Gesellschaft

Im Weißen Haus in Lontzen wird die Zeit um 100 Jahre zurückversetzt

Dr. Herbert Ruland erläutert im Sommer 2014 einige der im Weißen Haus ausgestellten Bilder. Foto: OD

Eine bemerkenswerte Ausstellung wurde vor wenigen Tagen im Weißen Haus zwischen Lontzen und Henri-Chapelle eröffnet. Sie trägt den Titel: „Die Menschen im Grenzgebiet und der Große Krieg“. Anhand der zahlreichen Fotos lässt sich nachvollziehen, wie die Bürger um das Jahr 1914 gelebt und wie sie den Ausbruch des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren erlebt haben.

Bis zum 4. August 1914, als deutsche Truppen in Belgien einfielen, war im Vierländereck (Belgien, Deutschland, Niederlande und Neutral-Moresnet) die Welt noch in Ordnung, ja sogar in bester Ordnung. Es gab jede Menge grenzüberschreitende Kontakte, vielleicht sogar noch mehr als heute.

„Vor 1914 spielte die Grenze in den Köpfen und tatsächlich auch in der Praxis für diese Menschen so gut wie keine Rolle“, heißt es in dem Begleitheft zu der Ausstellung im ersten Stockwerk des früheren preußischen Zollamtes.

Das Weiße Haus zwischen Lontzen und Henri-Chapelle diente einst als preußisches Zollamt. Foto: OD

Das Weiße Haus zwischen Lontzen und Henri-Chapelle diente einst als preußisches Zollamt. Foto: OD

Ob zum Feiern, zum Wohnen, zum Wallfahren, zum Heiraten, zum Kaufen und zum …Schmuggeln – die Gegend war „miniglobalisiert“, so der Initiator der Ausstellung, Dr. Herbert Ruland, Leiter der Abteilung GrenzGeschichteDG an der Autonomen Hochschule.

Viele der ausgestellten Fotos zeugen von der friedlichen Atmosphäre vor Ausbruch des Großen Krieges. Diese endete jäh am 4. August 1914, als sechs Brigaden der deutschen Armee in Belgien einfielen. Es folgten die Schlacht um Lüttich, und es gab die ersten getöteten Soldaten auf beiden Seiten.

„Kriegsalltag im deutschen Grenzgebiet“

Weitere Bilder zeigen, wie die Zivilbevölkerung unter dem Besatzungsregime lebte. „Kriegsalltag im deutschen Grenzland“, lautet ein Kapitel der Ausstellung, die noch bis zum 11. November 2014 zu besichtigen ist.

Die Ausstellung im 1. Stockwerk des Weißen Hauses ist nich bis zum 11. November 2014 zu besichtigen. Foto: OD

Die Ausstellung im 1. Stockwerk des Weißen Hauses ist nich bis zum 11. November 2014 zu besichtigen. Foto: OD

Die Ausstellung vermittelt einen sehr genauen Eindruck vom katastrophalen Ausmaß des 1. Weltkriegs, ebenso von den Folgen. Dieser Krieg hatte weitreichende Konsequenzen für das Gebiet von Eupen-Malmedy, das mit dem Versailler Vertrag Belgien zugesprochen wurde.

Zu besichtigen ist die Ausstellung bis zum 11. November 2014 von dienstags bis freitags zwischen 13 und 18 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 18 Uhr. Montags ist geschlossen.

Schon das Titelbild der Ausstellung lässt niemanden unbeeindruckt: eine Karikatur von Louis Raemaekers. Sie zeigt einen Eisenbahnwaggon mit der Aufschrift “via Lüttich-Aachen”, aus dem jede Menge Blut fließt… (cre)

Mit dieser Karikatur von Louis Raemaekers wollen die Veranstalter der Ausstellung wahrscheinlich bewusst provozieren. Sie zeigt einen Eisenbahnwaggon mit der Aufschrift “via Lüttich-Aachen”, aus dem jede Menge Blut fließt.

Mit dieser Karikatur von Louis Raemaekers wollen die Veranstalter der Ausstellung wahrscheinlich bewusst provozieren. Sie zeigt einen Eisenbahnwaggon mit der Aufschrift “via Lüttich-Aachen”, aus dem jede Menge Blut fließt.

Siehe auch Artikel „Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges brach hier im Grenzland alles zusammen“

Siehe auch Artikel „In Herbesthal wird der alte Bahnhof wieder ein bisschen lebendig“

 

18 Antworten auf “Im Weißen Haus in Lontzen wird die Zeit um 100 Jahre zurückversetzt”

  1. Dem Dr. Herbert Ruland gilt meine Hochachtung. Als Kelmiser Bürger Jahrgang 1956 war mir die Geschichte unseres Gebietes recht unbekannt. In der Schule wurde zwar mal erwähnt, dass Kelmis mal neutral war, doch wieso und warum und was es mit dem Gebiet Eupen-Malmedy vor 1919 auf sich hatte, wurde unter dem Teppich gekehrt. Das hat nicht gerade dazu beigetragen, das Verhältnis zu Deutschland zu verbessern, schon gar nicht in Kelmis und den wallonischen Randgebieten. Schande deshalb über die belgischen Politiker, die dies bewusst oder unbewusst verursacht haben.

