Notizen

Der erste Todesfall mit einem Roboterauto heizt Sicherheitsdebatte über selbstfahrende Fahrzeuge an

19.03.2018, USA, Tempe: Dieses Videostandbild von ABC-15 zeigt Polizisten am Unfallort. Ein Roboterwagen des Fahrdienst-Vermittlers Uber erfasste am 19.03.2018 eine Frau, die die Fahrbahn überquerte und dabei ein Fahrrad neben sich schob. Foto: Uncredited/ABC-15/AP/dpa

Erstmals ist ein Mensch bei einem Unfall mit einem selbstfahrenden Autos ums Leben gekommen. Ein Roboterwagen des Fahrdienst-Vermittlers Uber erfasste eine Frau, die die Fahrbahn außerhalb eines Fußgängerübergangs überquerte und dabei ein Fahrrad neben sich schob.

Dieser erste tödliche Unfall eines autonomen Uber-Autos wird den Weg zu selbstfahrenden Autos beeinflussen. Auch wenn erste Ermittlungen das Roboterauto in der Schuldfrage entlasten, so bleiben doch viele grundsätzliche Fragen offen.

Niemand in der Autobranche sprach gern darüber, doch alle wussten, dass dieser Moment einmal kommen würde: Der Moment, wenn ein Mensch von einem selbstfahrenden Auto getötet wird.

19.03.2018, USA, Tempe: Ein Auto fährt am Unfallort vorbei. Erstmals ist ein Mensch bei einem Unfall mit einem selbstfahrenden Auto ums Leben gekommen. Foto: Chris Carlson/AP/dpa

Und auch da wiegelten die Manager und Entwickler eher ab: Eigentlich seien Roboterwagen schon deswegen ein Fortschritt, weil sie die vielen Unfall-Situationen gar nicht erst entstehen lassen, die heute von Menschen verursacht werden. Aber natürlich, wenn irgendwann einmal viele selbstfahrende Autos auf der Straße sind, dann würden sich auch Unfälle mit Todesopfern nicht vermeiden lassen.

In der Realität kam es anders. Der erste Todesfall passierte noch lange bevor Robotertaxis zum Alltag in den Städten wurden. In der US-Stadt Tempe mit gerade einmal gut 180.000 Einwohnern erfasste ein autonomer Testwagen des Fahrdienst-Vermittlers Uber eine Fußgängerin, die die Straße überquerte. Die 49-Jährige starb im Krankenhaus. Der aus einem Volvo-SUV umgebaute Uber-Roboterwagen habe keine Anstalten gemacht, abzubremsen, teilte die Polizei mit.

Glaube an die Technik erschüttert?

Die Polizeichefin von Tempe zeigte Verständnis für den menschlichen Sicherheitsfahrer am Steuer: Es war um 22.00 Uhr dunkel, die Frau trat direkt aus dem Schatten auf die Fahrbahn, er habe sie erst gesehen, als es zu dem Aufprall kam. Die Kameras des Autos belegten dies.

Aber warum erkannten die vielen Sensoren des High-Tech-Mobils nicht, dass eine Person, die ein Fahrrad schiebt, sich am Straßenrand Richtung Fahrbahn bewegt? Die anderen Verkehrsteilnehmer im Blick zu behalten, ist schließlich die entscheidende Aufgabe der selbstfahrenden Autos.

Um diese Frage zu beantworten, werden nun Unmengen an Daten ausgewertet, die das Roboter-Auto gespeichert hat. Führende Unfallermittler der USA sind dazu vor Ort.

Ein selbstfahrendes Auto des Fahrdienst-Vermittlers Uber wird getestet. Foto: Eric Risberg/AP/dpa

Doch über den Einzelfall hinaus geht es auch um die möglichen Folgen für unsere Zukunft mit selbstfahrender Autos. Bisher dominierte in der öffentlichen Meinung der Glaube an die Technik. Und es setzte sich klar die Idee durch, dass sie gut für die Gesellschaft seien: Über 90 Prozent der Unfälle würden von Menschen verursacht, ohne Robotertaxis drohe der Verkehrsinfarkt in Megacities. Mit neuen Mobilitätskonzepten bekämen dagegen die Menschen die Straßen der Städte für sich zurück, schwärmte Ford-Chef James Hackett erst im Januar.

Auch die Technologie schien auf dem richtigen Weg: Passagiere selbstfahrender Testwagen beschreiben das Erlebnis meist als im positiven Sinne langweilig, weil die Fahrt so ereignislos und sanft verlaufe.

