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Mit Witzen über die einsprachigen Wallonen soll bald Schluss sein: Erstmals „Tag der deutschen Sprache“

Foto: Shutterstock

Die Witze über die schlechten Sprach-Kenntnisse der Wallonen sind legendär. Damit soll aber möglichst bald Schluss sein. Die wallonische Regierung in Namur ist vor allem von der Bedeutung der deutschen Sprache überzeugt. Nach Angaben der regionalen Abgeordneten Jenny Baltus-Möres (MR-PFF) findet am 17. Oktober 2018 erstmals in der Wallonischen Region ein „Tag der deutschen Sprache“ statt.

Von den Witzen, die über die unzureichenden Sprachkenntnisse der Wallonen erzählt werden, ist der folgende wohl am geläufigsten:

Wie sagt man „dreisprachig“ auf Französisch? – „Trilingue“ / Wie sagt man „zweisprachig“ auf Französisch? – „Bilingue“ / Und wie sagt man „einsprachig“ auf Französisch? – „Wallon“.

Genug gelästert! Der „Tag der deutschen Sprache“ in der Wallonie soll das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Deutschen für die gesamte Region schärfen. Der wallonische Ministerpräsident Willy Borsus (MR) legte am Donnerstag im zuständigen Ausschuss des Parlaments in Namur das Programm dieses Tages vor.

Facebook-Seite „Wallonie.be“ auf Deutsch

Ministerpräsident Borsus betonte, der „Tag der deutschen Sprache“ am 17. Oktober soll daran erinnern, dass die Wallonie eine Region sei, in der die deutsche Sprache ihren berechtigten Platz habe.

Die ostbelgische Regionalabgeordnete Jenny Baltus-Möres und der wallonische Ministerpräsident Willy Borsus.

Das Ziel sei es, die breite Bevölkerung zu sensibilisieren, die Unternehmen, die Schüler und Studenten sowie jeden auf diese Realität hinzuweisen und auf die Wichtigkeit, die deutsche Sprache in seinen Alltag zu integrieren. „Wir bemühen uns, aus der Förderung der deutschen Sprache eine Priorität zu machen“, so Borsus.

Der Tag des 17. Oktobers wird laut Baltus-Möres geprägt sein von Kommunikations- und Sensibilisierungskampagnen, zum Teil über die sozialen Netzwerke. So werde z.B. die Facebook-Seite „Wallonie.be“ auf Deutsch erscheinen. und auch die Internet-Seite „Wallonie.be“ werde einen Teil in deutscher Sprache vorsehen und u.a. die verschiedenen Aktionen vorstellen. Im Rahmen der Plenarsitzung in Namur werden die deutschsprachigen Abgeordneten dazu eingeladen, sich auf Wunsch in ihrer Muttersprache zu äußern.

Als symbolischen Akt werden Willy Borsus und der Ministerpräsident der DG, Oliver Paasch (ProDG), zu dieser allerersten Auflage des „Tags der deutschen Sprache“ in Namur bzw. in Eupen Schulkinder empfangen, die sich in Immersions-Schulen und Austauschprogrammen befinden.

Wallonie soll eine mehrsprachige Region werden

Die Wallonische Region hoffe, so Borsus, dass durch all diese Aktionen die Sprachpraxis des Deutschen bei den frankophonen Mitbürgern gefördert werde. Die Abgeordnete wisse ja selbst um die Bedeutung, zum einen was eine Öffnung für andere Kulturen und Sprachen betreffe, aber auch in Bezug auf die wirtschaftlichen Aspekte und auf die Beschäftigung.

„Man muss tatsächlich daran erinnern, dass die Wallonische Region die Vorzüge von zwei Sprachen genießt und dass es mit dem Niederländisch auch noch eine dritte Sprache gibt, die bei uns gesprochen wird“, sagte der Ministerpräsident.

Die beiden Ministerpräsidenten Willy Borsus (2.v.l.) und Oliver Paasch (3.v.l.) nach einer gemeinsamen Regierungssitzung in Eupen am 14. September 2018. Foto: Gerd Comouth

Über die Aktionen des 17. Oktobers hinaus soll aber auch die Rubrik „Praktische Informationen“ des dreimonatlich erscheinenden Magazins „Vivre la Wallonie“ ins Deutsche übersetzt werden. Dieses Infoheft wird mit einer Auflage von 110.000 Exemplaren in der Wallonischen Region verteilt.

