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In Brasilien brennt die grüne Lunge der Welt – Militäreinsatz gegen Tausende Feuer im Regenwald

23.08.2019, Brasilien, Santa Helena: Neri dos Santos Silva beobachtet das Feuer, nachdem er einen Graben gegraben hat, um zu verhindern, dass sich die Flammen auf seinen Bauernhof ausweiten. Foto: Leo Correa/AP/dpa

Tausende Feuer wüten im Amazonas-Gebiet und bringen die grüne Lunge in Gefahr. Das alarmiert auch die Europäische Union. Macron und Co. wollen den „Tropen-Trump“ zum entschiedenen Kampf gegen die Brände zwingen.

Angesichts der verheerenden Brände im Amazonas-Regenwald verstärken die Europäer den Druck auf Brasiliens rechtspopulistischen Staatschef Jair Bolsonaro.

Der französische Präsident Emmanuel Macron kündigte am Freitag an, das jüngst ausgehandelte Mercosur-Freihandelsabkommen zwischen EU und vier südamerikanischen Staaten abzulehnen. Er will zudem beim G7-Gipfel im französischen Biarritz über die Feuerkatastrophe sprechen. Präsident Bolsonaro verbat sich Ratschläge aus dem Ausland. Er erwägt nun den Einsatz von Soldaten im Kampf gegen die schwersten Waldbrände seit Jahren.

23.08.2019, Brasilien, Rio de Janeiro: Eine Frau hält bei einer Demonstration angesichts der verheerenden Waldbrände am Amazonas ein Schild mit der Aufschrift „Bolsonaro ist burning our Future“ („Bolsonaro verbrennt unsere Zukunft“). Foto: Fabio Teixeira/dpa

Der Amazonas-Regenwald gilt als grüne Lunge der Welt und ist für den globalen Klimaschutz von hoher Bedeutung. Umweltschützer werfen Bolsonaro vor, ein politisches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern zu immer mehr Abholzung und Brandrodung ermutigt sehen. Der Staatschef hat immer wieder klar gemacht, dass er die Amazonasregion vor allem als ungenutztes wirtschaftliches Potenzial sieht.

Macron warf Bolsonaro vor, ihn beim Gipfel der großen Industrie- und Schwellenländer (G20) im Hinblick auf Zusagen zum Umweltschutz angeschwindelt zu haben. Er hatte bereits zuvor per Twitter angekündigt, er wolle die Waldbrände auf die Agenda des G7-Gipfels setzen. Die Brände stellten eine internationale Krise dar. „Unser Haus brennt. Wortwörtlich“, hatte Macron auf Twitter geschrieben. Er rief die Regierungschefs der G7-Länder auf, „diesen Notfall“ als ersten Punkt beim Gipfel zu besprechen.

Regierung macht Brandbekämpfung zur Chefsache

Angesichts der sich immer weiter ausbreitenden Brände und des internationalen Drucks machte die brasilianische Regierung die Brandbekämpfung zur Chefsache. Soldaten könnten bei der Brandbekämpfung helfen, sagte Bolsonaro dem Nachrichtenportal G1.

23.08.2019, Brasilien, Brasilia: Jair Bolsonaro (l), Präsident von Brasilien, macht ein Selfie bei einer Militärveranstaltung zum Tag des Soldaten im Hauptquartier der Armee. Bolsonaro erwägt nun den Einsatz von Soldaten im Kampf gegen die schwersten Waldbrände am Amazonas seit Jahren. Foto: Eraldo Peres/AP/dpa

Der Präsident unterzeichnete zudem eine Anordnung, die alle Minister dazu auffordert, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um Brände im Amazonasgebiet zu überwachen und zu bekämpfen. Ziel sei die „Erhaltung und Verteidigung des Regenwaldes im Amazonasgebiet, unseres nationalen Erbes“, hieß es. Zudem wurden zusätzliche Feuerwehrleute in die betroffenen Bundesstaaten verlegt.

In Brasilien wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Januar nahmen die Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent zu, wie die Zeitung „Folha de S. Paulo“ berichtete. Insgesamt wurden demnach 72.843 Brände registriert. In den meisten Fällen waren Flächen in Privatbesitz betroffen, aber auch in Naturschutzgebieten und Ländereien der indigenen Bevölkerung brechen immer wieder Feuer aus.