    • gerhards

      traurig aber wahr…. Untern Teppich kehren läuft hier super. Aber leider ging das nach hinten los. Die meisten jungen Leute sind geistig schon längst Bundesbürger. Dies hätte man mit einer Aufarbeitung der Geschichte und einem entspannten Umgang mit D verhindern können. Jetzt gilt Belgien für viele hier als konservativ und rückständig, traurig!

  2. Eastwind

    BRF: „König Philipp hat zum Auftakt zahlreicher Veranstaltungen zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren in Thimister-Clermont den ersten gefallenen belgischen Soldaten des Jahres 1914 geehrt.“

        • gerhards

          Super gerhards Geschichte sehr gut ;-) Das war blanke Ironie. Ich wollte nur mal aufzeigen für wenn „wir“ damals marschiert sind. Scheinen einige francophiele hier gerne verdrängen zu wollen.
          Ich hätte mich sehr gefreut wenn er aller gedacht hätte und nicht nur der damaligen belgischen. War wohl nix.

          • @gerhards: Nichts für Ungut, aber Ihre Ironie ist nicht angekommen. In all Ihren Posts geben Sie uns zu verstehen, dass wir uns von Belgien abwenden sollen, weil Deutschland doch ein so viel fortschrittliches Land ist und Ihre Kinder diesen Schritt längst vollzogen haben. Es ist Ihr gutes Recht, auch als Belgier, Sympathien für Deutschland zu haben. Aber unterlassen Sie es bitte im gleichen Atemzug, Belgien schlecht zu reden. Es ist nämlich auch das gute Recht, als Deutschsprachiger Belgien als seine einzige und wahre Heimat zu bezeichnen, auch wenn Sie das nicht verstehen.

            • gerhards

              Ich habe kein Problem damit, Belgier zu sein. Das mit dem belgischen Pass ist meinem Vater passiert als ehemals preußisch Moresnet zu Belgien kam. Somit habe ich den Pass auch geerbt ;-)
              Viel Spaß beim Belgier sein, es freut mich, ehrlich ganz ohne Ironie. Bitte lassen Sie diese Freude auch meinem Nachwuchs wenn sie den 4. Weltmeistertitel feiern.
              Mein labensmotto ist „jeder jeck ist anders “ leider vermisse ich dies manchmal. Nicht von den wallonen, sondern von einigen francophielen deutschsprachigen.

            • kappesländer

              Belgier sein ist toll, denn da entledigt man sich schnell einmal der unangenehmen Fragen die man als deutscher so gestellt bekam.
              Ich glaube die Zeiten sind gegessen und jetzt können wir Kappesländer ruhig wieder ein Bekenntnis zu Deutschland ablegen ohne jedoch zu vergessen das wir eng mit unseren belgischen Nachbarn und auch Freunden verbunden sein werden.

              • senfgeber

                was immer wieder aufstösst ist die Verlogenheit, mit der nicht wenige Kappesländer in eine Opferrolle hineinzuschlüpfen versuchen.

                Da tut man geradezu so, als seien Heinrich Josten oder Walter Schmald Wesen von einem anderen Stern.

                Dem politisch gesteuerten Belgizismus der wallonenhörigen Parteien ist die Aufarbeitung der eigenen Geschichte zum Opfer gefallen.

        • Wahnsinn

          Man kann auch ruhig der deutschen Soldaten von Eupen-Malmedy gedenken, tut mir leid. Agressor hin oder her, das waren genauso arme Schweine wie die der anderen Seite. Soll man diese Männer denn verteufeln?

          • Vive le Roi

            Richtig, warum gibt es kein Mahnmal für unsere Jungs aus Eupen?? Die haben es genauso verdient wie alle anderen und wenn dann mal Philippe nach Eupen kommt und einen Kranz niederlegt, dann weiß ich das ich stolz auf dieses Belgien sein kann.
            Ansonsten sind wir für die nur die Prüsse.

  3. Alemannia4ever

    Was mich an der allgegenwärtigen Berichterstattung zum 1.Weltkrieg stört: es ist immer wieder vom „Ausbruch“ des Krieges die Rede. Ein Krieg bricht nicht aus, er wird begonnen. Da nimmt jemand eine Waffe in die Hand und es geht los, da drückt jemand auf den berühmten Knopf u. die Rakete fliegt auf ein anderes Land. Das wird aktiv getan, das passiert nicht einfach so wie etwa eine Krankheit ausbricht.

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