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Vor 100 Jahren wurden aus „uns Deutschen“ Belgier

Am 28. Juni 1919 wurde der Friedensvertrag im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles unterzeichnet. Foto: Shutterstock

Oliver Paasch (ProDG) hat in seiner Ansprache zum neuen Jahr mit keinem Satz erwähnt, dass sich in diesem Jahr 2019 zum 100. Mal die Pariser Friedenskonferenz jährt, durch die gemäß dem Versailler Vertrag das ehemals preußische Gebiet von Eupen-Malmedy vom Deutschen Reich an Belgien übertragen wurde. Wenn man so will, wurden damals aus „uns Deutschen“ Belgier.

Unterzeichnet wurde der Vertrag von Versailles am 28. Juni 1919. In Kraft trat er am 10. Januar 1920.

Im Ersten Weltkrieg hatten die Männer aus Eupen-Malmedy (später Eupen-Malmedy-St. Vith) noch als kaiserliche Untertanen im Heer von Wilhelm II. gekämpft. Die Zahl der Kriegsopfer war beträchtlich: Im Kreis Eupen verloren 766 Männer ihr Leben, und im Kreis Malmedy waren es deren sogar 1.082. Die Enttäuschung über die deutsche Niederlage sei „enorm“ gewesen, berichten Historiker.

Volksbefragung war eine Farce

Der Versailler Vertrag legte in Artikel 32, 33 und 34 fest, dass dieselben Gebiete, die im Jahr 1815 durch den Wiener Kongress Teil Preußens geworden waren, Belgien als Kriegsentschädigung zuerkannt werden müssten.

Die belgischen Ansprüche reichten zwar weiter, doch musste man sich schließlich mit den ehemaligen preußischen Kreisen Eupen, Malmedy und St.Vith begnügen. Auch das strittige Neutral-Moresnet wurde Belgien zuerkannt.

Titelseiten von Zeitungen nach der Unterzeichnung des Vertrags von Versailles, mit dem das Gebiet von Eupen-Malmedy an Belgien überging. Foto: Shutterstock

Voraussetzung war eine umstrittene Volksbefragung in den neu-belgischen Gebieten, die in Wirklichkeit eine Farce war und in der Folgezeit die Integration der Bevölkerung von Eupen-Malmedy ins belgische Staatswesen sehr schwierig gestaltete.

In mehreren Beiträgen wird „Ostbelgien Direkt“ in den nächsten Wochen und Monaten auf den „Vaterlandswechsel“ vor 100 Jahren und dessen Folgen eingehen.

Interessant wird zu beobachten sein, wie DG-Parlament und DG-Regierung auf die Ereignisse vor 100 Jahren eingehen werden. Eine erste Veranstaltung ist für Donnerstag, den 17. Januar 2019, vorgesehen. Unter dem Titel „100 Jahre nach der Pariser Friedenskonferenz – vier Regionen im Vergleich“ findet im Parlament der DG ein Kolloquium statt, bei dem der heutige Status der DG in Belgien mit dem der Åland-Inseln (Finnland) sowie dem von Elsass (Frankreich) und Südtirol (Italien) verglichen wird.

Allerdings werden auf dieser Konferenz nicht Historiker zu Wort kommen, sondern fast ausschließlich Politiker wie Ministerpräsident Oliver Paasch, Parlamentspräsident Alexander Miesen, Senator Karl-Heinz Lambertz und die Parlamentspräsidenten der anderen beteiligten Regionen. Es geht also mehr ums Heute als ums Gestern.

Die 100-jährige Zugehörigkeit der heutigen DG zu Belgien hatte aber auch ihre Schattenseiten. Heute, ein Jahrhundert nach dem Vertrag von Versailles, neigen die politischen Repräsentanten dazu, fast ausschließlich die Sonnenseiten hervorzuheben, doch auf dem Weg zur Sonne musste dieses Gebiet viele Schatten überwinden. (Quelle: „Kriegserfahrungen 1914-1944-2014“)

 

51 Antworten auf “Vor 100 Jahren wurden aus „uns Deutschen“ Belgier”

  1. Es ist die normative Kraft des Faktischen, dass wir Belgier sind. Ich wurde nicht gefragt, ob ich Belgier sein möchte. Ich bin es einfach. Ich bin gerne Belgier. Würde ich gerne Deutscher sein wollen, würde ich mich um diese Staatsangehörigkeit bemühen. Angesichts der europäischen Einigung im Rahmen der EU benötige ich diesen Wechsel aber nicht. ich bin Belgier & Europäer.

