Leserbrief

Gino Cremer – Über Konsequenz und Gerechtigkeit in kirchlichen Gemäuern

Michelle Martin wird nun also unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Das Land tobt, die Massen werden mobilisiert. Belgien steht Kopf. Juristisch betrachtet wurde geltendes Recht umgesetzt, und auch die Politik kann nur aus den aktuellen Ereignissen die Konsequenzen ziehen und die Gesetzeslage umgestalten. De facto und de jure ist an der aktuellen Situation nichts zu drehen.

Doch ist der Schritt, Michelle Martin in einem Kloster Obhut zu gewähren, tatsächlich seitens der katholischen Kirche wohl durchdacht? Ist  das angesichts der in Bezug auf Pädophilie teilweise skandalösen kirchlichen Vergangenheit und Gegenwart wirklich klug? Ist der Zeitpunkt angemessen?

Die Institution Kirche hat in der Vergangenheit einfach zu viel Unfug in Eigenregie geduldet und sogar teilweise gefördert. Natürlich ist Vergebung ein Grundpfeiler des christlichen Glaubens, und das ist auch gut so!

Und eben hier gilt es klar zu unterscheiden zwischen „Glaube“ und „Kirche“. Ich respektiere jeden, der in welcher Form auch immer an irgendetwas glaubt. Aber ich respektiere nicht, wenn mit zweierlei Maß gemessen wird, und daher fordere ich „Gerechtigkeit für alle“ im christlichen Sinne auch innerhalb der kirchlichen Gemäuer. Natürlich könnte man argumentieren, die Kirche handele nur konsequent, wenn sie eine Lanze für jeden bricht. Doch tut sie das wirklich?

Stichwort Konsequenz: Dann sollte im Klerus in allen Belangen Konsequenz herrschen und alle Menschen sollten das Feld räumen, die die Institution Kirche nur missbrauchen, um anderen Schaden zuzufügen. Dann muss die Kirche mit gutem Beispiel vorangehen und in allen Bereichen „ausmisten“. Tabula rasa. Frühjahrsputz. Es ist nicht nachvollziehbar, dass auf der einen Seite „Gerechtigkeit für alle“ ausgerufen wird und auf der anderen Seite die Kirche intern ihre eigenen Gesetze erfinden darf. Was ist daran konsequent? Was ist daran gerecht?

2 Antworten auf “Gino Cremer – Über Konsequenz und Gerechtigkeit in kirchlichen Gemäuern”

  1. Oliver Deckers

    Die Konsequenzen… genau die sind der springende Punkt der ganzen Geschichte:

    Michelle Martin selber ist zwar jetzt offiziell frei, aber sind wir mal ehrlich… es ist ja jetzt nicht so alsob sie einfach ein Leben in Freiheit anfangen würde… ich sehe das als neues Umfeld, aber eingesperrt ist sie immer noch, inklusive Security vor der Tür

    A propos Security: 120.000 Euro im Monat – in Kommentaren zu einem anderen Beitrag als Peanuts bezeichnet im Vergleich zu den Ausgaben des Königshauses oder den Staatsschulden – trotzdem viel Geld, daran hat auch keiner gedacht, außer vielleicht die Franzosen, die abgelehnt hatten Michelle Martin aufzunehmen. Die Provinz Namur darf sich bedanken… ohne dass sie ein Wort mitzureden hatten dürfen sie das jetzt ausbaden. Wenn die erreichen dass das Kloster einen Teil der Kosten mittragen muss werden die Schwestern auch fluchen… hätte man vielleicht mal besser ein wenig weiter gedacht

    Ich finde diese Freilassung sicherlich nicht toll, aber rechtlich war sie nunmal (leider) korrekt. Letztendlich denke ich aber dass – falls das Kloster einen Teil der Kosten tragen muss – sich fast alle Beteiligten ein Eigentor geschossen haben und das ist irgendwo auch eine Strafe für ihr unüberlegtes Handeln… oder sogar Gerechtigkeit?

  2. Meyer F.

    Warum soll das Kloster nur einen Teil der Kosten tragen, die durch ihren „Gast“ entstehen?
    Jede private Firma muss für die Sicherheit ihres Betriebes selbst aufkommen….ob das nun die Sicherung wertvoller Güter ist oder nur gefährlicher Abfall.
    Zur Zeit muss der Inhalt des Klosters vor der Öffendlichkeit geschützt werden aber in einiger Zeit wird die Öfentlichkeit vor der Insassin geschützt werden müssen ….die Katze läßt das Mausen nicht…

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