Die Stimmung löste einen regelrechten Goldrausch aus. Vor gut sieben Jahren hatte Google mit der Vorstellung seiner Roboterwagen-Flotte noch die Branche aufgeschreckt. Inzwischen arbeiten Dutzende Unternehmen an Technologie für autonomes Fahren: Autohersteller, Zuliefer, Start-ups, Tech-Unternehmen wie Apple, Samsung, Alibaba oder eben Uber. Die Google-Schwesterfirma Waymo gilt als sehr weit – viele Autobauer wollen aber keine Abhängigkeit von dem Internet-Riesen und setzen auf andere Lösungen.

Dem Computer die Kontrolle überlassen?

Denn das Geschäftsmodell wird sich in der Zukunft drastisch verschieben. Derzeit bringe ein Wagen über seine Betriebszeit im Schnitt Einnahmen von rund 30.000 Dollar ein, rechnete jüngst der US-Autokonzern General Motors vor. Bei Robotertaxis würden es ziemlich schnell hunderttausende Dollar pro Fahrzeug sein. Das heißt auch: Wer nur Autos ohne künstliche Intelligenz entwickelt, hat auf lange Sicht gegen die Konkurrenz verloren.

Zugleich glauben einige in der Branche, dass Sicherheit zum entscheidenden Wettbewerbsargument wird: Wer die bessere Technologie hat, macht weniger Unfälle und wird deswegen bevorzugt.

Das Vertrauen der Menschen ist der Schlüssel: Umfragen zeigen regelmäßig, dass Leute daran zweifeln, ob sie dem Computer die Kontrolle überlassen sollen.

19.03.2018, USA, Tempe: Ronald Elcock von der Polizei Tempe spricht auf einer Pressekonferenz über den Unfall mit einem selbstfahrenden Auto von Uber, bei dem eine Frau ums Leben gekommen ist. Foto: Chris Carlson/AP/dpa

In Europa sind nur wenige Steckenabschnitte für Tests autonomer Autos freigegeben, in den USA sind die Behörden viel großzügiger. Während die landesweite Gesetzgebung für selbstfahrende Autos noch in der Abstimmung steckt, wetteifern einzelne Bundesstaaten wie Kalifornien oder Arizona darum, die Firmen mit ihren Roboterwagen anzulocken. Rund um das Silicon Valley haben mehr als 40 Unternehmen Lizenzen für den Testbetrieb bekommen – und zuletzt erlaubte Kalifornien auch grundsätzlich den Betrieb komplett vom Computer gesteuerter Autos ohne Lenkrad und Pedale. In Arizona baut Waymo gerade einen Roboterwagen-Fahrdienst für Einwohner eines Stadtgebiets von Phoenix auf.

Doch jetzt werden mahnende Stimmen lauter. Der Unfall zeige, dass die Technologie noch weit davon entfernt sei, sicher für Passagiere, Fußgänger und andere Fahrer zu sein, warnte US-Senator Richard Blumenthal. „In unserer Eile, Innovationen voranzutreiben, dürfen wir nicht die grundlegende Sicherheit vergessen.“

Bisher warnen Kritiker selbstfahrender Autos vor allem vor Fällen, in denen Software entscheiden müsse, wen sie opfert, wenn ein Unfall unausweichlich sein sollte. Im Fall Tempe geht es zunächst einmal um die grundsätzliche Funktionstüchtigkeit der Technologie. Warum konnten die Sensoren die Frau im Schatten nicht besser erkennen als das menschliche Auge? Und warum war der Wagen mit leicht überhöhter Geschwindigkeit (64 km/h statt der erlaubten 56 km/h) unterwegs?

Zugleich verweisen Befürworter des autonomen Fahrens wie Tesla-Chef Elon Musk darauf, dass im US-Straßenverkehr pro Jahr rund 40.000 Menschen getötet werden, darunter 6.000 Fußgänger. Auch wenn Roboterwagen ebenfalls in Unfälle kommen würden, so seien sie trotzdem sicherer, argumentierte Musk. Wer Stimmung gegen selbstfahrende Autos mache, „tötet Menschen“, sagte er im vergangenen Jahr. (dpa)

18 Antworten auf “Der erste Todesfall mit einem Roboterauto heizt Sicherheitsdebatte über selbstfahrende Fahrzeuge an”

  1. Verstehe es nicht.

    Oh Oh!

    Autos die noch manuell gefahren werden, sollen aus dem Verkehr gezogen werden. Denn durch menschliches Versagen sind auch schon einige Menschen gestorben.

    Das ist doch lächerlich.

  2. Was soll denn das?

    Zig-Tausende Menschen sterben jährlich an den Folgen des CO2 und NXO-Ausstoßes auf unseren Straßen. Und das zu Unrecht, denn die Automobilhersteller haben den Umwelt liebenden Bürgern tolle Karossen zur Verfügung gestellt, die aber nicht die Umwelt, sondern eher das Gewissen beruhigen. DAS IST DER EIGENTLICHE SKANDAL.