    Was soll das ganze Problematisieren also? Es ist interessant, die Geschichte zu kennen. mehr aber auch nicht. ich freue mich schon auf die Reden von Paasch, Miesen und Lambertz.

    • Hallo AchGott
      „Normative Kraft des Faktischen“…..Manno, Sie kennen ja Wörter, da fällt mir nichts mehr zu ein….
      Ich freu mich übrigens auch schon riesig auf die Reden unserer geliebten Führer. Der Herr Paasch redet immer so klar, kompetent und positiv und alles klingt nach Aufbruch und neuen Ufern; die reine Freude! Herr Lambertz hingegen betont meistens wie wichtig gerade das Hier und Jetzt und wie SPANNEND alles für ihn selber ist. Das kommt dannso ein bisschen egoistisch rüber. Auf jeden Fall können wir alle nur froh sein, ihn zu haben; weil nur er den Durchblick hat, auch wenn er meistens schlecht gelaunt aussieht oder nur rumkritzelt, wenn andere reden. Am liebsten mag ich aber den Herrn Miesen; wenn er,immer im Anzug und mit roten Bäckchen zum Beispiel über Trump schimpft, weil das ja jeder darf. Der Herr Miesen wirkt immer so freundlich und hat mir schon die Hand gegeben, bei einem Besuch des Sanatoriums. Aber der hat mich sicher längst vergessen…:(

      • ZumTeufel

        Hatte zuerst an einen Forentroll gedacht… Aber wer sich die Reden eines Paasch, Miesen und Lambertz in Zukunft noch antun will, hat es auch nicht anders verdient als verar…t zu werden.

  2. Faktisch und formal ist, wie beschrieben, erst 2020 das Datum wo wir von Belgien einverleibt wurden. Daher hat unser MP nichts unterschlagen.
    Mein Urgroßvater war noch beim deutschen Militär und dies mit Begeisterung, mein Opa auch aber da hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Meine Großeltern haben sich noch zu 100% als deutsche gefühlt, meine Eltern als Nachkriegsgeneration wohl immer noch. Ich sehe die Vorteile, wir werden gut von Brüssel finanziell unterstützt, unsere Sprache wird mehr oder weniger geachtet, dies ist aber zu früher deutlicher besser geworden. Wären wir weiterhin deutsch geblieben, dann wären wir ein unbedeutender Landkreis in einem Randgebiet ohne Ministerpräsident, Ämter und sonstige Privilegien. Daher bin ich gerne Belgier.

  3. Idée fixe

    Viele könnten auch ganz gut ohne Ministerpräsident, Minister usw. gut leben. Die Steuersätze wären niedriger. Für viele wäre das deutsche Gesundheitssystem ein Segen. Der Wirtschaftsmotor in Verbindung mit unserer d. Mentalität hätte aus unserer Gegend ein Eldorado gemacht.
    Welche Vorteile es uns gebracht hat und welche Überraschungen uns noch bevorstehen wenn Belgien auseinanderfliegt und wir dann weiter an Frankreich verschachert werden könnt ihr eingefleischten Belgier“ ja schon mal durchspielen.

    • Pumpernickel

      @ Idée fixe: Sie wünschen sich das deutsche Gesundheitssystem in Belgien? Geht’s noch??? Mal abgesehen von dem 2Klassensytem in der Behandlung (Privatpatienten, Kassenpatienten), wünsche ich mir die hohen Beitragszahlungen wie in Deutschland nicht hier in Belgien.

      • Peter Müller

        Alles hat seinen Preis. Das Klinikum ist mir lieber als das Eupener Krankenhaus. Einmal hin, alles drin. Dafür bezahlt man sich hier dumm und dämlich an Medikamenten. Das ist teuer als eine Versicherung in Deutschland

        • Zaungast

          „Alles hat seinen Preis. Das Klinikum ist mir lieber als das Eupener Krankenhaus. Einmal hin, alles drin.“

          Die Universitätsklinik Sart-Tilman oder das Krankenhaus La Citadelle in Lüttich sind mir auch lieber als das Hospital in Eupen oder St. Vith. Einmal drin, alles drin. Aber auch da hat alles seinen Preis.

          Was soll dieser absurde Vergleich?

      • Dirk Zander

        Alles hat zwei Seiten, vor allem das deutsche Gesundheitswesen. Wer das möchte, zahlt wie ich über 300Euro monatlich. Meine Frau, in B krankenversichert, 100Euro weniger im Quartal! Dann kommt in D noch die Pfegeversicherung hinzu. Info zur Meinungsbildung, mfG

  4. @Achgott, er möchte auch gerne etwas vom Kuchen der Mehrheit haben; vielleicht klappt es ja wirklich ab Mai 2019. Ich denke jedoch dass wieder nichts draus wird. Es ist halt nicht für jeden was zu happi happi.

  5. „Wären wir weiterhin deutsch geblieben, dann wären wir ein unbedeutender Landkreis in einem Randgebiet ohne Ministerpräsident, Ämter und sonstige Privilegien. “

    Ich wohne in Bleyberg. In der entlegendsten Ecke der Wallonie. Das tut gar nicht weh. Auch ohne „Privilegien“, die die DG nach Ihrer Ansicht hat, lebt man hier wie Gott in Frankreich. Und Deutsch kann man hier ebenfalls nach Lust und Laune reden.

    • Mal eine ernsthafte Frage. Ich finde Bleiberg mit seinen schönen Dörfchen sehr liebenswürdig. Ich spiele mit dem Gedanken dort hinzuziehen aber da ich ja ein ausgesprochen häufiger Thekenbesucher bin und ich nur sehr schlecht französisch spreche, hat mich dies bislang davon abgehalten dort hinzuziehen. Ein gutes Gespräch an der Theke würde ich sehr vermissen und wie siehts mit den Ärzten aus? Gibt’s bei Euch deutsprachige Praxen? Erschwerend kommt allerdings hinzu, dass meine Frau ein Prüss ist:))

      • Peter Müller

        Mit den Gaststätten ist es wie überall. Es gibt noch 1-2 pro Dorf. Mit den Älteren Einwohnern kann man sich noch sehr gut auf Deutsch (Dialekt) unterhalten, da die früher kein Französich gelernt haben. Mit der Jugend, ist das schon ein Problem. Die Gemeine Plombieres will zur Wallonie gehören, und zieht die Französiche Sprache vor. Die Zeiten wo man in Montzen, Plombieres, Moresnet und Gemmenich Platt sprach ist vorbei. Wir Haben unsere Kinder zweisprachig aufgezogen. Sie sind beide in Aachen beschäftigt. Auch Ärzte sprechennoch Deutsch.

  6. Réalité

    Einige Schreiberlinge betrachten den Eupener Zirkus ja mit Wohlwollen!? Ich kann dem ganzen Gedöhns niemals zustimmen! Die Gründe liegen auf der Hand:
    Hierwurden wieder mal auf Kosten der Bürger und Steuerzahler ganze Schwadronen an gut- und bestverdiener Posten geschaffen, welche normalerweise niemals so erstehen durften!?
    Alleine die Führungsleute, deren dicke Diäten, viele andere Vorteile, danach die dicken Renten etc etc, die Chauffeure und das „sonstige Begleitpersonal“, deren Infrastrukturen, wie Parlasaal, Ministerien, jede Menge Büros, Stadtschlösschen und und und, was das uns alles an unnötigem Gelde kostet!? Da wird’s einem gleich „Dunkelschwarz“ vor Augen!
    OK, es soll, es muss da was sein, aber nie und nimmer in dem Masse!?
    Hier ist mit der „blinden Kuh“ gebaggert worden!?
    Wer es bezahlen muss, weiss jeder!
    Die Betroffenen auch!?
    Aber die bekommen ja nicht mal den „Opferteller“ richtig verteilt, ohne da wieder mal betteln zu müssen!?
    Deswegen! Abschaffen, endlich mal! All das, was da alles nicht nötig und total überflüssig ist!
    Die Fakten können sichtbarer nicht sein, und sicher nicht auch noch werden?
    Die reale und Volksnahe Realität sieht nüchterner aus! NUR HIER NICHT!

    • Leider fressen mittlerweile schon zu viele Schweine aus dem Trog, der sich DG nennt. Von innen heraus wird sich dieses System daher niemals reformieren, zurückbilden oder gar abschaffen.

      Und viele andere, die selbst nicht Teil des Systems sind, sind dennoch mächtig stolz auf unsere Minister… Was will man da machen?

  7. Alfons van Compernolle

    Es ist wohl historisch richtig, vor 100 Jahren war die DG noch Deutsch. Heute im 21. Jahrhundert sollte das aber keine Rolle mehr spielen, denn wir sind alle nicht nur Belgier , sondern auch EU.-Buerger , was mit vielen Vorteilen behaftet ist. Meine Grosseltern und meine Eltern, haben nach ihrer KZ.-Befreiung niemehr nach der Nationalitaet eines Menschen gefragt, sondern aus gutem Grund nur noch nach den Charakter des Mitmenschen gesehen. So halte ich es auch, denn wir alle, egal woher wir kommen sind schlicht und einfach simple Menschen ! Wenn es um Belgien geht, kann ich nur sagen, wir Leben in einem schoenen Land mit einer doch reichhaltigen Historie, dessen Erhalt uns allen eine
    Herzensangelegenheit sein sollte, egal aus welcher Provinz wir kommen und zu Hause sind !
    Warum die DG. mit rund 75.000 Einwohnern als Teil der Wallonie ein eigenes Parlament, eine eigene
    Regierung etc haben muss, erschliesst sich mir auch nicht. Gleichsam habe ich so meine Probleme, dass jeder belgische Teilstaat seine eigene Regierung & Parlament und Gesetze haben muss, zumal Belgien schlicht 11,6 Millionen Einwohner hat , anstatt eine Zentralregierung !

  8. Oche Alaaf

    Da bekommen 9000 Belgier die Anerkennung in Luxemburg, weil sie beweisen konnten, dass ihre Vorfahren in Luxemburg gelebt haben. Dann möchte ich einen Deutschen Ausweis nur damit unsere maggy de Block akzeptiert, dass wir bei Bedarf ins Krankenhaus nach Aachen dürfen und von der Belgischen Krankenkasse angenommen wird Es geht nicht dass WIR akzeptieren müssen nach Lüttich geschickt zu werden mit einem Dolmetscher was soll dieser Witz Herr Antoniadis ?

    • Oche alaaf

      Ganz richtig kommentiert aber Belgien macht es uns immer erneut schwer siehe Krankenhauswahl …, die 3.Sprache ist doch nicht richtig anerkannt. Da müssen unsere DG Politiker noch viel ARBEITEN

      • Alfons van Compernolle

        Nein, es ist nicht Belgien, welches uns das eine oder andere erschwert, Belgien sind wir das Volk.
        Unsere Probleme sind politischer Natur oder besser gesagt, die raren Vostellungen unserer von uns gewaehlten Volksvertreter, diese meistens doch an der Einsichtigkeit und Willen des gewoehnlichen Buergers, vorbei gehen. Es ist wohl richtig, dass die 3. Amtssprache „Deutsch“
        in den politischen Machtzentren immer noch keine volle Anerkennung gefunden hat , aber eben hauptsaechlich nur dort, denn zumindest meine Freunde in Vlaanderen verbringend begeistert
        ihre Ferien / Urlaub in der DG. Ich habe noch nie einen Flamen in Ostflandern getroffen, der etwas gegen einen deutschsprachigen Belgier hat. Was alle aber sehr bedauern ist, dass Het Duits in den Schulen nur sehr sehr unzureichend und dann auch nur auf WUNSCH unterrichtet wird. Selbst in den Abendschulen gibt es , trotz erheblicher Nachfrage, hier in Gent 2 Klassen
        (40 Kursusteilnehmer ) in dem Deutsch unterrichtet wird. Die Nachfrage ist 25 mal so hoch mit
        steigender Tendenz, wie ich von diversen Schuldirektoren berichtet bekommen habe.
        Das Problem: Ja, in der Tat unsere flaemische N-VA Regierung, welche die Finanzmittel im Schulsystem zum erlernen einer fremden Sprache z.B. Deutsch zusammengestrichen hat.
        Dahingegen wird dann „Russisch“ – „Chinesisch“ z.B. als moderne Sprachen angesehen und gefoerdert!

  9. Uns Deutsche???
    Soviel ich weiß, hat Eupen immer zur Grafschaft Limburg gehört und war bis 1815 nie Deutschland. Erst durch den Wiener Kongress wurde Eupen 1815 Preußen.
    Ich lege Wert darauf, dass weder ich noch meine Vorfahren Deutsche waren!

    • Die Sache mit der Grafschaft Limburg liegt wohl etwas komplizierter (Brabant, nicht minder kompliziert, hat WK schon angesprochen). Außerdem waren die deutschsprachigen Gemeinden nicht einheitlich untergebracht. Auch Luxemburg spielte eine Rolle.
      Gewiss interessant 1815 zu bemühen, doch 1893 war nur kurz vorher.

