Gesellschaft

Zu wenig Deutschsprachige in Lütticher Notrufzentrale – PDG: „untragbarer Missstand“

Zeichnung: Robert Maaswinkel (Zum Vergrößern Karikatur anklicken)

In einer Resolution, die am Montagabend einstimmig verabschiedet wurde, fordert das Parlament der DG die Föderalregierung auf, Maßnahmen zu ergreifen gegen die notorische Unterbesetzung der Leitstelle der Lütticher 100/112-Notrufzentrale mit deutschsprachigem Personal. In der Vergangenheit ist es wiederholt vorgekommen, dass zum Zeitpunkt eingehender Notrufe aus der DG in der Leitstelle kein Disponent anwesend war, der der deutschen Sprache mächtig ist. Dadurch ging wertvolle Zeit verloren.

Dieser „untragbare Missstand“ müsse langfristig behoben werden, heißt es in der von allen Fraktionen im PDG unterzeichneten Entschließung. In der Plenarsitzung des PDG im Mai hatte der Fraktionsvorsitzende von ProDG, Alfons Velz, von einem Zwischenfall in Mürringen berichtet, der zum Glück – und auch nur durch einen Zufall – glimpflich verlief.

Zunehmend Verunsicherung und Verärgerung

Die Unterbesetzung der Leitstelle der Lütticher Notrufzentrale mit deutschsprachigem Personal rufe in der Bevölkerung der DG „zunehmend Verunsicherung und Verärgerung“ hervor, heißt es in dem vom DG-Parlament verabschiedeten Text. Die immer wieder auftretende zeitliche Verzögerung bei der dringenden Notfallhilfe wegen eines Sprachenproblems stelle „eine flagrante Verletzung der in der belgischen Verfassung verankerten Gleichberechtigung der deutschsprachigen Belgier“ dar.

Die Leitstelle einer Notrufzentrale. Foto: dpa

Die Leitstelle einer Notrufzentrale. Foto: dpa

Von den rund 90 monatlichen Dienstschichten in den Sommermonaten ist regelmäßig eine gewisse Anzahl von Schichten nicht mit einem deutschsprachigen Disponenten besetzt. In manchen Monaten gilt dies sogar für 14 bis 17 Schichten.

Aus diesem Grunde fordert das PDG die Föderalregierung auf, dafür zu sorgen, dass langfristig Notrufe von Deutschsprachigen rund um die Uhr und 7 Tage in der Woche von Disponenten in Empfang genommen werden können, die die deutsche Sprache so gut beherrschen, dass sie in Situationen, die der Anrufer in der Regel unter Stress erlebt, schnell, geistesgegenwärtig und gezielt die richtigen Fragen stellen und wichtige Einsatzentscheidungen treffen können.

Delikater und lebenswichtiger Bereich

Für die Zeit bis zur endgültigen Behebung des Missstands empfiehlt das PDG in seiner Resolution eine Konferenzschaltung mit der rund um die Uhr mit deutschsprachigem Personal besetzten Notrufzentrale der Feuerwehr Eupen. Sollte dies nicht möglich sein, müsse jegliche andere Maßnahme geprüft werden, „damit eine Gewährleistung dieser äußerst wichtigen Dienstleistung in deutscher Sprache nicht durch Rekrutierungsprozeduren und weitere Schulungsfristen verzögert wird“.

Abschließend heißt es, das Parlament sei sich der Bedeutung des Themas für die Sicherheit im Alltag und das Wohlergehen der Bürger in der DG bewusst und davon überzeugt, dass die Föderalregierung alles in ihrer Macht Stehende unternehmen werde, „damit bis zu einer definitiven und nachhaltigen Lösung des Problems kurzfristig eine Übergangslösung in diesem delikaten und lebenswichtigen Bereich herbeigeführt werden kann“. (cre)

 

24 Antworten auf “Zu wenig Deutschsprachige in Lütticher Notrufzentrale – PDG: „untragbarer Missstand“”

  1. Die Initiative des PDG ist zwar löblich, es hätte aber schon viel früher interveniert werden müssen und nicht erst nach einem Zwischenfall im Wohnort von A.Velz.
    Die Probleme bestehen bekanntlich ja schon länger. Wenn es technisch möglich ist, würde ich eine Zusammenarbeit mit der Notrufzentrale der Eupener Feuerwehr begrüssen, “ bis zur endgültigen Behebung des Missstands“, wie im Artikel erwähnt. Da dieser „Miststand“ in Belgien
    ewig dauern kann, wäre es die beste Lösung.

