Zwischenruf

An die Kollegen des Grenz-Echo!

(Betrifft: Berichterstattung von Martin Klever und Lutz Bernhardt über den Fall einer versuchten Kindesentführung in Raeren, Grenz-Echo vom 19.11.2014)

Lieber Martin, lieber Lutz!

Ich möchte jetzt wirklich nicht als Besserwisser auftreten. Weil ich aber am Dienstag schon etwas Ärger bekommen habe, nachdem ich in dem Bericht über den Fall der versuchten Kindesentführung in Raeren auf „Ostbelgien Direkt“ das Wort „angeblich“ verwendet hatte, muss ich jetzt, nachdem ich die Titel im Grenz-Echo gelesen habe, ein paar Anmerkungen machen.

So leid es mir tut, aber beide Titel in der heutigen Ausgabe des Grenz-Echo sind nicht korrekt. Ich finde, bei allen Emotionen, die dieser Fall ausgelöst hat, sollten die Medien klaren Kopf behalten – vergleichbar mit einem Richter in einem hochemotionalen Fall. Auf die Fakten kommt es an!

Keine Spur und keine Augenzeugen

Auf Seite 1 des Grenz-Echo von Mittwoch lautet der Titel: „Unbekannter wollte Kind ins Auto zerren“. Und auf Seite 7 heißt es: „Hilfeschrei schlug Mann in die Flucht“.

Beide Titel sind im Grenz-Echo ohne Anführungszeichen versehen. Das sind aber Aussagen der Mutter, die selbst nicht direkt Augenzeugin war, sondern sich auf die Aussagen ihrer Tochter beruft.

Um nicht missverstanden zu werden: Es kann ja so gewesen sein, aller Wahrscheinlichkeit nach war es auch so. Aber dann muss man dies auch als Aussage kennzeichnen und nicht so tun, als sei das alles bereits Fakt. Laut Eupener Staatsanwaltschaft gibt es keine Augenzeugen.

Die Kollegen vom BRF haben das handwerklich ganz richtig gemacht. Auf der Internetseite lautet der Titel: „Mutter berichtet über versuchte Kindesentführung in Raeren“.

Mag sein, dass dieser Titel sehr nüchtern ist, meinetwegen sogar etwas zu nüchtern. Aber er ist journalistisch absolut korrekt.

Journalismus ist auch ein Handwerk

Das wollte ich in aller Kollegialität und gegenseitigem Respekt anmerken. Das soll nicht bedeuten, dass man die Aussagen der Mutter anzweifelt.

Mag sein, dass dies jetzt etwas kleinkariert und besserwisserisch rüberkommt, aber Journalismus ist auch ein Handwerk. Und handwerklich ist es so, wie es im Grenz-Echo dargestellt wurde, nicht in Ordnung.

Wenn sich in unserer heutigen Internetwelt Journalisten (oder Richter) immer von Emotionen leiten ließen, würden wir unserer Aufgabe nicht gerecht. In der Berichterstattung muss man sich schon an die Fakten halten.

Ich hätte Euch das hier auch einfach per E-Mail schreiben können. Ich denke aber, dass es hin und wieder nicht schaden kann, auch noch einmal in aller Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen, dass ein Journalist ganz bestimmten Regeln verpflichtet ist. Und da kommt es mitunter auch auf kleine Details (mit großer Wirkung) an.

Mit kollegialen Grüßen

GERARD CREMER

Siehe auch Artikel „Fall von versuchter Kindesentführung in Raeren“

 

60 Antworten auf “An die Kollegen des Grenz-Echo!”

  1. Mischutka

    Darf ich bitte noch hinzufügen :
    Gestern lief im WDR-Fernsehen ein Beitrag über dieses Thema. (Aussage Mutter – in Raeren gedreht), sowie Kommentar der Staatsanwaltschaft Eupen. Jeder, der diesen Beitrag nicht gesehen hat, kann das im Internet unter „Lokalzeit Aachen / 18.11.2014“ nachholen.
    MfG.

    • WDR kann mich mal

      Wdr kann mich mal. Das Thema wird da natürlich gerne aufgegriffen. Wenn man etwas negatives über Belgien berichten kann, sind die ganz vorn mit dabei.
      Dann solltet ihr euch mal das angucken.
      Wir sind alle Rabeneltern
      http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-aachen/videointernatfuerdreijaehrige100.html

      Oder hier Autodiebstahl… ab Minute 1:20…die Grenznähe ist schuld
      http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-aachen/videointernatfuerdreijaehrige100.html.

