Gesellschaft

100 Jahre 1. Weltkrieg: Gauck, Hollande, William und Kate in Lüttich, Löwen und Mons

Königin Mathilde, König Philippe mit dem britischen Thronfolgerpaar Anfang August 2014 in Lüttich. Foto: epa

Ein Ereignis von Weltrang gab es am Montag in Lüttich: 100 Jahre nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs und dem Einmarsch deutscher Truppen in Belgien gedachten zahlreiche Staats- und Regierungschefs bei einer Zeremonie der Opfer des „Großen Krieges“.

Zu den Teilnehmern gehören u.a. die Staatspräsidenten von Deutschland und Frankreich, Joachim Gauck und François Hollande, das britische Thronfolgerpaar William und Kate sowie der spanische König Felipe.

Bereits am Sonntag hatte König Philippe in Thimister-Clermont einen Kranz am Denkmal für den am 4. August 1914 gefallenen Antoine Fonck niedergelegt. Der 21-jährige Kavalleriesoldat war das erste belgische Opfer des 1. Weltkriegs.

Am Sonntag besuchte König Philippe das Fort von Loncin bei Lüttich, wo es nach dem Einmarsch deutscher Truppen Anfang August 1914 zu heftigen Kämpfen kam. 350 Soldaten fanden dabei den Tod. Foto: epa

Am Sonntag besuchte König Philippe das Fort von Loncin bei Lüttich, wo es nach dem Einmarsch deutscher Truppen Anfang August 1914 zu heftigen Kämpfen kam. 350 Soldaten fanden dabei den Tod. Foto: epa

Schon seit Tagen herrschte in Lüttich Sicherheitsstufe 1. Die internationale Gedenkfeier begann um 11 Uhr am Alliierten-Memorial in Cointe statt, wo einige der hochrangigen Gäste eine Ansprache hielten.

König Philippe hob in seiner Ansprache die internationale Hilfe und Solidarität hervor, die Belgien in der Zeit zwischen 1914 bis 1918 erfahren habe.

Frankreichs Staatspräsident François Hollande rief dazu auf, Demokratie und Freiheit zu verteidigen. Er zog dabei auch Parallelen zu den heutigen Konflikten (u.a. in der Ostukraine). Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck dankte in seiner Ansprache den Belgiern für ihre zweimalige Bereitschaft zur Versöhnung nach zwei Überfällen der Deutschen.

Hunderte weiße Luftballons

Prinz William erachtete es seinerseits als bemerkenswert, dass auch die einstigen Angreifer Deutschland und Österreich bei dieser Gedenkfeier vertreten seien.

Der scheidende belgische Premierminister Elio Di Rupo warnte vor der Gefahr von Nationalismus und Extremismus.

Im Provinzialpalast in Lüttich wurde am Montagmittag ein Essen für 270 Gäste serviert.

Im Provinzialpalast in Lüttich wurde am Montagmittag ein Essen für 270 Gäste serviert.

König Philippe legte anschließend vor dem Memorial in Cointe einen Kranz nieder. Als Ausdruck der Sehnsucht der Völker nach Frieden ließ ein Mädchen einen weißen Luftballon in den Himmel aufsteigen, dem weitere hunderte folgten.

Nach der Gedenkfeier in Cointe nahmen die Gäste im Lütticher Provinzpalast an einem Essen teil. 270 Personen waren geladen.

Nach dem Essen begaben sich die französische Delegation zum Rathaus von Lüttich, die deutsche nach Löwen (Leuven) und das britische Thronfolgerpaar nach Mons.

Gauck in der Märtyrerstadt Löwen

Löwen, wo Bundespräsident Gauck am Montagnachmittag herzlich empfangen wurde, gehörte zu den Märtyrerstädten des 1. Weltkriegs. Die Stadt wurde im August 1914 zur Hälfte in Brand gesetzt. Es gab viele Tote unter den Soldaten wie auch in der Zivilbevölkerung.

In Mons wurden William und Kate von rund 7000 Menschen begrüßt. (cre)

Siehe auch Artikel „Im Weißen Haus in Lontzen wird die Zeit um 100 Jahre zurückversetzt“

Siehe auch Artikel „In Herbesthal wird der Grenzbahnhof wieder ein bisschen lebendig“

34 Antworten auf “100 Jahre 1. Weltkrieg: Gauck, Hollande, William und Kate in Lüttich, Löwen und Mons”

  1. Feiern ja, aber so?

    Ich habe mit dieser Art von Feier so meine Probleme. Wenn ich lese, dass es mittags ein Essen für 270 Personen gibt, 100 Jahre nachdem Soldaten Hungersnot gelitten haben, …und wenn ich lese, dass es in der ganzen Stadt Lüttich Animationen gibt, so als fände eine Kirmes statt, dann frage ich mich, ob man mit dieser Feier dem Ereignis „100 Jahre Weltkrieg“ gerecht wird. Die Medien werden sich weniger dafür interessieren, was vor 100 Jahren war, als für die Frage, welches Kleid Mathilde und Kate tragen werden. Es wird Zeit, dass unsere Welt nochmal zur Besinnung kommt.

    • Die Könige und Staatsoberhaupte haben auch vor 100 Jahren gegessen, während die Soldaten am verhungern waren. War das nicht schon immer so?

      Und wie Sie befürchte ich dass man eine Menge von den Klamotten der „Ladies“ zu sehen kriegt und die Stundenlangen Reden mit einem kleinen „nie wieder“ zusammenfassen wird.

      ich hoffe keinen Krieg erleben zu müssen.

