Allgemein

Es wird mehr Holz verheizt – aber Experten warnen vor schädlichen Folgen für Gesundheit, Umwelt und Klima

Dicker Rauch kommt aus dem Schornstein eines unsanierten Mehrfamilienhauses mit Ofenheizung. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Durch den enormen Anstieg der Gaspreise setzen viele Menschen auf das Heizen mit Holz – das soll Geld sparen. Doch Experten warnen vor schädlichen Folgen sowohl für die Gesundheit als auch für Umwelt und Klima.

Auf den ersten Blick gibt es für das Heizen mit Holz gute Gründe. Es gilt als gemütlich, günstiger als Gas und nachhaltig. Holz wird als klimafreundlicher Brennstoff und erneuerbare Energie behandelt.

Die Begründung: Das Kohlendioxid (CO2), das beim Verbrennen von Holz in die Atmosphäre gelangt, wird bei einer nachhaltigen Waldwirtschaft durch nachwachsende Bäume wieder gebunden.

Immer mehr Haushalte nutzen Scheitholz, Holzpellets – also gepresstes Holz in Zylinderform – oder Holzhackschnitzel als primäre Energiequelle zum Heizen des kompletten Wohnraums. Zusätzlich gibt sogenannte Einzelraumfeuerstätten wie zum Beispiel Kaminöfen.

Ein Mann lädt Pellets in einen Festbrennstoffkessel. Foto: Shutterstock

Bisher spielte Holz damit eine eher untergeordnete Rolle. Durch die Auswirkungen des Ukrainekriegs auf die Gaspreise könnte sich das ändern: Die Nachfrage nach Öfen und Heizungen, die mit Holz oder Pellets betrieben werden, ist groß.

Das klingt erst mal gut, quasi nach einer Win-Win-Win-Situation für Mensch, Industrie und Natur. Das sehen jedoch viele Experten anders. Einige Wissenschaftler betrachten die Verbrennung von Holz als Gefahr für die menschliche Gesundheit.

So auch Achim Dittler vom Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). „Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz“, sagt der Forscher. Bei der Holzverbrennung würden viel mehr Schadstoffe freigesetzt als bei der Verbrennung von Öl oder Gas, darunter Kohlenmonoxid, Stickoxide und Methan. Und die hochkonzentrierten Gase und gesundheitsschädlichen Feststoff-Emissionen wie etwa Ruß hätten verheerende Folgen für die Luftqualität.

Am problematischsten ist es nach Angaben des Aerosol-Experten, wenn der Rauch direkt zu benachbarten Häusern strömt und dort über technische Lüftungssysteme selbst bei geschlossenen Fenstern ins Innere gelangt. „Dann erleben Sie, dass Ihr eigener Wohnraum durch Holzofen-Rauchgase zu einer gefährlichen Rauchgasfalle werden kann.“

Das Heizen mit Gas verliert nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine an Bedeutung. Die Nachfrage nach Pelletheizungen und Pelletkaminöfen steigt. Doch auch die Preise für Brennholz und Holzpellets für Öfen und Heizungen steigen stark. Gründe für die stark überdurchschnittliche Preissteigerung sind neben der gestiegenen Nachfrage auch die höheren Beschaffungs- und Transportkosten in der Holzindustrie.

In einem offenen Kamin wird Holz verheizt. Foto: Pixabay

Heizen mit Holz ist trotzdem nach wie vor günstiger als mit Öl oder Gas. Für den KIT-Experten Dittler haben Pellets im Gegensatz zu Scheitholz zumindest einen Vorteil: Durch die einheitliche Größe und den Herstellungsprozess ist die Brennstoffqualität einheitlicher, sie brennen zudem im Ofen geregelt ab. Dadurch sei die Rauchentwicklung kontrollierbarer als bei Scheitholz. Zwar entstünden weniger hohe Schadstoff-Konzentrationen als bei einem Scheitholz-Ofen, aber immer noch deutlich mehr als bei einer Gasheizung. Dittler nennt es einen „Kardinalfehler“, dass Holzenergie trotz aller Fakten als klimaneutrale, nachhaltige Energie bezeichnet wird.

Die Emission von Luftschadstoffen bei der Holzfeuerung ist ein Problem. Mediziner warnen speziell vor den Gesundheitsgefahren durch Feinstaub. Generell und unabhängig von der Quelle führe die Inhalation von Feinstaub zu relativ hohen Krankheitslasten in der Bevölkerung. So seien zum Beispiel Lungenkrebsfälle und weitere Krankheiten wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes auf Feinstaub zurückzuführen.