      Bei uns käme keiner auf die Idee die zahlreichen Einbrüche auf die Grenznähe zu D oder NL zu schieben.

      • WDR objektiv

        Sie haben offenbar ein Minderwertigskeitsproblem, lieber „WDR kann mich mal“. Immerhin wird im WDR noch Recherchejournalismus betrieben und ein wenig kritisch hinter die Kulissen geguckt. Natürlich ist die Grenznähe für (Auto)diebe von Vorteil, weil die Strafverfolgung dadurch erschwert ist, dass verschiedenen Länder an edr STrafverfolgung beteiligt sind und sich gegenseitig informieren und kurz schleißen müssen. DA geht wertvolle Zeit für die Polizei verloren – zu Gunsten der Straftäter. Und so sind Räuber, Diebe, Entführer,…. die ins Nachbarland flüchten erstmal den Behörden eine Nasenlänge voraus. Da sind alle Medien hüben und drüben sich einig. Ich empfehle Ihnen, ein wenig objektiver zu zu hören und zu gucken! Und zwar bei deutschen UND belgischen Medien. Und bitte nicht gleich los schießen mit nicht fundierter Kritik an den deutschen Medien!

        • WDR kann mich mal

          @WDR objektv

          Sie haben sich die Beiträge nicht angeguckt!
          In Belgien ist es üblich, dass man seine Kinder mit 3 Jahren ins Internat bringt, …während sich jede deutsche Mutter ins Dekoltee fasst und sagt :“Nein, ich gebe mein Kind nicht weg“…ist das für belgische Mütter völlig normal….

          Hallo, erzählen Sie nichts von gut recherchiert.

          • @ WDR kann mich mal

            Wer sagt „In Belgien ist es üblich…..“ Es ist möglich. Na und? Es gibt auch andere Möglichkeiten aber nicht jedes Kind hat eine Oma die es beaufsichtigen kann. Kennen Sie jemand aus Ihrer Umgebung der sein Kind auf ein Internat gibt? Und „Expertenmeinung im Fernsehn. Das ich nicht lache. Fragen Sie 5 Experten nach Ihrer Meinung und Sie werden 5 verschiedene Meinungen bekommen.
            Das selbst der letzte Kleinkriminelle mitbekommen hat das im Grenzland auf der anderen Seite der Grenze erst mal Ruhe ist, liegt nicht am Nachbarn sondern daran das in den meisten Fällen bei grenzüberschreitenden Ermittlungen der Dienstweg an der Grenze zur Sackgasse wird.

        • Der rote Hetzsender WDR ist von den schlechten deutschen Sendern einer der schlechtesten.
          Da wird überhaupt nicht recherchiert und dann möglichst objektiv berichtet, da betreibt man Propaganda von morgen bis abends.

    • Ehemaliger Schulgänger

      Also echt! Sind Sie, bzw. möglicherweise Ihre Kinder nie alleine zu Fuß zur (Volks)-schule gegangen, oder in irgendeinen Dorfladen geschickt worden? Das ist doch in ländlichen Gebieten nichts Außergewöhnliches.
      Wenn wir als Eltern hinter jeder Hecke oder Mauer einen Straftäter vermuten, der Kindern Böses will, können wir sie
      gleich einsperren oder einen Bodyguard
      verpflichten für diejenigen, die es sich leisten können.

    • Ja Mario, sie haben so recht, es ist leider heutzutage so, dass man eben keine kleinen Kinder alleine zur Schule gehen lassen kann. Sechsjährige sind noch halbe Babys und brauchen Aufsicht ! Es ist ja schon halb dunkel nach Schulschluss.

