Wer bestimmt die Regeln auf dem Arbeitsmarkt? Der Mangel an Fachkräften ändert die Vorzeichen, Unternehmen kämpfen um Mitarbeiter. Doch gilt diese neue Macht der Angestellten für alle?
Sie probieren es drei Monate aus, vielleicht ein halbes Jahr – und wenn der neue Job dann nicht passt, kündigen sie eben wieder. In vielen Branchen sei es längst nicht mehr der Arbeitgeber, der seinen Angestellten eine Probezeit gebe, berichtet Nela Richardson, Chefökonomin des US-Arbeitsmarktdienstleisters ADP, auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Es sei andersherum: Probezeit für den neuen Job – für den Chef.
Die hohe Kündigungsbereitschaft und der sich verschärfende Fachkräftemangel zwingen Arbeitgeber zum Umdenken. Doch was bedeutet das konkret für Unternehmen – und gilt diese neue Macht der Angestellten für alle?
„Die Unternehmen müssen radikal ihre Angebote an Arbeits- und Lebensgestaltung ändern. Sie müssen um die Leute werben“, meint Stefan Schaible aus dem Vorstand der Unternehmensberatung Roland Berger. „Wer als Arbeitgeber jetzt noch nicht verstanden hat, dass er in sein Personal investieren muss, hat massive Schwierigkeiten.“
Es scheiden mehr Menschen aus dem Erwerbsleben aus, als neu reinkommen. „Der Talentpool wächst nicht mehr, wenn wir nicht Maßnahmen wie Einwanderung ergreifen“, sagt die Chefin der Unternehmensberatung Accenture für Deutschland, Österreich und die Schweiz, Christina Raab. Es werde in der nächsten Dekade konstant herausfordernd sein, genügend und ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen.
Die Folge: „Man stellt sich die Frage: Wie kann ich ein attraktiver Arbeitgeber sein? Wie kann ich flexible Arbeitsmodelle anbieten? Wie kann ich aber auch flache Hierarchien schaffen, mehr Entscheidungen und Gestaltungsfreiheit zum einzelnen Mitarbeiter bringen?“
Das Umdenken, so meint Raab, muss schon im Bewerbungsprozess beginnen. „Suchen Sie nach Fähigkeiten – nicht nach Abschlüssen oder Zertifikaten“, rät Accenture seinen Kunden. Stellenanzeigen enthielten noch sehr viele Qualifikationskriterien, die eigentlich vielversprechende Bewerber viel zu früh aussortierten. „Sie filtern sehr stark“, kritisiert Raab. „Wir glauben, es reichen wenige Kriterien wie Lernwillen und Flexibilität, die Bewerber weniger abschrecken. Und dann investiert man in Aus- und Weiterbildung.“
– Ausbildung im Unternehmen: Zuletzt bot einer Studie von Accenture und der Universität Harvard zufolge nicht einmal jedes zweite Unternehmen Aus- und Weiterbildung an, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die Unternehmensberater erwarten aber, dass Firmen künftig viel mehr Geld in Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und auch das Erlernen völlig neuer Kompetenzen investieren.
– Flexiblere Arbeitszeitmodelle: Mit Standard-Arbeitszeitmodellen kämen Firmen heutzutage nicht mehr durch, ist Schaible überzeugt. „Unternehmen müssen viel stärker die Biografiewünsche ihrer Mitarbeiter mitdenken“, rät er. Das bedeutet Auszeiten und die Arbeit als digitale Nomaden – also aus dem Ausland für eine deutsche Firma – zu ermöglichen, aber auch längeres Arbeiten über das Rentenalter hinaus.