Schon jetzt ist die Verbrennung von Holz hierzulande für rund 20 Prozent der Feinstaubemissionen verantwortlich. Sollte das Heizen mit Holz also künftig verboten werden, so wie es einige Experten fordern? Schließlich ist die Verbrennung von Holz nicht nur für die menschliche Gesundheit riskant – Umweltschützer warnen auch vor verheerenden Auswirkungen auf die Wälder.

Holzernte in einem Wald. Foto: Shutterstock

Wenn es nach Pierre Ibisch von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde ginge, sollte die Förderung von Holzverbrennung sofort gestoppt werden. Denn das Verfeuern von Bäumen sei nur unter bestimmen Umständen klimaneutral.

Zum einen, wenn beim Entnehmen keine Treibhausgase aus dem Waldboden strömten. „Ungefähr die Hälfte des Kohlenstoffs in Waldökosystemen befindet sich in den Böden“, erklärt der Ökologe. Austrocknung und Erwärmung begünstigten den ungewollten Abbau des Kohlenstoffs, der dann als CO2 freigesetzt werde.

Zweitens gelte die behauptete Klimaneutralität allenfalls über längere Zeiträume und unter der Bedingung, dass geerntete Bäume wirklich nachwüchsen. Selbst dann würden Plantagen mit neu gepflanzten Bäumen erst mit zeitlicher Verzögerung zur wirksamen Kohlenstoffsenke. Die entstandene „Kohlenstoffschuld“ wieder auszugleichen, dauere mindestens Jahrzehnte.

Ibisch, der seit 20 Jahren die Folgen des Klimawandels für Ökosysteme erforscht, sieht die Holzverbrennung als große Gefahr für die Zukunft der Wälder, die sich ohnehin in einem schlechten Zustand befänden. Durch die Folgen der Klimakrise und die forstliche Nutzung sinke die Produktivität der Bäume. „Während also die Bäume schlechter wachsen, wollen wir mehr Holz nutzen. Eine fatale Kombination“, mahnt der Waldexperte. „Mit Holz heizen bedeutet: Biodiversität, Böden und Mikroklima verschlechtern sich – und das ausgerechnet in der Klimakrise.“

Erst Mitte September stimmte das Europaparlament dafür, die Menge an Holz, die für die Energieerzeugung genutzt werden darf, künftig zu verringern und finanzielle Fördermittel vom Staat einzuschränken. Als erneuerbare Energie soll Holzverbrennung aber weiterhin gelten. (dpa)

43 Antworten auf “Es wird mehr Holz verheizt – aber Experten warnen vor schädlichen Folgen für Gesundheit, Umwelt und Klima”

  1. Eifel_er

    Womit soll man denn überhaupt noch heizen ?
    Gas zu teuer, Holz zu teuer, PV zu teuer (lohnt sich eh nicht). Womit ? Anstatt diese blöden Experten immer zu befragen sollten endlich mal die Preise runter. Diese Energiesache ist doch reinste Geschäftemacherei. Der STromproduzent posaunt rum 9 Mia Gewinn gemacht zu haben und wir zahlen doppelte STrompreise. LAngsam reicht es aber mal. Verdammt

    • Jetzt drehen die Experten“ komplett durch.Über das ganze CO2,dass jetzt durch den Krieg in der Ukraine oder durch die LNG Gastanker unnötig in die Luft gepustet wird,verliert man kein Wort.Aber wir sollen dem selten dämlichen Wahlspruch „Fieren für den Frieden “ folgen.

      • Robin Wood

        @Boku
        Sehe ich auch so.
        Bomben und Gastanker usw. – kein Problem. Aber einfachen Steuerzahlern verbieten Holz zu verbrennen.
        Wo sind Greta und Co, um dagegen zu demonstrieren? Wer von denen klebt sich gegen Bomben, Gastanker usw. auf irgenwelchen Strassen oder Gebäuden fest?

  2. Holzheizer-Muffel

    “ Bei der Holzverbrennung würden viel mehr Schadstoffe freigesetzt als bei der Verbrennung von Öl oder Gas, darunter Kohlenmonoxid, Stickoxide und Methan. Und die hochkonzentrierten Gase und gesundheitsschädlichen Feststoff-Emissionen wie etwa Ruß hätten verheerende Folgen für die Luftqualität.“

    Diese Tatsachen sind eigentlich schon seit ewiger Zeit bekannt und genau so lange muss ich die dadurch hervorgerufenen Belästigungen durch holzheizende Nachbarn „aushalten“, und ich des öftern dadurch gezwungen bin die Fenster am Haus geschlossen zu halten damit es nicht zur „Räucherkammer“ mutiert.