    Wie ist es denn zu dem Unfall gekommen? Ist das plötzlich jemand ins Auto gerannt oder ist der Autopilot einem Fußgänger über Fußgängerwege, Parks, Hauptverkehrsstraßen und Radwegen hinterhergerannt um ihn zu „fangen“?? In der Sekunde, in der dieser Mensch in den USA ums Leben kam – es ist Schade für jedes Menschenleben!! – wurden weltweit sicherlich mit Dreckschleudern aus deutschen Autoschmieden hunderte überfahren oder verletzt.

    Was der Bauer nicht kennt, … so die alte Weisheit, die hier wieder zutrifft. Wenn jeder sich an Tempo 90 halten würde, käme es zu deutlich weniger Unfällen – die Autopilot-Initiative weist in diese Richtung, denn mit lebenden Menschen am Steuer ist „Maßhalten“ nur sehr schwer möglich.

  3. Alfons Van Compernolle

    Nach den Heute auf ARD und ZDF veroeffentlichten Meldung, war nicht das selbstfahrende Auto bzw. dessen technischens Versagen an dem toetlichen Ausgang Schuld, sondern das Verkehrsopfer !
    Allerdings habe ich bei dem heutigen Stand dieser Technik noch immer meine Vorbehalte und Rate zur Vorsicht!

      • „erfasste eine Frau, die die Fahrbahn außerhalb eines Fußgängerübergangs überquerte…“ Klar im Vorteil, wer lesen kann! Eindeutig die Schuld des Opfers, auch wenn es einem klugen Germanen wie Ihnen nicht ins Bild passt.

          • Der Zusammenprall war unvermeidbar stand in der Zeitung. Wenn jemand volle Kanne irgendwo rausrennt und Dir dann in Deinen Benz oder Audi EdiG, machst Du auch nichts. Jetzt halte mal den Ball flach du ewig Besserwisser. Man ey

            • @ EifelEr

              Dann hoff ich mal das es Ihnen nie passiert. Sie würden sich wundern wie schnell Ihnen zumindest eine Mitschuld nachgewiesen werden kann.
              Sei es unangepasste Geschwindigkeit oder nur Unachtsamkeit.
              Unfälle mit Personenschäden ziehen immer eine Untersuchung nach sich. Da brauchen Sie schon einen verdammt guten Anwalt um ungeschoren daraus hervorzugehen.

      • Na ja......

        „Sorry, so einen Kommentar hätte ich vom Dax und seinen Fans erwartet aber nicht von Ihnen.“

        Na ja, Dax äußert sich eher zu Bereichen wo er eine fundierte Ahnung von hat, ganz im Gegenteil zu Ihnen und einigen anderen Schreiberlingen, die zwar zu allen möglichen Themen etwas zu „blaffen“ haben, wie die Eifeler dazu zu sagen pflegen, jedoch Null bis Minus Null-Ahnung haben.

    • Na ja......

      „Nach den Heute auf ARD und ZDF veroeffentlichten Meldung, war nicht das selbstfahrende Auto bzw. dessen technischens Versagen an dem toetlichen Ausgang Schuld, sondern das Verkehrsopfer !“

      Klar war das Opfer schuld, alles andere wäre schädlich für den Ruf und die Entwicklung der sog.E-Fahrzeuge. Bei einem herkömmlichen Vehikel hätte der Fahrer vielleicht doch noch ein Ausweichmanöver versuchen können, da er das Opfer eventuell doch vor dem Zusammenstoß hätte wahrnehmen können, anders als der computergesteuerte Wagen, da sein menschliches Auge womöglich eine bessere Sicht hatte . Wie gesagt, das wird man niemals mehr erfahren, da der Computer nicht von der Polizei befragt werden kann….

  4. Zaungast

    Bei dieser ganzen Diskussion stelle ich mir doch einige Fragen:

    Wie will man garantieren, dass die komplexe Elektronik reibungslos funktioniert, und das über Jahre hinweg und unter allerlei widrigen Umständen? Wenn man schon sieht, wie manche Besitzer ihr ganz normales Auto „pflegen“, wie soll das mit voll automatisierten gehen?

    Wie ist es mit Gesten der Höflichkeit statt sturer Einhaltung der Verkehrsregeln? Ja, das gibt es zum Glück noch. Wie ist der Computer da programmiert?

    Kann der Computer Slalom fahren, um zu tiefe Gullydeckel zu umfahren, die ja bekanntlich immer in der Fahrspur liegen? Jedes Schlagloch?

    Hält er sich strikt an die Regel, dass eine durchgehende weiße Linie nicht überfahren werden darf und lässt mich dann warten, bis es einem Falschparker einfällt, sein Fahrzeug zu räumen?

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