Gesellschaft

Die Welt erinnert an das Massaker von Srebrenica vor 20 Jahren – Eklat bei Gedenkfeier

Ein Gräberfeld in Srebrenica im Osten von Bosnien und Herzegowina. Foto: dpa

An diesem 11. Juli gedachte die Welt des Massakers von Srebrenica. Es war und ist das schwerste Kriegsverbrechen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. In der Stadt im Osten von Bosnien und Herzegowina wurden im Juli 1995 zum Ende des Bosnienkrieges rund 8000 Menschen – größtenteils Jungen und Männer im Alter zwischen 13 und 78 Jahren – getötet.

Srebrenica wurde nach Ausbruch des Bürgerkriegs zur Zufluchtsstätte vor allem für bosnische Muslime. Die Vereinten Nationen hatten das Gebiet zur Schutzzone erklärt, in der niederländische Truppen Sicherheit gewährleisten sollten. Doch den rund 350 Blauhelmen reichten weder das UN-Mandat noch die Ausrüstung, um diesen Schutz sicherzustellen.

Am 11. Juli 1995 fielen serbische Einheiten Militärchefs Ratko Mladic in die bosnisch-muslimische Enklave ein. Rund 8000 Menschen, überwiegend Muslime, wurden getötet und in Massengräbern verscharrt. Um die Taten zu verschleiern, wurden die Toten in den folgenden Wochen mehrfach umgebettet.

UN-Tribunal verurteilte bisher 14 Angeklagte

Das UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien in Den Haag stufte die Verbrechen als „Völkermord“ ein. Chefankläger ist seit 2008 der Eupener Jurist Serge Brammertz.

Im Marmor gemeißelte Namen der Opfer in der Gedenkstätte Potocari in der Nähe von Srebrenica (Bosnien-Herzegowina). Foto: Shutterstock

Im Marmor gemeißelte Namen der Opfer in der Gedenkstätte Potocari in der Nähe von Srebrenica (Bosnien-Herzegowina). Foto: Shutterstock

Das Jugoslawien-Tribunal hat wegen der Verbrechen nach dem Fall von Srebrenica 20 Tatverdächtige angeklagt, 14 wurden verurteilt, davon mehrere zu lebenslangen Strafen.

Der erste Prominente, der 1998 verhaftet wurde und wegen Srebrenica vor dem Tribunal erscheinen musste, war Radislav Krstic. Das Urteil gegen Krstic lautete in letzter Instanz 35 Jahre Haft wegen Beihilfe zum Genozid – unter anderem hatte er Soldaten seiner Einheit für den Völkermord zur Verfügung gestellt.

Ex-General Ratko Mladic und sein politischer Vorgesetzter Radovan Karadzic blieben Jahre auf der Flucht. 2008 wurde Karadzic, 2011 Mladic verhaftet.

Milosevic erlebte sein Urteil nicht mehr

Im kommenden Herbst, mehr als zwanzig Jahre nach dem Genozid, wird das Urteil gegen Karadzic erwartet. Beim Prozess gegen Mladic wurden in Den Haag schon mehr als 330 Zeugen gehört. Aber das Hauptverfahren wird wohl dieses Jahr noch nicht beendet werden können. Das Urteil soll erst Ende 2017 fallen.

Ein Forensiker untersucht Knochnreste nach der Aushebung eines Massengrabes in Srebrenica. Foto: Shutterstock

Ein Forensiker untersucht Knochnreste nach der Aushebung eines Massengrabes in Srebrenica. Foto: Shutterstock

Der prominenteste Angeklagte hat sein Urteil nicht mehr erlebt: Slobodan Milosevic. Er starb 2006 nach vier zähen Prozessjahren in seiner Zelle im UN-Gefängnis von Scheveningen an einem Herzinfarkt – wohl auch deshalb, weil er die ihm verordneten Medikamente über lange Zeit bewusst falsch eingenommen hatte. Milosevic wollte womöglich seine Verurteilung selbst nicht miterleben.