In Zusammenarbeit mit der VoG „Förderung der deutschen Sprache“ wird ein Aufkleber erstellt und in der gesamten Wallonischen Region verteilt. Dieser soll ins Gedächtnis rufen, dass die Wallonie eine mehrsprachige Region ist, offen für verschiedene Sprachen, Menschen, Orte, und Gemeinschaften, in der man sich auch in einer anderen Sprache als Französisch verständigen kann.

Die Abgeordnete Baltus-Möres brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass der Tag nicht nur den politischen und öffentlichen Institutionen gewidmet sein werde, sondern dass eine breite Sensibilisierung der gesamten Bevölkerung stattfindet.

„Dieser Tag ermöglicht, mehr Bewusstsein für die zweite Sprache der Wallonischen Region zu schaffen, die von einigen unserer Mitbürger leider noch unterschätzt wird. Der Tag kann auch auf die tagtäglichen Hindernisse hinweisen, die die Deutschsprachigen immer noch mit den wallonischen Behörden erleben. Und sicherlich kann dieser Tag der ‚Sprache Goethes’ auch Strahlkraft entwickeln in Sachen kultureller Vielfalt und die Bedeutung der Mehrsprachigkeit greifbar machen – insbesondere für Schüler und junge Menschen“, so die Abgeordnete im Parlament.

Laut Baltus-Möres ist Deutsch die in Europa am meisten gesprochene Muttersprache (ist sie das wirklich?) und von großer wirtschaftlicher Bedeutung. (cre)

14 Antworten auf “Mit Witzen über die einsprachigen Wallonen soll bald Schluss sein: Erstmals „Tag der deutschen Sprache“”

  1. Walter Keutgen

    Die Witze über die Einsprachigkeit der Wallonen grenzen an Rassismus. Es gibt etliche Wallonen, die in transnationalen Betrieben arbeiten und deshalb auch praktisches Englisch können müssen und tatsächlich können. Die mit Migrationshintergrund, ohne selbst Migranten zu sein, können in der Regel die Sprache ihrer Eltern oder Großeltern. Es gibt auch Wallonen, die Mandarinchinesisch lernen.

    Es gibt aber zu wenige, die Deutsch können. Das liegt daran, das Deutsch zu schwer ist – das gilt aber auch für Französisch – und das Englisch immer mehr die Lingua franca geworden ist. Bereisen wir nicht von Jugend auf die ganze Welt mit Englisch? Wird nicht in den höchsten Ebenen deutscher und französischer Großunternehmen Englisch gesprochen. Werden nicht die Leute nicht höchster aber höherer Ebenen von transnationalen Betrieben von Land zu Land verschoben. Für den Verkauf nach Deutschland ist es aber ein Plus Deutsch zu können. Wenn man Deutsch als Umgangs- und Verwaltungssprache in Ostbelgien ernst nimmt, muss es genügend Wallonen geben, die Deutsch können.

    Den Rückgang der deutschen Sprache wie der französischen zu Gunsten von Englisch beobachtet man auch in den Niederlanden.

      • Walter Keutgen

        Wenn man Geschäfte machen will, muss man entweder die Lingua franca beherrschen oder die Sprache der Kunden oder des Kundenlands, je nach dem mit wem man in Kontakt steht. Wenn Ihr Boss Sie nach Schweden schickt, lernen Sie ganz sicher flugs Schwedisch, der Flug dauert drei Stunden. Wie wäre es mit Griechisch? Oder weigern Sie sich einfach, wenn Ihr Boss …

        Dass Wallonen unbedingt Deutsch können müssen, kommt mir so wenig in den Sinn wie, dass Sachsen Sorbisch können müssen. Wir sind doch nur eine 2%-Minderheit in der Wallonie, die durch beklagenswerte, geschichtliche Zufälle dazu gehören. Zu diesen Zufällen gehört auch, dass es die Sprache grausamer Besetzer ist. Alles andere als leicht für uns, aber nicht zu ändern.