  2. Herr Cremer,
    Ihre Ratschläge an die Grenz-Echo-Journalisten in Bezug auf deren Formulierungen in der infrage kommenden Berichterstattung kann ich nachvollziehen.
    Wenn ich dies jedoch allgemein betrachte, könnten Sie jeden Tag mehrere mails
    an sehr vielen Medien senden….
    Viel wesentlicher erscheint mir, dass
    solche Ereignisse wie in Raeren in der Tat möglich sind. Ob jetzt die „Überbringer der Nachricht“ , sprich die Medien, eine
    korrekte einwandfreie Formulierung
    anwenden oder nicht, ist meiner Meinung nach dann zweitrangig.Dem betroffenen Kind und deren Eltern werden journalistische Formulierungen vermutlich
    wenig oppertun erscheinen. sie haben andere Sorgen

  3. brigitte wiechert

    ich bin auch mutter von drei kindern und ich bin echt geschockt was in raeren vorgefallen ist mein mitgefühl gilt den lEltern und dem Kind. Es gibt Momente im leben wo man seine kinder nicht immer beaufsichtigen kann kinder sollen in ruhe Draussen spielen dürfen aber es gibt den Erwachsenen noch lange nicht das recht sich kinder wie frei freilaufendes wild zu fangen, kinder sind keine wegwerf ware sie sind unser leben man solte kinder respektieren und schützen

  4. Dass die Medien immer oberflächlicher werden und es mit den Fakten oft nicht so genau nehmen, ist eine Entwicklung, die man schon lange beobachten kann, vor allem wenn man selbst betroffen ist oder wenn man sich in einer Sache auskennt.

    • Kettenis1

      @Super, „dass die Medien immer oberflächlicher werden….“ kürzlich erlebte eine mir bekannte Person das Gegenteil seitens einem hier zitierten GE-Journalisten. Aufgrund einer aktuellen Begebenheit hatte o.e. Person 2x sich bemüht, einen Leserbrief zu veröffentlichen, 2xwurde dies vom selben Journalisten verhindert

  5. Jugendlicher

    Herr Cremer, mich wundert, dass Sie die Vorgehensweise des Grenz-Echos nach so Stunts wie Nathalie Wimmer immer noch verwundert…
    Ich bin der Meinung, dass es stimmt, dass das Grenz-Echo populistische Titel gebraucht um mehr Zeitungen zu verkaufen. Aber das ist doch schon viel weniger schlimm als die Schlagzeilen selber zu kreieren. Aber immer noch nicht in Ordnung.

  6. Ostbelgien Direkt

    Noch eine Info, die vielleicht erklärt, weshalb und wie dieser „Standpunkt“-Artikel überhaupt zustande kam: Am Dienstagabend wurde „Ostbelgien Direkt“ auf Facebook ziemlich massiv kritisiert, weil in der Einleitung ursprünglich geschrieben stand: „Die Eupener Staatsanwaltschaft ermittelt über einen (angeblichen) Fall von versuchter Kindesentführung in Raeren.“ Anstoß wurde an dem Wort „angeblich“ genommen. „Angeblich“ steht für „nach Angaben von…“ – im vorliegenden Fall „nach Angaben von… der Mutter“. Das „angeblich“ wurde nachträglich eingebaut, weil die Eupener Staatsanwaltschaft gegenüber dem BRF erklärt hatte, es gäbe keine konkrete Spur und keine Augenzeugen. So dachten wir, es sei journalistisch eben korrekt, das Wort „angeblich“ zu verwenden. Später haben wir es rausgenommen, weil einige Leser diesen Begriff als störend bzw. verwerflich empfanden. Kann ich auch verstehen, war auch kein Problem. Dann stellte ich aber heute Morgen fest, dass da zwei Titel in der Zeitung standen, die nicht den Fakten entsprachen, weil eine Aussage als Tatsache hingestellt wurde. Da habe ich mir erlaubt, dies den Kollegen in Form eines „Standpunkt“-Artikels mitzuteilen. Mit keinem der beiden Redakteure habe ich ein Problem. Beide weiß ich zu schätzen. Und ich denke, beide wissen, dass dies nicht gegen sie persönlich gerichtet ist, sondern nur als Klärung eines Sachverhalts diente, der in der Öffentlichkeit aufgrund der Emotionen, die dieser Fall ausgelöst hat, schwer zu vermitteln ist. Gruß Gerard Cremer

    • Petralin

      Herr Cremer,

      ich finde, Sie haben alles richtig gemacht und auch alles konkret erklärt.
      Das mußte auch mal sein, Das GE sowie die meisten Medien denken nicht darüber nach, wie manche Worte rüber kommen.
      Eigentlich ist es nun traurig, dass Sie das Wort ANGEBLICH nun doch raus genommen haben!