    • Dass die Medien sich nicht dafür interessieren, was vor 100 Jahren war, stimmt nicht. Zwar werden viele Menschen heute auf Kate und William schauen, aber das war es dann auch. Die belgische Medienlandschaft berichtet schon seit Wochen Tag für Tag ausführlich in ihren Blättern über die Ereignisse vor 100 Jahren. In La Meuse von heute ist z.B. eine Landkarte die illustriert, wie die Grenzen um Belgien von 1731 bis 1919 aussahen. Diese Grenzen, besonders die in unserer Gegend, wurden sehr oft willkürlich von irgendwelchen Aristokraten in irgendwelchen fernen Ländern verschoben. Welches Gebiet genau wann und wo zu welchem Land gehörte, darüber sind sich sogar Experten nicht ganz einig. Sicher ist aber, dass die beiden Weltkriege die Bürger auf beiden Seiten der Grenze bis heute nicht gerade in eine tiefe Verbundenheit haben versinken lassen. Daran muss gearbeitet werden und das ist Aufgabe der Politik.

        • @EdiG: Wer anders als Politiker (Parlamentarier) kann darüber bestimmen, wie uns was in den Schulen gelehrt wird. Es ist wichtig, den nächsten Generationen ein friedliches Miteinander beizubringen, statt den Sprachengrenzen immer größerer Bedeutung beizumessen. Das ist kleinkariert und passt überhaupt nicht mehr in einer Welt, die bis in den letzten Winkel vernetzt ist.

          • @Logisch

            Seit Jahren regiert die Politik nicht mehr, sie reagiert. Auf Druck der Industrie, der Interessenverbände oder Sonstiger die es verstehen „Druck zu machen“. Der Misstand wird verwaltet statt wirklich etwas zu reformieren und zu ändern. Alle „Staatsreformen“ haben noch keinen Staat geformt. Es gibt je drei sozialistische, christlliche und liberale Parteien im Land. Regionen, Gemeinschaften u Provinzen und jeder macht was er will, keiner macht was er soll aber alle machen mit. Aufgrund der Vielfalt gleicher Parteien ist es nicht möglich stabile Regierungen zu bilden die auch in der Lage sind einen einheitlichen Staat zu bilden. Statt sich an der Schweiz ein Vorbild zu nehmen driftet Belgien immer mehr in die „Balkanisierung“.

  2. Christophe Heuschen

    Zumal wir Europäer immer nur von einem Weltkrieg reden, wenn wir selber in unseren eigenen Ländern angegriffen wurden. Die USA führt seit Jahren mehrere Weltkriege. Indem Sie einfach herum zieht um andere Staaten des Terrorismus, der Diktatur oder dem Besitz von Atomwaffen sowie Chemiewaffen vorwirft. Und dies obwohl es niemals nach gewiesen wurde. Nennt man so etwas nicht einen Weltkrieg, wenn ein Land mit mehreren unterschiedlichen Staaten gleichzeitig einen Krieg führt um im Endeffekt die Weltherrschaft zu erhalten? Schließlich geht es hier um die Kontrolle von Energieressourcen.

    Laut Wikipedia: Als Weltkrieg wird ein Krieg bezeichnet, der durch sein geographisches Ausmaß über mehrere Kontinente und durch den unbegrenzten Einsatz aller verfügbaren strategischen Ressourcen weltweite Bedeutung erlangt oder der im Ergebnis eine grundsätzliche Neuordnung der weltweiten internationalen Beziehungen mit sich bringt.

    In unseren modernen Kriegen, werden Sanktionen, Manipulationen, wirtschaftlicher Druck durch zb Banken stark eingesetzt. Wir leben schon lange in einem Weltwirtschaftskrieg, gemischt von Bomben, Macht, Kapitalismus, Manipulation durch Medien …

    • @carlos: Und wenn, was ist so schlimm daran? Gehören auch Sie zu den ewig Gestrigen? Ist Deutschland für Sie immer noch ein Kriegsgegner? Haben Sie Ihren Kindern ebenfalls kein Deutsch beigebracht, weil sich das in Ihren Augen nicht gehört? Wird in Ihren vier Wänden nur Französisch gesprochen? Dann leben Sie weiter in Ihrer kleinen, heilen und abgeschotteten Welt.

    • senfgeber

      Nun ja, die Väter, Großväter oder Urgroßväter der Leute aus Kappesland trugen im 1. WK keine belgischen Uniformen. Und wie Sie vielleicht wissen vererben sich biologische Eigenschaften, derer braucht man sich im Übrigen nicht zu schämen. Da werden die „Feierlichkeiten“ zum 1. WK für den einen oder anderen zu einem richtigen Problem.

    • Christophe Heuschen

      Auf mich beziehe ich Ihren Kommentar nicht, jedoch möchte ich sie daran erinnern, das alle aus unserer Gegend stammenden Menschen in irgendeiner Form deutsches Blut haben. Meine Großmutter wurde genau in dem Wechsel geboren, obwohl sie und ihre Familie immer aus dem gleichen Dorf stammten. Nationalitäten sollten der Vergangenheit angehören. Wichtig ist was wir sind und nicht woher wir kommen.

  3. Zappel Bosch

    Vom 2. Weltkrieg weiß man/ich mehr über Ostbelgien („Einmarsch“, Annektion, Zwangssoldaten, usw). Über die „Gemütslage“ der Ostbelgier beim 1. Weltkrieg weiß man/ich weniger. Gibt’s da Veröffentlichungen?

  4. Zaungast

    Nein, nein, der „Hut“ ist ein stilisierter englischer Helm.

    Ein Kompliment an Großbritannien für seinen damaligen Einsatz.

    Mathilde konnte ja nun wirklich nicht mit einer Pickelhaube auftreten…

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