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Größeres Angebot, mehr Komfort und Pünktlichkeit: Zugfahren soll in Belgien deutlich attraktiver werden

Illustrationsfoto: Pixabay

Nach mehreren Monaten intensiver Verhandlungen zwischen der Föderalregierung und dem Verwaltungsrat der Eisenbahngesellschaft SNCB wurde der Geschäftsführungsvertrag der belgischen Bahn für die nächsten zehn Jahre (2023-2032) am Freitag vom Ministerrat verabschiedet.

Dies ist schon deshalb ein kleines Ereignis, weil der letzte Vertrag 2012 (!) ausgelaufen war. Laut dem föderalen Minister für Mobilität, Georges Gilkinet (Ecolo), hat der Eisenbahnsektor in Belgien noch nie so viele Mittel und so klare und ehrgeizige Ziele von einer Regierung erhalten wie jetzt.

Insgesamt wurden 12 Leistungsindikatoren festgelegt. Dazu gehören u.a. die Pünktlichkeit, die Zahl der ausgefallenen Züge, die Kundenzufriedenheit, die Zahl der Fahrgäste pro Kilometer, die Zahl der Bahnhöfe und der Parkplätze für Fahrräder und Autos sowie der CO2-Fußabdruck.

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Der Zug aus Ostende fährt in den Eupener Bahnhof ein. Foto: OD

Die SNCB gibt an, dass die ehrgeizigen Ziele jährlich überwacht werden. Der Vertrag sieht darüber hinaus eine Zwischenbewertung der Ergebnisse zur Halbzeit vor.

Auch mit dem Unternehmen Infrabel, das im Auftrag der SNCB das Schienennetz in Belgien verwaltet, wurde ein Geschäftsführungsvertrag abgeschlossen. Nachfolgend einige der vereinbarten Zielsetzungen für den Zeitraum 2023-2032:

– Züge bis zu 19 Stunden am Tag: Konkret soll das Angebot von 83,4 Millionen gefahrenen Kilometern um 10 Prozent auf 91,6 Millionen Kilometer im Jahr 2032 erhöht werden. Belgien verpflichtet sich, zwei Züge pro Stunde und pro Richtung auf den Hauptverkehrsachsen oder sogar doppelt so viele um die Großstädte herum anzubieten.

Der Geschäftsführungsvertrag sieht für die großen Städte und deren Umgebung mehr Züge pro Stunde vor, aber auch frühere und spätere Zugverbindungen, um mindestens 16 Stunden am Tag abzudecken (im Vergleich zu 14 Stunden heute).

– Preiswerter Reisen: Bei den Fahrpreisen gibt es ermäßigte Preise für Gruppen ab 4 Personen, eine Senkung des Fahrradzuschlags in Nebenzeiten und neue Abonnements für Telearbeiter oder Schüler mit alternierendem Sorgerecht, um nur einige Beispiele zu nennen.

Ein Parkhaus für Fahrräder. Das größte Fahrrad-Parkhaus Europas will die belgische Bahn am Bahnhof von Gent bauen. Foto: Patrick Pleul/zb/dpa

– Zugänglichere Bahnhöfe: Die SNCB will mehr behindertengerechte Bahnhöfe. So soll deren Zahl von 88 im Jahr 2021 auf 176 im Jahr 2032 erhöht werden.

– Mehr Abstellplätze für Fahrräder: Der Schwerpunkt wird auch stärker auf Zug-zu-Fahrrad-Fahrten gelegt. Von 112.700 Fahrradabstellplätzen im Jahr 2022 soll die Zahl in zehn Jahren auf 164.000 gesteigert werden. Es soll auch mehr Fahrradplätze in den Zügen geben.

– Komfortablere Züge: SNCB und föderale Regierung verpflichten sich dazu, 50 Prozent des rollenden Materials zu erneuern, dessen Durchschnittsalter derzeit bei 25 Jahren liegt. Der neue Geschäftsführungsvertrag sieht außerdem mehr Komfort für die Fahrgäste vor (mehr Beinfreiheit, eine Klimaanlage in 94 Prozent der Züge, einen besseren GSM-Empfang an Bord oder auch eine höhere Aufnahmekapazität, auch für Personen mit eingeschränkter Mobilität). Belgien erwartet eine stärkere Nutzung des Zuges und plant daher schon jetzt die Schaffung von 30.000 zusätzlichen Sitzplätzen.

– Pünktlichere Züge: Die Pünktlichkeit, die nach wie vor ein großes Manko der belgischen Eisenbahn ist, wird ebenfalls als eine der vorrangigen Herausforderungen bezeichnet. (cre)

11 Antworten auf “Größeres Angebot, mehr Komfort und Pünktlichkeit: Zugfahren soll in Belgien deutlich attraktiver werden”

  1. Magere Kuh

    Die Eisenbahngesellschaft ist eines der Kranken Tiere bei uns, genau so wie der Strassenbau! Da läuft alles was nicht laufen kann, schief! Die lernen es nie! Aber sie machen was sie wollen! Was mögen die SNCB Chefs wohl für Salairs kriegen!? Wetten das!?