    • Christophe Nix

      Hallo Herr Cremer,

      in der Tat war mein erste Reaktion als ich die Meldungen sah auch erstmal Kopfschütteln über die Art und Weise. Das Wort angeblich ist hier vollkommen am richtigen Platz solange es keine fundierten Fakten zum Fall gibt. Die einzig existierende Darstellung ist die des Kindes bzw die Wiedergabe durch die Mutter.

      Hier fehlen Informationen der Staatsanwaltschaft, Psychologen, Ermittler, Familiäres Umfeld usw.

      Ich finde allerdings das von Ihnen gewählte Foto zum Artikel zeugt auch nicht gerade von Qualität

  7. Nachwuchsjournalistin

    Sehr geehrter Herr Cremer,

    Sicherlich haben sie Recht mit ihrer Aussage. Nachrichten müssen korrekt recherchiert und wahrheitsgetreu wiedergegeben werden. Das gehört zum Kodex eines guten Journalisten.

    Was allerdings auch zum Journalistenkodex gehört, ist, dass ein guter Journalist seine Kollegen (ob demselben Medium angehörend oder nicht) nicht öffentlich in die Pfanne hauen sollte.
    Ihren scheinbar gut gemeinten Ratschlag hätten sie (wie sie selber vermerken) auch per E-Mail schicken können. Die jeweiligen Adressen dürften sie wohl noch kennen.

    Ihre (gerechtfertigte) Kritik zu veröffentlichen und die Journalisten auch noch namentlich an den Pranger zu stellen, halte ich für ein no-go und einfach respektlos.

    Das ganze wirkt außerdem so, als seien sie noch immer beleidigt und müssten jetzt mit allen Mitteln versuchen, ihre ehemaligen Kollegen schlecht zu machen. (Erinnert übrigens ein bisschen an ein bockiges Kind)

    Bevor sie also also andere maßregeln, achten sie doch bitte darauf, ob sie nicht selbst gerade in ein Fettnäpfchen treten.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Eine Nachwuchsjournalistin

    • Ostbelgien Direkt

      @Nachwuchsjournalistin: Ich glaube nicht, dass ich die Kollegen „in die Pfanne gehauen“ habe. Ich habe auch betont, dass dies nicht als kleinkariert oder besserwisserisch verstanden werden soll. Ich habe zudem noch einen Kommentar geschrieben, eben damit dies nicht als Kollegenschelte verstanden werden soll. Und glauben Sie mir: Beleidigt bin ich überhaupt nicht. Mit den Redakteuren des Grenz-Echo (wie im Übrigen auch des BRF) pflege ich bei Pressekonferenzen immer einen sehr guten, kollegialen Kontakt. Und weshalb ich nach reiflicher Überlegung keine E-Mail geschrieben habe, sondern einen „Standpunkt“-Artikel, habe ich am Ende des Artikels erläutert: „Ich hätte Euch das hier auch einfach per E-Mail schreiben können. Ich denke aber, dass es hin und wieder nicht schaden kann, auch noch einmal in aller Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen, dass ein Journalist ganz bestimmten Regeln verpflichtet ist. Und da kommt es mitunter auch auf kleine Details (mit großer Wirkung) an.“ Gruß Gerard Cremer

      • Petralin

        Ehrenkodex hin und her…
        Bei den meisten Journalisten Weltweit ist der eh abhanden gekommen.
        Also ich finde es SUPER, dass Herr Cremer die Herausforderung nicht scheut und mit Kritik jetzt auch umgehen möchte.
        Ich bin mir sicher, dass mit diesem Standpunkt Thema, manche Journalisten ihre DEUTSCHKENNTNISSE mal hinterfragen sollen.
        Fakten werden als Fakten so dargestellt, wie es GE macht.
        OD hat mit dem Wort „angeblich“ (blöderweise gelöscht) genau das WAHRE geschrieben.

        Wer versteht das denn nicht?

  8. Zaungast

    „Was allerdings auch zum Journalistenkodex gehört, ist, dass ein guter Journalist seine Kollegen (ob demselben Medium angehörend oder nicht) nicht öffentlich in die Pfanne hauen sollte.“

    Etwa nach dem Motto: „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.“ Eine Art Omerta in der Medienwelt also?

    Oder wie soll man Ihre Aussage sonst verstehen?

    Im Gegenteil, auch ein Journalist darf an einem Kollegen Kritik üben, ja, er soll es sogar, sofern es um die Sache und nicht um die Person an sich geht. Ob man da unbedingt Namen nennen muss, sei allerdings dahingestellt

    Die „Schlag-Zeilen“ vor allem des GE lassen leider immer öfter zu wünschen übrig. Eine Art Sinkflug in Sachen qualitativ hochstehender Berichterstattung zugunsten von Effekthascherei.