Belgrad, das die Serben in Kroatien und Bosnien unterstützte, hat jahrelang jede Verantwortung für Kriegsverbrechen in den beiden Nachbarländern abgestritten. Erst 2010 entschuldigte sich das Parlament Serbiens für das Massaker in Srebrenica. Allerdings vermieden auch die Abgeordneten in Belgrad in ihrer Erklärung das Wort „Völkermord“.

Am Samstag gedachte Srebrenica der 8000 Opfer des Massakers vor 20 Jahren. An der Gedenkfeier nahmen auch zahlreiche Staats- und Regierungschefs teil, darunter der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic. Dieser wurde bei der Feier angegriffen. Vucic legte gerade ein Blumengebinde am Mahnmal nieder, als Demonstranten damit begannen, Steine und andere Gegenstände nach ihm zu werfen. Abgeschirmt von seinen Leibwächtern musste sich der serbische Regierungschef vom Gedenkort entfernen.(cre)

"Mladic, Schlächter von Stebrenica" steht auf dem Transparent eines Demonstranten vor dem UN-Tribunal in Den Haag. Foto: Shutterstock

„Mladic, Schlächter von Srebrenica“ steht auf dem Transparent eines Demonstranten vor dem UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien in Den Haag. Foto: Shutterstock

37 Antworten auf “Die Welt erinnert an das Massaker von Srebrenica vor 20 Jahren – Eklat bei Gedenkfeier”

  1. „Srebrenica wurde nach Ausbruch des Bürgerkriegs zur Zufluchtsstätte vor allem für bosnische Muslime.“

    Zuerst hatten die Muslime 1200 serbische Frauen und Kinder massakriert, aber die Muslime sind ja immer die Opfer.

    „Das UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien in Den Haag stufte die Verbrechen als „Völkermord“ ein. Chefankläger ist seit 2008 der Eupener Jurist Serge Brammertz.“

    Es geht darum, den Angriffskrieg der Nato gegen Jugoslawien zu rechtfertigen, dafür kann man die Serben nicht düster genug zeichnen. Ein Eupener Jurist passt da gerade richtig.

    “ Er starb 2006 nach vier zähen Prozessjahren in seiner Zelle im UN-Gefängnis von Scheveningen an einem Herzinfarkt – wohl auch deshalb, weil er die ihm verordneten Medikamente über lange Zeit bewusst falsch eingenommen hatte. Milosevic wollte womöglich seine Verurteilung selbst nicht miterleben.“

    Dreister kann man nicht lügen. Milosevic wurde durch Falschbehandlung ermordet, weil im Prozess alle Anklagepunkte nacheinander zusammenfielen, man wollte sich die Peinlichkeit eines Freispruchs ersparen.

    Keiner spricht davon, daß alle Serben aus Kroatien vertrieben wurden, daß Izetbegovic ein rein muslimisches Bosnien anstrebte, nein, an allem gibt man den Serben die Schuld.
    Wenn die Serben „Völkermord“ begangen haben, dann auch die Kroaten und die Muslime.
    Von „Völkermord“ wurde schwadroniert, weil Clinton einen Vorwand für den Angriff brauchte.
    Bei einem wirklichen Völkermord wie 1994 in Ruanda hat Clinton alles getan, das G-word zu vermeiden, um nicht eingreifen zu müssen. Da hat dieser feine Sexgangster aus dem Weißen Haus mal eben 800.000 Tutsis verrecken lassen, obwohl eine Intervention militärisch sehr einfach gewesen wäre.

    • Es war ein Bürgerkrieg, da hat jeder gegen jeden gekämpft. Glauben Sie nur weiter das Märchen von den bösen, bösen Serben. Das deutsche Fernsehen hat die 90er Jahre ständig gegen Serbien gehetzt und war damit bei vielen Zuschauern erfolgreich. Wobei die deutsche Berichterstattung zu Serbien im Prinzip seit 1914 unverändert ist. Aber da für einen nicht kleinen Teil des Publikums des deutschen Fernsehens Serben eh Untermenschen sind, zählen für die serbische Opfer auch gar nicht.