„Messen Sie Ergebnisse – nicht Zeit“, rät Accenture. „Wir müssen die Lebensarbeitszeit flexibler sehen: Nicht unbedingt als Fünf-Tage-Woche zwischen 20 und 60, sondern viel flexiblere Staffelungen über das gesamte Leben hinweg bis ins höhere Alter“, sagt Raab. „Wir sollten rauskommen aus diesen Schablonen, die für alle gleich funktionieren müssen im Lebensablauf.“
– Unternehmenskultur: Wer einen neuen Job suche, treffe seine Entscheidung heutzutage oft überzeugungsgetrieben statt aus finanziellen Beweggründen, meint der Roland-Berger-Chef. „Wesentliche Faktoren sind, wie divers ein Unternehmen ist, wie international man arbeiten kann. Steht das Unternehmen wirklich für Nachhaltigkeitsthemen oder sind es reine Lippenbekenntnisse?“
Raab hat beobachtet, dass junge Leute häufiger als früher nach dem Sinn ihrer Arbeit suchen. „Sie fragen ganz aktiv: Wo ist mein Wertbeitrag? Dann arbeiten sie unglaublich kreativ und mit ganz hohem Einsatz an der Lösung dieser Themen.“ Auch die Feedbackkultur müsse sich ändern: Jüngere Kollegen forderten unmittelbarere Rückmeldungen ein. „Sie sind Likes gewöhnt und bringen diese andere Mediennutzung, die andere Sozialisierung mit an den Arbeitsplatz.“
– Der Arbeitnehmer am Steuer? Doch obwohl sich Unternehmen mehr und mehr um ihre Mitarbeiter bemühen müssen, zweifelt Chefökonomin Richardson an der Macht der Mitarbeiter. „Der Mythos des Arbeitnehmers mit mehr Macht löst sich auf, wenn man sich die Reallöhne ansieht“, betont sie. Inflationsbereinigt seien die Löhne typischer Arbeitnehmer zuletzt in fast allen Ländern gesunken. „Das klingt für mich nicht nach einem Arbeiter, der das Sagen hat.“ Am unteren Ende der Gehaltsskala bleibe in vielen Ländern nicht genug Geld für das Existenzminimum. In den Städten, wo die Arbeit sei, sei zum Beispiel Wohnen zu teuer. Ihr Fazit: „Der Arbeiter sitzt nie auf dem Fahrersitz – aber er ist ein lautstarker Mitfahrer auf dem Rücksitz geworden, der dem Unternehmen sagt, wo es hingehen soll und wann er aussteigen will.“ (dpa)
Merkel hat doch, reichlich Eingeladen.
Was machen die nun Hier,
Abzocken
@ Verstehen
Die fühlen sich in unseren Sozialsystemen wohl, so wie Göring- Eckhardt sich das gewünscht hatte.
Wer hat denn hier von wem abgeschrieben? GE von OD?
Hier hat niemand abgeschrieben, der Text ist von der Deutschen Presse-Agentur (dpa), die OD, GE, BRF und eigentlich alle deutschsprachigen Medien beziehen.
Auch hier gilt der Spruch „Hüte dich vor deinen Wüschen, sie könnten in Erfüllung gehen“. Die Macht der Arbeitnehmer kann ganz schnell zum Bumerang werden denn wenn die Wirtschaft einbricht schmelzen die Stellenangebote schneller dahin wie Schnee in der Märzsonne. Wenn eine Seite zu dominant wird dann hat das Exzesse zur Folge die das Pendel schnell wieder umschlagen lassen. Im Baufach ist es schon erkennbar, dort sucht mancher Unternehmer inzwischen eher Arbeit als Arbeiter….
…Wenn wir nicht mehr Maßnahmen wie Einwanderung ergreifen, sagt die Chefin der Unternehmensberatung Accenture , dann ……
Die Bestechungsskandale , die dem Zweck der Rechtfertigung des hiesigen ausbeutens von Billiglöhner dienen , scheinen kein Ende zu nehmen.
@ Dax, SIE haben bestimmt die falsche Brille an! Unternehmer aus dem Baufach zu bekommen ist z. Zt. schwieriger als die berühmte Nadel im Heuhaufen zu finden!
Dr, abwarten, was sie beschreiben ist Vergangenheit.
Das eigentliche Problem ist aber ein ganz anderes
Bei vielen Betrieben in Ostbelgien nagt man auch als gut ausgebildeter Arbeitnehmer richtig schön am Hungertuch. Gerechte und faire Löhne Fehlanzeige, kein Politiker würde dort seinen Sohn oder seine Tochter arbeiten lassen. Das viele Stellen unbesetzt bleiben ist daher kein Wunder es gibt bessere Alternativen in Luxemburg oder in den Niederlanden denn jeder möchte in Würde von seinem Lohn leben können.
@ – Prekäre Beschäftigungsverhältnisse.
Ihrem Kommentar kann man nur zustimmen , bis auf die Tatsache dass die unterschiedlichen Lohnverhältnisse in den genannten Ländern überhaupt nicht sein dürften in einem vereinigten Europa.
Welchen Sinn ergibt eine Vereinigung, bei der man sich nicht mehr uneinst sein kann als zur Zeit ?
Wie lange möchte man noch Theater spielen ?, obwohl die meisten sicherlich schon gemerkt haben, dass der Vorteil dieser Vereinigung , in Wirklichkeit nur einen wenigen Privilegierten einen Vorteil verschafft haben.
Sie haben das Problem zu 100% richtig erkannt. Habe es selber am eigenen Leib erfahren. Nach einer 4 jährigen Lehre und 42 Jahren harter Arbeit im selben Betrieb ,
musste ich krankheitsbedingt aufhören . Die Höhe der Pension war erschreckend niedrig. Auf Nachfrage beim Pensionsamt wurde mir dann mitgeteilt das man mir immer nur den Mindestlohn gezahlt habe und meine Frau wäre ja noch am arbeiten. Es ist echt zum kotzen.