  3. „Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz“, sagt der Forscher
    Dreckig, möglicherweise, aber nichts ist „klimaschädlicher“ als Holz. Heutzutage darf wohl jeder Möchtegern Experte jeglichen Schwachsinn behaupten ohne den korrekt zu belegen oder für Falschmeldungen belangt zu werden.
    Hauptsache der Narrativ wird bedient.
    Es könnte ein kalter Winter werden, muss nicht, aber für viele wird er egal was das Wetter macht bestimmt eisig in der komplett verblödeten EU. Unsere Nachbarn reduzieren die Gasförderung auf das geplante Minimum.

  4. „Am problematischsten ist es nach Angaben des Aerosol-Experten, wenn der Rauch direkt zu benachbarten Häusern strömt und dort über technische Lüftungssysteme selbst bei geschlossenen Fenstern ins Innere gelangt.“

    Ui großes Problem das Holz nicht mehr mit den modernen Haeusen zu vereinbaren ist….

    eh alles nur Verarsche vom Staat… Vor 4Jahren haben wir Pelettsheizung gemacht weil angepriesen und subventioniert. Trotzdem viel teurer als Heizoelanlage, aber sollte man ja mim Preis die naechsten 7-8 Jahre wieder rechnen und nun… Jetzt ist der Preis 3x teurer und gibt nur Hilfe bei Heizoel und Gas vom Staat.

    Daher lieber auch nicht auf Elekrtoauto usw. was der Staat alles anpreist, denn am Ende wird man wie immer nur abgezockt und kommt zum zahlen

  5. Holzheizer

    Heize seit 60 Jahren mit Holz. Wird von vielen Experten empfohlen, von anderen verteufelt, jenachdem welche Industrie die Studien bezahlt.
    Bei nassem Holz ist die Sache klar, bei trockenem nicht
    Wer sein Brennholz selbst macht heizt nicht unnütz, denn es ist Knochenarbeit. Dies allein ist schon positiv.
    Wenn die Forstverwaltung nur einschlägt was auch nachwächst ist auch die Nachhaltigkeit gesichert.
    Trockene Moore haben übrigens eine negative CO2 Bilanz und sollten klimatechnisch aufgeforstet werden.

  6. der heilige josef

    Wenn es mit diesem Experiment nach Napoleon Art, wie zwingt man das riesige russische Reich in die Knie weitergeht, dann gibt es bald nach voller Kriegsbeteiligung eine Lösung für das Heizproblem in westeuropäischen Wohnstuben. Jedenfalls für die Leute im wehrfähigem Alter die dann das Glück haben in einer Panzertruppe zu dienen. Nach dem Gefecht wärmt man sich dann wohltuend am Panzermotor auf.

  7. Die Konsequenz dieser Expertenaussage …

    … ist dann wohl der kollektive Selbstmord der westlichen Welt!!

    Ich kann es einfach nicht mehr hören. Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben und die rot-grüne Politik steht mit erhobenem Zeigefinger daneben und droht mit dem Weltuntergang – und ist mit der Angstmacherei auch noch erfolgreich! Das ist der Untergang der westlichen Welt.

  8. Warum soll ich noch einen Laubwald pflanzen wenn ich das Holz jetzt noch nicht einmal als Brennstoff nutzen darf? Zu etwas anderes taugt das Laubholz meistens nicht.
    Das ist wieder die gleich Diskussion wie mit den Kühen. Wenn wir die abschaffen, dann gewinnen wir dadurch keinen Hektar Land hinzu! Wir nehmen nur 50 % der Nutzfläche (in Ostbelgien über 90%) aus der Produktion und importieren Lebensmittel aus dem Ausland!
    Hier geschieht das gleiche, nur diesmal mit Energieträgern. Wir fahren den ältesten und Nachhaltigsten Energieträger politisch gegen die Wand.

  9. volkshochschule

    Früher konnte man noch mit der guten belgischen Steinkohle heizen. Aber die nur kurzfristig Denkenden in Brüssel haben uns den Zugang zu diesem reichlich vorhandenen heimischem Rohstoff der sich für vielerlei Zwecke eignet, einschließlich Kohlvergasung verbarrikadiert. Aus Wettbewerbsgründen damals denn heute bei den Preisen für Kohle am Weltmarkt da könnte man wieder gut mitverdienen und viele Arbeitsplätze schaffen.

  10. Peter Müller

    Ich nehme wohl an ,dass Leute die mit Holz heizen eher auf dem Land wohnen. Wer kann sich in der Stadt Holz lagern ,und sich die Arbeit antun, es in die Wohnung zu schleppen. Ausserdem für Pellets zu verbrennen braucht man Strom, ansonsten nützt einem so ein Ofen nichts, wenn mal kein Strom fliest !!.