    • Ostbelgien Direkt

      @ Marc Van Houtte: Die Aussagen von nmm sind meiner Ansicht nach polemisch und vor allem falsch. Ich gehe mal davon aus, dass er sie gemacht hat, um zu provozieren. Eine Leugnung des Holocaust ist aber etwas anderes. Gruß

      • Marc Van Houtte

        Ob die Anfangszahl 6 Millionen ist und dann Verharmlost wird oder bei Baudimont oder sie von nur 500 Leichen in Sebrenica spricht ist nicht das gleiche sondern zielt in die Richtung und ist den Opfern nicht würdig.

        • Jockel Fernau

          Es ist unglaublich, welche Vergleiche Sie hier heran ziehen!

          1. Die Opferzahlen von Srebrenica sind ungeklärt.
          2. Offiziere der Armee Bosnien-Herzegowinas sprachen von 2000 bis 3000 Gefallenen auf Seiten der 28. Division. Auch die liegen mit Schussverletzungen in den Massengräbern.
          3. Das DRC in Sarajevo muss immer wieder einräumen, dass Opfer, die auf der offiziellen Verlustliste stehen, noch leben.
          4. Oric ließ im allgemeinen Chaos eine Säuberungsaktion unter politischen Gegnern (SDA) durchführen. Wie viele Opfer es gab, ist nicht bekannt.
          5. Die Serben verschonten den SDA-Chef von Srebrenica und ließen ihn nach Tuzla gehen. Sieht so eine ethnische Säuberung aus?

          Die Angelegenheit ist ungeklärt, ob es Ihnen passt oder nicht! Und gerade deshalb sind Ihre Vergleiche mit dem Holocaust schändlich und moralisch zutiefst verwerflich!

  2. ArmesWestEuropa

    Und ich möchte gern – nee, eigentlich, lieber nicht… – wissen wieviele von diesen Kriegsverbrechern aus dem ehemaligen Yugoslawien sich inzwischen hier tummeln – und hier kriminell aktiv sind… Denn seit dem Exodus nach der ultraschlauen Bombardierung von Sarajevo durch die ach so tolle NATO, hat sich die Gewaltkriminalität – auch bei kleinen Deliktebn – hier etabliert. Es hieß bereits schnell, Mitte 1990er Jahren, bei Jugendlichen, daß es auf Feten und Parties immer mehr Problem mit den „Yugos“ gab…

  3. Jockel Fernau

    nmm wird hier zum quasi-Holocaust-Leugner gemacht? Es ist ziemlich klar, wer hier zu weit geht und zugleich nicht die geringste Ahnung von den geschichtlichen Zusammenhängen hat!
    In der UN-Schutzzone befanden sich interessanterweise nicht nur Zivilisten, sondern auch die 28. Division der Armee Bosnien-Herzegowinas. Diese Division war unter anderem für das Massaker von Kravica an serbischen Christen am 07.01.1993 verantwortlich. Diese Division bestand aus bosnischen Dschihadisten, die mindestens 200 Dörfer niederbrannten und Kirchen und Friedhöfe schändeten. Dass das Drina-Korps der VRS (15.000 Mann) diesen Typen an den Kragen wollte, ist angesichts der Umstände wohl mehr als verständlich. Zudem konnte von „entmilitarisierter Zone“ keine Rede sein.
    Weiterhin ist interessant, dass der Kommandeur des holländischen Unprofor-Kontigents, Karremans, sehr wohl gewillt war, mit seinen 500 Mann dem haushoch überlegenen VRS entgegen zu treten. Allerdings versagte man ihm die Luftunterstützung. Dafür verantwortlich war Jacques Chirac.
    Wir fassen zusammen: Erst lässt es der Westen zu, dass Dschihadisten serbische Zivilisten massakrieren, dann lässt man einen rachedurstigen VRS nach Srebrenica hinein. Meine Vermutung ist, dass in dieser Angelegenheit noch einiges an Klärungsbedarf besteht!

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