Bolsonaro zeigte sich empört über Macrons Tweet. „Die brasilianische Regierung ist weiterhin offen für einen Dialog, der auf objektiven Daten und gegenseitigem Respekt beruht“, schrieb der Präsident auf Twitter. „Der Vorschlag des französischen Präsidenten, die Probleme des Amazonas auf dem G7-Gipfel zu diskutieren, ohne die Länder der Region zu beteiligen, lässt aber auf eine kolonialistische Denkweise schließen.“

Präsident Bolsonaro hatte zuletzt nahegelegt, Umweltschützer hätten die Brände gelegt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und seine Regierung in ein schlechtes Licht zu rücken. Naturschützer hingegen gehen davon aus, dass Bauern mit den Feuern neue Weideflächen erschließen.

23.08.2019, Brasilien, Rio de Janeiro: Eine Frau hält ein Plakat mit der Aufschrift „SOS Amazonien“ während einer Demonstration angesichts der verheerenden Waldbrände am Amazonas. Foto: Fabio Teixeira/dpa

Die Staatsanwaltschaft will nun die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen. „Für die Bundesstaatsanwaltschaft ist die Bekämpfung der illegalen Entwaldung Staatsräson und keine spezifische Regierungspolitik“, hieß es in der Mitteilung der Ermittler. „Der Kampf gegen Abholzung und Brandrodung ist keine Handlungsoption der öffentlichen Hand. Es ist ihre Pflicht.“

Aktivisten forderten schnelles Handeln. Die Brände seien wegen der großen Bedeutung der Wälder für den Klimaschutz auch keine innere Angelegenheit Brasiliens, wie Bolsonaro vorgebe. „Die Welt vertrödelt die wenige verbliebene Zeit, um die Menschheit zu retten“, sagte der australische „Waldmacher“ und Agrarexperte Tony Rinaudo, der 2018 den Alternativen Nobelpreis für eine regenerative Methode der Wiederaufforstung bekommen hatte. „Jedes Großfeuer, egal wo, ist von globaler und nicht nur lokaler Bedeutung. Wir alle verlieren.“ (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

41 Antworten auf “In Brasilien brennt die grüne Lunge der Welt – Militäreinsatz gegen Tausende Feuer im Regenwald”

  1. Ach OD !

    Danke für den Bericht.
    Habe ich den ersten Kommentar, obwohl bald Mittag ist ? Alles Leser sind mit unserer Jugend beschäftigt. Und interessant ist Amazonien ja auch nicht, soo weit von Ostbelgien entfernt. Und die Erde hat sich ja immer erholt, also nix Klima oder Umwelt. Alles Fake News! Oder ?

    • „also nix Klima oder Umwelt. Alles Fake News! Oder ?“
      Ja was denn jetzt, Klima oder Umwelt?
      Oder doch was ganz anderes, der Mensch der Platz schafft ?? ->Mercosur grüsst, die Politiker faseln uns was von Klimaschutz um neue Steuern zu erfinden oder die Wirtschaft anzukurbeln und „befeuern“ (im wahrsten Sinne) solche Zustände indem sie Abkommen wie z.B Mercosur verabschieden..

  2. Das ist eine ganz schlimme Nachricht und macht mich richtig traurig. Und wo ist die Supergreta ? Die hat doch für Klimaschutz DIE Lösung. Kapitän bitte Kurs nehmen auf Brasilien und Greta dort zur Feuerwehr bringen. Die wird das locker löschen!?!

  3. Die Dachse, Scholzenaros und Konsorten werden uns bald erklären, dass das ja menschengemacht ist und deshalb kein Problem für die Umwelt bzw. Klima. Die Thujas in ihrem Garten werden halt noch ein bisschen besser wachsen. Und Greta ist wahrscheinlich auch noch irgendwie schuld daran.

    • Sie brauchen doch nicht wirklich die genannten Personen um zu merken das die Brände „menschengemacht“ sind? Und vielleicht können Sie noch schnell verlinken wo diese Personen beschreiben das es egal ist wenn Menschen das Amazonasgebiet abfackeln?
      Umwelt und Klima sind nicht das Gleiche. -> Ansonsten obigen Kommentar zu Mercosur lesen

  4. kathscho

    da regt man sich in Deutschland über die Waldbrände in Brasilien auf zurecht aber selber ist man nicht bereit ein kleiner Wald zu schonen für Braunkohle, ist wie Wildtiere die in Afrika getötet werden ,in Deutschland tauchte vor einigen Jahren ein Bär auf der wurde dann erschossen .

  5. Emonts-pool Horst

    Jetzt Mal Hand aufs Herz. Wenn so eine Katastrophe geschieht ist es schon schlimm. Ich denke wie geht’s den Ureinwohnern und daß arme Wild? Werden jetzt noch mehr Arten aussterben? Es heißt ja es wäre Brandstiftung. Haben solche Menschen kein Gewissen? So einen Schaden kann man nie mehr gutmachen.