  11. Es wäre an der Zeit diesen Experten die Mittel zu streichen.
    Alle sollen doch sparen…
    Weg damit!
    Ich bin übrigens Subraumpapst und König meines Gartens.
    Dazu kann ich toll gendern.
    (Ok, nein)
    Aber ich bin weiß und mag meine Frau, und nur die! – ist das Minderheit genug.
    Ich will sofort einen Minister für meine Belange, gratis Heizung und alles andere auch.
    Muß jetzt leider Holz holen…

  12. delegierter

    alle unsere Vorfahren haben mit Holz geheizt, es kann nur schlecht sein weil der Staat darauf keine Steuern erheben kann. Zumindest nicht hier wo wir doch umringt sind von Wald.
    Ach ja, wer Holz klaut, der muss damit rechnen dass sein Ofen rot anläuft und sich im Zimmer oder Keller hin und her bewegt.

  13. Besorgte Mutter

    Da wurde aber ein reißerisches Foto für den Text hier ausgewählt. Wir heißen ausschließlich mit Holz, aber unser Schornstein hat noch nie so schwarz wie auf dem Foto geraucht. Bei gut trockenem Holz und korrekter Belüftung des Ofens, da sieht praktisch keinen Rauch aus dem Schornstein aufsteigen.
    Ich glaube @delegierter hat vollkommen recht, wenn er schreibt, dass das Brennholz nur schlecht ist, weil der Staat da keine Steuern drauf erheben kann.

  14. Heizen wie im Mittelalter

    Viele Holzofenheizer verbrennen auch noch ihren gesamten Müll still und heimlich mit, das spart Gewicht und Raum in der Mülltonne. Überhaupt sind die angeblich urigen Holzheizer die Geizigsten der Gemeinde, jeder heruntergefallene Ast im Dorf wird sogleich auf Ofengröße zurecht gesägt. Die kennen nur die unerträglich laute Motorsäge, ihren Holzspalter, ihren Anhänger oft mit von Bauern ausrangierten Traktoren davor und eben den hochgelobten Stinkofen, damit werden ganze Wochenenden verbracht die armen Angehörigen können ein Lied davon singen.

  15. DerLuxemburger

    Das ist doch immer die selbe Verarsche, erst etwas bezuschussen und dann das Angepriesene verteufeln.
    Wo sind denn diese Experten gewesen als man sich zur Förderung von zB Pelletsheizungen entschieden hat. In DE bis zu 45% ! Und in der DG immerhin noch 2500€.
    Wie sollen die Leute noch Vertrauen in ihre Regierungen haben bei dem Hin und Her?
    Aber egal, das Geschäft hat dem Vater Staat viel MwSt gebracht und jetzt wo es abebbt und am Holz nicht viel für den Staat zu holen ist macht man es schlecht. Es muss ja ein neuer Ball ins Rollen gebracht werden….Öl und Gas sind schließlich auch immer noch sehr gute Einnahmequellen für den Finanzminister.

  16. 9102Anoroc

    Als autark lebender wird man sicher in Zukunft als schwerstkrimineller Staatsfeind Nummer 1 eingestuft .
    Klar, wenn das jeder machen würde und dann noch für Frieden ist , kann die Schwerstkriminelle Seite der Politik ja nichts mehr verdienen und wüsste somit auch nicht wie sie ihre eigenen Löhne finanzieren soll .

    Seid also weiterhin für Kriminalität , damit ihr kein Ärger bekommt .

  17. Seit 60 Jahren wird mein Haus teilweise mit Holz erwärmt . Feuer welches fachgerecht gezündet wird ,erzeugt sehr wenig Ruß und Gase . Beim anzünden sollte das Feuer von oben nach unten brenne . Dadurch hat man sofort viel Flamme die das qualmen verhindert . Außerdem muß das Holz mindestens 3 Jahre getrocknet sein . Dann ist alles in Ordnung .Wer nun aber dennoch mit einer Holzfeuerung Probleme hat sollte sich vor einer scharfen Axt in acht nehmen .

  18. Gastleser

    NS 1 und 2 sind heute etwas angeschlagen.
    Mein Ofen läuft und das Pack kann gerne mit dem Hund reden.
    Es war ja auch nach der Flut sofort zur Stelle….
    Extra für die Experten habe ich noch mal Holz gemacht und eine weitere Ladung kommt morgen.

  19. Qualitativ gutes, trockenes , Kaminholz ist doch nicht das Problem. Aber das ist teuer, also kommt so ziemlich alles in den Ofen was noch irgendwie brennt und nichts kostet. Den Schornsteinfeger spart man sich auch, der versottete Kamin brennt dann irgendwann, es wird so richtig gemütlich im Haus mit Ofenheizung.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern