Vor neun Jahren flogen zuletzt Astronauten von den USA aus zur Internationalen Raumstation, seitdem ging das nur noch über Russland. Mit einem privaten Unternehmen hat es die Nasa jetzt erstmals wieder selbst getestet – und war im zweiten Anlauf erfolgreich.
Erstmals seit neun Jahren sind wieder Astronauten von den USA aus zur Raumstation ISS gestartet – und erstmals starteten sie mithilfe eines privaten Raumfahrtunternehmens.
Die US-Raumfahrer Robert Behnken und Douglas Hurley hoben am Samstag in einer «Crew Dragon»-Raumkapsel mit einer „Falcon 9“-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab, wie Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten. „Wir sind abgehoben“, teilte die Nasa per Kurznachrichtendienst Twitter mit. „Geschichte ist geschrieben worden.“ Nasa-Chef Jim Bridenstine sprach von einem „wundervollen Tag“.
Am Sonntag sollten die Astronauten Behnken und Hurley an der ISS andocken und rund einen Monat bleiben. Ein erster Startversuch war am Mittwoch wegen schlechter Wetterbedingungen etwa eine Viertelstunde vor dem Start abgebrochen worden.
Auch vor dem zweiten Versuch hatten die Bedingungen zunächst nur mäßig ausgesehen, dann hatten sich die Wolken aber rechtzeitig verzogen und das Kontrollzentrum gab grünes Licht: „Lasst uns diese Kerze anzünden!“ Es sei ihnen eine Ehre, sagte Behnken aus dem „Crew Dragon“ und zeigte gemeinsam mit Hurley die Daumen nach oben. „Wir werden aus dem Weltraum wieder mit euch sprechen.“ Weltweit war der „LaunchAmerica“ betitelte Test mit Spannung erwartet worden.
Kurz nach dem erfolgreichen Start des „Crew Dragon“ landete die erste Raketenstufe sicher aufrecht auf dem Schiff „Of Course I Still Love You“ (auf Deutsch etwa: Natürlich liebe ich dich noch) im Atlantik vor der US-Küste.
Die Landung und Wiederverwendung von Raketenstufen und Raumkapseln ist ein wichtiger Teil der Strategie des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX. Schon mehrfach gelangen Landungen von Raketenstufen auf Schiffen sowie auf Land.
Bei „LaunchAmerica“ handelt sich um den letzten Flugtest für den von SpaceX entwickelten „Crew Dragon“. SpaceX wurde vom Unternehmer Elon Musk gegründet und hatte zuvor nur Fracht zur ISS transportiert. Wegen der Corona-Pandemie war der Zugang zu dem Gelände des Weltraumbahnhofs im US-Bundesstaat Florida, wo normalerweise Besucher bei Starts zuschauen dürfen, stark eingeschränkt. US-Präsident Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence waren aber angereist.
Zuletzt waren im Sommer 2011 Astronauten mit der Raumfähre „Atlantis“ zur ISS geflogen. Danach mottete die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihre Space-Shuttle-Flotte aus Kostengründen ein und war für Flüge zur ISS seither auf Russland angewiesen. Das war mit rund 80 Millionen Euro pro Flug in einer russischen Sojus-Kapsel nicht nur teuer, sondern kratzte auch mächtig am Ego.
Eigentlich waren eigene Flüge aus den USA zur ISS von der Nasa schon für 2017 angekündigt gewesen – im Zuge technischer Probleme, Finanzierungsschwierigkeiten und Umstrukturierungen nach der Wahl von US-Präsident Trump wurde das Projekt aber immer weiter aufgeschoben. (dpa)
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