  6. Walter Keutgen

    Vor etwa dreißig Jahren, also lange vor der öffentlichen Klimadiskussion, sah ich eine Sendung an einem deutschen Fernsehen, in der der Autor den Ausdruck „Grüne Lunge der Erde“ anzweifelte. Es war kein Vertreter der dortigen Landwirtschaft, sondern ein Forscher der das Ökosystem, Pflanzen, Tiere, Klima, dort studierte. Er meinte, es sei ein Kreislauf, in dem die Pflanzen Wasser und CO2 in Kohlenwasserstoffe, aus denen sie gemacht, sind verwandeln, und die Tiere und Pilze, die Pflanzen auffressen oder zersetzen und das CO2 wieder in die Atmosphäre setzen.

    Die einzige schöne Lösung in Punkto Grüne Lunge, wäre, dass ein Teil der Kohlenwasserstoffe oder gar Kohle wie im Venn im Boden versickert. Werden die Kohlenwasserstoffe hingegen in den Pflanzen (Bäumen) über der Erdoberfläche gehortet, so erhöht sich die Brandgefahr, weil einfach mehr da ist und näher aneinander. In den US-amerikanischen und kanadischen Wäldern gibt es auch jeden Sommer Waldbrände weitab von jedem menschlichen Zugang. Ohne sie könnten die tausendjährigen Sekoiabäume sich nicht vermehren und wären ausgestorben.

    Natürlich ist Brasilien ein Land mit viel Gewalt. Die Chefs großer Firmen können aus Angst vor Entführung sich nur mittels Hubschrauber von einem Ort zum anderen bewegen. Man könnte durchaus Landwirten und Aktivisten einiges zutrauen. Man muss sehen, ob die Gebiete zugänglich sind. Das Foto oben könnte retuschiert sein.

  7. Herr Keutgen, würden Sie mich Unwissenden mal darüber aufklären wo die bösen Landwirte die Chefs oder sonstige entführen? Also nicht Grossgrundbesitzer oder Agrarmächtige sondern die Landwirte… bin gespannt

  8. Walter Keutgen

    Tp, ich habe nicht geschrieben, dass böse Landwirte Bosse entführen. Das mit den Hubschraubern weiß ich aus erster Quelle von einem Kollegen. Ich habe geschrieben, dass in Brasilien eine erhöhte Gewaltbereitschaft besteht. Dann lege ich einen drauf: In ganz Lateinamerika. Scheinbar wurden seit Monaten solche Brände gelegt und erst jetzt schreitet Bolsonaro ein. Zu Agrarmächtigen gehört auch die Bezeichnung Berufsbezeichnung Landwirte. Landwirtschaft wird in der Welt nicht nur in kleinen Familienbetrieben wie bei uns betrieben.

    • Ich zitiere: „Die Chefs großer Firmen können aus Angst vor Entführung sich nur mittels Hubschrauber von einem Ort zum anderen bewegen. Man könnte durchaus Landwirten und Aktivisten einiges zutrauen“

      Ich denke mal das klar ist und Sie den, wenn Sie ja Menschen entführen also böse, Landwirten das zutrauen. Das mit den Hubschraubern weiss ich selber.
      Jetzt hätte ich aber mal gerne das Bsp. wo die Landwirte einen solchen entführt haben, da Sie denen das ja zutrauen, gibt es sicherlich auch den ein oder anderen Fall?
      Über Aktivisten brauchen wir nicht reden, früher nannte man diese auch schon mal Kriminelle

      • Die Anzahl der Brände ist eine unbrauchbare Kathegorie. Ein grosser Brand kann mehr Schaden anrichten als 5 kleine. Die Meldung “ 5 mal mehr Brände…“ sagt also über die Schäden nichts aus. Lt. NASA entspricht die von den Bränden betroffenen FLÄCHE bisher dem 15 Jahresdurchschnitt. Die Panik die unsere Leitmedien einmal mehr verbreiten ist durch die Faktenlage nicht gerechtfertigt. Aber zum Glück gibt es ja das Internet, noch….

    • Eike-Tichy-Dax

      Jeder, der ihre Kommentare der letzten Jahre hier verfolgt hat, weiß, wo sie ideologisch und politisch einzuordnen sind. Ist ja auch nicht weiter schlimm. Rechte Populisten sind halt en vogue.
      Dass sie sich jedoch die Blöße geben immer wieder ihre Kampfblätter zu zitieren ist schon dummdreist. Mit EIKE und TICHY überzeugen sie keinen mehr und machen sich eher lächerlich. Es fällt ihnen wohl nichts mehr ein Herr DAX außer sich den „Mist“, den sie verbreiten, auch noch über den Kopf zu schütten. Sie haben fertig.