    • Tschöfftschöff

      Gegen die (teure) deutsche Chaos- und Pannenbahn und die Streikexperten in Frankreich finde ich die Bahn in Belgien noch „nicht zu schlecht“… Angebot verbessern, Nahverkehrszüge in Brüssel und Antwerpen einführen und vor allem nicht die Anbindung von Eupen abschaffen sondern eher nach Osten erweitern wäre aber sehr wichtig!

  2. 9102Anoroc

    Größeres Angebot, mehr Komfort und Pünktlichkeit…..

    Hähä, Da bleibt dem Staat auch nichts anderes übrig .
    Der Staat schließt einen illegalen Deal mit der Autoindustrie ab , und Diese baut in Zukunft nur noch Fahrzeuge die sich die Mehrheit nicht leisten können , oder auf Kosten der Sicherheit ein hohes Risiko beim Kauf eines Elektrofahrzeugs eingehen.

    Also müssen Alternativen her bei denen man natürlich zu den hier beschriebenen Vorteilen vergisst zu erwähnen, dass das ganze Projekt nur möglich ist, mit Subventionen von hunderten Millionen Euro , die der Steuerzahler und letztendlich der Kunde bezahlen wird.
    Da kann man sich gerne die Peinlichkeit ersparen preiswertere Reisen zu erwähnen.
    Wieder ein Trick um teures preiswert erscheinen zu lassen.
    Nein , Wir haben keine Inflation, überhaupt nicht, alles nur Einbildung.
    Brüssel muss endlich lernen, den Weg zurück in einer funktionierenden Wirtschaft zu finden , ohne sich von der Wirtschaft bestechen zu lassen , oder aufhören Berater zu engagieren ,die nicht im Sinne der Bevölkerung berät , sondern ausschließlich im Sinne der Wirtschaft.
    Züge fahren nicht bis auf das Firmengelände wo die Leute arbeiten und für Schichtarbeiter wird das Problem sowieso nicht von der SNCB gelöst werden können.
    Wenigstens nicht zu günstigen Tarifen ohne durch die Hintertür den Kunden durch den Erhalt von Subventionen zu betrügen.

  3. Hauptsache wird besser wie in Deutschland:

    Bahn-Chef kassiert satte Gehaltserhöhung – dabei ist die Bahn so unpünktlich wie noch nie

    Die Deutsche Bahn war wohl in diesem Jahr so unpünktlich wie nie zuvor. Bahn-Chef Richard Lutz wird trotz der schlechten Leistung seines Konzerns 2023 90.000 Euro mehr kassieren.

    Berlin – Er verdient mehr als doppelt so viel wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): Richard Lutz, Vorstandschef der Deutschen Bahn, ist Spitzenverdiener unter den Chefs bundeseigener Unternehmen und Anstalten – mit einem Jahresgehalt von 900.000 Euro. Auch weitere Vorstände der Bahn kassieren teilweise mehr Geld als der Kanzler.

    2023 steigt das Gehalt für Lutz sogar noch: Dann kassiert er 90.000 Euro mehr – und bekommt damit eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent, wie die Bild berichtet. Gleichzeitig sind Kunden wegen der Verspätungen und Zugausfälle unzufrieden mit der Bahn. Die Deutsche Bahn könnte in diesem Jahr sogar so unpünktlich gewesen sein wie nie zuvor.

  4. Peter Müller

    Warum in die ferne schweifen ,wenn das schlechte liegt so nah.

    Die Unpünktlichkeit der belgischen Bahn soll bis 2026 anhalten
    Die noch auszuhandelnden Geschäftsführungsverträge zwischen der belgischen Bundesregierung und der Bahngesellschaft NMBS/SNCB werden nicht dazu führen, dass sich die Pünktlichkeit der Züge in unserem Land verbessert. Dies erscheint aus den angepassten Plänen des Infrastruktur-Dienstleisters der Bahn, Infrabel. Grund dafür ist offenbar, dass im aktuellen Bundeshaushalt die zusätzlichen Mittel für die Bahn zurückgeschraubt worden sind.

    Aus diesem Grunde müsse Infrabel Einsparungen beim Unterhalt des Schienennetzes durchführen. „Es wird zuerst eine Verschlechterung und danach eine Stabilisierung der Leistungen des Schienennetzes geben,“ so Infrabel. Das bedeutet im Klartext, dass die Züge in Belgien bis mindestens 2026 weiter so unpünktlich sein werden, wie das derzeit der Fall ist.
    Ein nicht unwichtiger Grund für die Verspätung und die Streichung von Zügen sei die Folge von defekten Gleisen oder Oberleitungen, so Infrabel weiter. Der Bahninfrastruktur-Dienstleister geht davon aus, dass es bis etwa 2030 dauern werde, bis es keinen einzigen Gleisabschnitt mehr gebe, auf denen Züge langsamer fahren müssten, weil die Gleise oder die Oberleitung in schlechtem Zustand seien.
    Das eigentliche Ziel der NMBS/SNCB-Gruppe war, dass der Unterhaltsrückstand auf den belgischen Gleisnetz bis 2025 abgearbeitet werden würde.

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