Einer meiner Freunde ist dasselbe wiederfahrn! Politiker müsste man gewesen sein, die kassieren echt ab in ihren Pensionen.
Die tiefe Ahnungslosigkeit der Arbeitnehmer, besonders in der Arbeiterklasse, über ihre Lohnbezüge bzw. erworbenen Rentenansprüche hat mich mein Arbeitsleben lang immer wieder in Staunen versetzt. Fast niemand kann auf Anhieb sein Brutto-Jahreseinkommen nennen. Darauf wird aber JEDER versteuert! Wieviel Netto vom Brutto bleibt kann ebenfalls niemand sagen, geschweige denn wohin die Differenz Brutto – Netto verschwindet. Erworbene Rentenansprüche sind für 90% der Arbeinehmer eine Raketenwissenschaft, niemand kann eine Zahl nennen bis der erste Rentenbescheid kommt – und dann fließen Tränen der Entäuschung und Verzweiflung. Die Rente ist für viele wie der Tod, kommt sicher wird aber verdrängt. Entsprechend hart ist dann der Aufschlag auf den Boden der Realität.
@ Dax
So ist es!
Übrigens, warum werden Gelder wie die Renten überhaupt versteuert? Der Staat gibt und nimmt gleich wieder. Was soll das Geschiebe? Rente müsste Netto sein und Sense.
Die Frage der Besteuerung kann ich Ihnen beantworten, gilt genau so für Einkünfte aus der Staatskasse; um den Anschein der Gleichbehandlung zu erwecken. Wenn nur die Leute offiziell Steuren zahlen würden die wertschöpfend arbeiten, es gäbe eine Revolution. Denn dann würde offensichtlich wie wenige Arbeitnehmer wirklich das Geld erwirtschaften von dem ALLE leben. Also spielt der Staat mit seinen Bediensteten das „linke Tasche – rechte Tasche“ Spiel damit die wirklichen Verhältnisse dahinter verborgen bleiben.
Detlef, Entschuldigung aber selber schuld. 40 Jahre nicht merken das man nur mit dem Minimum abgespeist wird, da sollte man nicht über Arbeitgeber und Betriebe herfahren, da fasst man sich an die eigene Nase
Oje , Sie haben vollkommen Recht. Jeder ist seines Glückes Schmied. War eben nicht der Typ der nach Luxemburg gerannt ist . Die Ernüchterung kam auch erst als die Pension angefragt wurde . Das man hier so große Unterschiede macht zwischen Beamte und Handwerker isteben zum kotzen.
Detlef, also waren Sie Arbeitnehmer oder Selbständiger? Alle Selbständige, die ich kenne, haben immer geklagt, dass die belgische Pension minimal ist. Sie haben natürlich daneben gespart, meistens in Form einer Immobilie. Haben Sie das vielleicht nicht mitgekriegt? Für Arbeitnehmer gibt es die Tarifverträge und Sie haben vielleicht nicht bemerkt, dass der Arbeitgeber sie nicht einhielt? Ich denke doch, dass in Ihrer Branche nicht nur der Minimumlohn bezahlt wird. Waren sie nicht gewerkschaftlich organisiert? Kleiner Tipp: Nach 45 Jahren Arbeit ist die belgische Pension gleich 60% des Lohnes. Seit 60 Jahren.
Vous êtes salarié
Le salaire pris en compte pour une année est soumis à un plafond de 58.447 euros brut. La partie au-delà ne compte pas.
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Wer 100.000 €/anno verdient bekommt also 41,55% seines Einkommens nicht auf seine Pension angerechnet, zahlt aber die Beiträge auf Basis der 100.000 €! Kleiner Tipp, das Belgische Pensionssystem für „salariés“ ist ein Betrug. Seit 60 Jahren.
Dax, das weiß ich alles. Detlef gibt sich aber hier als Kleinstverdiener aus. Übrigens ist es in der Schweiz ähnlich. In Deutschland sind die Beiträge gedeckelt. Ein Kommentator schrieb, deshalb habe die deutsche Altersversicherung das Problem, dass Geringverdiener eine Hungerpension erhalten. Die Beitragsdeckelung ist Mitte der achtziger Jahre von einer Machtens-Regierung aufgehoben worden. Bei Arbeitern ist die Pensionsdeckelung erst Mitte der enunziger Jahre aufgehoven worden. Aber welcher Arbeiter verdiente schon mehr als den Deckel. 60 Jahre ist also falsch.
Den größten Fachkräfte mangel haben wir in Eupen bei den Behörden und Ministern.
Und demnächst auch noch ein großes Loch in der Pensionskasse der Parlamentarier. Oje Oje