Zu Beginn des nächsten Schuljahres wird ein auf die DG zugeschnittenes, multimediales Geschichtsbuch in allen Sekundarschulen unserer Gemeinschaft eingeführt. Das Projekt, das am Montag am Sitz der DG-Regierung in Eupen vorgestellt wurde, steht unter dem Motto „Geschichte denken statt pauken“.
Das sogenannte mBook wird unter enger wissenschaftlicher Begleitung der Katholischen Universität Eichstätt (Ingolstadt) erarbeitet. Um das multimediale Geschichtsbuch auch ausreichend nutzen zu können, werden die Sekundarschulen für die Klassen ihrer 2. und 3. Stufe Tablets erhalten. „Die DG wird damit die erste Region Europas sein, in der flächendeckend mit multimedialen Schulbüchern gearbeitet wird“, sagte Unterrichtsminister Oliver Paasch (ProDG) bei der Vorstellung des erstes Satzes des multimedialen Geschichtsbuches.
Schüler mündig, weltoffen und heimatverbund
„Die Schüler sollen mit Hilfe des mBook in einem kompetenzorientierten Unterricht dabei unterstützt werden, sich zu mündigen und sich zu historisch kompetenten, weltoffenen und heimatverbundenen Jungbürgern zu entwickeln“, sagte Dr. Waltraud Schreiber von der Universität Eichstätt. Das Vermitteln von Fakten allein genüge nicht mehr.
Beteiligt ist auch Dr. Carlo Lejeune, Historiker und Dozent an der Autonomen Hochschule in der DG. Mit ihm führte „Ostbelgien Direkt“ im Anschluss an die Projektvorstellung folgendes Gespräch.
Unterricht in der Sprache der Schüler
OD: Herr Lejeune, was ist das Besondere an diesem mBook?
Lejeune: Das mBook ist eigentlich nur das Medium, um den Geschichtslehrern zu helfen, einen kompetenzorientierten Unterricht zu erteilen und um dabei Unterrichtsmaterialen in der Sprache der Schüler zur Verfügung zu haben, die helfen, dass es gelingt, den Jugendlichen die Vergangenheit so zu vermitteln, dass sie daraus die richtigen Schlüsse zum besseren Verständnis der Gegenwart und der Zukunft ziehen können.
OD: Es ist also kein ostbelgisches Geschichtsbuch?
Lejeune: Doch schon, es ist sehr wohl auch ein ostbelgisches Geschichtsbuch, weil darin inhaltlich die großen Entwicklungen der Geschichte aufbereitet und immer wieder regionale Beispiele eingefügt werden, wenn dies sinnvoll ist.
OD: Welche Aufgabe fällt Ihnen bei diesem Projekt zu?
Lejeune: Ich bin in dieses Projekt eingebunden, weil ich die Rahmenpläne mit erarbeitet habe. Ich diene auch als Ansprechpartner für die Fachleute der Universität Eichstätt, wenn es darum geht, die regionalspezifischen Besonderheiten abzuklären.
OD: Können wir jetzt die alten Geschichtsbücher wegwerfen? Oder machen diese noch Sinn?
Lejeune: Ein altes Geschichtsbuch muss man nicht wegwerfen, sondern man kann es selbst zur Geschichte werden lassen. Es zeigt nämlich, wie zu einer gewissen Zeit Geschichte vermittelt wurde.
OD: Der Vorteil eines mBook ist ja auch, dass es im Gegensatz zum gedruckten Geschichtsbuch permanent abgeändert werden kann.
Lejeune: Der große Vorteil des mBook ist, dass es ein flexibles Geschichtsbuch ist. Es spricht die Schüler in einer Form an, die ihnen geläufig ist, nämlich in der Computersprache. Es besteht auch nicht nur aus Texten, sondern hat dazu audio-visuelle Inhalte. Und natürlich kann es flexibel abgeändert werden.
OD: Sind aus ostbelgischer Sicht die „verdrängten Jahre“ und andere heikle Geschehnisse berücksichtigt worden?
Lejeune: Selbstverständlich sind auch diese heiklen Phasen unserer Geschichte eingebettet, aber nicht als gesonderter Strang, sondern als Elemente, die einem helfen, übergeordnete Phänomene besser zu verstehen. Denn das, was hier bei uns geschehen ist, hat es auch anderswo gegeben.
OD: Zum Beispiel?
Lejeune: Zum Beispiel der Vaterlandswechsel 1920. Da geht es um die Frage, wie es nach solch einem Krieg gelingt, Frieden zu schaffen. Diese Frage stellte sich nicht nur für das damalige Eupen-Malmedy, sondern auch für bestimmte Regionen in Osteuropa. Welche unterschiedlichen Friedensverträge wurden geschlossen? Welchen Problemen hat man Rechnung getragen und welchen nicht? Sind durch den Friedensvertrag neue Probleme geschaffen worden, und wenn ja welche? Dieses Grundwissen hilft dann, sich zu orientieren, denn heute gibt es Kriege, bei denen man vor ähnlichen Fragen steht und ähnliche Antworten suchen muss. (cre)
Sicherlich eine gute und sinnvolle Initiative, aber wie werden diese Tablets denn finanziert? Müssen da die Eltern ran oder übernimmt die DG (die ja eigentlich kein Geld hat und überall nur spart) etwa die Anschaffungs- und Unterhaltskosten?
Die Kosten für die Tablets übernimmt die DG.
Wobei die Tablets im Eigentum der Schulen bleiben und nicht jeder Schüler „sein“ Tablet haben wird.