      Sicherlich bleibt es Ihnen überlassen, worauf Sie wert legen. Auch möchte ich nicht ausschließen, dass Ihr tatsächlicher Stammbaum, unabhängig von historischen, geographischen Erwägungen, ausreicht, eine nichtdeutsche Herkunft zu belegen.

      Für die meisten aus unserer Gegend war die Muttersprache ihrer Vorfahren deutsch bzw. plattdeutsch (i.S. von Dialekt). Belgien hat wohl 1815 kaum von einer deutschsprachigen Bevölkerung geträumt, bestenfalls auf die Luxemburger Festung geschielt. Diese war wiederum 50 Jahre später auch erledigt; es gab dann aber eine wallonischsprachige (mit einigen Unschärfen) Provinz Luxemburg.

      Nach nunmehr 100 Jahren in Belgien scheint die deutsche Sprache und Kultur uns aber weiterhin sehr wichtig. Das nicht als kulturelles Alleinstellungsmerkmal in Belgien sondern als lebensbestimmende Grundlage. Daher braucht es keiner Berührungsängste uns zumindest als Kulturdeutschen zu bezeichnen. Auch wurde uns diese Kultur weder aufgezwungen noch aufgedrängt.

      • Walter Keutgen

        Der., es war noch komplizierter. Sie meinten wohl 1793 nicht 1893. Belgien gibt es erst seit 1830. Davor bezeichnete Julius Caesar einen Volksstamm in Gallien als Belgae. Dann gibt es mehrere Karten aus dem 16. Jahrhundert, wovon eine im Luxemburger Geschichtsmuseum (an der Festung) ausgestellt ist, in der, was heute Benelux ist, als „Leo belgicus“ bezeichnet wird. Dazu muss man wissen, dass auf dieser Karte die westlichen Niederlande außer einer Inselkette Meer waren und der Norden rechts war. Belgien und Luxemburg sahen da wie Kopf, Mähne, Brust und Vorderbeine des Löwen, die Inselkette war der über den Rücken schwebende Schwanz und die Niederlande der Rest. Die Universität Leiden besitzt mehrere solcher Karten, aber mit dem Norden oben: https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Belgicus. Parallel zur Französischen Revolution hat es einen mehrere Jahre dauernden Versuch, die Vereinten Belgischen Staaten zu bilden, gegeben. Wegen interner Streitigkeiten waren sie aber nicht fähig gegen die österreichischen Truppen standzuhalten. https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Belgische_Staaten. 1793 wurde das Gebiet Belgiens einschließlich Herzogtümer Limburg und Luxemburg Teil Frankreichs. Auf im ehemaligen Kelmiser Göhltalmuseum aushängenden Dokumenten verwendeten die Franzosen – es sei denn, das Museum hat Übersetzungen ausgehängt – durchweg die deutsche Sprache mit fast heutiger Rechtschreibung, wenn man von kleinen Anfangsbuchstaben der Hauptwörter absieht. Das durch den Wiener Kongress 1815 wiedererstandene Herzogtum Luxemburg gehörte dem König der Vereinten Niederlande. Bei der belgischen Revolution von 1830 waren die Luxemburger gespalten, einige wollten nach Belgien, andere nicht. Der durch französische Truppen gestoppte Einmarsch niederländischer Truppen in Belgien 1831 führte zur Teilung Luxemburgs in belgische Provinz und Restherzogtum. In Eupener Schulen wurde gelehrt, dass wir tausend Jahre Belgier waren und nur hundert Jahre Deutsche. Dazu muss gesagt werden, dass im 19. Jahrhundert eine belgische Geschichtsschreibung entwickelt wurde, die dem jungen Staat eine historische Legitimation gab.

        • 1893 war in der Tat ein Fehler, 1793 war gemeint.
          Die restlichen Präzisierungen entsprechen (nach eingehender Auseinandersetzung mit der Geschichte) meinem Verständnis der Sachlage.
          Cäsar brachte den Begriff ins Spiel. Meinte damit keltische Volksstämme. Unsere Ecke war da schon weniger keltisch. Noch zur Römerzeit handelte es sich um Germanen, wobei einige Stämme sich von den rechtsrheinischen Germanen (Rom‘s „Feinde“) distanzieren; von einer sprachlich-kulturellen Umpolung war nicht die Rede.
          Danach war dann mal 16 Jahrhunderte Ruhe mit dem Begriff Belgier. Flamen gab es sehr wohl, oft aber als Niederländer bezeichnet, teilweise aber auch lange unter französischer Herrschaft (Flandern hörte nicht bei LaPanne auf). Wallonen auch, die aber oft in deutschen Armeen kämpften. „Wir“ waren nicht gemeint und sind auch als Abhängige von flämischen Grafschaften und Herzogtümern nicht flämischsprachig geworden.
          Belgien fand seinen Ursprung in und bewährte sich aufgrund der katholischen Ausprägung seiner Bevölkerung. In der Folge kam es noch zu einigen geopolitischen Korrekturen (Luxemburg).
          Im Einklang mit den von Ihnen gelieferten Erläuterungen, könnte man mit unserem Belgischsein etwas zurückhaltender sein. Das wir es heute sind ist in der Tat der normativen Kraft des Faktischen geschuldet; kulturell geht eine solche Bewertung aber an der Realität vorbei. Oder sind wir keine deutsche Minderheit in Belgien? Upps, da habe ich doch das Feigenblatt „sprachig“ vergessen.

