern, wie überall, viele Dialekte und Akzente.

          Im Gegensatz zu Französisch ist Niederländisch keine Weltsprache. Wird in Europa in Belgien, den Niederlanden und etwas in Nordfrankreich gesprochen; in Südamerika nur in Surinam und den niederländischen Antillen gesprochen; und in Südafrika gibt es „Afrikaans“, das seinen Ursprung auch im niederländischen hat.

          • Walter Keutgen

            Marcel Scholzen eimerscheid, Besserwisser hat geschrieben, das Flämisch anders geschrieben wird. Das es noch viele Dialekte in Flandern gibt stimmt, aber wie die meisten Dialekte werden sie wohl nicht geschrieben und es gibt nicht einmal eine normalisierte Rechtschreibung dafür.
            Der Rest Ihres Beitrags liest sich wie das übliche wallonische Lob der französischen Sprache mit der Konsequenz, das es überhaupt keinen Grund gibt, Flämisch zu sprechen. Dazu der Ausspruch eines wallonischen Arbeiters, als er den niederländischen EU-Kommissar Timmermans am Fernsehen Französisch – übrigens ausgezeichnet – sprechen hörte: „Tu vois qu’il savent le français“.

          • Alfons van Compernolle

            Stimmt, so ungefähr alle 5 – 10 km gibt es einen anderen Dialekt. Teilweise gibt es auch eine dialektische Grammatik , was es im Plattdeutsch auch gibt, das ist aber nicht sehr verbreitet., im Plattdeutsch sehr wohl und wird auch wieder unterrichtet in den Schulen, wenn auch auf freiwilliger Basis ! Siehe NDR III Textnachrichten zur Auswahl stehen Nachrichten in Hochdeutsch oder auf Platt !
            Nederlands in Vlaanderen ist weitgehend identisch mit dem Nederlands in Holland , dennoch gibt es ein paar grammatikalische Unterschiede , auch in Begriffen und ganz sicher in den Dialekten. Ich habe das mal so beschrieben, die Niederländer haben bei der Aussprache einen Gauda verschluckt und die Flamen
            eine Frikadelle ! Eine sehr große Gemeinsamkeit haben beide, die Niederländer und die Flamen glauben, dass nur sie das korrekte Nederlands beherrschen.

  4. @Törö, weshalb hätte Frau Jadin in der Radiosendung Deutsch sprechen sollen, wenn sie fließend Niederländisch spricht. Das wäre ja anmaßend, vor allem weil es ja nicht um die DG ging. Ich glaube auch nicht, dass man sie eingeladen hätte, wenn sie darauf bestanden hätte, Deutsch zu sprechen. Ich vermute sogar, dass man sie auch deshalb interviewt hat, weil bei der französischsprachigen MR viele gar nicht imstande wären, fließend Niederländisch zu sprechen. Ich finde sogar, so ein Interview mit einer deutschsprachigen Politikern auf Niederländisch ist eine sehr gute Werbung für die DG.

  5. Ostbelgien Direkt

    Belgische Minderheitsregierung bleibt zwei Wochen länger im Amt

    Brüssel (dpa) – Die aktuelle Minderheitsregierung in Belgien bleibt bis zum 1. Oktober im Amt – und damit zwei Wochen länger als geplant. Zuvor hatte es wegen eines Corona-Falls Probleme bei der Bildung einer neuen Regierung gegeben. Die aktuelle Regierungschefin Sophie Wilmès von den frankophonen Liberalen werde am 1. Oktober und nicht schon am 17. September die Vertrauensfrage im Parlament stellen, berichtete die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf Verhandlungskreise einer möglichen neuen Regierung.

    Wilmès‘ Regierung hat derzeit nur 38 der 150 Sitze in der Abgeordnetenkammer. Angesichts der Corona-Krise hatten sich jedoch im März zehn der zwölf Parteien im Parlament geeinigt, die Regierung bei allen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus zu unterstützen. Eigentlich wollte Wilmès nächste Woche die Vertrauensfrage stellen. Anschließend hätte eine neue Regierung übernehmen sollen – sofern sie bis dahin denn gefunden worden wäre.