  2. schoonbroodt

    DG ist selbst schuld. Im Schulwesen sind, in den 20 letzten Jahre, immer viel weniger französichsprachende schüle zugelassen worden (dh aus den Neben-Gemeinden so als zb Baelen oder Welkenraedt ) Für Dsprachige Abiturienten (oder andere) weniger Kontakte mit Fschprachige dh wenig umgang mit der Franzöcsichen Sprache. Also nach dem Abitur weg im Ausland (D) Umgekehrt weniger Schüler aus der Französiche Gemeinschaft sprechen Deutsch, die sind ja in Verviers oder .. geblieben also kein Interesse für die Deutsche Sprache. Also auch weniger D-Sprachige aus der Wallonie.. Die Deutsche Gemeinschaft erntet die Früchte einer alten Philosophie im ARE ZB „keine Schüler deren Muttersprache Französich ist. CQFD (Ce Qu’il Fallait Démontrer)

    • Vereidiger

      Was soll das denn heißen?! NICHT normal ist, dass man in der DG seinen Abschluss auf Französisch machen kann. Aber mit Muttersprache Französisch in eine deutschsprachige Schule integriert zu werden, ist nach wie vor möglich. Also: Où est le problème, Herr schoonbroodt?

      • Anonymous

        Ich habe mein Abitur 2004 in der französischsprachigen Abteilung des KAE gemacht und habe während meiner 15-jährigen, durchweg französischsprachigen Schullaufbahn kein Wort Deutsch verlernt. Auch in den 6 darauffolgenden Jahren an der Uni in Lüttich und Neulöwen habe ich nie vergessen, wo ich her komme und was meine Muttersprache ist. Ich habe allerdings wohl gesehen, wie meine wallonischen Mitschüler am KAE sehr gut Deutsch gelernt haben; z.T. besser als die Deutschsprachigen Französisch gelernt haben. Ich bin zwar auch bestimmt kein Freund der Wallonie, aber trotzdem finde ich, dass mit den französischsprachigen Abteilungen ein gut funktionierendes System abgeschafft wurde. Leider.

        • Vereidiger

          Dass Deutschsprachige einen Abschluss auf Französisch anstreben, ist durchaus lobenswert. Dies in einer staatlich geförderten Schule im Gebiet der DG zu beanspruchen, ist ein Anachronismus. Genauso verhielte es sich mit dem Wunsch, auf Gebiet der FG ein Abitur mit Diplom auf Deutsch abschließen zu wollen. Im Umkehrschluss kann die DG keine Abschlüsse auf Französisch für Französischsprachige fördern. Nichts hindert letztere daran, trotzdem Schulen in der DG zu besuchen. Aber das entfernt uns etwas vom Thema des Mangels an deutschsprachigen Telefonisten in Lüttich…

    • Es reicht!

      DIe Pro Dg wird sicher das Problem schnell lösen. Auch werden Sie dafür sorgen dass der Rettungshubschrauber endlich durch Vater Staat finanziert wird. Es kann doch nicht angehen dass der Bürger selber für den Dienst aufkommen müssen. Dieser Zustand ist eines Gesundheitsministers nicht würdig?

  3. gerhards

    Am besten man fährt den Verletzen direkt ins Klinikum der Anlass ist wirklich sehr schlimm und nicht zum lachen. Daher MUSS am anderen Ende der Leitung jemand mit D und F kenntnissen sitzen! Mit sehr guten Kentnissen.

  4. Uwe Ernst

    Da stimmt so wie so was nicht in dieser Zentrale. Vor ca. 5 Wochen wurde die Notrufzentrale angewählt um einen Wagen zu Dorfmitte Schoppen zur Kirche zu schicken. Das ganze geschah in französischer Sprache. Nach 10 Minuten erlitt eine 2. Dame eine Herzattacke, man machte sich keine Gedanken, denn der Notarzt war ja schon vor 10 Minuten verständigt worden. Als nach 20 Minuten noch immer niemand vor Ort war, wurde der 2. Notruf getätigt, mit der Frage wo der Notarzt bleibe. Man fände Schoppen nicht hieß es. 5 Minuten später traf die erste Ambulanz ein, die zweite war innerhalb von 7 Minuten vor Ort. Liegt es wirklich an der Sprache??? oder was ist da in dieser Zentrale los. oder einfach, irren ist menschlich?

    • Zaungucker

      Was?
      Schoppen ist nicht zu finden?
      Dabei hat dieser Weiler es sogar bis in die Wikipedia geschafft. Ist es doch der Heimatort eines bis in die Tiroler Berge bekannten Politikers:

      „Schoppen est un village de Belgique, situé dans les Cantons de l’Est dans la commune d’Amblève.
      Karl-Heinz Lambertz, ministre-président de la Communauté germanophone de Belgique, y est né en 1952.“

  5. Auswanderer

    Schade, dass immer drei Jahre Vergehen müssen ehe endlich der Wahlkampf beginnt und Dinge in Angriff genommen werden. Dann seien wir mal gespannt wie das Thema auch nach 2014 angepackt wird

  6. Dieser “untragbare Missstand” müsse langfristig behoben werden……
    Welcher Missstand?
    Da man UNS (DEUTSCHsprachige Belgier)
    in der Wallonie,sowieso nicht kennt, ist das für unsere „Wallonischen Landsleute“ kein Problem.
    MfG:Ein Fremder (DEUTSCHsprachiger) im eigenen Land.

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