  9. Moralische Mitschuld der EU

    Die EU ist an den Tausenden von Tonnen Rindfleisch doch Schuld daran. Das Fleisch muss schliesslich von den Landwirten in Brasilien vor Ort produziert werden. In Ermangelung von genügend Flächen ist es doch nicht verwunderlich das der Regenwald abgefackelt wird um diese in Weiden umzufunktionnieren.

    • Genau, die Marionetten der EU und die Industrie Lobby dahinter die mehr schnelles Geld wittern. In Brasilien sind Industrie und Gewerkschaften dagegen. Und unsere Grünen sind verdächtig still in der Sache, können sonst aber aus jeder Mücke einen Elefanten machen und lassen keine Möglichkeit aus die deutsche Landwirtschaft zu diskreditieren

  10. Pensionierter Bauer

    @kathscho hat recht wenn er den Wildtiervergleich mit dem in Deutschland aufgetauchten Bären Bruno zieht, er hat aber nicht recht wenn er den Vergleich zwischen den Brandrodungen im Amazonasgebiet und dem Hambacher Forst zieht.Für jeden Hektar gerodeter Fläche für den Braunkohletagebau hat RWE schon immer sechs Hektar neuen Wald angelegt, dies kann man gut auf Google Earth zwischen dem Ort Brühl und dem heutigen Tagebau Garzweiler erkennen und auch die Sophienhöhe ist ein gutes Beispiel hierfür.
    Für die Waldrodungen in Brasilien ist meines Erachtens nach durchaus auch das Mercosur Abkommen mit Schuld dran, aber auch der hier in Mitteleuropa grassierende Biowahn.
    Es ist kein Geheimnis, dass die nach den Regeln der biologischen Landwirtschaft bestellten Flächen lediglich um die 70% Leistung gegenüber den konventionell bestellten Flächen erbringen. Die hierdurch fehlenden Nahrungsmittel läßt ein Bolsonaro dann eben auf Flächen des heutigen Regenwaldes anbauen.
    Auch dürfen wir Europäer nicht vergessen, dass auch hier bei uns riesige Waldflächen zugunsten der Gewinnung von Landwirtschaftlicheflächen und Holzplantagen verschwunden sind. Selbst einer meiner Urgroßväter hat noch einen Teil meiner heutigen Wiesen mit gerodet.

  11. Walter Keutgen

    Pensionierter Bauer, Holzplantagen sind auch Wald, sogar schneller wachsender. Eigentlich muss der Wald in unseren Breiten seit 1½ Jahrhunderten gewachsen sein. Schuld ist die Romantik und die Mechanisierung der Landwirtschaft, die Flächen sonst brach liegen lassen müsste.

    Gut, dass Sie das Thema Bio anschneiden.

  12. Holzmichel

    Ja, er lebt noch, der alte Holzmichel, er lebt noch…

    @Pensionierter Bauer
    „Auch dürfen wir Europäer nicht vergessen, dass auch hier bei uns riesige Waldflächen zugunsten der Gewinnung von Landwirtschaftlicheflächen und Holzplantagen verschwunden sind.“

    Ja, Holzplantagen sind auch Wald, allerdings kein „Urwald“.
    Den bemüht man sich mancherorts zu rekonstruieren, wie etwa im „Wilden“ Kermeter nicht weit von Vogelsang.

    Im der U-Bahn von Serfaus, einem kleinen Ort in Tirol (Ja, Sie lesen richtig, in dem Alpendorf gibt es eine richtige hochmoderne U-Bahn, Wahnsinn!) zeigen Schautafeln Fotos von früher und jetzt. Im 19. Jh. war der Bergwald vielfach zurückgedrängt, um Weideflächen für das Vieh zu schaffen.

    In Salzburg im „Haus der Natur“ ist Ähnliches zu sehen: Für die Salzgewinnung und den Silberbergbau wurde rücksichtslos abgeholzt.

    Auch der „Schwarzwald erlitt dasselbe Schicksal: „Holznot als Folge der Übernutzung“
    https://www.waldwissen.net/lernen/forstgeschichte/fva_schwarzwald/index_DE

    In Belgien wie in Deutschland nehmen die Waldflächen langsam, aber stetig zu.
    Die früher offene Wiesenlandschaft wächst mehr und mehr zu, da unrentable Flächen nicht mehr genutzt werden und verbuschen. Hecken und Bäume werden nicht mehr gestutzt. Auch die besiedelten Flächen werden grüner und grüner, besonders in Neubaugebieten, wo Sträucher und Zierhecken gepflanzt werden.

    Es könnte allerdings sein, dass der Klimawandel einen Rückschlag bringt, wenn die einheimischen Baumarten die zunehmenden Trockenperioden nicht verkraften, wofür es jetzt schon Anzeichen gibt.

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