  9. Réalité

    @Nachwuchsjournalistin

    Nun Mal langsam,werte Dame,und nicht so dünnhäutig!Wenn Sie denn mal richtig drin sind in dem Fach,dann kriegen Sie das „dicke Fell“ auch im laufe der Jahre!
    Der Herr Cremer hat meines Erachtens alles richtig gemacht,und bekanntlich gibt es sehr viele Meinungen und Ansichtssache!

    Solche „Massregeln“,wie Sie es denn nennen, gehören sowieso zum regelmässigen Gebrauch „eines guten Journalisten“…..ohne diese wäre er in meinen Augen dazu nicht tauglich!

    Alles gute für Sie,in Ihrem Job!

  10. Vielleicht kann man jetzt, wo sich die Emotionen um diese Affäre etwas gelegt haben, die Sache etwas nüchterner betrachten. Die Polizei könnte jetzt „à tête reposée“ das Mädchen noch einmal befragen. Wie beim „Tatort“, da kommen die Kommissare auch mehrmals vorbei. Um 21.45 Uhr am Sonntagabend ist der Täter dann gefasst und geständig…,

  11. Unabhängig von diesem Fall hier, mal ganz allgemein: Eines der Probleme im heutigen Journalismus ist auch, dass die jungen Journalisten nicht mehr richtig ausgebildet werden. Sie werden von Beginn an, sozusagen als billigere Arbeitskräfte, ins kalte Wasser gestürzt und müssen sofort Leistung bringen. Da kann ich mir schon vorstellen, dass das Handwerkliche und die Regeln, von denen hier die Rede ist, einfach zu kurz kommen. Heute kommt noch erschwerend hinzu, dass die Tagszeitungen unter einem enormen Leistungsdruck stehen. Der Journalist muss schreiben, recherchieren, fotografieren, filmen… Das Internet sorgt zusätzllich für einen zeitlichen Druck. Da wird schnell aus einer Aussage, so glaubwürdig sie auch ist, eine Schlagzeile gemacht. War es denn wirklich so, wie der einzige Zeuge behauptet, der auch das Opfer ist? Das erfährt man wahrscheinlich nie, denn weder der Journalist noch die Polizei haben Zeit, näher zu recherchieren. Zurück bleibt eine Welle von Emotionen, die auf eine Reihe von wahrscheinlichen, aber unbewiesenen Behauptungen fußt. Wenn dann noch Reporter von Bild usw. über die Grenze kommen und mitmischen, dann wird’s ganz schlimm, dann ufert das alles aus.

  12. Ich halte diesen Artikel hier auf OD für mutig und vor allem für wichtig. Es geht doch nicht, dass am Ende die Facebook-Gemeinde entscheidet, ob etwas nur eine Vermutung ist oder der Wahrheit entspricht. Hier ist ein Mädchen, das ein traumatisches Erlebnis hatte. Das ist schlimm, keine Frage. Aber wer weiß, was sich wirklich abgespielt hat? War vielleicht alles ein Missverständnis? Keiner weiß es, denn es gibt keinen Zeugen. Die Mutter ist überzeugt, dass es so passiert ist, wie die Tochter es beschrieben hat. Ist ihr gutes Recht. Aber auch sie war nicht dabei. Und es ist richtig, dass die Presse die Geschichte so einordnet, wie sie einzuordnen ist. Ob man jetzt „angeblich“, „vermutlich“, „wahrscheinlich“ o.Ä. schreibt, ist zweitrangig. Worauf es ankommt, sind handfeste Erkenntnisse. Und die gibt es leider nicht.

  13. Auch Radio Contact hat den Sachverhalt korrekt dargestellt, scheint mir: „Raeren – Über Facebook hat eine Frau aus Raeren eine Warnmeldung verbreitet. Demnach hat ein fremder Mann gestern Nachmittag auf der Eynattener Straße versucht, ihre sechsjährige Tochter in sein Auto zu zerren..,“ Es gibt ja nicht nur GE, BRF und OD…..

