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Neue Diskussionen zum Thema Sicherheit nach dem Todes-Crash in Francorchamps – Justiz ermittelt

01.09.2019, Belgien, Spa: Die Mutter des tödlich verunglückten französischen Rennfahrers Anthoine Hubert und dessen Bruder halten bei einer Schweigeminute den Helm von Anthoine Hubert in den Händen. Foto: Nicolas Lambert/BELGA/dpa

Nach dem tödlichen Unfall beim Formel-2-Rennen in Spa-Francorchamps hat die belgische Justiz Ermittlungen aufgenommen. Das bestätigte Staatsanwalt Gilles de Villers Grand Champs am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe darum, die genauen Umstände des Crashs zu erfahren, um sie objektiv zu analysieren.

Bei dem Unfall auf der Rennstrecke Spa-Francorchamps im Rahmen der Nachwuchsserie Formel 2 war am Samstag der 22-jährige Franzose Anthoine Hubert gestorben. Ein zweiter Rennfahrer, Juan Manuel Correa, wurde schwer verletzt. Sein Zustand ist mittlerweile wieder stabil.

Unterdessen ist nach dem tödlichen Unfall eine neue Diskussion um die Sicherheit im Motorsport entbrannt. Doch nicht nur die Formel 1 ohne Restrisiko wird es niemals geben – da sind sich Macher und Piloten einig. „Egal in welcher Rennserie, egal in welchem Auto: Das ist ein Sport für Gladiatoren, es geht um Mut, Können und Risikobewusstsein“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und ergänzte: „Wir hatten viele Jahre Glück, nicht solche Unfälle erleben zu müssen. Vielleicht haben wir vergessen, wie gefährlich der Sport ist.“

31.08.2019, Belgien, Spa-Francorchamps: Das Wrack von dem Rennwagen von Anthoine Hubert von BWT Arden nach einem schweren Unfall. Foto: Remko De Waal/ANP/dpa

Das Drama um Hubert, der am Samstag bei einem Formel-2-Rennen im belgischen Spa-Francorchamps nach einem Horror-Crash starb, hätte der Öffentlichkeit wieder vor Augen geführt, welches enorme Risiko die Fahrer eingehen. „Es wird immer gefährlich bleiben, wenn man mit diesen Geschwindigkeiten fährt“, sagte Ferrari-Jungstar Charles Leclerc nach seinem Sieg am Sonntag in Belgien. „Es wird immer Kurven geben, die sehr herausfordernd sind und gefährlich bleiben.“

Die berüchtigte Eau Rouge ist eine davon. Hubert verunglückte am Ende dieser Kurve auf dem schwierigen Kurs in den Ardennen. „Der Sport wird noch lange überschattet sein, wenn ein junger Mann sein Leben bei so einem Unfall verliert. Wir können jetzt nicht einfach zur Normalität übergehen“, sagte Wolff. Deswegen sei es verständlich, dass erneut Fragen nach mehr Sicherheit aufgeworfen werden.

26.08.2018, Spa, Grand Prix von Belgien: Die Fahrer nehmen Kurs auf die Eau Rouge, die berühmteste Kurve der Formel 1. Sie ist auch eine der gefährlichsten. Foto: Bruno Fahy/BELGA/dpa

Leclerc merkte an, dass der Motorsport-Weltverband FIA „in den letzten 20 Jahren einen starken Job gemacht hat, um für uns die Sicherheit in den Autos zu erhöhen“. Für Leclerc war es bei seinem ersten Formel-1-Triumph besonders schwierig, denn Hubert war sein langjähriger Freund. „Ihn zu verlieren, war ein großer Schock für mich. Es war wirklich schwer, den Sieg zu genießen. Hoffentlich wird mir in zwei, drei Wochen klar, was mir gelungen ist“, sagte Leclerc.

Trotz des Dramas um Hubert hatte in Spa kein Fahrer Angst, wieder ins Auto zu steigen. „Wir klappen das Visier runter – und dann sind wir im Modus“, sagte Weltmeister und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton von Mercedes. „Die FIA tut sehr viel dafür, dass wir sicher sind. Wir haben große Schritte in die richtige Richtung gemacht und gehen diesen Weg weiter.“ Heftige Unfälle mit schweren Folgen seien zur absoluten Seltenheit geworden, das sei das Resultat von gestiegenen Sicherheitsstandards und technisch stark verbesserten Fahrzeugen.

01.09.2019, Belgien, Spa-Francorchamps: Mitarbeiter heben nach einem Rennunfall den Rennwagen von Max Verstappen aus den Niederlanden vom Team Red Bull Racing mit einem Kran von der Strecke. Foto: Nicolas Lambert/BELGA/dpa

Huberts Crash sei ohnehin ganz besonders zu betrachten, sagte Wolff und sprach von einem „freak accident“. Also von einem Unfall, mit dem so niemand rechnen konnte, weil gleich mehrere unvorhersehbare Dinge zusammenkamen. Der Wagen des 22 Jahre alten Hubert stand quer auf der Strecke, als sich das Auto des Amerikaners Juan Manuel Correa mit geschätzten 270 Stundenkilometern durch die Seite ins Cockpit bohrte. Kein Material in keinem Rennwagen der Welt hätte dieser enormen Wucht des einschlagenden 620-PS-Boliden standhalten können. Allerdings wird über eine Entschärfung der Strecke diskutiert.