      • Alfons van Compernolle

        Nun zu Zeiten des WK , bestand das Koenigreich Belgien noch nicht, es gehoerte damals noch zu den Vereinigten Niederlanden. „Zuidelijke Nederlanders“ ! Zur Zeiten Napoleonn hatten die Flamen auch keine Probleme damit „Franzosen“ zu werden, wenn sich Napoleon dazu verpflichtet, keinen Beschlag auf Ihr Wertvermoegen und ihre katholische Gesinnung inkl. kirchliches Eigentum zu legen. Den „orginal“ Brief der flaemischen Stadtverwaltung von Gent, kann man im Genter Stadtarchiv besichtigen. Natuerlich hat sich Napoleon darauf nicht eingelassen und in allen Franz.-Besetzten-Gebieten die Kirchen enteignet. Was der Grund dafuer ist, dass die Kirchen ( Kath & Evangl.) seit 1815 Jahr fuer Jahr seither von den ehemaligen Franz.-Besetzten Staaten finanziell entschaedigt wird ( mit Ausnahme in der Zeit v.1933 – 1945 ) ! In Deutschland betraegt die jaehrliche Entschaedigung fuer die beiden Amtskirchen ( wie sie seit 1945 heisst) 350.000.000 Euro !
        Tatsache ist, dass es das Koenigreich Belgien ohne den WK 1815 so nicht gegeben haette.
        Der WK ( Partiekongress, wie ich ihn nenne) hat die eigentlichen Grundlagen zur Aufrichtung
        des Koenigreichs Belgien gelegt, wie es denn 1831 ausgerufen wurde.
        Die DG. hat in frueherer Zeit mehrfach ihre Zugehoerigkeit Holland / Belgien / Deutschland etc
        gewechselt, je mach politischer Stimmungslage und keiner der fueheren DG Bewohner wurde jemals auch nur im Ansatz gefragt!
        Nun, Ihr dort im Osten, heute sind wir Belgier und es ist gut so, aber nicht wichtig, denn in erster Linie sind wir alle „Mitmenschen“, welche eigentlich keine Probleme miteinander haben.
        Unser Problem in allen Laendern , so auch in Belgien, sind die politischen Querkoepfe, welche aus der Geschichte nichts Lernen wollen und Keile zwischen jegliche menschliche Annaeherung treiben. Das gab es auch frueher schon, als es Belgien noch nicht gab.

  10. Walter Keutgen

    HAFeN, Limburg war seit dem 12. Jahrhundert ein Herzogtum, das aber seine Unabhängigkeit 1288 durch die Schlacht von Worringen an den Herzog von Brabant verlor. Was Deutschland angeht, gab es zwar das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“, das etwa wie unsere EU ein Zwitter zwischen Staatenbund und Bundesstaat war. Es gab auch mit Unterbrechungen eine einheitliche deutsche Sprache, wobei „deutsch“ „des Volkes“ bedeutet. Die Herrschenden sprachen eher zuerst Lateinisch, dann Französisch. Als Nachfolger des Reiches wurde 1815 der „Deutsche Bund“ ein Staatenbund gegründet. Erst mit der Gründung der „Deutschen Reiches“ 1871 entstand ein Nationalstaat, wie andere es schon waren. Seitdem gab es Deutsche mit offiziellen Papieren. Davor sagte man wohl Deutsche wie man jetzt z.B. Eifeler oder Europäer sagt.

    Sie sind wohl jung genug und ihre Vorfahren haben sicher außerhalb des besagten Gebietes gelebt. Warum legen Sie Wert darauf, dass Sie kein Deutscher sind und Ihre Vorfahren es nie waren?