  14. Der Vorfall macht Angst und Unruhe.Habe das Mädchen kurz vorher gesehen und wahrscheinlich bin vorher dort vorbei gefahren .
    Aufgefallen ist mir gar nichts ,denn um diese Zeit ist an der Kreuzung ziemlich viel los .Es soll über solche Sachen berichtet werden ,aber vieleicht nicht mit vollem Namen und evtl auch noch Adresse und Telnummer.Soziale Netzwerke können bei solchen Sachen Fluch und Segen sein .Die Schule hat sehr gut reagiert .Sie versucht vor allem keine Panik zu machen .Das ist sehr wichtig ,denn es ist doch schade ,wenn Kinder nicht mehr am tagüber von der Schule kommen können ,ohne das man als Eltern Angst haben muß.

  15. Es dauert nicht mehr lange, dann löst Facebook die journalistischen Medien als vierte Macht im Staat ab, wenn das nicht jetzt schon der Fall ist. Die Presse sollte sich nicht zum Sklaven der sozialen Medien machen.

  16. @Power

    Sie sollte aber auch nicht einen Vorfall, den eine Mutter aus guten Gründen gepostet hat, aufblasen. Es ist eines eine Warnung mit der Bitte um Aufmerksamkeit auf seine Facebook seite zu stellen oder aus purer Sensationsgeilheit eine reisserische Story daraus zu machen. Normalerweise wird die Facebookseite von Freunden und Bekannten gelesen. Wenn ich also im Dorf verbreiten will : Haltet die Augen offen“ ist das ein guter Weg. Was allerdings dann daraus gemacht wurde ist eine Sauerei!.

      • @Plus

        Die „Berichterstattung“ im G-E, das ungebremste Ausschlachten hier und einige, von keinerlei persönlicher Kentniss getrübte, Kommentare nenne ich eine Sauerei. Nachdem der „Originalbeitrag“ in eine zum Teil üble Beschimpfung der Mutter, die sicher nur das Beste wollte, ausartete mußte Herr Cremer mit seiner Kollegenschelte, die er dann großzügig als Belehrung auslegte das ganze nochmal anheizen. Pfui Teufel.

        • Ostbelgien Direkt

          @EdiG: Sie schreiben : „Kollegenschelte, die er dann großzügig als Belehrung auslegte…“ Dann haben Sie weder den „Standpunkt“ noch meine 2 zusätzlichen Kommentare dazu richtig gelesen. Es ist nämlich weder eine „Kollegenschelte“ noch eine „Belehrung“. Gruß Gerard Cremer

  17. wdr objektiv

    @Bob und mabel,
    dieser Beitrag ist ein gutes Beispiel für guten Recherchejournalimus und einen sinnvollen „Weiterdreh“ eines brisanten Themas! Ein Beitrag, der für jeden von Nutzen ist.

  18. die wahrheit

    Also, bei der Armee nannte man solche Kameraden, die ihre Kollegen verpfiffen, Kameradenschweine. Man redet nie schlecht über einen Berufskollegen, sowas macht man einfach nicht. Schluss Ende aus. Dies ist eben ein Ehrenkodex.

    • @ die wahrheit: Unter Soldaten in einer Kaserne mag das so gewesen sein, aber heute können in vielen Berufszweigen Personen unterschiedlicher Meinung sein und dies auch zum Ausdruck bringen: unter Politikern sowieso, aber auch zwischen Uniprofessoren, Schriftstellern, Wissenschaftlern, Fernsehmoderatoren oder Sportlern, also weshalb nicht auch unter Journalisten. Hier wurde auch niemand verpfiffen, sondern ein Journalist teilte seinen Kollegen transparent mit, dass er das, was sie gemacht haben, nicht gut fand. Hätten sie ihre Arbeit korrekt gemacht, hätte es diesen Artikel gar nicht gegeben.

    • Jauny B.Bad

      Wenn Sie eine öffentliche Stellungnahme als „Verpfeiffen“ und „Schlechtreden“ definieren, dann haben Sie den beruflichen Ehrenkodex nicht verstanden. Den des Soldaten schon gar nicht.

  19. Jauny B.Bad

    Ist der Martin nicht der Bursche, der nach dem Massaker von Lüttich ganz doll über die „rassistischen“ Reaktionen empört war? Schien ihn ja fast mehr zu bewegen, als das Leid der Opfer. Wissen Sie, Herr Cremer, Sie würden gut daran tun, solch politkorrektverblendeten Pseudo-Journalisten nicht zu viel Beachtung zu schenken.

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