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Neue Studie belegt: Unter der Eifel brodelt es noch

11.06.2020, Rheinland-Pfalz, Wassenach: Der Lacher See, Luftaufnahme mit einer Drohne. Der Eifel-Vulkanismus ist noch aktiv. In dieser Gegend erwarten Forscher noch am ehesten irgendwann einen größeren Ausbruch. Foto: Thomas Frey/dpa

Der Eifel-Vulkanismus ist noch aktiv. Forscher haben gemessen, dass sich die Erde dort hebt und auch von unten nach außen gedrückt wird. Die Gefahr eines baldigen Ausbruchs sehen Experten aber nicht.

In der Eifel hebt sich die Erde. Nur ganz wenig, um einen Millimeter pro Jahr – aber bereits seit längerem. Gleichzeitig bewegt sich die Erdoberfläche horizontal auseinander, als ob etwas von unten nach oben drückt. Das haben US-Wissenschaftler erstmals belegt.

In einer Studie werteten sie Messdaten von Tausenden von GPS-Antennen in Westeuropa über 20 Jahre aus – und stießen so auf neue Beweise für einen noch aktiven Vulkanismus in der Eifelregion.

12.06.2020, Rheinland-Pfalz, Schalkenmehren: Das Schalkenmehrener Maar. Luftaufnahme mit einer Drohne. Forscher haben gemessen, dass sich die Erde dort hebt und auch von unten nach außen gedrückt wird. Foto: Thomas Frey/dpa

„Die Eifel ist die einzige Region in der Studie, in der die Bodenbewegung signifikant größer als erwartet war“, sagt Hauptautor Corné Kreemer von der University of Nevada in Reno. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass aufsteigendes Gesteinsmaterial diese Bewegung des Bodens verursachen könnte.“ Wenn man alle Punkte betrachte, „dann scheint klar zu sein, dass sich unter dem Herzen von Nordwest-Europa etwas zusammenbraut“.

Der letzte Vulkan-Ausbruch in der Eifel liegt knapp 13.000 Jahre zurück. Er hatte laut Forschern eine Wucht wie der philippinische Vulkan Pinatubo, der 1991 fünf Milliarden Kubikmeter Asche und Staub in die Luft katapultierte. Man gehe davon aus, dass sich unter der Eifel Magma in einer Tiefe von rund 50 Kilometern ansammele, schreiben die Wissenschaftler im „Geophysical Journal International“. Das Hebungsgebiet mit dem Zentrum Eifel umfasst auch Luxemburg, Ostbelgien und den Süden der Niederlande.

Keine Gefährdung von Menschen oder Infrastruktur

Dass die Eifel nach wie vor ein aktives vulkanisches System ist, hatten deutsche Forscher erst Anfang 2019 belegt. Sie stellten seit 2013 unter dem Laacher See acht Serien von niederfrequenten Erdbeben in 10 bis 45 Kilometern Tiefe fest. Dies seien Anhaltspunkte dafür, dass magmatische Fluide aus dem oberen Erdmantel in die Erdkruste aufsteigen könnten, schrieben sie damals im „Geophysical Journal Internetional“.

Die Vulkaneifel erstreckt sich vom Rhein bis zur Wittlicher Senke. Sie grenzt im Süden und Südwesten an die Südeifel, im Westen an die luxemburgischen und belgischen Ardennen und im Norden an die Nordeifel mit dem Hohen Venn. Im Osten bildet der Rhein die geografische Grenze. Das Hebungsgebiet mit dem Zentrum Eifel umfasst auch Luxemburg, Ostbelgien und den Süden der Niederlande. Foto: Shutterstock

Die Ergebnisse beider Studien bedeuteten aber nicht, dass ein Vulkanausbruch aktuell bevorstehe, sagt Torsten Dahm vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam, der an der deutschen Studie beteiligt war. Die neue US-Untersuchung sei „eine schöne Bestätigung“ dafür, „dass es in der Eifel Aktivität gibt“. Und zwar von einem anderen Blickwinkel her: „Es ist zum ersten Mal gelungen, aktuelle Hebungen in einem größeren Gebiet zu messen.“

Dahm erklärt: „In der Mitte drückt etwas. Es drückt nach oben und es drückt auch zur Seite weg. So wie man sich das vorstellt, wenn sich von unten etwas nach oben schiebt.“ Das passe zu den Annahmen, „dass es im oberen Mantel eine Aufwärtsbewegung gibt von Mantelgestein nach oben“. Bisher habe man aus Sedimenten an der Oberfläche geschätzt, dass der Boden sich nur um 0,3 oder 0,1 Millimeter pro Jahr hebe. „Die durch aktuelle Messungen bestimmte Rate ist größer.“

„An unseren Einschätzungen der vulkanischen Gefährdung ändern die Untersuchungen aber nichts“, sagt Dahm. Die Wahrscheinlichkeit sei da, dass es in der Eifel wieder einen Maar-Ausbruch oder einen kleinen Schlackenkegel geben könnte. Einen größeren Ausbruch erwarte man irgendwann in der Zukunft „am ehesten wieder in der Osteifel am Laacher See“, schätzt der Geophysiker.

„Wir haben Mikrobeben beobachtet, wie sie auf den Laacher See sozusagen zuwandern. Was eine ziemlich deutliche Beobachtung ist.“ Daher sei es wichtig, „das genauer zu untersuchen“. Die Herausforderung dabei sei, das Magmareservoir „wirklich zu kartieren“. Das sei die Voraussetzung, um besser beurteilen zu können, „wie groß eigentlich die vulkanische Gefährdung ist“.