    Seit der Parlamentswahl Ende Mai 2019 versuchen belgische Politiker vergeblich, eine stabile Koalition zu bilden. Zuletzt schien die sogenannte Vivaldi-Koalition aus sieben Parteien – Liberale, Sozialdemokrate und Grüne aus beiden Landesteilen sowie die flämischen Christdemokraten – Chancen auf Erfolg zu haben. Einer der beteiligten Vorregierungsbildner infizierte sich jedoch mit dem Coronavirus. Der Zeitplan war deshalb nicht mehr zu halten.

  6. Nicht nur die meisten Wallonen sprechen kein Niederländisch, auch den allermeisten Deutschsprachigen können es nicht. Das liegt tatsächlich daran, dass Niederländisch in den zu sehr aufs Französische fokussierten Schulen keine Lobby hat.

    • Wir gehören zur Wallonie und es grenzen so wahnsinnig viele flämische Orte (Welkenraedt,Verviers,Plombieres,Malmedy,Vielsalm…) an die DG, dass eine Fokussierung auf Flämisch in den Schulen soooooooooooo richtig Sinn machen würde.

  7. Marcel Scholzen eimerscheid

    Warum die Aufregung? Es gibt nun mal mehr Französischesprachige Menschen auf der Welt wie Niederländischsprachige. Das ist Fakt und keine Lobeshymne. Dieser Fakt ist ein Grund für den flämischen Nationalismus.

    • Walter Keutgen

      Marcel Scholzen eimerscheid, wenn ich mich denn aufrege!? Fakt ist, dass dieses Argument immer wieder von Frankophonen verwendet wird, um kein Niederländisch zu lernen. Auch um in Tagträumen den Belgien 100% französischsprachig zu machen, siehe mein Zitat oben. Das ist auch für einen Fabrikarbeiter nicht nötig, aber für einen hoch strebenden Politiker finde ich es unbedingt nötig. Der flämische Nationalismus hatte seinen Ursprung darin, dass die eigentlich in der belgischen Verfassung freie Sprachwahl durch die Frankophonen ausgehöhlt wurde, obwohl die Flamen schon lange (mehr als hundert Jahre) die Mehrheit haben. Mit dem gleichen Argument können Sie sagen, lasst uns alle Englisch, Spanisch oder Chinesisch sprechen. Nur, und das passiert regelmäßig, haben dann die entsprechenden Muttersprachler Vorteile in Verhandlungen und in politischen Erklärungen und Diskussionen in der Öffentlichkeit. Und das wird auch ausgenutzt. In der Schweiz ist die Tradition, dass alle nationalen Politiker beide Sprachen können und von den Journalisten in der Sprache des Mediums befragt werden. Das lässt sicher Italienisch und Rätoromanisch außen vor. Umgekehrt gilt im Geschäftsverkehr, dass ein Frankophoner einem Deutsch sprechenden Kunden den Telefonhörer einhängen darf, obwohl in der Schweiz die große Mehrheit deutschsprachig ist, wobei das Standarddeutsch eine Fremdsprache für sie ist.

      • Marcel Scholzen eimerscheid

        Danke für die Antwort.

        Nur einen frankophoner interessiert es nicht. Der lebt in seiner eigenen Welt.

        Was Frau Jaddin gemacht hat, ist aber nichts außergewöhnliches. Für unangenehme Aufgaben engagieren Frankophone bzw. Franzosen gerne Nichtfrankophone. Kolonialmentaliät eben. Ein anderes bekanntes Beispiel ist die Fremdenlegion. Da ziehen Fremde für Frankreich in den Krieg.

  8. Schon über 500 Tage ohne offizielle Regierung. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass die Politik nicht’s zu Wege bringt. Jetzt müssen sie in 2 Jahren ihre Schärflein, ä, Schäflein ins Trockene bringen. Bin gerade in den Niederlanden und genieße die guten Straßen.

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