In seinem neuen Buch „Grenzland Eifel“ befasst sich Autor Michael Heinzel erneut mit einem Landstrich, der in den vergangenen zwei Jahrhunderten mehrfach seine staatliche Zugehörigkeit wechselte.
Das führte Jahrzehnte lang zu einem Lebensgefühl der Ortsansässigen „zwischen Baum und Borke“. Im Osten Belgiens und im Westen Deutschlands gelegen, stand das Gebiet nach dem Zweiten Weltkrieg einige Jahre lang unter der belgischen Auftragsverwaltung des Generals Paul Bolle, was ihm den landläufigen Namen „Bollenien“ einbrachte.
Der Autor beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dieser Region und knüpfte zahlreiche persönliche Kontakte. Die versetzen ihn in die Lage, neben den historischen Fakten auch über deren Bewohner authentische Geschichten zu erzählen, die bis in die Postkutschenzeit zurück reichen.
Heute beschränkt sich die mediale Wahrnehmung Belgiens in Deutschland hauptsächlich auf terroristische Vorkommnisse oder die beiden Atomkraftwerke. Dabei hat das belgisch-deutsche Grenzland interessante Gemeinsamkeiten in seiner jüngeren Vergangenheit.
Demnach sollte es im Grenzland keine Sprachprobleme geben, denn in Ostbelgien ist Deutsch Amts- und Unterrichtssprache. Trotzdem fallen Deutsche bisweilen mit der naiven Frage auf, ob man hier „Belgisch“ spräche….
Das gut 120 Seiten starke Buch erzählt u.a. anhand von 25 markanten Abbildungen in Schwarzweiß die historischen Interaktionen beider Länder anhand der Geschichte einer fiktiven Familie, die durch das politische Wechselspiel in sechs Jahrzehnten sechsmal ihre Nationalität gewechselt hat.
Fiktion und gewesene historische Realität werden in einer Collage verwoben. Michael Heinzel zeigt dem Leser, dass die deutsch-belgische Vergangenheit genug Spannendes aufzuweisen hat. Der Autor verfolgt das Ziel, Jüngeren den Blick darauf zu lenken, was auf dem Spiel steht, wenn wieder nationale Egoismen zur politischen Handlungsmaxime werden. Die Grenzländer würden das zuerst zu spüren bekommen, denn gerade hier haben sich Gemeinsamkeiten in den letzten Jahrzehnten besonders eindrucksvoll entwickelt.
Der Autor überzeugt vor allem durch seine regionalhistorischen Kenntnisse. Er versteht es, den Leser mit seinem leicht verständlichen Schreibstil in seinen Bann zu ziehen. Michael Heinzel, Jahrgang 1950, befasst sich übrigens seit Jahrzehnten mit der Eisenbahn-Historie der Eifel.
2016 ergab sich eher zufällig der Zugang zum Nachlass von General Paul Bolle im Eupener Staatsarchiv, eine aufschlussreiche Quelle zum Verständnis der jüngeren Vergangenheit unserer beiden Länder.
Dieses Wissen und die Erzählungen der Alten narrativ so zu verbinden, dass es auch jüngere und historisch weniger interessierte Leser anspricht, war sein Anliegen und sein Anspruch. Und das ist ihm mit seinem neuen Werk gewiss gelungen. GERD HAVENITH
Michael Heinzel „Grenzland Eifel“ • Eifel Verlag, Jünkerath
Hardcover • 128 Seiten • ISBN 978-3-943123-39-5 • 12 Euro
Danke für diesen interessanten Hinweis.
„Die historischen Interaktionen beider Länder“: interessanter wären da die Aktionen der Einwohner dieses Landstriches sowie deren Beweggründe.
Fiktion auf 120 Seiten in leicht verständlichem Schreibstil: entspricht dem Geschmack der heutigen Zeit.
Quelle: der Bolle-Nachlass, dem Auftragsverwalter der Belgier. Bolle wurde 1949 mit der vorläufigen Verwaltung der an Deutschland abgetretenen Grenzorte beauftragt. Hier war das geschmähte Grenz-Echo (15/9/2016) etwas präziser; sicher dank des DG-Sponsorings.
https://www.grenzecho.net/art/region/ostbelgien-im-rueckblick-paul-bolle-verwaltete-sein-bollenien
Der Artikel hier „bevorzugt“ den Bezug auf Ostbelgien.
Viele wissen ja gar nicht, dass es dieses Kuriosum „Bollenien“ überhaupt gab. Der Buchautor hat jedenfalls viel Amüsantes und Spannendes zu berichten. Das Buch ist wahrlich ein Kleinod.
Gut recherchierte Regionalgeschichte und persönliche Schicksale machen das Buch wertvoll.
Genau. Das Buch ist wertvoll wegen der regionalhistorischen Raritäten.
Die regionalhistorischen Kenntnisse des Autors Michael Heinzel sind wirklich beachtlich.