Die Messungen in der Eifel müssten weiter ausgebaut werden, sagt auch Thomas Dreher vom rheinland-pfälzischen Landesamt für Geologie und Bergbau in Mainz. Der Erdbebendienst sei in diesem Jahr bereits verstärkt worden, das Mess-Set in der Eifel intensiviert. „Aber wir möchten noch empfindlicher werden“, sagt er. „Und wir sind da dran.“ Eine Gefährdung von Menschen oder Infrastruktur sehe er überhaupt nicht. „Auch in den nächsten 1.000 Jahren nicht.“ (dpa)

20 Antworten auf “Neue Studie belegt: Unter der Eifel brodelt es noch”

  1. Horst Emonts-pool

    Wenn man vom amerikanischen Denkmal Richtung Ligneuville fährt sieht man im Wald schonmal Dampf aufsteigen. Auch in der Gegend von Hedomont. Es ist nichts neues daß es noch aktive Vulkane in Eifel und Ardennen gibt. Aber da müssen wieder Wissenschaftler ran, um uns Bang zu machen. Und Millionen zu kassieren. Da sieht man es wieder wo die Steuergelder hinfliessen. Ach noch was. Es muss ja unbedingt wieder aufgebauscht werden. Genau wie gestern das Gewitter. Laut Medien war es schon wieder ein Unwetter. Und Klimawandel wurde auch schon wieder genannt. Früher sagte man dazu, Sommergewitter. Vor mehr als 50 Jahren schimpfte mein Vater immer wegen dieser Gewitter. Immer wenn die Bohnen schön gewachsen sind, kommt Hagel. Seine ganze Arbeit umsonst.

  2. Mithörer

    Pünktlich im richtigen Moment eine passende Studie.
    Ist man gegen etwas ohne sich mit dem Kernproblem, nämlich mit dem Wohin mit dem vons produzierten Atommüll überhaupt nur ernsthaft zu beschäftigen, zieht man plötzlich eine Studie aus dem Ärmel. All diejenigen, die jahrzehntelang vom auch so bequemen Atomstrom profitiert haben, verschliessen jetzt die Augen vor dem von ihnen mitverschuldeteten Problem.

  3. Bei dem Ausbruch vor 13.000 Jahren bildete sich eine teilweise bis zu 70 m mächtige Bimsschicht. Bims ist mit Gasen durchsetzt, praktisch ein natürlicher Gasbaustein und wird zu Bimshohlblöcken verarbeitet. Mein Haus ist daraus gebaut. So kommt es dass auch viele Ostbelgier ihr Zuhause dem Eifelvulkan verdanken. Hat eben immer alles zwei Seiten im Leben….

  4. Papa Razzi

    Diese Meldung unterstreicht zum wiederholten male die „Vielseitigkeit“ unseres Ostbelgischen Angebots in Medien und Politik! Wenn der Boden sich nur um klitzekleine 1 mm hebt, dann stürzen sich alle Ostbelgische Medien darauf wie die Geier aufs Aas. Ist ja fast der Vergleich, wenn die Eupener Regierenden ihre PK unterm Gebälk des Regierungspalastes abhält, dann sieht man wohlweisslich auf den Fotos nur die Einladenden, zumeist zu Viert, u a Kollegen, Pressesprecher usw. Die anwesenden Journalisten sieht man nie!? Ob da der Saal, vielmehr die erste Stuhlreihen nur annähernd mit 2-4 Leuten besetzt mag sein, oder sitzt da etwa nur Ein Einziger (der alle anderen vertritt?), kein Mensch erfährt das!? Hauptsache der Vormittag war spannend! Es gab Spa Königin, mit Sprudel(so wie in Maria „Lach“ und platt, sowie Café Liègeois plus Annexen. Und Tags darauf ist schon die Erste Seite voll. Wo bleibt dabei die Logik vom ganzen!? Jeder kann sich seinen Reim davon machen. Wie schreibt @Eifeler hier oben: Alte Studien belegen diese neue Studie…..
    Das Nachsehen hat mal wieder der Abonnent, der Konsument und der Steuerzahler.

  5. Die Region ist geradezu prädestiniert für ein Atommüll-Endlager. Erdbebenzone, Vulkanismus, keine Verkehrswege um mehrere Zehntausend Kubikmeter Aushub, Baustoffe oder Müll zu transportieren, Schutzgebiete aller Art. Darüber hinaus ist es möglichst weit von den Flamen weg. Die Flamen haben schon Recht!

      • Ist dieses Kriterium für Sie ausschlaggebend? Dann gehen Sie also auch davon aus, dass es doch nicht so ungefährlich ist wie es dargestellt wird? Und Sie unterstützen es, dass die reichen Regionen ihren Müll dahin fahren wo sie selber nicht von den Folgen betroffen sind? Die Flamen sind so ein bisschen wie die Bayern: Flandern bleibt sauber und schöpft sich den Schmand von der Milch. Unser Gebiet mag dünn besiedelt sein, aber die intakte Natur ist der einzige Wirtschaftsfaktor den wir hier haben – und wir leben mit den Folgen. Wir mussten Jahrzehntelang den Betrieb der AKW tolerieren, damit die Flämische Industrie billigen Strom bekommt. Dann soll Flandern jetzt auch die Folgen ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten übernehmen.

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