    • Alfons van Compernolle

      Auch hierzu gibt es einiges anzumerken: die durchgehende Amtssprache bei deutschen Herrschern und in deren Residenzen war durchgehend bis 1871 „Franzoesisch“ , in den Wissenschaften wurde hauptsaechlich Latein verwendet, deren Abhandlungen aus dem Lateinischen ins Franzoesische und dann erst ins sogenannte Deutsch uebersetzt wuerden.
      Es gab zur Zeiten der Hanse eine einheitliche Amstsprache in allen Hansemitgliedstaedten,
      Das Ditmarscher bzw Hamburger „Platt“ , dass im wesentlichen dem „Genter Platt (Dialekt bis heute
      gleicht) ! Nur die heutige Gramatika hat sich grundlegend geaendert, in den Nederlanden und Vlaanderen ! Wenn ich hier in Gent mit meinem Hamburger Platt beginne , hoere ich immer wieder
      „Sie koennen ja perfekt Nederlands“ , dabei war es nur mein Hamburger Dialekt Platt !
      Nach 9 kl. Nederlands bin ich relativ gut in het Nederlands, aber nicht perfect. Nederlands ist eine schwere Sprache in der Gramatika bestehend aus „Franz.- & English & Deutsch und noch etwas anderes, aber die Aussprache ist hier in Vlaanderen alle 5 km eine andere und in Holland total anders.

  11. Arschkriecherei made in Ostbelgien

    Oliver Paasch (ProDG) hat in seiner Ansprache zum neuen Jahr mit keinem Satz erwähnt, dass sich in diesem Jahr 2019 zum 100. Mal die Pariser Friedenskonferenz jährt.

    Belgisch zu schleimen gehört zum Geschäftsmodell der politischen Nomenklatura der „DG“, belgische Spitzensteuersätze genauso. Beides verschweigen Paasch & Konsorten natürlich tunlichst.

    Eine „Friedenskonferenz“ war Versailles nicht. Versailles war auch kein Vertrag, ein diktierter Frieden, er beendete formal den Kriegszustand. Oder wie´s der französische General Foch prophetisch sagte: Ce n’est pas la paix, c’est un armistice de vingt ans.

    Der Rest ist bekannt: Die Beutedeutschen wurden ab 1920 arme Opfer der wallonischen Gehirnwäsche, die in den Schulen gnadenlos an ihnen und ihren Nachfahren praktiziert wurde und denen eine belgische Kunstidentität übergestülpt wurde. Beim Fussball wird aus Belgien dann Belgium, Taste the Belgian Spirit, auf Englisch dann, weil es sonst keinen Nenner gibt, und bei der WM wedeln sie dann pathetisch mit belgischen Fähnchen um ein belgisches Volk vorzugaukeln..
    Die ihre deutsche Seele würdelos an etwas Französisch-Belgisch-Wallonisches verkauft haben, die sich im Selbsthass auf das eigene Deutsche widerspiegelt.
    So sind sie heute, die Ossibelgies, die ihre Kinder gerne mal mit französischen Vornamen verunstalten, Französisches gern nachäffen. Und darauf auch noch stolz sind und grölen „vive la Belgique“.
    Die Saat der Wallonen, sie ist aufgegangen.
    Ihre Vorfahren würden sich vor Scham in ihren Gräbern herumdrehen.
    Das deutsche Heer hat’s im September 1914 an der Marne vergeigt. Vae victis, auch 2019 noch immer Teil eines wallonischen Protektorats.

    • Alfons van Compernolle

      Was ist das fuer ein dummer von nationalsozialistischem Gedankengut getragener dummer Kommentar. Du beleidigst unsere „deutschsprachigen belgischen Mitbuerger“ !
      Wenn man Dich psychiatrisch auf Deinen Geisteszustand untersuchen wuerde , wuerden die Psychiater
      mit Wahrscheinlichkeit fuer Dich dauerhaftes Asyl in einer psychiatrischen Pflege und Heileinrichtung
      beantragen !

  12. Ihr habt es gut

    Ich bin der Liebe wegen vom schönen Ostbelgien nach Deutschland gezogen. Ich kann jetzt nach 6 Monaten nur sagen. Hier ist wirklich nichts besser. Ihr lebt in Ostbelgien im Paradies. Ich war erschrocken in den ersten Wochen Wie Viele arme Menschen hier wohnen in schreckliche hässliche Städten. Es sind hier nicht die Ausländer sondern viele Deutsche echte Assis. Verdienstmöglichkeiten ein Armutszeugnis. Ich wüsste echt nichts aus dem Alltag was hier besser wäre als in Ostbelgien. Ostbelgien ist ein Paradies landschaftlich und es lässt sich super gut dort Leben. Jeder kennt jeden.