„Die Sicherheit wird immer verbessert, das wird niemals enden“, sagte FIA-Renndirektor Michael Masi. „Wir werden weiter intensiv forschen und Dinge, so gut wir können, verbessern.“ Auch aus dem Unfall von Hubert sollen Schlüsse gezogen werden.

Masi kündigte eine intensive Untersuchung des Vorfalls in der höchsten Nachwuchsrennserie an. Auch die FIA hat mit der Polizei und dem belgischen Automobilverband mit der Aufarbeitung begonnen. „Alle Aspekte werden beleuchtet“, sagte Masi. Ein Zeitlimit gebe es nicht, wichtig sei eine detaillierte Analyse. (dpa)

13 Antworten auf “Neue Diskussionen zum Thema Sicherheit nach dem Todes-Crash in Francorchamps – Justiz ermittelt”

  1. Latzendresser

    Wie EifelEr sagt… Das ist in einem beruf wie dem Rennsport immer möglich. Und so makaber es auch sein mag, ohne ein gewisses Risiko ist die Formel 1 nicht mehr interessant. Meiner Meinung nach ist inzwischen sogar zu viel Sicherheitsgedöns im Spiel… Wenn jemand ein Formel 1 Auto fährt muss er sich der möglichen Konsequenzen bewusst sein.

  2. Jockel F.

    Der bedauernswerte junge Mann kannte die Strecke wohl nur aus dem Simulator.
    Hier sollte nicht über Sicherheit von Fahrzeugen und Strecken diskutiert werden, sondern darüber, wie so etwas überhaupt sein kann. In meinen motorsportlich durchaus geschulten Augen ist es ein absolutes Unding, jungen Fahrern aus Kostengründen kein reales Training zu ermöglichen.

  3. Jockel F., mit Verlaub, auch in der Formel 2 gibt es genügend Trainingsläufe und die Piloten müssen sich für das Rennen auf der Strecke qualifizieren. Niemand wird aus dem Simulator auf die Strecke geschickt. Es handelt sich um einen tragischen Unfall, wie er leider immer passieren kann. 2 Sekunden später hätte Hubert vielleicht schon neben der Strecke gestanden. Leider stand er in dem Augenblick unglücklicherweise quer zur Fahrbahn und sein Kollege knallt in voller Geschwindigkeit in seine Seite. Das ist Rennrisiko und tragisch, aber die Racer wissen das so etwas immer passieren kann. Es kommen auvh in anderen Sportarten Menschen zu Tode. Das Risiko gehen z.B. Skifahrer oder Radrennfahrer auvh ein.

  4. Friedrich Meyer

    Wer Schneider wird, kann damit rechnen, dass er sich mal in den Finger sticht.
    Wer Rennfahrer wird, weiß erstens, dass er mit seinem Sport der Natur nichts Gutes tut und zweitens dass es sehr gefährlich ist.
    Mann kann aber Reich und berühmt werden…wenn man lange genug lebt.
    Ich frage mich, warum unsere Kimaretter, bei dem Thema F1, nicht auf die Barrikaden gehen, vor allem wenn mal etwas mehr Schlagzeilen als gewöhnlich über diese Rennen auftauchen.

  5. @Friedrich Meyer, das hab ich auch schon gedacht einschl. wo ist denn da die so hoch gepriesen Greta Thunberg um dagegen zu protestieren? E-Formel Rennen gibt’s ja schon, sind aber halt nicht so interessant wie die aktuellen Rennen mit Verbrennermotoren und wie oft erwähnt, jeder Sport birgt risiken und wohl ein jeder der den ausübt weiß darum.

  6. Friedrich Meyer

    Dass die E-Rennwagen sehr gewöhnungsbedürftig sein sollen, liegt wahrscheinlich daran, dass sie durch ihre vielen Akkus recht schwer sind.
    Für die Umwelt bringen die Rennen mit Elektrorennwagen auch nichts, weil die riesigen Mengen an Energie nur mit großen Diesel-Aggregaten geliefert werden kann.

    • Walter Keutgen

      Friedrich Meyer, die Motoren sind aber letztendlich leichter. Das Dreiganggetriebe scheint die Fahrer zu nerven und vielleicht die Gewichtsverteilung. Eigentlich brauchen Elektroautos kein Getriebe bzw. ein Einganggetriebe. Die Industrie benutzt die Rennen für Entwicklungen zur Serie, mehr als die klassische Formel 1, wo mir alles ausgereizt scheint.

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