        Statt einen Tag der deutschen Sprache ins Leben zu rufen, sollten die Politiker dafür sorgen, dass die Verwaltung und offizielle Dienstleister immer, wenn gesetzlich vorgeschrieben, die deutsche Sprache benutzen. Dafür ist natürlich die Förderung der deutschen Sprache in den Schulen wichtig oder ganz einfach Hiesige für den Zweck einstellen.

        Willy Borsus stammt aus Ciney. Normalerweise müsste er Englisch oder Niederländisch als erste moderne Fremdsprache gewählt haben.

        • welche Fremdsprache sich der Wallone lernt, das muss und darf er selber entscheiden,
          aber wissen sollte er schon, das die DG, also unser deutschsprachiges Gebiet noch in
          Belgien liegt. Briefe oder Päckchen, welche für unsere Gegend bestimmt sind und dann von der Lütticher Verteiler-Stelle mit dem Vemerk
          “ Deutschland “ versehen werden, somit eine zusätzliche Reise antreten, bevor die dann
          hier in unserer DG ankommen, dass ist doch sehr peinlich oder ?

          • Walter Keutgen

            Was Sie schreiben stimmt. Die in der Post sollten nicht so schludrig sein, Post nach Flandern schicken die auch nicht in die Niederlande. Außerdem gibt es noch die Postleitzahlen. Hier stimmt es aber, das die Deutsche Bundespost im internationalen Gremium, das die Anschriftschreibung international normiert, plötzlich die Diskussion beendet hat, im dem sie sagte, alles was auf der letzten oder vorletzten Zeile nicht mir einer Ziffer beginnt, fliegt bei uns aus der Sortiermaschine. Also D- passé und DE- nie eingeführt.

  2. Rechtzeitig zum „Tag der deutschen Sprache“ hat der Strom- und Gaslieferanten „essent.be“ die Mitteilung herausgegeben dass er seinen deutschsprachigen Kundendienst ab dem 16.10.2018 einstellt,
    Das nenn ich mal Timing.

  3. Deutsche Sprach schwere Sprach

    Vielleicht böte solch ein Tag die Möglichkeit, den Nord-Ostbelgiern zu erklären, was eine Deklination ist und den Gebrauch des Dativs öfters mal zu verwenden. In Deutsch, wohlgemerkt.

  4. Zaungast

    Das ist sowieso nur eine Eintagsfliege, dieser „Tag der deutschen Sprache“.

    Wie war das 1996, als Laurette Onkelinx Unterrichtsmiliterin war: „2001 sollen alle Schüler beim Abschluss der Mittelschule zweisprachig sein.“
    Sie dachte da zwar an Niederländisch als Zweitsprache, aber das Resultat kennt man.

    Um eine größere Verbreitung des Deutschen als Zweit- oder Drittsprache zu gewährleisten, fehlen schlicht die Mittel. Es gibt kein entsprechendes Angebot und keine ausgebildeten Lehrkräfte.

    Zwei Beispiele, die ich gut kenne: In Collège Marie-Thérèse in Herve, also in unmittelbarer Nachbarschaft zum deutschsprachigen Raum, gibt es keine Möglichkeit, Deutsch auch nur als Wahlfach zu nehmen.

    Im Collège St-Remacle in Stavelot gibt es zwar Deutsch im Angebot, es wird aber nur sehr spärlich angenommen, hinter Englisch.

    Wenn schon die direkten Nachbarn so wenig Interesse zeigen, was soll man dann von Leuten aus Mons oder Tournai erwarten?

    Es gibt aber auch Gegenbeisiele. So findet zur Zeit im Lüttich er Bahnhof eine sehenswerte Ausstellung über die 80er Jahre statt.
    Das Begleitheft ist im Internet auch auf Deutsch vorhanden: https://www.europaexpo.be/docs/generation80/Expo-Generation-80-DE.pdf

    Eigentlich sollte die Durchsetzung der deutschen Sprache in Politik und Verwaltung die tägliche Kärrnerarbeit des Gemeinschaftssenators sein, dessen Vorgänger bekanntlich eine entsprechende Resolution eingebracht hat, die zwar einstimmig angenommen wurde, aber inzwischen in den Archiven verstaubt.

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