    • Alfons van Compernolle

      Es ist wohl richtig , als Hamburger Belgier , kann ich nur eingestehen, dass das Leben in Deutschen Landen , dann wenn man keinen anstaendig bezahlten guten Job hat um einiges haerter ist als in Belgien. Was aber Staedte und Landschaften anbelangt, kommt es darauf an wo man wohnt.

  13. Peter Müller

    Oh, sind Sie in ein Elendsviertel gezogen. !! Eine Stadt mit einem Dorf kann man nicht vergleichen.
    Warum wohnen Sie denn in den hässlichen Deutschen Städten, wo nur Asoziale wohnen. Haben Sie keine gute Ausbildung,dass man für einen Hungerlohn arbeiten muss. Da sollte man lieber nach Verviers ziehen, ist doch näher.

    • Ihr habt es gut

      Nach ihrem Schreiben sind Sie bestimmt nicht über ein Kindergarten Abschluss gekommen und nur gemobbt worden.
      Ich habe 50 Jahre in der Eifel gelebt . Aber viele meckern hier über Belgien . Dabei wissen viele nicht wie toll und wie schön es in der Heimat ist. Und übrigens finde ich Verviers viel schöner als EUPEN. EUPEN hat ja wirklich nichts ….. was einen dazu bringen würde mal dahin zu fahren. Oder haben Sie mal gehört ich fahre am Wochenende nach EUPEN? Nein in die Eifel oder

      • Ja, zur Eifel fährt man mal eben einen Nachmittag hin, in Eupen aber möchte man Leben. Ich kenne nicht viele, die aus den nördlichen Gemeinden zum Süden gezogen sind, umgekehrt ist aber schon die Regel. Und wenn ein Eifler aus seiner Heimat zieht, dann ist es doch des Geldes wegen. Einer aus dem Norden, welcher zur Eifel zieht bekommt Gefahrenpräme und Missionierungsbonus, und trozdem will keiner hin.

  14. Ulf Gersonde

    Die belgischen Wallonen dürfen sich Wallonen nennen, die belgischen Flamen dürfen sich Flamen nennen, der belgische Deutsche dagegen hantiert immer mit diesem sperrigem „deutschsprachigem“ rum.
    Ein deutschsprachiges Irgendwas?
    Man kann doch als Bayer gleichzeitig auch Deutscher sein; der Südtiroler ist Tiroler, Deutscher, Österreicher und Italiener gleichermassen.
    Ich empfehle mehr Gelassenheit: den Kulturraum dem man entspringt sollte man jedenfalls nicht verleugnen.
    Oder feiert Ihr keinen rheinischen Karneval?
    Viele Grüße aus Berlin (;-)!

    • Die letzten Belgier

      @Ulf Gersonde: Flamen und Wallonen sind sich nicht sehr grün und relativ separatistisch eingestellt. Wir Deutschsprachige hingegen größtenteils nicht. Wir betrachten uns gerne als die letzten Belgier. Der rheinische Karneval findet übrigens auch in einigen wallonischen Randgemeinden und im holländischen Südlimburg statt. Und dort fühlt sich keiner Deutsch. Im Gegenteil. Viele mögen das nahe Aachen und kaufen auch dort ein. Aber die Nationalität braucht man dafür ja nicht unbedingt zu ändern. Auf der anderen Seite mögen viele Deutsche Belgien, denn sonst würden sie ja nicht massenhaft hier wohnen. Im Grenzgebiet sind wir eben alle eine große Familie.

  15. Ulf Gersonde

    Genau das habe ich ja gemeint:
    man kann doch mehreres gleichzeitig sein: in diesem Fall Belgier und eben auch rheinischer Deutscher … .
    Ihr habt ja auch die gleichen Nachnamen wie auf der anderen Seite (und diesen wunderbaren Dialekt!).
    Dieser ganze Nationalismus ist eben schwachsinnig und baut Grenzen auf, die niemanden helfen.
    Wenn ich Schleswig-Holstein morgen von Deutschland abspalte haben die in 20 Jahren auch irgend ein Bewusstsein und reden von den blöden Deutschen im Süden.
    Ich denke es gibt einen großartigen deutschen Kulturraum (mit dem auch Limburgische ein bisschen etwas zu tun hat) und das ist gut so (;-) 🙋‍♂️!

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